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Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München, 1908.

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Phantasiegebilde unwillkürlich und unbewußt produzieren: aber auch nur insofern, denn ple_040.002
-- und hierin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Schaffen und Träumen -- es ple_040.003
sind offenbar viel tiefere und mächtigere Kräfte, welche die künstlerischen Wachträume ple_040.004
emportreiben. Welcher Art diese schöpferischen Kräfte sind, läßt sich allerdings weder ple_040.005
darlegen noch erkennen. Wer sie einer wissenschaftlichen Untersuchung und Bestimmung ple_040.006
für zugänglich hält, kann noch nicht einmal ein Gefühl von ihrem Wesen haben. Sie ple_040.007
liegen in dem Unbewußten, jenseits der Grenze, bis zu der Gedanken und Worte reichen, ple_040.008
und über die nur die Ahnung schweigend hinausdeutet" (S. 66). "Da sich der schöpferische ple_040.009
Prozeß im Unbewußten vollzieht, so kann nicht einmal der Künstler selbst wissen, ple_040.010
wie er sich vollzieht." "Nur über die äußeren Umstände und Bedingungen der schöpferischen ple_040.011
Produktion und über die spätere, mehr bewußte und willkürliche Arbeit der Ausführung ple_040.012
vermag er Auskunft zu geben" (S. 67).

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Treffend und fein weist endlich Dessoir in seiner Ästhetik (Stuttgart 1906) auf die ple_040.014
"antirealistischen" Tendenzen der Phantasietätigkeit hin, ja, er sieht hier "den tatsächlichen ple_040.015
Ausgangspunkt für die Seelenkenntnis des Dichters" (S. 252). "Als das Ursprüngliche behaupten ple_040.016
wir demnach die Freude an der Metamorphose, an der Loslösung (,die Lust am ple_040.017
Anderssein' heißt es kurz vorher) und nicht etwa die Kunst, fremde Individualitäten zu ple_040.018
durchschauen" (oder die eigene darzustellen, dürfen wir hinzufügen). Und zusammenfassend: ple_040.019
"Nein, die Beschaffenheit der äußeren Erlebnisse und des erscheinenden Charakters ple_040.020
sind nicht das Wesentliche -- aus Jugend und Phantasiespiel ist geflossen, was ple_040.021
der Dichter von den Menschen zu sagen weiß. Und eben deshalb ist es so aussichtslos, ple_040.022
den Lauf der poetischen Einbildungskraft gleich dem Flug eines Geschosses berechnen ple_040.023
zu wollen."

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5. Poetik als Kunstlehre.

Die Zweifel an der Möglichkeit, eine ple_040.025
systematische Psychologie des dichterischen Schaffens durchzuführen, können ple_040.026
und werden die Forschung nicht verhindern, auch auf dem halb erhellten ple_040.027
Gebiete vorzudringen, soweit sie vermag. So viel oder so wenig sie erreichen ple_040.028
wird, es bleibt der Wissenschaft das Recht und die Pflicht, die ple_040.029
Poesie und ihre Erzeugnisse als Material für Geistesgeschichte und Psychologie ple_040.030
zu betrachten und zu verwerten. Und umgekehrt müssen sich aus ple_040.031
einer solchen Betrachtungsart, ja schon aus der bloßen Stellung der Aufgabe, ple_040.032
Gesichtspunkte ergeben, welche die Methoden der Literaturgeschichte ple_040.033
und der Künstlerbiographie aufs fruchtbarste bereichern und vertiefen.1) Allein ple_040.034
so viel oder so wenig nun auch das psychologische Verfahren auf diesem ple_040.035
Wege erreichen mag, eine Schranke ist ihm ein für allemal gezogen: es ple_040.036
muß seiner Natur nach eben da versagen, wo das spezifisch Künstlerische, ple_040.037
das eigentlich Ästhetische beginnt, bei der Betrachtung und Wertung des ple_040.038
Kunstwerks selber. Denn die psychologische Methode behandelt dasselbe ple_040.039
als das Erzeugnis einer Reihe von seelischen Vorgängen: sie löst die

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In diesem Sinne bildet einen bedeutsamen Versuch, Scherers Ideen und Anregungen ple_040.041
weiter zu führen, das Buch von Ernst Elster: "Prinzipien der Literaturwissenschaft", ple_040.042
1. Bd., Halle 1897. Elster sucht aus Wundts Psychologie die wesentlichsten Kategorien ple_040.043
und Grundsätze für die wissenschaftliche Methode literarhistorischer Charakteristik ple_040.044
zu gewinnen. Er strebt also nicht sowohl eine Systematik der Dichtkunst, als eine Methodik ple_040.045
der Literaturgeschichtsschreibung an und gibt für eine solche eine Anzahl ple_040.046
wertvoller Gesichtspunkte.

