Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Lactuca kommt von lacte, weil dieses Kraut gantz voller Milch ist.

Ladanum.

Ladanum, oder Labdanum, ist ein gummoses oder hartziges Wesen, dessen wir zweyerley Arten zu sehen bekommen; eine dicke und eine dünne oder flüßige. Jene ist wie kleine Rollen, des Fingers dicke, formiret, und auf Art eines Wachsstockes gewunden, schwärtzlich von Farbe, und von ziemlich lieblichen Geruch, wann sie ans Feuer kommt. Sie ist das Ladanum commune, das gemeine Ladanum, welches die Kauffleute Labdanum en tortis, gewunden Ladanum zu nennen pflegen.

Die andere Sorte ist wie ein sehr dicker, schwartz und wolriechender Balsam, in überaus zarten Blasen beschlossen: sie wird Labdanum liquide, Labdanum liquidum, weiches Ladanum, und Baume noir, schwartzer Balsam genennet.

Beyde Arten werden aus Cypern und aus Candien, aus Griechenland und aus Italien uns zugeführet. Sie kommen von den Blättern eines Strauches, Cistus Ledon, auch Cistus ladanifera genannt, der in den warmen Ländern häuffig wächset, und dessen es gar viele Sorten giebt. Dann einige haben breite Blätter, andere schmale und ziemlich lange, sind insgemeine grün oder braun, bisweilen weißlicht, iedoch alle mit einander rauch, sehr klebricht und beständig grüne. Ihre Blumen sind vielblätterig, in Rosenform: drauf folgen, wann sie nun vergangen sind, Früchte, die bey nahe rund und oben spitzig, beschliessen dünne Samen.

Das Ladanum wird auf dreyerley Weise abgenommen. Erstlich durch die Böcke und die Ziegen: dann, wann diese Thiere unter den Cistus Ledon Sträuchern sich geweidet, kehren sie zurück nach ihren Ställen, und haben den Bart voll gummig Wesen, das nehmen ihnen die Bauern mit allem Fleisse, vermittelst höltzerner Kämme ab, die sie ausdrücklich darzu haben verfertiget. Aus dieser Materie machen sie eine Massa oder Klumpen, und weil sich Haare und viel anderer Unrath drunter finden, deshalben nennen sie es Labdanum en barbe, Bartladanum, oder Ladanum naturel, natürlich Ladanum. Vor diesen macheten sie Kuchen draus und schickten uns dieselben zu. Anietzo aber machen sie zwey Sorten draus: lassen es über dem Feuer oder an der Sonne zergehen, lassens durch ein Haarsieb oder durch ein Tuch lauffen und trucken es ein wenig aus, das ist das beste und das flüssige, das Ladanum liquidum, und wird in zarte Blasen geschüttet. Den Uberrest in dem Tuche nehmen sie hernach heraus und machen Rollen davon, so wie wir es zu sehen kriegen, und trocknens an der Sonne. Dieses Ladanum ist trefflich unreine und mit Erde und Sand vermischt, wird dannoch insgemein zu äusserlichen Artzneymitteln und zu Raucherkertzlein genommen.

Die andere Weise ist in Griechenland gebräuchlich. Die Bauersleute schlagen die Cistus-Sträucher mit gewissen Ruthen, die sie mit allem Fleisse darzu binden und Ergastiri nennen: an diese Ruthen henget sich das Ladanum, dasselbe sammlen sie und formens nach belieben: es ist das beste, und das am stärcksten reucht.

[Spaltenumbruch]

Die dritte Art brauchen sie in Spanien; sie nehmen das Laub von eben diesem Cistus, welches in diesem Lande gar breit ist; das lassen sie im Wasser sieden, so sondert sich das Ladanum davon, schwimmet oben auf und wird zusammen gesammlet. Es ist das schlechteste, dann durch das sieden ist ein Theil vom Geruche, oder von dem geistigen Theile weggetrieben worden.

