Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Künstler.
11. Franz Quesnoy, eine große, obgleich in diesem Umrisse verkleinlichte Physiogno-
mie. Die größte in der Nase und den Augenbraunen.
12. Bemerkt nur noch das kleine bedeutende Eckgen am Knopfe der Nase, und sagt mir,
Weise dieser Welt, wie's möglich ist, (und doch ist's würklich!) daß auf einer solchen Kleinigkeit
so viel Bedeutung ruht!

Nachstehendem Kopfe sieht man auch den Engländer, selbst in der sehr verdeutschten Copie,
vollkommen an. Alles, besonders das Auge zeigt den Mann von Kunsttrieb und Kraft. Aber-
mals die abgerundete Form des Gesichts, die Faltenlosigkeit, die selten ein deutsches Gesicht hat --
die vollen Lippen, das volle Kinn.

[Abbildung]
Rücksicht.
Kuͤnſtler.
11. Franz Quesnoy, eine große, obgleich in dieſem Umriſſe verkleinlichte Phyſiogno-
mie. Die groͤßte in der Naſe und den Augenbraunen.
12. Bemerkt nur noch das kleine bedeutende Eckgen am Knopfe der Naſe, und ſagt mir,
Weiſe dieſer Welt, wie’s moͤglich iſt, (und doch iſt’s wuͤrklich!) daß auf einer ſolchen Kleinigkeit
ſo viel Bedeutung ruht!

Nachſtehendem Kopfe ſieht man auch den Englaͤnder, ſelbſt in der ſehr verdeutſchten Copie,
vollkommen an. Alles, beſonders das Auge zeigt den Mann von Kunſttrieb und Kraft. Aber-
mals die abgerundete Form des Geſichts, die Faltenloſigkeit, die ſelten ein deutſches Geſicht hat —
die vollen Lippen, das volle Kinn.

[Abbildung]
Ruͤckſicht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0319" n="191"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ku&#x0364;n&#x017F;tler.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>11. <hi rendition="#fr">Franz Quesnoy,</hi> eine große, obgleich in die&#x017F;em Umri&#x017F;&#x017F;e verkleinlichte Phy&#x017F;iogno-<lb/>
mie. Die gro&#x0364;ßte in der Na&#x017F;e und den Augenbraunen.</item><lb/>
            <item>12. Bemerkt nur noch das kleine bedeutende Eckgen am Knopfe der Na&#x017F;e, und &#x017F;agt mir,<lb/>
Wei&#x017F;e die&#x017F;er Welt, wie&#x2019;s mo&#x0364;glich i&#x017F;t, (und doch i&#x017F;t&#x2019;s wu&#x0364;rklich!) daß auf einer &#x017F;olchen Kleinigkeit<lb/>
&#x017F;o viel Bedeutung ruht!</item>
          </list><lb/>
          <p>Nach&#x017F;tehendem Kopfe &#x017F;ieht man auch den Engla&#x0364;nder, &#x017F;elb&#x017F;t in der &#x017F;ehr verdeut&#x017F;chten Copie,<lb/>
vollkommen an. Alles, be&#x017F;onders das Auge zeigt den Mann von Kun&#x017F;ttrieb und Kraft. Aber-<lb/>
mals die abgerundete Form des Ge&#x017F;ichts, die Faltenlo&#x017F;igkeit, die &#x017F;elten ein deut&#x017F;ches Ge&#x017F;icht hat &#x2014;<lb/>
die vollen Lippen, das volle Kinn.</p><lb/>
          <figure/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ru&#x0364;ck&#x017F;icht.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0319] Kuͤnſtler. 11. Franz Quesnoy, eine große, obgleich in dieſem Umriſſe verkleinlichte Phyſiogno- mie. Die groͤßte in der Naſe und den Augenbraunen. 12. Bemerkt nur noch das kleine bedeutende Eckgen am Knopfe der Naſe, und ſagt mir, Weiſe dieſer Welt, wie’s moͤglich iſt, (und doch iſt’s wuͤrklich!) daß auf einer ſolchen Kleinigkeit ſo viel Bedeutung ruht! Nachſtehendem Kopfe ſieht man auch den Englaͤnder, ſelbſt in der ſehr verdeutſchten Copie, vollkommen an. Alles, beſonders das Auge zeigt den Mann von Kunſttrieb und Kraft. Aber- mals die abgerundete Form des Geſichts, die Faltenloſigkeit, die ſelten ein deutſches Geſicht hat — die vollen Lippen, das volle Kinn. [Abbildung] Ruͤckſicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/319
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/319>, abgerufen am 30.04.2024.