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Phantasiegebilde unwillkürlich und unbewußt produzieren: aber auch nur insofern, denn ple_040.002
— und hierin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Schaffen und Träumen — es ple_040.003
sind offenbar viel tiefere und mächtigere Kräfte, welche die künstlerischen Wachträume ple_040.004
emportreiben. Welcher Art diese schöpferischen Kräfte sind, läßt sich allerdings weder ple_040.005
darlegen noch erkennen. Wer sie einer wissenschaftlichen Untersuchung und Bestimmung ple_040.006
für zugänglich hält, kann noch nicht einmal ein Gefühl von ihrem Wesen haben. Sie ple_040.007
liegen in dem Unbewußten, jenseits der Grenze, bis zu der Gedanken und Worte reichen, ple_040.008
und über die nur die Ahnung schweigend hinausdeutet“ (S. 66). „Da sich der schöpferische ple_040.009
Prozeß im Unbewußten vollzieht, so kann nicht einmal der Künstler selbst wissen, ple_040.010
wie er sich vollzieht.“ „Nur über die äußeren Umstände und Bedingungen der schöpferischen ple_040.011
Produktion und über die spätere, mehr bewußte und willkürliche Arbeit der Ausführung ple_040.012
vermag er Auskunft zu geben“ (S. 67).

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Treffend und fein weist endlich Dessoir in seiner Ästhetik (Stuttgart 1906) auf die ple_040.014
„antirealistischen“ Tendenzen der Phantasietätigkeit hin, ja, er sieht hier „den tatsächlichen ple_040.015
Ausgangspunkt für die Seelenkenntnis des Dichters“ (S. 252). „Als das Ursprüngliche behaupten ple_040.016
wir demnach die Freude an der Metamorphose, an der Loslösung (,die Lust am ple_040.017
Anderssein' heißt es kurz vorher) und nicht etwa die Kunst, fremde Individualitäten zu ple_040.018
durchschauen“ (oder die eigene darzustellen, dürfen wir hinzufügen). Und zusammenfassend: ple_040.019
„Nein, die Beschaffenheit der äußeren Erlebnisse und des erscheinenden Charakters ple_040.020
sind nicht das Wesentliche — aus Jugend und Phantasiespiel ist geflossen, was ple_040.021
der Dichter von den Menschen zu sagen weiß. Und eben deshalb ist es so aussichtslos, ple_040.022
den Lauf der poetischen Einbildungskraft gleich dem Flug eines Geschosses berechnen ple_040.023
zu wollen.“

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5. Poetik als Kunstlehre.