Das Ladanum soll man erwehlen, welches leicht und hartzig ist, darunter auch so wenig Unrath, als nur möglich, welches dunckel ist, und wol riechet, wanns zum Feuer kommt, das auch bald weich wird, anziehend und in etwas bitter schmecket. Es führet viel Oel und Sal essentiale.

Es dienet zum erweichen, zum reinigen, dünne zu machen, zum zertheilen, stärcken, und den Durchfall zu versetzen. Es wird auch zu allerhand Pflastern gebrauchet.

Ladanum liquidum muß gantz dicke seyn, schön schwartz, gagatenfarbig, von lieblich angenehmen Geruch, in etwas als wie Ambra. Dieser Balsam ist das recht und ächte Ladanum, dessen sich die Parfumirer starck bedienen, absonderlich in England.

Lagopus.

Lagopus vulgaris, Lugd. Park.

Lagopus & lagopyron, Ad.

Leporinus pes, Cord. in Dioscor.

Trifolium quorumdam, Trag.

Lagopus, sive Pes leporinus, Matth. Fuch. Dod.

Trifolium arvense humile spicatum, sive Lagopus, C.B.

Lagopodium, sive Pes leporis, Ger.

frantzösisch, Pied de lievre.

teutsch, Hasenpfötlein, Hasenklee, Katzenklee.

Ist eine Gattung Klee, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, etwan des halben Fusses hoch, die sind ästig, gerade, mit einer weissen Wolle überzogen. Der Blätter wachsen drey und drey auf einem Stiele bey einander, die sind bey nahe rund, doch vorne zugespitzt, viel kleiner als wie die an dem gemeinen Klee, rauch, wollig und weißlicht. Die Blüten sind klein und weiß, sitzen an wollig- und weißlichten Aehren, welche wie eine Hasenpfote sehen, und aschfarben, in etwas purpurfarbig sind. Der Samen ist klein und röthlicht: die Wurtzel dünne und holtzig, zaserich, weiß und gewunden. Dieses Kräutlein wächst auf dem Felde, und unter dem Getraide, ist bald höher, bald niedriger, nachdem der Boden gut oder schlecht: es führet viel Oel und phlegma, wenig Sal essentiale.

Es hält an, und wird gebrauchet den Durchfall zu verstellen, zu bösen Hälsen, desgleichen auch zu Brüchen.

Lagopus kommt von lagos, lepus, ein Hase, und pous pes, ein Fuß; als ob es heissen solte, ein Hasenfuß, weil dieses Kraut auf seinen Spitzen Aehren bringet, die als wie Hasenpfoten sehen.

Lagopus avis.

Lagopus.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]

Lactuca kommt von lacte, weil dieses Kraut gantz voller Milch ist.

Ladanum.

Ladanum, oder Labdanum, ist ein gummoses oder hartziges Wesen, dessen wir zweyerley Arten zu sehen bekommen; eine dicke und eine dünne oder flüßige. Jene ist wie kleine Rollen, des Fingers dicke, formiret, und auf Art eines Wachsstockes gewunden, schwärtzlich von Farbe, und von ziemlich lieblichen Geruch, wann sie ans Feuer kommt. Sie ist das Ladanum commune, das gemeine Ladanum, welches die Kauffleute Labdanum en tortis, gewunden Ladanum zu nennen pflegen.

Die andere Sorte ist wie ein sehr dicker, schwartz und wolriechender Balsam, in überaus zarten Blasen beschlossen: sie wird Labdanum liquide, Labdanum liquidum, weiches Ladanum, und Baume noir, schwartzer Balsam genennet.

Beyde Arten werden aus Cypern und aus Candien, aus Griechenland und aus Italien uns zugeführet. Sie kommen von den Blättern eines Strauches, Cistus Ledon, auch Cistus ladanifera genannt, der in den warmen Ländern häuffig wächset, und dessen es gar viele Sorten giebt. Dann einige haben breite Blätter, andere schmale und ziemlich lange, sind insgemeine grün oder braun, bisweilen weißlicht, iedoch alle mit einander rauch, sehr klebricht und beständig grüne. Ihre Blumen sind vielblätterig, in Rosenform: drauf folgen, wann sie nun vergangen sind, Früchte, die bey nahe rund und oben spitzig, beschliessen dünne Samen.

