Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


noch erst ihre Cousine, die auf der Nach-
barschaft wohnt, mit der Laterne nach
Hause, wir meynen, unser Rammler ist
nach Hause gegangen, sie steigt hernach
in ihr Zimmer herauf, will sich zu Bett
legen, und findt meinen Monsieur da,
der in der äußersten Confusion ist. Er
entschuldigt sich, er habe die Gelegenheit
vom Hause nicht gewußt, sie transportirt
ihn ohne viele Mühe wieder herunter, und
wir lachen uns über den Mißverstand die
Bäuche fast entzwey. Er bittet sie und
uns alle um Gotteswillen, doch keinem
Menschen was von der Historie zu sagen.
Du weißt nun aber, wie der Gilbert ist,
der hats nun alles dem Mädel wieder er-
zählt, und die hat dem alten Weibe steif
und fest in den Kopf gesetzt, Rammler
wäre verliebt in sie. Jn der That hat
er auch ein Zimmer in dem Hause gemie-
thet, vielleicht um sie zu bewegen, nicht
Lärm davon zu machen. Nun solltest du
aber dein Himmelsgaudium haben, ihn
und das alte Mensch in Gesellschaft bey-
sammen zu sehen. Sie minaudirt und
lieb-


noch erſt ihre Couſine, die auf der Nach-
barſchaft wohnt, mit der Laterne nach
Hauſe, wir meynen, unſer Rammler iſt
nach Hauſe gegangen, ſie ſteigt hernach
in ihr Zimmer herauf, will ſich zu Bett
legen, und findt meinen Monſieur da,
der in der aͤußerſten Confuſion iſt. Er
entſchuldigt ſich, er habe die Gelegenheit
vom Hauſe nicht gewußt, ſie tranſportirt
ihn ohne viele Muͤhe wieder herunter, und
wir lachen uns uͤber den Mißverſtand die
Baͤuche faſt entzwey. Er bittet ſie und
uns alle um Gotteswillen, doch keinem
Menſchen was von der Hiſtorie zu ſagen.
Du weißt nun aber, wie der Gilbert iſt,
der hats nun alles dem Maͤdel wieder er-
zaͤhlt, und die hat dem alten Weibe ſteif
und feſt in den Kopf geſetzt, Rammler
waͤre verliebt in ſie. Jn der That hat
er auch ein Zimmer in dem Hauſe gemie-
thet, vielleicht um ſie zu bewegen, nicht
Laͤrm davon zu machen. Nun ſollteſt du
aber dein Himmelsgaudium haben, ihn
und das alte Menſch in Geſellſchaft bey-
ſammen zu ſehen. Sie minaudirt und
lieb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HAU">
            <p><pb facs="#f0096" n="92"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
noch er&#x017F;t ihre Cou&#x017F;ine, die auf der Nach-<lb/>
bar&#x017F;chaft wohnt, mit der Laterne nach<lb/>
Hau&#x017F;e, wir meynen, un&#x017F;er Rammler i&#x017F;t<lb/>
nach Hau&#x017F;e gegangen, &#x017F;ie &#x017F;teigt hernach<lb/>
in ihr Zimmer herauf, will &#x017F;ich zu Bett<lb/>
legen, und findt meinen Mon&#x017F;ieur da,<lb/>
der in der a&#x0364;ußer&#x017F;ten Confu&#x017F;ion i&#x017F;t. Er<lb/>
ent&#x017F;chuldigt &#x017F;ich, er habe die Gelegenheit<lb/>
vom Hau&#x017F;e nicht gewußt, &#x017F;ie tran&#x017F;portirt<lb/>
ihn ohne viele Mu&#x0364;he wieder herunter, und<lb/>
wir lachen uns u&#x0364;ber den Mißver&#x017F;tand die<lb/>
Ba&#x0364;uche fa&#x017F;t entzwey. Er bittet &#x017F;ie und<lb/>
uns alle um Gotteswillen, doch keinem<lb/>
Men&#x017F;chen was von der Hi&#x017F;torie zu &#x017F;agen.<lb/>
Du weißt nun aber, wie der Gilbert i&#x017F;t,<lb/>
der hats nun alles dem Ma&#x0364;del wieder er-<lb/>
za&#x0364;hlt, und die hat dem alten Weibe &#x017F;teif<lb/>
und fe&#x017F;t in den Kopf ge&#x017F;etzt, Rammler<lb/>
wa&#x0364;re verliebt in &#x017F;ie. Jn der That hat<lb/>
er auch ein Zimmer in dem Hau&#x017F;e gemie-<lb/>
thet, vielleicht um &#x017F;ie zu bewegen, nicht<lb/>
La&#x0364;rm davon zu machen. Nun &#x017F;ollte&#x017F;t du<lb/>
aber dein Himmelsgaudium haben, ihn<lb/>
und das alte Men&#x017F;ch in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft bey-<lb/>
&#x017F;ammen zu &#x017F;ehen. Sie minaudirt und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lieb-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0096] noch erſt ihre Couſine, die auf der Nach- barſchaft wohnt, mit der Laterne nach Hauſe, wir meynen, unſer Rammler iſt nach Hauſe gegangen, ſie ſteigt hernach in ihr Zimmer herauf, will ſich zu Bett legen, und findt meinen Monſieur da, der in der aͤußerſten Confuſion iſt. Er entſchuldigt ſich, er habe die Gelegenheit vom Hauſe nicht gewußt, ſie tranſportirt ihn ohne viele Muͤhe wieder herunter, und wir lachen uns uͤber den Mißverſtand die Baͤuche faſt entzwey. Er bittet ſie und uns alle um Gotteswillen, doch keinem Menſchen was von der Hiſtorie zu ſagen. Du weißt nun aber, wie der Gilbert iſt, der hats nun alles dem Maͤdel wieder er- zaͤhlt, und die hat dem alten Weibe ſteif und feſt in den Kopf geſetzt, Rammler waͤre verliebt in ſie. Jn der That hat er auch ein Zimmer in dem Hauſe gemie- thet, vielleicht um ſie zu bewegen, nicht Laͤrm davon zu machen. Nun ſollteſt du aber dein Himmelsgaudium haben, ihn und das alte Menſch in Geſellſchaft bey- ſammen zu ſehen. Sie minaudirt und lieb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/96
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/96>, abgerufen am 27.04.2024.