Die Zweifel an der Möglichkeit, eine ple_040.025
systematische Psychologie des dichterischen Schaffens durchzuführen, können ple_040.026
und werden die Forschung nicht verhindern, auch auf dem halb erhellten ple_040.027
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In diesem Sinne bildet einen bedeutsamen Versuch, Scherers Ideen und Anregungen ple_040.041
weiter zu führen, das Buch von Ernst Elster: „Prinzipien der Literaturwissenschaft“, ple_040.042
1. Bd., Halle 1897. Elster sucht aus Wundts Psychologie die wesentlichsten Kategorien ple_040.043
und Grundsätze für die wissenschaftliche Methode literarhistorischer Charakteristik ple_040.044
zu gewinnen. Er strebt also nicht sowohl eine Systematik der Dichtkunst, als eine Methodik ple_040.045
der Literaturgeschichtsschreibung an und gibt für eine solche eine Anzahl ple_040.046
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[40/0054] ple_040.001 Phantasiegebilde unwillkürlich und unbewußt produzieren: aber auch nur insofern, denn ple_040.002 — und hierin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Schaffen und Träumen — es ple_040.003 sind offenbar viel tiefere und mächtigere Kräfte, welche die künstlerischen Wachträume ple_040.004 emportreiben. Welcher Art diese schöpferischen Kräfte sind, läßt sich allerdings weder ple_040.005 darlegen noch erkennen. Wer sie einer wissenschaftlichen Untersuchung und Bestimmung ple_040.006 für zugänglich hält, kann noch nicht einmal ein Gefühl von ihrem Wesen haben. Sie ple_040.007 liegen in dem Unbewußten, jenseits der Grenze, bis zu der Gedanken und Worte reichen, ple_040.008 und über die nur die Ahnung schweigend hinausdeutet“ (S. 66). „Da sich der schöpferische ple_040.009 Prozeß im Unbewußten vollzieht, so kann nicht einmal der Künstler selbst wissen, ple_040.010 wie er sich vollzieht.“ „Nur über die äußeren Umstände und Bedingungen der schöpferischen ple_040.011 Produktion und über die spätere, mehr bewußte und willkürliche Arbeit der Ausführung ple_040.012 vermag er Auskunft zu geben“ (S. 67). ple_040.013 Treffend und fein weist endlich Dessoir in seiner Ästhetik (Stuttgart 1906) auf die ple_040.014 „antirealistischen“ Tendenzen der Phantasietätigkeit hin, ja, er sieht hier „den tatsächlichen ple_040.015 Ausgangspunkt für die Seelenkenntnis des Dichters“ (S. 252). „Als das Ursprüngliche behaupten ple_040.016 wir demnach die Freude an der Metamorphose, an der Loslösung (,die Lust am ple_040.017 Anderssein' heißt es kurz vorher) und nicht etwa die Kunst, fremde Individualitäten zu ple_040.018 durchschauen“ (oder die eigene darzustellen, dürfen wir hinzufügen). Und zusammenfassend: ple_040.019 „Nein, die Beschaffenheit der äußeren Erlebnisse und des erscheinenden Charakters ple_040.020 sind nicht das Wesentliche — aus Jugend und Phantasiespiel ist geflossen, was ple_040.021 der Dichter von den Menschen zu sagen weiß. Und eben deshalb ist es so aussichtslos, ple_040.022 den Lauf der poetischen Einbildungskraft gleich dem Flug eines Geschosses berechnen ple_040.023 zu wollen.“ ple_040.024 5. Poetik als Kunstlehre. Die Zweifel an der Möglichkeit, eine ple_040.025 systematische Psychologie des dichterischen Schaffens durchzuführen, können ple_040.026 und werden die Forschung nicht verhindern, auch auf dem halb erhellten ple_040.027 Gebiete vorzudringen, soweit sie vermag. So viel oder so wenig sie erreichen ple_040.028 wird, es bleibt der Wissenschaft das Recht und die Pflicht, die ple_040.029 Poesie und ihre Erzeugnisse als Material für Geistesgeschichte und Psychologie ple_040.030 zu betrachten und zu verwerten. Und umgekehrt müssen sich aus ple_040.031 einer solchen Betrachtungsart, ja schon aus der bloßen Stellung der Aufgabe, ple_040.032 Gesichtspunkte ergeben, welche die Methoden der Literaturgeschichte ple_040.033 und der Künstlerbiographie aufs fruchtbarste bereichern und vertiefen. 1) Allein ple_040.034 so viel oder so wenig nun auch das psychologische Verfahren auf diesem ple_040.035 Wege erreichen mag, eine Schranke ist ihm ein für allemal gezogen: es ple_040.036 muß seiner Natur nach eben da versagen, wo das spezifisch Künstlerische, ple_040.037 das eigentlich Ästhetische beginnt, bei der Betrachtung und Wertung des ple_040.038 Kunstwerks selber. Denn die psychologische Methode behandelt dasselbe ple_040.039 als das Erzeugnis einer Reihe von seelischen Vorgängen: sie löst die 1) ple_040.040 In diesem Sinne bildet einen bedeutsamen Versuch, Scherers Ideen und Anregungen ple_040.041 weiter zu führen, das Buch von Ernst Elster: „Prinzipien der Literaturwissenschaft“, ple_040.042 1. Bd., Halle 1897. Elster sucht aus Wundts Psychologie die wesentlichsten Kategorien ple_040.043 und Grundsätze für die wissenschaftliche Methode literarhistorischer Charakteristik ple_040.044 zu gewinnen. Er strebt also nicht sowohl eine Systematik der Dichtkunst, als eine Methodik ple_040.045 der Literaturgeschichtsschreibung an und gibt für eine solche eine Anzahl ple_040.046 wertvoller Gesichtspunkte.

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Zitationshilfe: Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München, 1908, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_poetik_1908/54>, abgerufen am 07.05.2024.