Das Ladanum wird auf dreyerley Weise abgenommen. Erstlich durch die Böcke und die Ziegen: dann, wann diese Thiere unter den Cistus Ledon Sträuchern sich geweidet, kehren sie zurück nach ihren Ställen, und haben den Bart voll gummig Wesen, das nehmen ihnen die Bauern mit allem Fleisse, vermittelst höltzerner Kämme ab, die sie ausdrücklich darzu haben verfertiget. Aus dieser Materie machen sie eine Massa oder Klumpen, und weil sich Haare und viel anderer Unrath drunter finden, deshalben nennen sie es Labdanum en barbe, Bartladanum, oder Ladanum naturel, natürlich Ladanum. Vor diesen macheten sie Kuchen draus und schickten uns dieselben zu. Anietzo aber machen sie zwey Sorten draus: lassen es über dem Feuer oder an der Sonne zergehen, lassens durch ein Haarsieb oder durch ein Tuch lauffen und trucken es ein wenig aus, das ist das beste und das flüssige, das Ladanum liquidum, und wird in zarte Blasen geschüttet. Den Uberrest in dem Tuche nehmen sie hernach heraus und machen Rollen davon, so wie wir es zu sehen kriegen, und trocknens an der Sonne. Dieses Ladanum ist trefflich unreine und mit Erde und Sand vermischt, wird dannoch insgemein zu äusserlichen Artzneymitteln und zu Raucherkertzlein genommen.

Die andere Weise ist in Griechenland gebräuchlich. Die Bauersleute schlagen die Cistus-Sträucher mit gewissen Ruthen, die sie mit allem Fleisse darzu binden und Ergastiri nennen: an diese Ruthen henget sich das Ladanum, dasselbe sammlen sie und formens nach belieben: es ist das beste, und das am stärcksten reucht.

[Spaltenumbruch]

Die dritte Art brauchen sie in Spanien; sie nehmen das Laub von eben diesem Cistus, welches in diesem Lande gar breit ist; das lassen sie im Wasser sieden, so sondert sich das Ladanum davon, schwimmet oben auf und wird zusammen gesammlet. Es ist das schlechteste, dann durch das sieden ist ein Theil vom Geruche, oder von dem geistigen Theile weggetrieben worden.

Das Ladanum soll man erwehlen, welches leicht und hartzig ist, darunter auch so wenig Unrath, als nur möglich, welches dunckel ist, und wol riechet, wanns zum Feuer kommt, das auch bald weich wird, anziehend und in etwas bitter schmecket. Es führet viel Oel und Sal essentiale.

Es dienet zum erweichen, zum reinigen, dünne zu machen, zum zertheilen, stärcken, und den Durchfall zu versetzen. Es wird auch zu allerhand Pflastern gebrauchet.

Ladanum liquidum muß gantz dicke seyn, schön schwartz, gagatenfarbig, von lieblich angenehmen Geruch, in etwas als wie Ambra. Dieser Balsam ist das recht und ächte Ladanum, dessen sich die Parfumirer starck bedienen, absonderlich in England.

Lagopus.

Lagopus vulgaris, Lugd. Park.

Lagopus & lagopyron, Ad.

Leporinus pes, Cord. in Dioscor.

Trifolium quorumdam, Trag.

Lagopus, sive Pes leporinus, Matth. Fuch. Dod.

Trifolium arvense humile spicatum, sive Lagopus, C.B.

Lagopodium, sive Pes leporis, Ger.

frantzösisch, Pied de liévre.

teutsch, Hasenpfötlein, Hasenklee, Katzenklee.

