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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Puddelofen.
forderlich, wodurch die Reinigung des Rostes erschwert wird; und je
aschenreicher der Brennstoff ist, desto unangenehmer wird sich dieser
Umstand geltend machen. Es kommt hinzu, dass in dem ersteren Falle
die Einrichtung des Ofens an Einfachheit einbüsst, während im zweiten
Falle Kosten für die Erzeugung und Fortleitung des Gebläsewindes
entfallen; so erklärt es sich, dass derartige Einrichtungen wenigstens
in Deutschland ziemlich selten geblieben sind. Ziemlich häufig findet
man dagegen auf englischen Eisenwerken, wo man mit aschenarmen
Kohlen arbeitet, Puddelöfen mit Unterwind.

Ziemlich mannigfaltig sind auch die Wege, welche man im Laufe
der Zeit einschlug, um Gasfeuerung für den Betrieb der Puddel-
öfen
zu verwenden. Eine der ersten Verwendungen der Hochofen-
gichtgase war die Heizung eines Puddelofens. Später, in den fünfziger
Jahren, ehe das Eisenbahnnetz eine solche Ausdehnung erlangt hatte,
um die Verfrachtung von Steinkohlen auch auf weitere Entfernungen
zu ermöglichen, baute man vielfach Puddelöfen für Benutzung von
Holz oder Torf; und um trotz der geringeren Wärmeleistung dieser
Brennstoffe die erforderliche Temperatur zu erzielen, wurden sie im ver-

[Abbildung] Fig. 224.
gasten Zustande und mit Anwendung von Oberwind verbrannt. Ein
solcher Puddelofen für Holz- oder Torfgasfeuerung, deren Einrichtung
zuerst in den österreichischen Alpenländern ausgebildet, später auch
am Harze, in Schweden und anderen Ländern in Anwendung gebracht
wurde, ist in Fig. 224 abgebildet.1) a ist der schachtförmige Generator,
mit Unterwind betrieben, welcher durch das Rohr d in den Generator
gelangt. Durch den Kanal f treten die Gase dann auf den Herd, um
hier durch Oberwind verbrannt zu werden, welcher aus einem Wind-
kasten i zuströmt.2) Ehe aber der Oberwind in den Ofen gelangt, wird
er durch das Legeeisen hindurchgeführt, um dieses zu kühlen und
dabei auf eine Temperatur von etwa 200°C. erwärmt zu werden.

Die sonstige Einrichtung des ebenfalls mit Vorherd versehenen
Ofens ergiebt sich aus der Abbildung.

Holz und Torf müssen, um in solchen Oefen befriedigende Ergeb-

1) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde, Fig. 152.
2) Der Grund, weshalb durch Oberwind eine kräftigere Verbrennung hervor-
gerufen und deshalb eine höhere Temperatur erzeugt wird als durch natürlichen Luft-
zug, wurde auf S. 114 und 115 erörtert.

Der Puddelofen.
forderlich, wodurch die Reinigung des Rostes erschwert wird; und je
aschenreicher der Brennstoff ist, desto unangenehmer wird sich dieser
Umstand geltend machen. Es kommt hinzu, dass in dem ersteren Falle
die Einrichtung des Ofens an Einfachheit einbüsst, während im zweiten
Falle Kosten für die Erzeugung und Fortleitung des Gebläsewindes
entfallen; so erklärt es sich, dass derartige Einrichtungen wenigstens
in Deutschland ziemlich selten geblieben sind. Ziemlich häufig findet
man dagegen auf englischen Eisenwerken, wo man mit aschenarmen
Kohlen arbeitet, Puddelöfen mit Unterwind.

Ziemlich mannigfaltig sind auch die Wege, welche man im Laufe
der Zeit einschlug, um Gasfeuerung für den Betrieb der Puddel-
öfen
zu verwenden. Eine der ersten Verwendungen der Hochofen-
gichtgase war die Heizung eines Puddelofens. Später, in den fünfziger
Jahren, ehe das Eisenbahnnetz eine solche Ausdehnung erlangt hatte,
um die Verfrachtung von Steinkohlen auch auf weitere Entfernungen
zu ermöglichen, baute man vielfach Puddelöfen für Benutzung von
Holz oder Torf; und um trotz der geringeren Wärmeleistung dieser
Brennstoffe die erforderliche Temperatur zu erzielen, wurden sie im ver-

