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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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gehen konnte, mögte alsdann auch meinen Antheil
an seinem Kirchenraub bekannt machen.

Nicht lange nach meiner Zuhausekunft verrieth
sich der Pfarrer dennoch, indem er abermals Sil-
ber aus der Kirche verkaufen wollte. Man fand
noch obendrein eine Patene von Gold in seiner
Wohnung. Jezt war es offenbar, daß er die Kir-
che bestohlen hatte, welches er denn auch gestand,
dabey aber, ohne daß es nöthig gewesen wäre,
auf mich als Mitschuldigen bekannte. Ich wurde
hierauf eingezogen, man konnte aber weiter nichts
auf mich bringen, als daß ich in Metz das mir
vom Pfarrer eingehändigte Metall an Juden ver-
kauft hatte. Ich gab aber auch den Pfarrer jezt
als Giftmischer an, und foderte, daß man die
Sache untersuchen sollte. Es geschah zwar, aber
wenn das eigne Geständniß des Geistlichen die
Sache nicht klar gemacht hätte, so hätte man doch
keine völlige Gewißheit haben können: aber so ge-
stand er, daß er aus Rachsucht mich habe vergif-
ten wollen.

Ihm wurde der Kopf abgeschlagen, und ich
sitze nun auf zwey Jahre im Arrest, weil ich an ei-
nem Betruge an der Nation Theil genommen
habe." --



gehen konnte, moͤgte alsdann auch meinen Antheil
an ſeinem Kirchenraub bekannt machen.

Nicht lange nach meiner Zuhauſekunft verrieth
ſich der Pfarrer dennoch, indem er abermals Sil-
ber aus der Kirche verkaufen wollte. Man fand
noch obendrein eine Patene von Gold in ſeiner
Wohnung. Jezt war es offenbar, daß er die Kir-
che beſtohlen hatte, welches er denn auch geſtand,
dabey aber, ohne daß es noͤthig geweſen waͤre,
auf mich als Mitſchuldigen bekannte. Ich wurde
hierauf eingezogen, man konnte aber weiter nichts
auf mich bringen, als daß ich in Metz das mir
vom Pfarrer eingehaͤndigte Metall an Juden ver-
kauft hatte. Ich gab aber auch den Pfarrer jezt
als Giftmiſcher an, und foderte, daß man die
Sache unterſuchen ſollte. Es geſchah zwar, aber
wenn das eigne Geſtaͤndniß des Geiſtlichen die
Sache nicht klar gemacht haͤtte, ſo haͤtte man doch
keine voͤllige Gewißheit haben koͤnnen: aber ſo ge-
ſtand er, daß er aus Rachſucht mich habe vergif-
ten wollen.

Ihm wurde der Kopf abgeſchlagen, und ich
ſitze nun auf zwey Jahre im Arreſt, weil ich an ei-
nem Betruge an der Nation Theil genommen
habe.“ —



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[12/0016] gehen konnte, moͤgte alsdann auch meinen Antheil an ſeinem Kirchenraub bekannt machen. Nicht lange nach meiner Zuhauſekunft verrieth ſich der Pfarrer dennoch, indem er abermals Sil- ber aus der Kirche verkaufen wollte. Man fand noch obendrein eine Patene von Gold in ſeiner Wohnung. Jezt war es offenbar, daß er die Kir- che beſtohlen hatte, welches er denn auch geſtand, dabey aber, ohne daß es noͤthig geweſen waͤre, auf mich als Mitſchuldigen bekannte. Ich wurde hierauf eingezogen, man konnte aber weiter nichts auf mich bringen, als daß ich in Metz das mir vom Pfarrer eingehaͤndigte Metall an Juden ver- kauft hatte. Ich gab aber auch den Pfarrer jezt als Giftmiſcher an, und foderte, daß man die Sache unterſuchen ſollte. Es geſchah zwar, aber wenn das eigne Geſtaͤndniß des Geiſtlichen die Sache nicht klar gemacht haͤtte, ſo haͤtte man doch keine voͤllige Gewißheit haben koͤnnen: aber ſo ge- ſtand er, daß er aus Rachſucht mich habe vergif- ten wollen. Ihm wurde der Kopf abgeſchlagen, und ich ſitze nun auf zwey Jahre im Arreſt, weil ich an ei- nem Betruge an der Nation Theil genommen habe.“ —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/16>, abgerufen am 28.04.2024.