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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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kauf, und dann eine kurze Lebensbeschreibung,
welche er bat, dem bekannten Herrn Dreyßig zu-
zustellen, damit dieser sie mögte abdrucken lassen:
denn Premßler wußte sehr wohl, daß Dreyßig diese
Gelegenheit benutzen würde, um einen Bogen ins
Publikum zu schicken, um nun zu verhüten, daß
Dreyßig Unwahrheiten auftischte, wollte er lieber
selbst einen Aufsatz machen, der ohne Gefahr der
Lügen im Publikum erscheinen könnte. Herr
Dreyßig hat wirklich einen Bogen über Premßlers
Selbstmord herausgegeben, und das Andenken
desselben, so viel an ihm war, geprangert. Desto
edler aber handelten Premßlers Vorgesetzte: sie
ließen ihn begraben, und zwar so auf den Gottes-
acker, als wenn er sua morte gestorben wäre. Alle
gute Menschen, welche Premßlern näher gekannt
hatten, bedauerten ihn, aber einige Firlefänze,
welche gern räsonnirten, und alles zum Schlimm-
sten kehren, gaben vor, Premßler habe sich wegen
seiner Schuldenlast entleibt. Ich habe mich sehr
genau nach allen seinen Schulden erkundigt, und
gefunden, daß nur etwan 34 Thaler hinreichend
gewesen wären, alle seine Contos zu tilgen.

Ossa quieta precor, Premslere, quiescere in
urna,
Et sit humus cineri non onerosa tuo!


kauf, und dann eine kurze Lebensbeſchreibung,
welche er bat, dem bekannten Herrn Dreyßig zu-
zuſtellen, damit dieſer ſie moͤgte abdrucken laſſen:
denn Premßler wußte ſehr wohl, daß Dreyßig dieſe
Gelegenheit benutzen wuͤrde, um einen Bogen ins
Publikum zu ſchicken, um nun zu verhuͤten, daß
Dreyßig Unwahrheiten auftiſchte, wollte er lieber
ſelbſt einen Aufſatz machen, der ohne Gefahr der
Luͤgen im Publikum erſcheinen koͤnnte. Herr
Dreyßig hat wirklich einen Bogen uͤber Premßlers
Selbſtmord herausgegeben, und das Andenken
deſſelben, ſo viel an ihm war, geprangert. Deſto
edler aber handelten Premßlers Vorgeſetzte: ſie
ließen ihn begraben, und zwar ſo auf den Gottes-
acker, als wenn er ſua morte geſtorben waͤre. Alle
gute Menſchen, welche Premßlern naͤher gekannt
hatten, bedauerten ihn, aber einige Firlefaͤnze,
welche gern raͤſonnirten, und alles zum Schlimm-
ſten kehren, gaben vor, Premßler habe ſich wegen
ſeiner Schuldenlaſt entleibt. Ich habe mich ſehr
genau nach allen ſeinen Schulden erkundigt, und
gefunden, daß nur etwan 34 Thaler hinreichend
geweſen waͤren, alle ſeine Contos zu tilgen.

Oſſa quieta precor, Premslere, quieſcere in
urna,
Et ſit humus cineri non oneroſa tuo!


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[169/0177] kauf, und dann eine kurze Lebensbeſchreibung, welche er bat, dem bekannten Herrn Dreyßig zu- zuſtellen, damit dieſer ſie moͤgte abdrucken laſſen: denn Premßler wußte ſehr wohl, daß Dreyßig dieſe Gelegenheit benutzen wuͤrde, um einen Bogen ins Publikum zu ſchicken, um nun zu verhuͤten, daß Dreyßig Unwahrheiten auftiſchte, wollte er lieber ſelbſt einen Aufſatz machen, der ohne Gefahr der Luͤgen im Publikum erſcheinen koͤnnte. Herr Dreyßig hat wirklich einen Bogen uͤber Premßlers Selbſtmord herausgegeben, und das Andenken deſſelben, ſo viel an ihm war, geprangert. Deſto edler aber handelten Premßlers Vorgeſetzte: ſie ließen ihn begraben, und zwar ſo auf den Gottes- acker, als wenn er ſua morte geſtorben waͤre. Alle gute Menſchen, welche Premßlern naͤher gekannt hatten, bedauerten ihn, aber einige Firlefaͤnze, welche gern raͤſonnirten, und alles zum Schlimm- ſten kehren, gaben vor, Premßler habe ſich wegen ſeiner Schuldenlaſt entleibt. Ich habe mich ſehr genau nach allen ſeinen Schulden erkundigt, und gefunden, daß nur etwan 34 Thaler hinreichend geweſen waͤren, alle ſeine Contos zu tilgen. Oſſa quieta precor, Premslere, quieſcere in urna, Et ſit humus cineri non oneroſa tuo!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/177>, abgerufen am 04.05.2024.