Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede des Uebersetzers.
von erweckte bey andern das Verlangen, sie in Deutscher
Sprache zu lesen, denen der Lateinische Text entweder ganz un-
bekant, oder nicht so geläufig, und daher verdrießlich war.

Nun hätten sich Männer finden können, die zur Uebersetzung
dieser alten Chronik grössere Geschicklichkeit und mehrere Zeit ge-
habt als ich. Es sind aber gleichwol schon sieben Jahre verflossen;
und die Exempel der vielen geschriebenen und nicht zum Druck
gelangten Chroniken von Liefland, haben manchen von dieser
Bemühung abgeschrecket.

Mir wäre es bald nicht besser ergangen. Jch sahe zwar,
daß etliche angesehene Häuser, denen Russov zu alt, und Kelch
in alten Zeiten zu mangelhaft gerathen, Mühe und Kosten an-
wandten und angewendet hatten, aus geschriebenen Nachrichten
einen klärern und hinlänglichern Bericht einzuziehen; befand
aber auch, daß sie das nicht funden, wornach sie suchten; und
wuste es doch selbst nicht eher, als bis ich das Gruberische
Werk einige mal durchgelesen. Allein, die Bekantmachung
solcher alten Geschichte war so vielen Schwierigkeiten, selbst ge-
gen mein Denken, unterworfen, daß alle Hofnung verschwand
von hiesigem Orte aus sie in Druck zu geben.

Diese Hindernisse fielen auf einmal weg, als mein Anliegen
dem von Jhro Kaiserlichen Majestät hochverordneten Herrn
Landhauptmann der Provinz Oesel und der Stadt Arens-
burg
zu eröfnen Gelegenheit suchte. Dieser um Reich und
Vaterland sowol, als um die Geschichte desselben wohlverdiente
Herr, erbot nach seiner Gewogenheit gegen gelehrte Bemühun-
gen, aus seiner zahlreichen Büchersamlung nicht nur denjenigen
Vorrath seiner Abschriften an, die hiermit zusammen gehalten
worden, sondern auch dasjenige Manuscript, woraus die Lücke
der vier Blätter in der Gruberischen Ausgabe ergänzet wer-
den können; ohne der übrigen Beförderung zu erwehnen, deren
dieses schöne Werk durch seine Hand gewürdiget ist, welche
Verdienste hier mit öffentlichem Dank ganz gehorsamst zu rüh-
men mich pflichtmäßig verbunden achte.

Den
c 2

Vorrede des Ueberſetzers.
von erweckte bey andern das Verlangen, ſie in Deutſcher
Sprache zu leſen, denen der Lateiniſche Text entweder ganz un-
bekant, oder nicht ſo gelaͤufig, und daher verdrießlich war.

Nun haͤtten ſich Maͤnner finden koͤnnen, die zur Ueberſetzung
dieſer alten Chronik groͤſſere Geſchicklichkeit und mehrere Zeit ge-
habt als ich. Es ſind aber gleichwol ſchon ſieben Jahre verfloſſen;
und die Exempel der vielen geſchriebenen und nicht zum Druck
gelangten Chroniken von Liefland, haben manchen von dieſer
Bemuͤhung abgeſchrecket.

Mir waͤre es bald nicht beſſer ergangen. Jch ſahe zwar,
daß etliche angeſehene Haͤuſer, denen Ruſſov zu alt, und Kelch
in alten Zeiten zu mangelhaft gerathen, Muͤhe und Koſten an-
wandten und angewendet hatten, aus geſchriebenen Nachrichten
einen klaͤrern und hinlaͤnglichern Bericht einzuziehen; befand
aber auch, daß ſie das nicht funden, wornach ſie ſuchten; und
wuſte es doch ſelbſt nicht eher, als bis ich das Gruberiſche
Werk einige mal durchgeleſen. Allein, die Bekantmachung
ſolcher alten Geſchichte war ſo vielen Schwierigkeiten, ſelbſt ge-
gen mein Denken, unterworfen, daß alle Hofnung verſchwand
von hieſigem Orte aus ſie in Druck zu geben.

Dieſe Hinderniſſe fielen auf einmal weg, als mein Anliegen
dem von Jhro Kaiſerlichen Majeſtaͤt hochverordneten Herrn
Landhauptmann der Provinz Oeſel und der Stadt Arens-
burg
zu eroͤfnen Gelegenheit ſuchte. Dieſer um Reich und
Vaterland ſowol, als um die Geſchichte deſſelben wohlverdiente
Herr, erbot nach ſeiner Gewogenheit gegen gelehrte Bemuͤhun-
gen, aus ſeiner zahlreichen Buͤcherſamlung nicht nur denjenigen
Vorrath ſeiner Abſchriften an, die hiermit zuſammen gehalten
worden, ſondern auch dasjenige Manuſcript, woraus die Luͤcke
der vier Blaͤtter in der Gruberiſchen Ausgabe ergaͤnzet wer-
den koͤnnen; ohne der uͤbrigen Befoͤrderung zu erwehnen, deren
dieſes ſchoͤne Werk durch ſeine Hand gewuͤrdiget iſt, welche
Verdienſte hier mit oͤffentlichem Dank ganz gehorſamſt zu ruͤh-
men mich pflichtmaͤßig verbunden achte.