Ist eine Gattung Klee, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, etwan des halben Fusses hoch, die sind ästig, gerade, mit einer weissen Wolle überzogen. Der Blätter wachsen drey und drey auf einem Stiele bey einander, die sind bey nahe rund, doch vorne zugespitzt, viel kleiner als wie die an dem gemeinen Klee, rauch, wollig und weißlicht. Die Blüten sind klein und weiß, sitzen an wollig- und weißlichten Aehren, welche wie eine Hasenpfote sehen, und aschfarben, in etwas purpurfarbig sind. Der Samen ist klein und röthlicht: die Wurtzel dünne und holtzig, zaserich, weiß und gewunden. Dieses Kräutlein wächst auf dem Felde, und unter dem Getraide, ist bald höher, bald niedriger, nachdem der Boden gut oder schlecht: es führet viel Oel und phlegma, wenig Sal essentiale.

Es hält an, und wird gebrauchet den Durchfall zu verstellen, zu bösen Hälsen, desgleichen auch zu Brüchen.

Lagopus kommt von λαγὼς, lepus, ein Hase, und ποῦς pes, ein Fuß; als ob es heissen solte, ein Hasenfuß, weil dieses Kraut auf seinen Spitzen Aehren bringet, die als wie Hasenpfoten sehen.

Lagopus avis.

