Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

katholischen Mädchen anzusehen, welche bey der
Andacht [ - 1 Zeichen fehlt]innehmender werden sollen. Ueberhaupt
hat jene Gegend auffallend schöne Mädchen, schö-
nere wirklich als Sachsen. Die Pfalz, besonders
am Gebürge, Schwaben und der Breisgau zeigen
Gesichter, wie man sie in Sachsen selten antrifft.
Ich Mädchen bin aus Schwaben,
Schwarzbraun ist mein Gesicht --

dieß hat gewiß jemand geschrieben, der wohl nie ein
hübsches Schwabenmädchen gesehen hat. Die Schö-
nen in Schwaben haben gewiß keine schwarzbraune
Gesichter. Man frage nur unsre Herren Offiziere
und Soldaten. -- Dort oben am Gebürge hat-
ten die Anbeter des Schönen noch den Vortheil,
daß die Emigranten dahin nicht so wie an andre
Orte gekommen waren; folglich waren die Mäd-
chen noch unverdorben, und unsre Leute riskirten
doch nicht, von ihnen gleich ins Lazareth zu wan-
dern, wie dieses der Fall gar oft an andern Orten
gewesen ist. Sonst sind die Mädchen dort herum,
wie überhaupt in allen Weinländern, jovialisch,
interessant, nehmen nichts übel, hassen alle Cere-
monien, und sind durchaus keine Freundinnen von
den Männern. Sie haben im lezten Stücke große
Vorzüge vor den Mädchen in Sachsen, und ver-
dienen die Achtung, und die Liebe der Männer in
weit höherm Grade, als diese. Ein sächsisches

katholiſchen Maͤdchen anzuſehen, welche bey der
Andacht [ – 1 Zeichen fehlt]innehmender werden ſollen. Ueberhaupt
hat jene Gegend auffallend ſchoͤne Maͤdchen, ſchoͤ-
nere wirklich als Sachſen. Die Pfalz, beſonders
am Gebuͤrge, Schwaben und der Breisgau zeigen
Geſichter, wie man ſie in Sachſen ſelten antrifft.
Ich Maͤdchen bin aus Schwaben,
Schwarzbraun iſt mein Geſicht —

dieß hat gewiß jemand geſchrieben, der wohl nie ein
huͤbſches Schwabenmaͤdchen geſehen hat. Die Schoͤ-
nen in Schwaben haben gewiß keine ſchwarzbraune
Geſichter. Man frage nur unſre Herren Offiziere
und Soldaten. — Dort oben am Gebuͤrge hat-
ten die Anbeter des Schoͤnen noch den Vortheil,
daß die Emigranten dahin nicht ſo wie an andre
Orte gekommen waren; folglich waren die Maͤd-
chen noch unverdorben, und unſre Leute riskirten
doch nicht, von ihnen gleich ins Lazareth zu wan-
dern, wie dieſes der Fall gar oft an andern Orten
geweſen iſt. Sonſt ſind die Maͤdchen dort herum,
wie uͤberhaupt in allen Weinlaͤndern, jovialiſch,
intereſſant, nehmen nichts uͤbel, haſſen alle Cere-
monien, und ſind durchaus keine Freundinnen von
den Maͤnnern. Sie haben im lezten Stuͤcke große
Vorzuͤge vor den Maͤdchen in Sachſen, und ver-
dienen die Achtung, und die Liebe der Maͤnner in
weit hoͤherm Grade, als dieſe. Ein ſaͤchſiſches

