Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


aber meinen Entschluß nicht besiegen -- Sie ha-
ben recht, ich opfre ihr Vater und Vaterland; aber
ist ein minder edles Opfer Blankas würdig? --
Wann ich für sie diese theuren Gegenstände misse,
so wird es mir vorkommen, als wenn sie mit ihr
zusammen schmölzen. -- Vater und Vaterland
will ich in ihr lieben. -- Jch bin auf meine eig-
ne Liebe eifersüchtig; nichts soll sie mehr theilen,
alles was meine ganze Natur von Neigungen zu
äußern Dingen aufbringen kann, soll ihr ge-
hören.
Aspermonte. Noch eine Vorstellung, Prinz!
Wenn Sie bloß das Glück ihres Volks nicht mach-
ten, so wären sie zu entschuldigen, aber sie machen
sein Unglück. Jhrem Entschlus zu Folge ist Gui-
do sein künftiger Beherrscher.
Julius. Jch reise! -- vielleicht haben Sie
ihren Entschlus geändert?
Aspermonte. Nein, Prinz, wenn Sie auf
den Jhrigen bestehn; -- ich folge.
Julius. Und wo treffen wir uns heut
Abend?
Aspermonte. Um Eilf Uhr und an der Eleo-
noren Kirche. -- Kleider zum Unkenntlichma-
chen schick' ich Jhnen noch vorher zu.


aber meinen Entſchluß nicht beſiegen — Sie ha-
ben recht, ich opfre ihr Vater und Vaterland; aber
iſt ein minder edles Opfer Blankas wuͤrdig? —
Wann ich fuͤr ſie dieſe theuren Gegenſtaͤnde miſſe,
ſo wird es mir vorkommen, als wenn ſie mit ihr
zuſammen ſchmoͤlzen. — Vater und Vaterland
will ich in ihr lieben. — Jch bin auf meine eig-
ne Liebe eiferſuͤchtig; nichts ſoll ſie mehr theilen,
alles was meine ganze Natur von Neigungen zu
aͤußern Dingen aufbringen kann, ſoll ihr ge-
hoͤren.
Aſpermonte. Noch eine Vorſtellung, Prinz!
Wenn Sie bloß das Gluͤck ihres Volks nicht mach-
ten, ſo waͤren ſie zu entſchuldigen, aber ſie machen
ſein Ungluͤck. Jhrem Entſchlus zu Folge iſt Gui-
do ſein kuͤnftiger Beherrſcher.
Julius. Jch reiſe! — vielleicht haben Sie
ihren Entſchlus geaͤndert?
Aſpermonte. Nein, Prinz, wenn Sie auf
den Jhrigen beſtehn; — ich folge.
Julius. Und wo treffen wir uns heut
Abend?
Aſpermonte. Um Eilf Uhr und an der Eleo-
noren Kirche. — Kleider zum Unkenntlichma-
chen ſchick’ ich Jhnen noch vorher zu.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#JUL">
            <p><pb facs="#f0086" n="82"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
aber meinen Ent&#x017F;chluß nicht be&#x017F;iegen &#x2014; Sie ha-<lb/>
ben recht, ich opfre ihr Vater und Vaterland; aber<lb/>
i&#x017F;t ein minder edles Opfer Blankas wu&#x0364;rdig? &#x2014;<lb/>
Wann ich fu&#x0364;r &#x017F;ie die&#x017F;e theuren Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde mi&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;o wird es mir vorkommen, als wenn &#x017F;ie mit ihr<lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;chmo&#x0364;lzen. &#x2014; Vater und Vaterland<lb/>
will ich in ihr lieben. &#x2014; Jch bin auf meine eig-<lb/>
ne Liebe eifer&#x017F;u&#x0364;chtig; nichts &#x017F;oll &#x017F;ie mehr theilen,<lb/>
alles was meine ganze Natur von Neigungen zu<lb/>
a&#x0364;ußern Dingen aufbringen kann, &#x017F;oll ihr ge-<lb/>
ho&#x0364;ren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ASP">
            <speaker>A&#x017F;permonte.</speaker>
            <p>Noch eine Vor&#x017F;tellung, Prinz!<lb/>
Wenn Sie bloß das Glu&#x0364;ck ihres Volks nicht mach-<lb/>
ten, &#x017F;o wa&#x0364;ren &#x017F;ie zu ent&#x017F;chuldigen, aber &#x017F;ie machen<lb/>
&#x017F;ein Unglu&#x0364;ck. Jhrem Ent&#x017F;chlus zu Folge i&#x017F;t Gui-<lb/>
do &#x017F;ein ku&#x0364;nftiger Beherr&#x017F;cher.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUL">
            <speaker>Julius.</speaker>
            <p>Jch rei&#x017F;e! &#x2014; vielleicht haben Sie<lb/>
ihren Ent&#x017F;chlus gea&#x0364;ndert?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ASP">
            <speaker>A&#x017F;permonte.</speaker>
            <p>Nein, Prinz, wenn Sie auf<lb/>
den Jhrigen be&#x017F;tehn; &#x2014; ich folge.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUL">
            <speaker>Julius.</speaker>
            <p>Und wo treffen wir uns heut<lb/>
Abend?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ASP">
            <speaker>A&#x017F;permonte.</speaker>
            <p>Um Eilf Uhr und an der Eleo-<lb/>
noren Kirche. &#x2014; Kleider zum Unkenntlichma-<lb/>
chen &#x017F;chick&#x2019; ich Jhnen noch vorher zu.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0086] aber meinen Entſchluß nicht beſiegen — Sie ha- ben recht, ich opfre ihr Vater und Vaterland; aber iſt ein minder edles Opfer Blankas wuͤrdig? — Wann ich fuͤr ſie dieſe theuren Gegenſtaͤnde miſſe, ſo wird es mir vorkommen, als wenn ſie mit ihr zuſammen ſchmoͤlzen. — Vater und Vaterland will ich in ihr lieben. — Jch bin auf meine eig- ne Liebe eiferſuͤchtig; nichts ſoll ſie mehr theilen, alles was meine ganze Natur von Neigungen zu aͤußern Dingen aufbringen kann, ſoll ihr ge- hoͤren. Aſpermonte. Noch eine Vorſtellung, Prinz! Wenn Sie bloß das Gluͤck ihres Volks nicht mach- ten, ſo waͤren ſie zu entſchuldigen, aber ſie machen ſein Ungluͤck. Jhrem Entſchlus zu Folge iſt Gui- do ſein kuͤnftiger Beherrſcher. Julius. Jch reiſe! — vielleicht haben Sie ihren Entſchlus geaͤndert? Aſpermonte. Nein, Prinz, wenn Sie auf den Jhrigen beſtehn; — ich folge. Julius. Und wo treffen wir uns heut Abend? Aſpermonte. Um Eilf Uhr und an der Eleo- noren Kirche. — Kleider zum Unkenntlichma- chen ſchick’ ich Jhnen noch vorher zu.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/86
Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/86>, abgerufen am 29.04.2024.