Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

dert Livres an baarem Gelde hätte u. dgl. Maar
schlug dem Unbefangnen vor, in einem Dorfe ein-
zusprechen, und hielt ihn bey Wein auf bis gegen
die Nacht. Es war finster, als sie gingen, und
eine Stunde von Auxonne im Walde, ermordete
Maar seinen Gefährten, nahm dessen Geld, Paß
und Uniform, und ging nun, als Volontär, bis
Befort, wo man ihn aber in Verdacht zog und an-
hielt. Er ist bald hernach, im Sommer 1794, zu
Auxonne erschossen worden. -- Verbrechen dieser
Art waren bey den fremden Ausreißern in Frank-
reich sehr gemein, und ich könnte deren mehrere an-
führen, wenn ich nicht befürchten müßte, meine
Leser zu ermüden. *)

Selbst in den Spitälern führten sich diese Bur-
sche auf, wie die Bestien. Sie schlugen sich,
besoffen sich, machten Lärmen, wie trunkene
Bauern, so daß man immer einige nach der Wache
schleppen mußte. Ce sont des matins incorrigibles,

*) Daß ich von den ausländischen Deserteurs in Frankreich schon
einiges habe, weiß ich, aber ich weiß auch, daß eben diese
Leute, nebst den Emigrirten, die Hauptschuld auf sich haben,
daß die Ansicht von Frankreich den Ausländern getrübt bleibt,
und daß eben dadurch der Nationalhaß noch immer Nahrung
zieht, und eine friedfertige Annäherung hindert. Ich halte
es daher für Pflicht, diese Landglocken von jeder Seite kennt-
lich zu machen, damit man selbst bestimmen könne, wieviel
Glauben sie verdienen.

dert Livres an baarem Gelde haͤtte u. dgl. Maar
ſchlug dem Unbefangnen vor, in einem Dorfe ein-
zuſprechen, und hielt ihn bey Wein auf bis gegen
die Nacht. Es war finſter, als ſie gingen, und
eine Stunde von Auxonne im Walde, ermordete
Maar ſeinen Gefaͤhrten, nahm deſſen Geld, Paß
und Uniform, und ging nun, als Volontaͤr, bis
Befort, wo man ihn aber in Verdacht zog und an-
hielt. Er iſt bald hernach, im Sommer 1794, zu
Auxonne erſchoſſen worden. — Verbrechen dieſer
Art waren bey den fremden Ausreißern in Frank-
reich ſehr gemein, und ich koͤnnte deren mehrere an-
fuͤhren, wenn ich nicht befuͤrchten muͤßte, meine
Leſer zu ermuͤden. *)

Selbſt in den Spitaͤlern fuͤhrten ſich dieſe Bur-
ſche auf, wie die Beſtien. Sie ſchlugen ſich,
beſoffen ſich, machten Laͤrmen, wie trunkene
Bauern, ſo daß man immer einige nach der Wache
ſchleppen mußte. Ce ſont des mâtins incorrigibles,