[Abbildung] Fig. 224.
gasten Zustande und mit Anwendung von Oberwind verbrannt. Ein
solcher Puddelofen für Holz- oder Torfgasfeuerung, deren Einrichtung
zuerst in den österreichischen Alpenländern ausgebildet, später auch
am Harze, in Schweden und anderen Ländern in Anwendung gebracht
wurde, ist in Fig. 224 abgebildet.1) a ist der schachtförmige Generator,
mit Unterwind betrieben, welcher durch das Rohr d in den Generator
gelangt. Durch den Kanal f treten die Gase dann auf den Herd, um
hier durch Oberwind verbrannt zu werden, welcher aus einem Wind-
kasten i zuströmt.2) Ehe aber der Oberwind in den Ofen gelangt, wird
er durch das Legeeisen hindurchgeführt, um dieses zu kühlen und
dabei auf eine Temperatur von etwa 200°C. erwärmt zu werden.

Die sonstige Einrichtung des ebenfalls mit Vorherd versehenen
Ofens ergiebt sich aus der Abbildung.

Holz und Torf müssen, um in solchen Oefen befriedigende Ergeb-

1) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde, Fig. 152.
2) Der Grund, weshalb durch Oberwind eine kräftigere Verbrennung hervor-
gerufen und deshalb eine höhere Temperatur erzeugt wird als durch natürlichen Luft-
zug, wurde auf S. 114 und 115 erörtert.
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[783/0859] Der Puddelofen. forderlich, wodurch die Reinigung des Rostes erschwert wird; und je aschenreicher der Brennstoff ist, desto unangenehmer wird sich dieser Umstand geltend machen. Es kommt hinzu, dass in dem ersteren Falle die Einrichtung des Ofens an Einfachheit einbüsst, während im zweiten Falle Kosten für die Erzeugung und Fortleitung des Gebläsewindes entfallen; so erklärt es sich, dass derartige Einrichtungen wenigstens in Deutschland ziemlich selten geblieben sind. Ziemlich häufig findet man dagegen auf englischen Eisenwerken, wo man mit aschenarmen Kohlen arbeitet, Puddelöfen mit Unterwind. Ziemlich mannigfaltig sind auch die Wege, welche man im Laufe der Zeit einschlug, um Gasfeuerung für den Betrieb der Puddel- öfen zu verwenden. Eine der ersten Verwendungen der Hochofen- gichtgase war die Heizung eines Puddelofens. Später, in den fünfziger Jahren, ehe das Eisenbahnnetz eine solche Ausdehnung erlangt hatte, um die Verfrachtung von Steinkohlen auch auf weitere Entfernungen zu ermöglichen, baute man vielfach Puddelöfen für Benutzung von Holz oder Torf; und um trotz der geringeren Wärmeleistung dieser Brennstoffe die erforderliche Temperatur zu erzielen, wurden sie im ver- [Abbildung Fig. 224.] gasten Zustande und mit Anwendung von Oberwind verbrannt. Ein solcher Puddelofen für Holz- oder Torfgasfeuerung, deren Einrichtung zuerst in den österreichischen Alpenländern ausgebildet, später auch am Harze, in Schweden und anderen Ländern in Anwendung gebracht wurde, ist in Fig. 224 abgebildet. 1) a ist der schachtförmige Generator, mit Unterwind betrieben, welcher durch das Rohr d in den Generator gelangt. Durch den Kanal f treten die Gase dann auf den Herd, um hier durch Oberwind verbrannt zu werden, welcher aus einem Wind- kasten i zuströmt. 2) Ehe aber der Oberwind in den Ofen gelangt, wird er durch das Legeeisen hindurchgeführt, um dieses zu kühlen und dabei auf eine Temperatur von etwa 200°C. erwärmt zu werden. Die sonstige Einrichtung des ebenfalls mit Vorherd versehenen Ofens ergiebt sich aus der Abbildung. Holz und Torf müssen, um in solchen Oefen befriedigende Ergeb- 1) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde, Fig. 152. 2) Der Grund, weshalb durch Oberwind eine kräftigere Verbrennung hervor- gerufen und deshalb eine höhere Temperatur erzeugt wird als durch natürlichen Luft- zug, wurde auf S. 114 und 115 erörtert.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/859>, abgerufen am 15.05.2024.