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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Schweisseisens.
eisensorten sind diesem Vorgange in gleichem Maasse unterworfen;
weisses, etwas manganhaltiges Roheisen durchschnittlich weniger als
graues. Daher erklärt es sich, dass in einzelnen Gegenden die Vor-
herde ziemlich verbreitet sind (Steiermark, Lothringen), in anderen
dagegen sich des hohen Abbrandes wegen als unvortheilhaft erwiesen
haben.

Die gegebene Abbildung Fig. 222 lässt zugleich die Anordnung
eines Treppenrostes, wie er für Braunkohlenfeuerung üblich ist, erkennen.
Links ist der untere Theil des stehenden Dampfkessels, welcher durch
die abziehenden Gase geheizt wird, sichtbar.

Dampfkessel und Esse. Nur in Gegenden, wo das Brenn-
material ausserordentlich billig ist, wird man noch Puddelöfen antreffen,
bei welchen die abziehenden Gase unmittelbar, ohne weiter benutzt zu
werden, durch den Fuchs nach der, in diesem Falle dicht neben dem
Ofen stehenden Esse geleitet werden. Dieselbe pflegt alsdann eine Höhe
von etwa 15 m bei 0.25 qm Querschnitt zu besitzen und ist an der
oberen Mündung mit einer von unten zu handhabenden Verschluss-
klappe versehen, eine Einrichtung, welche allerdings die Regelung der
Temperatur im Ofen wie der Oxydationswirkung der Flamme wesent-
lich erleichtert.

Leitet man dagegen die Gase nach einem Dampfkessel und wendet,
wie bei dem Ofen Fig. 222, einen stehenden Kessel an, so dient der
Kesselofen selbst mit seinem Aufsatze auch als Esse für den Puddelofen;
bedient man sich liegender Kessel, wie es der bequemeren Bedienung
halber häufiger der Fall ist, so pflegt man die Gase mehrerer Puddel-
beziehentlich Dampfkesselöfen durch einen gemeinschaftlichen, in der
Sohle angeordneten Sammelkanal nach einer Centralesse zu leiten,
welche alsdann eine Höhe von 40 m oder darüber bei entsprechender
Weite erhält.

Ob man jedem Puddelofen einen besonderen Dampfkessel giebt
oder mehrere Oefen (gewöhnlich zwei, seltener drei bis vier) neben
einem gemeinschaftlichen Kessel gruppirt, hängt von localen Verhält-
nissen und der Einrichtung der Dampfkessel selbst ab.


Es ist leicht erklärlich, dass bei einem so ausserordentlich häufig
angewendeten Processe, wie es der Puddelprocess seit den ersten Jahr-
zehnten dieses Jahrhunderts war und bis heute geblieben ist, zahl-
reiche Abweichungen von der oben beschriebenen einfachen Einrichtung
des Ofens vorgeschlagen und mit mehr oder minder günstigem Erfolge
zur Anwendung gebracht worden sind. Viele dieser Abänderungen
sind keineswegs allein für den Puddelofen bestimmt, sondern für alle
Arten von Flammöfen anwendbar.

Hierher gehört z. B. die Vorwärmung der unter den Rost
strömenden Luft
, indem man sie durch Züge im Mauerwerk des
Ofens oder unter der Herdplatte desselben hindurchführt; oder auch
die Anwendung von Unterwind statt des natürlichen Luftzuges.
Beide Einrichtungen sind unleugbar geeignet, Brennstoff zu ersparen;
aber sie machen die Anwendung eines geschlossenen Aschenfalles er-

Die Darstellung des Schweisseisens.
eisensorten sind diesem Vorgange in gleichem Maasse unterworfen;
weisses, etwas manganhaltiges Roheisen durchschnittlich weniger als
graues. Daher erklärt es sich, dass in einzelnen Gegenden die Vor-
herde ziemlich verbreitet sind (Steiermark, Lothringen), in anderen
dagegen sich des hohen Abbrandes wegen als unvortheilhaft erwiesen
haben.

Die gegebene Abbildung Fig. 222 lässt zugleich die Anordnung
eines Treppenrostes, wie er für Braunkohlenfeuerung üblich ist, erkennen.
Links ist der untere Theil des stehenden Dampfkessels, welcher durch
die abziehenden Gase geheizt wird, sichtbar.

Dampfkessel und Esse. Nur in Gegenden, wo das Brenn-
material ausserordentlich billig ist, wird man noch Puddelöfen antreffen,
bei welchen die abziehenden Gase unmittelbar, ohne weiter benutzt zu
werden, durch den Fuchs nach der, in diesem Falle dicht neben dem
Ofen stehenden Esse geleitet werden. Dieselbe pflegt alsdann eine Höhe
von etwa 15 m bei 0.25 qm Querschnitt zu besitzen und ist an der
oberen Mündung mit einer von unten zu handhabenden Verschluss-
klappe versehen, eine Einrichtung, welche allerdings die Regelung der
Temperatur im Ofen wie der Oxydationswirkung der Flamme wesent-
lich erleichtert.

