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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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als Patriot im ächten Wortverstand thut er sie gern.
Erlaubte Dinge dürfen ihm übrigens nicht verbo-
ten, und unerlaubte nicht gestattet werden: und
damit ist's alle.

Die Strenge der preußischen Disciplin, vor-
züglich in Wesel, muß den Franzosen überhaupt
scheuslich genug beschrieben seyn: denn hier fragten
sie mich fleißig, wie viel Hiebe der preußische Sol-
dat täglich bekomme? Ob denn ihr Kommißbrod in
der That über allen Glauben schlecht sey? u. s. w.
-- Ich mußte die ganze Nacht herhalten und plau-
dern; aber ich that das gern, indem schon hier mir
manches Vorurtheil verschwand, welches ich in
Absicht der Franzosen noch hatte.

Früh sagte mir der Hauptmann seinen Namen,
bath mich, ihn zu besuchen, wenn er abgelößt seyn
würde, und darauf ließ er mich durch einen Vo-
lontär, aber ohne Gewehr, zum General Laubadere,
dem Volksrepräsentanten Dentzel und dem Kriegs-
kommissarius, dessen Namen ich vergessen bin, ab-
führen. Wie ich diese Leute gefunden, wie meine
Mission abgelaufen, in welche Gefahren und Ge-
genden sie mich getrieben, kurz, wie es mir 18
Monate hindurch in Frankreich ergangen; was ich
da gehört und gesehen; wie die Nation sich ver-
ändert und von neuem organisirt habe im Bürger-
lichen, Militärischen, Wissenschaftlichen, Oeko-
nomischen, Merkantilischen und Moralischen; --
wie und wodurch ich aus Frankreich befreyet, was
für Schicksale mich auf meiner Reise nach Deutsch-
land, und bey den Schwäbischen Kraistruppen be-

als Patriot im aͤchten Wortverſtand thut er ſie gern.
Erlaubte Dinge duͤrfen ihm uͤbrigens nicht verbo-
ten, und unerlaubte nicht geſtattet werden: und
damit iſt's alle.

Die Strenge der preußiſchen Diſciplin, vor-
zuͤglich in Weſel, muß den Franzoſen uͤberhaupt
ſcheuslich genug beſchrieben ſeyn: denn hier fragten
ſie mich fleißig, wie viel Hiebe der preußiſche Sol-
dat taͤglich bekomme? Ob denn ihr Kommißbrod in
der That uͤber allen Glauben ſchlecht ſey? u. ſ. w.
— Ich mußte die ganze Nacht herhalten und plau-
dern; aber ich that das gern, indem ſchon hier mir
manches Vorurtheil verſchwand, welches ich in
Abſicht der Franzoſen noch hatte.

Fruͤh ſagte mir der Hauptmann ſeinen Namen,
bath mich, ihn zu beſuchen, wenn er abgeloͤßt ſeyn
wuͤrde, und darauf ließ er mich durch einen Vo-
lontaͤr, aber ohne Gewehr, zum General Laubadere,
dem Volksrepraͤſentanten Dentzel und dem Kriegs-
kommiſſarius, deſſen Namen ich vergeſſen bin, ab-
fuͤhren. Wie ich dieſe Leute gefunden, wie meine
Miſſion abgelaufen, in welche Gefahren und Ge-
genden ſie mich getrieben, kurz, wie es mir 18
Monate hindurch in Frankreich ergangen; was ich
da gehoͤrt und geſehen; wie die Nation ſich ver-
aͤndert und von neuem organiſirt habe im Buͤrger-
lichen, Militaͤriſchen, Wiſſenſchaftlichen, Oeko-
nomiſchen, Merkantiliſchen und Moraliſchen; —
wie und wodurch ich aus Frankreich befreyet, was
fuͤr Schickſale mich auf meiner Reiſe nach Deutſch-
land, und bey den Schwaͤbiſchen Kraistruppen be-

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[527/0539] als Patriot im aͤchten Wortverſtand thut er ſie gern. Erlaubte Dinge duͤrfen ihm uͤbrigens nicht verbo- ten, und unerlaubte nicht geſtattet werden: und damit iſt's alle. Die Strenge der preußiſchen Diſciplin, vor- zuͤglich in Weſel, muß den Franzoſen uͤberhaupt ſcheuslich genug beſchrieben ſeyn: denn hier fragten ſie mich fleißig, wie viel Hiebe der preußiſche Sol- dat taͤglich bekomme? Ob denn ihr Kommißbrod in der That uͤber allen Glauben ſchlecht ſey? u. ſ. w. — Ich mußte die ganze Nacht herhalten und plau- dern; aber ich that das gern, indem ſchon hier mir manches Vorurtheil verſchwand, welches ich in Abſicht der Franzoſen noch hatte. Fruͤh ſagte mir der Hauptmann ſeinen Namen, bath mich, ihn zu beſuchen, wenn er abgeloͤßt ſeyn wuͤrde, und darauf ließ er mich durch einen Vo- lontaͤr, aber ohne Gewehr, zum General Laubadere, dem Volksrepraͤſentanten Dentzel und dem Kriegs- kommiſſarius, deſſen Namen ich vergeſſen bin, ab- fuͤhren. Wie ich dieſe Leute gefunden, wie meine Miſſion abgelaufen, in welche Gefahren und Ge- genden ſie mich getrieben, kurz, wie es mir 18 Monate hindurch in Frankreich ergangen; was ich da gehoͤrt und geſehen; wie die Nation ſich ver- aͤndert und von neuem organiſirt habe im Buͤrger- lichen, Militaͤriſchen, Wiſſenſchaftlichen, Oeko- nomiſchen, Merkantiliſchen und Moraliſchen; — wie und wodurch ich aus Frankreich befreyet, was fuͤr Schickſale mich auf meiner Reiſe nach Deutſch- land, und bey den Schwaͤbiſchen Kraistruppen be-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/539>, abgerufen am 27.04.2024.