doch immer -- Mode wären; auch in Professoren- Häusern wird der Student so gut geprellt, wie in dem Hause des ärmsten Bürgers, und in vorneh- men Quartieren wohl noch am ärgsten.
Eilftes Kapitel.
Fortsetzung der Geschichte meiner eignen Lage.
Im Sommer 1798 wurde es mir in meinem Quar- tier bey dem Schneider Baum unerträglich: denn meine Frau zankte sich oft mit demselben, und ich such- te mir ein ander Quartier. Ich hätte recht gute finden können, aber meine Frau wählte ein Suterrän, worin zwey ziemlich artige Stuben waren: alles war recht gut, wenn nicht die Fenster a rez de chaussee oder dem Pflaster gleich gewesen, und also jedem Neu- gierigen zur Beschauung all unsers Thun und Lassens frey gestanden hätten. Der Winter war sehr strenge, und doch empfand ich in meinem Su- terrän wenig von der Strenge desselben: ich hatte aber auch gutes Feuerwerk.
Um diese Zeit fing ich auch an, mich auf die Rechtswissenschaft zu legen, wozu mir ein Ver-
doch immer — Mode waͤren; auch in Profeſſoren- Haͤuſern wird der Student ſo gut geprellt, wie in dem Hauſe des aͤrmſten Buͤrgers, und in vorneh- men Quartieren wohl noch am aͤrgſten.
Eilftes Kapitel.
Fortſetzung der Geſchichte meiner eignen Lage.
Im Sommer 1798 wurde es mir in meinem Quar- tier bey dem Schneider Baum unertraͤglich: denn meine Frau zankte ſich oft mit demſelben, und ich ſuch- te mir ein ander Quartier. Ich haͤtte recht gute finden koͤnnen, aber meine Frau waͤhlte ein Suterraͤn, worin zwey ziemlich artige Stuben waren: alles war recht gut, wenn nicht die Fenſter à rez de chauſſée oder dem Pflaſter gleich geweſen, und alſo jedem Neu- gierigen zur Beſchauung all unſers Thun und Laſſens frey geſtanden haͤtten. Der Winter war ſehr ſtrenge, und doch empfand ich in meinem Su- terraͤn wenig von der Strenge deſſelben: ich hatte aber auch gutes Feuerwerk.
Um dieſe Zeit fing ich auch an, mich auf die Rechtswiſſenſchaft zu legen, wozu mir ein Ver-
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doch immer — Mode waͤren; auch in Profeſſoren-
Haͤuſern wird der Student ſo gut geprellt, wie in
dem Hauſe des aͤrmſten Buͤrgers, und in vorneh-
men Quartieren wohl noch am aͤrgſten.
Eilftes Kapitel.
Fortſetzung der Geſchichte meiner eignen Lage.
Im Sommer 1798 wurde es mir in meinem Quar-
tier bey dem Schneider Baum unertraͤglich: denn
meine Frau zankte ſich oft mit demſelben, und ich ſuch-
te mir ein ander Quartier. Ich haͤtte recht gute finden
koͤnnen, aber meine Frau waͤhlte ein Suterraͤn, worin
zwey ziemlich artige Stuben waren: alles war recht
gut, wenn nicht die Fenſter à rez de chauſſée oder
dem Pflaſter gleich geweſen, und alſo jedem Neu-
gierigen zur Beſchauung all unſers Thun und
Laſſens frey geſtanden haͤtten. Der Winter war
ſehr ſtrenge, und doch empfand ich in meinem Su-
terraͤn wenig von der Strenge deſſelben: ich hatte
aber auch gutes Feuerwerk.
Um dieſe Zeit fing ich auch an, mich auf die
Rechtswiſſenſchaft zu legen, wozu mir ein Ver-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/122>, abgerufen am 29.11.2023.
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