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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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wenigstens durch meine Schulden nicht ver-
mehrt werden.

In Nordhausen hoffte ich hübsche Bekannt-
schaften zu machen, und nahm die Einladung mit
Freuden an. Ich schrieb an den Herrn Justizcom-
missar Lange, daß ich zu Weyhnachten erscheinen
würde, und dieser Biedermann antwortete mir
gleich mit umgehender Post, daß ich ihm ein will-
kommener Gast seyn sollte.

Einige Tage vor Weyhnachten kam Abends Hr.
Schulze und sagte mir, daß ich mich fertig ma-
chen müße: denn schon den folgenden Tag würde
die Reise nach Nordhausen vor sich gehen. Ich
war sehr übel berathen: denn es fehlte mir am Be-
sten, wie die Hallenser sagen, oder ich hatte Mo-
sen und die Propheten nicht, wie es nach einem
andern Dialekt heißt, oder ich war sans Spieß,
und ganz niederträchtig auf dem Hund, wie sich
unsre Herren Studenten in ihrer kernigten erhabe-
nen Sprache ausdrücken, welche niemand versteht,
als sie selbst und die, welche mit ihnen umgehen,
wohin Herr Zacharias Schmid in Reideburg vor-
züglich gehört. Aber es wurde Rath geschafft.

Herr Wolf, der Vetter unsers Wolfs -- man
merkt wohl, daß ich von to panu dem Philolo-
gen Wolf rede, welcher seit seiner Existenz auf der
hallischen Akademie dieser mehr Nutzen, und im

wenigſtens durch meine Schulden nicht ver-
mehrt werden.

In Nordhauſen hoffte ich huͤbſche Bekannt-
ſchaften zu machen, und nahm die Einladung mit
Freuden an. Ich ſchrieb an den Herrn Juſtizcom-
miſſar Lange, daß ich zu Weyhnachten erſcheinen
wuͤrde, und dieſer Biedermann antwortete mir
gleich mit umgehender Poſt, daß ich ihm ein will-
kommener Gaſt ſeyn ſollte.

Einige Tage vor Weyhnachten kam Abends Hr.
Schulze und ſagte mir, daß ich mich fertig ma-
chen muͤße: denn ſchon den folgenden Tag wuͤrde
die Reiſe nach Nordhauſen vor ſich gehen. Ich
war ſehr uͤbel berathen: denn es fehlte mir am Be-
ſten, wie die Hallenſer ſagen, oder ich hatte Mo-
ſen und die Propheten nicht, wie es nach einem
andern Dialekt heißt, oder ich war ſans Spieß,
und ganz niedertraͤchtig auf dem Hund, wie ſich
unſre Herren Studenten in ihrer kernigten erhabe-
nen Sprache ausdruͤcken, welche niemand verſteht,
als ſie ſelbſt und die, welche mit ihnen umgehen,
wohin Herr Zacharias Schmid in Reideburg vor-
zuͤglich gehoͤrt. Aber es wurde Rath geſchafft.

Herr Wolf, der Vetter unſers Wolfs — man
merkt wohl, daß ich von τω πανυ dem Philolo-
gen Wolf rede, welcher ſeit ſeiner Exiſtenz auf der
halliſchen Akademie dieſer mehr Nutzen, und im

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[183/0191] wenigſtens durch meine Schulden nicht ver- mehrt werden. In Nordhauſen hoffte ich huͤbſche Bekannt- ſchaften zu machen, und nahm die Einladung mit Freuden an. Ich ſchrieb an den Herrn Juſtizcom- miſſar Lange, daß ich zu Weyhnachten erſcheinen wuͤrde, und dieſer Biedermann antwortete mir gleich mit umgehender Poſt, daß ich ihm ein will- kommener Gaſt ſeyn ſollte. Einige Tage vor Weyhnachten kam Abends Hr. Schulze und ſagte mir, daß ich mich fertig ma- chen muͤße: denn ſchon den folgenden Tag wuͤrde die Reiſe nach Nordhauſen vor ſich gehen. Ich war ſehr uͤbel berathen: denn es fehlte mir am Be- ſten, wie die Hallenſer ſagen, oder ich hatte Mo- ſen und die Propheten nicht, wie es nach einem andern Dialekt heißt, oder ich war ſans Spieß, und ganz niedertraͤchtig auf dem Hund, wie ſich unſre Herren Studenten in ihrer kernigten erhabe- nen Sprache ausdruͤcken, welche niemand verſteht, als ſie ſelbſt und die, welche mit ihnen umgehen, wohin Herr Zacharias Schmid in Reideburg vor- zuͤglich gehoͤrt. Aber es wurde Rath geſchafft. Herr Wolf, der Vetter unſers Wolfs — man merkt wohl, daß ich von τω πανυ dem Philolo- gen Wolf rede, welcher ſeit ſeiner Exiſtenz auf der halliſchen Akademie dieſer mehr Nutzen, und im

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/191>, abgerufen am 29.04.2024.