Lagopus.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0321"/>
          <cb type="start"/>
          <p><hi rendition="#i">Lactuca</hi> kommt von <hi rendition="#i">lacte,</hi> weil dieses Kraut gantz voller Milch ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ladanum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ladanum,</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Labdanum,</hi></hi> ist ein gummoses oder hartziges Wesen, dessen wir zweyerley Arten zu sehen bekommen; eine dicke und eine dünne oder flüßige. Jene ist wie kleine Rollen, des Fingers dicke, formiret, und auf Art eines Wachsstockes gewunden, schwärtzlich von Farbe, und von ziemlich lieblichen Geruch, wann sie ans Feuer kommt. Sie ist das <hi rendition="#i">Ladanum commune,</hi> das gemeine Ladanum, welches die Kauffleute <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Labdanum en tortis,</hi></hi> <hi rendition="#fr">gewunden Ladanum</hi> zu nennen pflegen.</p><lb/>
          <p>Die andere Sorte ist wie ein sehr dicker, schwartz und wolriechender Balsam, in überaus zarten Blasen beschlossen: sie wird <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Labdanum liquide,</hi> Labdanum liquidum,</hi> <hi rendition="#fr">weiches Ladanum,</hi> und <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Baume noir,</hi></hi> <hi rendition="#fr">schwartzer Balsam</hi> genennet.</p><lb/>
          <p>Beyde Arten werden aus <hi rendition="#fr">Cypern</hi> und aus <hi rendition="#fr">Candien,</hi> aus <hi rendition="#fr">Griechenland</hi> und aus <hi rendition="#fr">Italien</hi> uns zugeführet. Sie kommen von den Blättern eines Strauches, <hi rendition="#i">Cistus Ledon,</hi> auch <hi rendition="#i">Cistus ladanifera</hi> genannt, der in den warmen Ländern häuffig wächset, und dessen es gar viele Sorten giebt. Dann einige haben breite Blätter, andere schmale und ziemlich lange, sind insgemeine grün oder braun, bisweilen weißlicht, iedoch alle mit einander rauch, sehr klebricht und beständig grüne. Ihre Blumen sind vielblätterig, in Rosenform: drauf folgen, wann sie nun vergangen sind, Früchte, die bey nahe rund und oben spitzig, beschliessen dünne Samen.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#i">Ladanum</hi> wird auf dreyerley Weise abgenommen. Erstlich durch die Böcke und die Ziegen: dann, wann diese Thiere unter den <hi rendition="#i">Cistus Ledon</hi> Sträuchern sich geweidet, kehren sie zurück nach ihren Ställen, und haben den Bart voll gummig Wesen, das nehmen ihnen die Bauern mit allem Fleisse, vermittelst höltzerner Kämme ab, die sie ausdrücklich darzu haben verfertiget. Aus dieser Materie machen sie eine Massa oder Klumpen, und weil sich Haare und viel anderer Unrath drunter finden, deshalben nennen sie es <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Labdanum en barbe,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Bartladanum,</hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ladanum naturel,</hi></hi> <hi rendition="#fr">natürlich Ladanum.</hi> Vor diesen macheten sie Kuchen draus und schickten uns dieselben zu. Anietzo aber machen sie zwey Sorten draus: lassen es über dem Feuer oder an der Sonne zergehen, lassens durch ein Haarsieb oder durch ein Tuch lauffen und trucken es ein wenig aus, das ist das beste und das flüssige, das <hi rendition="#i">Ladanum liquidum,</hi> und wird in zarte Blasen geschüttet. Den Uberrest in dem Tuche nehmen sie hernach heraus und machen Rollen davon, so wie wir es zu sehen kriegen, und trocknens an der Sonne. Dieses <hi rendition="#i">Ladanum</hi> ist trefflich unreine und mit Erde und Sand vermischt, wird dannoch insgemein zu äusserlichen Artzneymitteln und zu Raucherkertzlein genommen.</p><lb/>
          <p>Die andere Weise ist in <hi rendition="#fr">Griechenland</hi> gebräuchlich. Die Bauersleute schlagen die <hi rendition="#i">Cistus</hi>-Sträucher mit gewissen Ruthen, die sie mit allem Fleisse darzu binden und <hi rendition="#i">Ergastiri</hi> nennen: an diese Ruthen henget sich das Ladanum, dasselbe sammlen sie und formens nach belieben: es ist das beste, und das am stärcksten reucht.</p>
          <cb/>