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0451" n="439"/>
katholi&#x017F;chen Ma&#x0364;dchen anzu&#x017F;ehen, welche bey der<lb/>
Andacht <gap unit="chars" quantity="1"/>innehmender werden &#x017F;ollen. Ueberhaupt<lb/>
hat jene Gegend auffallend &#x017F;cho&#x0364;ne Ma&#x0364;dchen, &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nere wirklich als Sach&#x017F;en. Die Pfalz, be&#x017F;onders<lb/>
am Gebu&#x0364;rge, Schwaben und der Breisgau zeigen<lb/>
Ge&#x017F;ichter, wie man &#x017F;ie in Sach&#x017F;en &#x017F;elten antrifft.<lb/><hi rendition="#et">Ich Ma&#x0364;dchen bin aus Schwaben,<lb/>
Schwarzbraun i&#x017F;t mein Ge&#x017F;icht &#x2014;</hi><lb/>
dieß hat gewiß jemand ge&#x017F;chrieben, der wohl nie ein<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;ches Schwabenma&#x0364;dchen ge&#x017F;ehen hat. Die Scho&#x0364;-<lb/>
nen in Schwaben haben gewiß keine &#x017F;chwarzbraune<lb/>
Ge&#x017F;ichter. Man frage nur un&#x017F;re Herren Offiziere<lb/>
und Soldaten. &#x2014; Dort oben am Gebu&#x0364;rge hat-<lb/>
ten die Anbeter des Scho&#x0364;nen noch den Vortheil,<lb/>
daß die Emigranten dahin nicht &#x017F;o wie an andre<lb/>
Orte gekommen waren; folglich waren die Ma&#x0364;d-<lb/>
chen noch unverdorben, und un&#x017F;re Leute riskirten<lb/>
doch nicht, von ihnen gleich ins Lazareth zu wan-<lb/>
dern, wie die&#x017F;es der Fall gar oft an andern Orten<lb/>
gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Son&#x017F;t &#x017F;ind die Ma&#x0364;dchen dort herum,<lb/>
wie u&#x0364;berhaupt in allen Weinla&#x0364;ndern, joviali&#x017F;ch,<lb/>
intere&#x017F;&#x017F;ant, nehmen nichts u&#x0364;bel, ha&#x017F;&#x017F;en alle Cere-<lb/>
monien, und &#x017F;ind durchaus keine Freundinnen von<lb/>
den Ma&#x0364;nnern. Sie haben im lezten Stu&#x0364;cke große<lb/>
Vorzu&#x0364;ge vor den Ma&#x0364;dchen in Sach&#x017F;en, und ver-<lb/>
dienen die Achtung, und die Liebe der Ma&#x0364;nner in<lb/>
weit ho&#x0364;herm Grade, als die&#x017F;e. Ein &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ches<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0451] katholiſchen Maͤdchen anzuſehen, welche bey der Andacht _innehmender werden ſollen. Ueberhaupt hat jene Gegend auffallend ſchoͤne Maͤdchen, ſchoͤ- nere wirklich als Sachſen. Die Pfalz, beſonders am Gebuͤrge, Schwaben und der Breisgau zeigen Geſichter, wie man ſie in Sachſen ſelten antrifft. Ich Maͤdchen bin aus Schwaben, Schwarzbraun iſt mein Geſicht — dieß hat gewiß jemand geſchrieben, der wohl nie ein huͤbſches Schwabenmaͤdchen geſehen hat. Die Schoͤ- nen in Schwaben haben gewiß keine ſchwarzbraune Geſichter. Man frage nur unſre Herren Offiziere und Soldaten. — Dort oben am Gebuͤrge hat- ten die Anbeter des Schoͤnen noch den Vortheil, daß die Emigranten dahin nicht ſo wie an andre Orte gekommen waren; folglich waren die Maͤd- chen noch unverdorben, und unſre Leute riskirten doch nicht, von ihnen gleich ins Lazareth zu wan- dern, wie dieſes der Fall gar oft an andern Orten geweſen iſt. Sonſt ſind die Maͤdchen dort herum, wie uͤberhaupt in allen Weinlaͤndern, jovialiſch, intereſſant, nehmen nichts uͤbel, haſſen alle Cere- monien, und ſind durchaus keine Freundinnen von den Maͤnnern. Sie haben im lezten Stuͤcke große Vorzuͤge vor den Maͤdchen in Sachſen, und ver- dienen die Achtung, und die Liebe der Maͤnner in weit hoͤherm Grade, als dieſe. Ein ſaͤchſiſches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/451
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/451>, abgerufen am 05.05.2024.