*) Daß ich von den ausländiſchen Deſerteurs in Frankreich ſchon
einiges habe, weiß ich, aber ich weiß auch, daß eben dieſe
Leute, nebſt den Emigrirten, die Hauptſchuld auf ſich haben,
daß die Anſicht von Frankreich den Ausländern getrübt bleibt,
und daß eben dadurch der Nationalhaß noch immer Nahrung
zieht, und eine friedfertige Annäherung hindert. Ich halte
es daher für Pflicht, dieſe Landglocken von jeder Seite kennt-
lich zu machen, damit man ſelbſt beſtimmen koͤnne, wieviel
Glauben ſie verdienen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="74"/>
dert Livres an baarem Gelde ha&#x0364;tte u. dgl. <hi rendition="#g">Maar</hi><lb/>
&#x017F;chlug dem Unbefangnen vor, in einem Dorfe ein-<lb/>
zu&#x017F;prechen, und hielt ihn bey Wein auf bis gegen<lb/>
die Nacht. Es war fin&#x017F;ter, als &#x017F;ie gingen, und<lb/>
eine Stunde von Auxonne im Walde, ermordete<lb/>
Maar &#x017F;einen Gefa&#x0364;hrten, nahm de&#x017F;&#x017F;en Geld, Paß<lb/>
und Uniform, und ging nun, als Volonta&#x0364;r, bis<lb/>
Befort, wo man ihn aber in Verdacht zog und an-<lb/>
hielt. Er i&#x017F;t bald hernach, im Sommer 1794, zu<lb/>
Auxonne er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en worden. &#x2014; Verbrechen die&#x017F;er<lb/>
Art waren bey den fremden Ausreißern in Frank-<lb/>
reich &#x017F;ehr gemein, und ich ko&#x0364;nnte deren mehrere an-<lb/>
fu&#x0364;hren, wenn ich nicht befu&#x0364;rchten mu&#x0364;ßte, meine<lb/>
Le&#x017F;er zu ermu&#x0364;den. <note place="foot" n="*)">Daß ich von den ausländi&#x017F;chen De&#x017F;erteurs in Frankreich &#x017F;chon<lb/>
einiges habe, weiß ich, aber ich weiß auch, daß eben die&#x017F;e<lb/>
Leute, neb&#x017F;t den Emigrirten, die Haupt&#x017F;chuld auf &#x017F;ich haben,<lb/>
daß die An&#x017F;icht von Frankreich den Ausländern getrübt bleibt,<lb/>
und daß eben dadurch der Nationalhaß noch immer Nahrung<lb/>
zieht, und eine friedfertige Annäherung hindert. Ich halte<lb/>
es daher für Pflicht, die&#x017F;e Landglocken von jeder Seite kennt-<lb/>
lich zu machen, damit man &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;timmen ko&#x0364;nne, wieviel<lb/>
Glauben &#x017F;ie verdienen.</note></p><lb/>
        <p>Selb&#x017F;t in den Spita&#x0364;lern fu&#x0364;hrten &#x017F;ich die&#x017F;e Bur-<lb/>
&#x017F;che auf, wie die Be&#x017F;tien. Sie &#x017F;chlugen &#x017F;ich,<lb/>
be&#x017F;offen &#x017F;ich, machten La&#x0364;rmen, wie trunkene<lb/>
Bauern, &#x017F;o daß man immer einige nach der Wache<lb/>
&#x017F;chleppen mußte. <hi rendition="#aq">Ce &#x017F;ont des mâtins incorrigibles,</hi><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0078] dert Livres an baarem Gelde haͤtte u. dgl. Maar ſchlug dem Unbefangnen vor, in einem Dorfe ein- zuſprechen, und hielt ihn bey Wein auf bis gegen die Nacht. Es war finſter, als ſie gingen, und eine Stunde von Auxonne im Walde, ermordete Maar ſeinen Gefaͤhrten, nahm deſſen Geld, Paß und Uniform, und ging nun, als Volontaͤr, bis Befort, wo man ihn aber in Verdacht zog und an- hielt. Er iſt bald hernach, im Sommer 1794, zu Auxonne erſchoſſen worden. — Verbrechen dieſer Art waren bey den fremden Ausreißern in Frank- reich ſehr gemein, und ich koͤnnte deren mehrere an- fuͤhren, wenn ich nicht befuͤrchten muͤßte, meine Leſer zu ermuͤden. *) Selbſt in den Spitaͤlern fuͤhrten ſich dieſe Bur- ſche auf, wie die Beſtien. Sie ſchlugen ſich, beſoffen ſich, machten Laͤrmen, wie trunkene Bauern, ſo daß man immer einige nach der Wache ſchleppen mußte. Ce ſont des mâtins incorrigibles, *) Daß ich von den ausländiſchen Deſerteurs in Frankreich ſchon einiges habe, weiß ich, aber ich weiß auch, daß eben dieſe Leute, nebſt den Emigrirten, die Hauptſchuld auf ſich haben, daß die Anſicht von Frankreich den Ausländern getrübt bleibt, und daß eben dadurch der Nationalhaß noch immer Nahrung zieht, und eine friedfertige Annäherung hindert. Ich halte es daher für Pflicht, dieſe Landglocken von jeder Seite kennt- lich zu machen, damit man ſelbſt beſtimmen koͤnne, wieviel Glauben ſie verdienen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/78
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/78>, abgerufen am 13.05.2024.