          <p>Die dritte Art brauchen sie in <hi rendition="#fr">Spanien;</hi> sie nehmen das Laub von eben diesem <hi rendition="#i">Cistus,</hi> welches in diesem Lande gar breit ist; das lassen sie im Wasser sieden, so sondert sich das <hi rendition="#i">Ladanum</hi> davon, schwimmet oben auf und wird zusammen gesammlet. Es ist das schlechteste, dann durch das sieden ist ein Theil vom Geruche, oder von dem geistigen Theile weggetrieben worden.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#i">Ladanum</hi> soll man erwehlen, welches leicht und hartzig ist, darunter auch so wenig Unrath, als nur möglich, welches dunckel ist, und wol riechet, wanns zum Feuer kommt, das auch bald weich wird, anziehend und in etwas bitter schmecket. Es führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es dienet zum erweichen, zum reinigen, dünne zu machen, zum zertheilen, stärcken, und den Durchfall zu versetzen. Es wird auch zu allerhand Pflastern gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Ladanum liquidum</hi> muß gantz dicke seyn, schön schwartz, gagatenfarbig, von lieblich angenehmen Geruch, in etwas als wie Ambra. Dieser Balsam ist das recht und ächte Ladanum, dessen sich die Parfumirer starck bedienen, absonderlich in England.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lagopus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lagopus vulgaris,</hi> Lugd. Park.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lagopus &amp; lagopyron,</hi> Ad.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Leporinus pes,</hi> Cord. in Dioscor.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Trifolium quorumdam,</hi> Trag.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lagopus, sive Pes leporinus,</hi> Matth. Fuch. Dod.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Trifolium arvense humile spicatum, sive Lagopus,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lagopodium, sive Pes leporis,</hi> Ger.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pied de liévre.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Hasenpfötlein, Hasenklee, Katzenklee.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Gattung Klee, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, etwan des halben Fusses hoch, die sind ästig, gerade, mit einer weissen Wolle überzogen. Der Blätter wachsen drey und drey auf einem Stiele bey einander, die sind bey nahe rund, doch vorne zugespitzt, viel kleiner als wie die an dem gemeinen Klee, rauch, wollig und weißlicht. Die Blüten sind klein und weiß, sitzen an wollig- und weißlichten Aehren, welche wie eine Hasenpfote sehen, und aschfarben, in etwas purpurfarbig sind. Der Samen ist klein und röthlicht: die Wurtzel dünne und holtzig, zaserich, weiß und gewunden. Dieses Kräutlein wächst auf dem <hi rendition="#fr">Felde,</hi> und unter dem <hi rendition="#fr">Getraide,</hi> ist bald höher, bald niedriger, nachdem der Boden gut oder schlecht: es führet viel Oel und <hi rendition="#i">phlegma,</hi> wenig <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Es hält an, und wird gebrauchet den Durchfall zu verstellen, zu bösen Hälsen, desgleichen auch zu Brüchen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Lagopus</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03BB;&#x03B1;&#x03B3;&#x1F7C;&#x03C2;, lepus,</hi> ein <hi rendition="#fr">Hase,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C0;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C2; pes,</hi> ein <hi rendition="#fr">Fuß;</hi> als ob es heissen solte, ein <hi rendition="#fr">Hasenfuß,</hi> weil dieses Kraut auf seinen Spitzen Aehren bringet, die als wie Hasenpfoten sehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Lagopus avis.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Lagopus.</hi> </hi> </p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0321] Lactuca kommt von lacte, weil dieses Kraut gantz voller Milch ist. Ladanum. Ladanum, oder Labdanum, ist ein gummoses oder hartziges Wesen, dessen wir zweyerley Arten zu sehen bekommen; eine dicke und eine dünne oder flüßige. Jene ist wie kleine Rollen, des Fingers dicke, formiret, und auf Art eines Wachsstockes gewunden, schwärtzlich von Farbe, und von ziemlich lieblichen Geruch, wann sie ans Feuer kommt. Sie ist das Ladanum commune, das gemeine Ladanum, welches die Kauffleute Labdanum en tortis, gewunden Ladanum zu nennen pflegen. Die andere Sorte ist wie ein sehr dicker, schwartz und wolriechender Balsam, in überaus zarten Blasen beschlossen: sie wird Labdanum liquide, Labdanum liquidum, weiches Ladanum, und Baume noir, schwartzer Balsam genennet. Beyde Arten werden aus Cypern und aus Candien, aus Griechenland und aus Italien uns zugeführet. Sie kommen von den Blättern eines Strauches, Cistus Ledon, auch Cistus ladanifera genannt, der in den warmen Ländern häuffig wächset, und dessen es gar viele Sorten