Leitet man dagegen die Gase nach einem Dampfkessel und wendet,
wie bei dem Ofen Fig. 222, einen stehenden Kessel an, so dient der
Kesselofen selbst mit seinem Aufsatze auch als Esse für den Puddelofen;
bedient man sich liegender Kessel, wie es der bequemeren Bedienung
halber häufiger der Fall ist, so pflegt man die Gase mehrerer Puddel-
beziehentlich Dampfkesselöfen durch einen gemeinschaftlichen, in der
Sohle angeordneten Sammelkanal nach einer Centralesse zu leiten,
welche alsdann eine Höhe von 40 m oder darüber bei entsprechender
Weite erhält.

Ob man jedem Puddelofen einen besonderen Dampfkessel giebt
oder mehrere Oefen (gewöhnlich zwei, seltener drei bis vier) neben
einem gemeinschaftlichen Kessel gruppirt, hängt von localen Verhält-
nissen und der Einrichtung der Dampfkessel selbst ab.


Es ist leicht erklärlich, dass bei einem so ausserordentlich häufig
angewendeten Processe, wie es der Puddelprocess seit den ersten Jahr-
zehnten dieses Jahrhunderts war und bis heute geblieben ist, zahl-
reiche Abweichungen von der oben beschriebenen einfachen Einrichtung
des Ofens vorgeschlagen und mit mehr oder minder günstigem Erfolge
zur Anwendung gebracht worden sind. Viele dieser Abänderungen
sind keineswegs allein für den Puddelofen bestimmt, sondern für alle
Arten von Flammöfen anwendbar.

Hierher gehört z. B. die Vorwärmung der unter den Rost
strömenden Luft
, indem man sie durch Züge im Mauerwerk des
Ofens oder unter der Herdplatte desselben hindurchführt; oder auch
die Anwendung von Unterwind statt des natürlichen Luftzuges.
Beide Einrichtungen sind unleugbar geeignet, Brennstoff zu ersparen;
aber sie machen die Anwendung eines geschlossenen Aschenfalles er-

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[782/0858] Die Darstellung des Schweisseisens. eisensorten sind diesem Vorgange in gleichem Maasse unterworfen; weisses, etwas manganhaltiges Roheisen durchschnittlich weniger als graues. Daher erklärt es sich, dass in einzelnen Gegenden die Vor- herde ziemlich verbreitet sind (Steiermark, Lothringen), in anderen dagegen sich des hohen Abbrandes wegen als unvortheilhaft erwiesen haben. Die gegebene Abbildung Fig. 222 lässt zugleich die Anordnung eines Treppenrostes, wie er für Braunkohlenfeuerung üblich ist, erkennen. Links ist der untere Theil des stehenden Dampfkessels, welcher durch die abziehenden Gase geheizt wird, sichtbar. Dampfkessel und Esse. Nur in Gegenden, wo das Brenn- material ausserordentlich billig ist, wird man noch Puddelöfen antreffen, bei welchen die abziehenden Gase unmittelbar, ohne weiter benutzt zu werden, durch den Fuchs nach der, in diesem Falle dicht neben dem Ofen stehenden Esse geleitet werden. Dieselbe pflegt alsdann eine Höhe von etwa 15 m bei 0.25 qm Querschnitt zu besitzen und ist an der oberen Mündung mit einer von unten zu handhabenden Verschluss- klappe versehen, eine Einrichtung, welche allerdings die Regelung der Temperatur im Ofen wie der Oxydationswirkung der Flamme wesent- lich erleichtert. Leitet man dagegen die Gase nach einem Dampfkessel und wendet, wie bei dem Ofen Fig. 222, einen stehenden Kessel an, so dient der Kesselofen selbst mit seinem Aufsatze auch als Esse für den Puddelofen; bedient man sich liegender Kessel, wie es der bequemeren Bedienung halber häufiger der Fall ist, so pflegt man die Gase mehrerer Puddel- beziehentlich Dampfkesselöfen durch einen gemeinschaftlichen, in der Sohle angeordneten Sammelkanal nach einer Centralesse zu leiten, welche alsdann eine Höhe von 40 m oder darüber bei entsprechender Weite erhält. Ob man jedem Puddelofen einen besonderen Dampfkessel giebt oder mehrere Oefen (gewöhnlich zwei, seltener drei bis vier) neben einem gemeinschaftlichen Kessel gruppirt, hängt von localen Verhält- nissen und der Einrichtung der Dampfkessel selbst ab. Es ist leicht erklärlich, dass bei einem so ausserordentlich häufig angewendeten Processe, wie es der Puddelprocess seit den ersten Jahr- zehnten dieses Jahrhunderts war und bis heute geblieben ist, zahl- reiche Abweichungen von der oben beschriebenen einfachen Einrichtung des Ofens vorgeschlagen und mit mehr oder minder günstigem Erfolge zur Anwendung gebracht worden sind. Viele dieser Abänderungen sind keineswegs allein für den Puddelofen bestimmt, sondern für alle Arten von Flammöfen anwendbar. Hierher gehört z. B. die Vorwärmung der unter den Rost strömenden Luft, indem man sie durch Züge im Mauerwerk des Ofens oder unter der Herdplatte desselben hindurchführt; oder auch die Anwendung von Unterwind statt des natürlichen Luftzuges. Beide Einrichtungen sind unleugbar geeignet, Brennstoff zu ersparen; aber sie machen die Anwendung eines geschlossenen Aschenfalles er-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/858>, abgerufen am 03.06.2024.