giebt. Dann einige haben breite Blätter, andere schmale und ziemlich lange, sind insgemeine grün oder braun, bisweilen weißlicht, iedoch alle mit einander rauch, sehr klebricht und beständig grüne. Ihre Blumen sind vielblätterig, in Rosenform: drauf folgen, wann sie nun vergangen sind, Früchte, die bey nahe rund und oben spitzig, beschliessen dünne Samen. Das Ladanum wird auf dreyerley Weise abgenommen. Erstlich durch die Böcke und die Ziegen: dann, wann diese Thiere unter den Cistus Ledon Sträuchern sich geweidet, kehren sie zurück nach ihren Ställen, und haben den Bart voll gummig Wesen, das nehmen ihnen die Bauern mit allem Fleisse, vermittelst höltzerner Kämme ab, die sie ausdrücklich darzu haben verfertiget. Aus dieser Materie machen sie eine Massa oder Klumpen, und weil sich Haare und viel anderer Unrath drunter finden, deshalben nennen sie es Labdanum en barbe, Bartladanum, oder Ladanum naturel, natürlich Ladanum. Vor diesen macheten sie Kuchen draus und schickten uns dieselben zu. Anietzo aber machen sie zwey Sorten draus: lassen es über dem Feuer oder an der Sonne zergehen, lassens durch ein Haarsieb oder durch ein Tuch lauffen und trucken es ein wenig aus, das ist das beste und das flüssige, das Ladanum liquidum, und wird in zarte Blasen geschüttet. Den Uberrest in dem Tuche nehmen sie hernach heraus und machen Rollen davon, so wie wir es zu sehen kriegen, und trocknens an der Sonne. Dieses Ladanum ist trefflich unreine und mit Erde und Sand vermischt, wird dannoch insgemein zu äusserlichen Artzneymitteln und zu Raucherkertzlein genommen. Die andere Weise ist in Griechenland gebräuchlich. Die Bauersleute schlagen die Cistus-Sträucher mit gewissen Ruthen, die sie mit allem Fleisse darzu binden und Ergastiri nennen: an diese Ruthen henget sich das Ladanum, dasselbe sammlen sie und formens nach belieben: es ist das beste, und das am stärcksten reucht. Die dritte Art brauchen sie in Spanien; sie nehmen das Laub von eben diesem Cistus, welches in diesem Lande gar breit ist; das lassen sie im Wasser sieden, so sondert sich das Ladanum davon, schwimmet oben auf und wird zusammen gesammlet. Es ist das schlechteste, dann durch das sieden ist ein Theil vom Geruche, oder von dem geistigen Theile weggetrieben worden. Das Ladanum soll man erwehlen, welches leicht und hartzig ist, darunter auch so wenig Unrath, als nur möglich, welches dunckel ist, und wol riechet, wanns zum Feuer kommt, das auch bald weich wird, anziehend und in etwas bitter schmecket. Es führet viel Oel und Sal essentiale. Es dienet zum erweichen, zum reinigen, dünne zu machen, zum zertheilen, stärcken, und den Durchfall zu versetzen. Es wird auch zu allerhand Pflastern gebrauchet. Ladanum liquidum muß gantz dicke seyn, schön schwartz, gagatenfarbig, von lieblich angenehmen Geruch, in etwas als wie Ambra. Dieser Balsam ist das recht und ächte Ladanum, dessen sich die Parfumirer starck bedienen, absonderlich in England. Lagopus. Lagopus vulgaris, Lugd. Park. Lagopus & lagopyron, Ad. Leporinus pes, Cord. in Dioscor. Trifolium quorumdam, Trag. Lagopus, sive Pes leporinus, Matth. Fuch. Dod. Trifolium arvense humile spicatum, sive Lagopus, C.B. Lagopodium, sive Pes leporis, Ger. frantzösisch, Pied de liévre. teutsch, Hasenpfötlein, Hasenklee, Katzenklee. Ist eine Gattung Klee, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, etwan des halben Fusses hoch, die sind ästig, gerade, mit einer weissen Wolle überzogen. Der Blätter wachsen drey und drey auf einem Stiele bey einander, die sind bey nahe rund, doch vorne zugespitzt, viel kleiner als wie die an dem gemeinen Klee, rauch, wollig und weißlicht. Die Blüten sind klein und weiß, sitzen an wollig- und weißlichten Aehren, welche wie eine Hasenpfote sehen, und aschfarben, in etwas purpurfarbig sind. Der Samen ist klein und röthlicht: die Wurtzel dünne und holtzig, zaserich, weiß und gewunden. Dieses Kräutlein wächst auf dem Felde, und unter dem Getraide, ist bald höher, bald niedriger, nachdem der Boden gut oder schlecht: es führet viel Oel und phlegma, wenig Sal essentiale. Es hält an, und wird gebrauchet den Durchfall zu verstellen, zu bösen Hälsen, desgleichen auch zu Brüchen. Lagopus kommt von λαγὼς, lepus, ein Hase, und ποῦς pes, ein Fuß; als ob es heissen solte, ein Hasenfuß, weil dieses Kraut auf seinen Spitzen Aehren bringet, die als wie Hasenpfoten sehen. Lagopus avis. Lagopus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/321
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/321>, abgerufen am 29.04.2024.