Den
c 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede des Ueber&#x017F;etzers.</hi></fw><lb/>
von erweckte bey andern das Verlangen, &#x017F;ie in <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;cher</hi><lb/>
Sprache zu le&#x017F;en, denen der Lateini&#x017F;che Text entweder ganz un-<lb/>
bekant, oder nicht &#x017F;o gela&#x0364;ufig, und daher verdrießlich war.</p><lb/>
        <p>Nun ha&#x0364;tten &#x017F;ich Ma&#x0364;nner finden ko&#x0364;nnen, die zur Ueber&#x017F;etzung<lb/>
die&#x017F;er alten Chronik gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ge&#x017F;chicklichkeit und mehrere Zeit ge-<lb/>
habt als ich. Es &#x017F;ind aber gleichwol &#x017F;chon &#x017F;ieben Jahre verflo&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
und die Exempel der vielen ge&#x017F;chriebenen und nicht zum Druck<lb/>
gelangten Chroniken von <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> haben manchen von die&#x017F;er<lb/>
Bemu&#x0364;hung abge&#x017F;chrecket.</p><lb/>
        <p>Mir wa&#x0364;re es bald nicht be&#x017F;&#x017F;er ergangen. Jch &#x017F;ahe zwar,<lb/>
daß etliche ange&#x017F;ehene Ha&#x0364;u&#x017F;er, denen <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;ov</hi> zu alt, und <hi rendition="#fr">Kelch</hi><lb/>
in alten Zeiten zu mangelhaft gerathen, Mu&#x0364;he und Ko&#x017F;ten an-<lb/>
wandten und angewendet hatten, aus ge&#x017F;chriebenen Nachrichten<lb/>
einen kla&#x0364;rern und hinla&#x0364;nglichern Bericht einzuziehen; befand<lb/>
aber auch, daß &#x017F;ie das nicht funden, wornach &#x017F;ie &#x017F;uchten; und<lb/>
wu&#x017F;te es doch &#x017F;elb&#x017F;t nicht eher, als bis ich das <hi rendition="#fr">Gruberi&#x017F;che</hi><lb/>
Werk einige mal durchgele&#x017F;en. Allein, die Bekantmachung<lb/>
&#x017F;olcher alten Ge&#x017F;chichte war &#x017F;o vielen Schwierigkeiten, &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
gen mein Denken, unterworfen, daß alle Hofnung ver&#x017F;chwand<lb/>
von hie&#x017F;igem Orte aus &#x017F;ie in Druck zu geben.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Hinderni&#x017F;&#x017F;e fielen auf einmal weg, als mein Anliegen<lb/>
dem von Jhro <hi rendition="#fr">Kai&#x017F;erlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t</hi> hochverordneten Herrn<lb/>
Landhauptmann der Provinz <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el</hi> und der Stadt <hi rendition="#fr">Arens-<lb/>
burg</hi> zu ero&#x0364;fnen Gelegenheit &#x017F;uchte. Die&#x017F;er um Reich und<lb/>
Vaterland &#x017F;owol, als um die Ge&#x017F;chichte de&#x017F;&#x017F;elben wohlverdiente<lb/>
Herr, erbot nach &#x017F;einer Gewogenheit gegen gelehrte Bemu&#x0364;hun-<lb/>
gen, aus &#x017F;einer zahlreichen Bu&#x0364;cher&#x017F;amlung nicht nur denjenigen<lb/>
Vorrath &#x017F;einer Ab&#x017F;chriften an, die hiermit zu&#x017F;ammen gehalten<lb/>
worden, &#x017F;ondern auch dasjenige Manu&#x017F;cript, woraus die Lu&#x0364;cke<lb/>
der vier Bla&#x0364;tter in der <hi rendition="#fr">Gruberi&#x017F;chen</hi> Ausgabe erga&#x0364;nzet wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen; ohne der u&#x0364;brigen Befo&#x0364;rderung zu erwehnen, deren<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;ne Werk durch &#x017F;eine Hand gewu&#x0364;rdiget i&#x017F;t, welche<lb/>
Verdien&#x017F;te hier mit o&#x0364;ffentlichem Dank ganz gehor&#x017F;am&#x017F;t zu ru&#x0364;h-<lb/>
men mich pflichtma&#x0364;ßig verbunden achte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">c 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0011] Vorrede des Ueberſetzers. von erweckte bey andern das Verlangen, ſie in Deutſcher Sprache zu leſen, denen der Lateiniſche Text entweder ganz un- bekant, oder nicht ſo gelaͤufig, und daher verdrießlich war. Nun haͤtten ſich Maͤnner finden koͤnnen, die zur Ueberſetzung dieſer alten Chronik groͤſſere Geſchicklichkeit und mehrere Zeit ge- habt als ich. Es ſind aber gleichwol ſchon ſieben Jahre verfloſſen; und die Exempel der vielen geſchriebenen und nicht zum Druck gelangten Chroniken von Liefland, haben manchen von dieſer Bemuͤhung abgeſchrecket. Mir waͤre es bald nicht beſſer ergangen. Jch ſahe zwar, daß etliche angeſehene Haͤuſer, denen Ruſſov zu alt, und Kelch in alten Zeiten zu mangelhaft gerathen, Muͤhe und Koſten an- wandten und angewendet hatten, aus geſchriebenen Nachrichten einen klaͤrern und hinlaͤnglichern Bericht einzuziehen; befand aber auch, daß ſie das nicht funden, wornach ſie ſuchten; und wuſte es doch ſelbſt nicht eher, als bis ich das Gruberiſche Werk einige mal durchgeleſen. Allein, die Bekantmachung ſolcher alten Geſchichte war ſo vielen Schwierigkeiten, ſelbſt ge- gen mein Denken, unterworfen, daß alle Hofnung verſchwand von hieſigem Orte aus ſie in Druck zu geben. Dieſe Hinderniſſe fielen auf einmal weg, als mein Anliegen dem von Jhro Kaiſerlichen Majeſtaͤt hochverordneten Herrn Landhauptmann der Provinz Oeſel und der Stadt Arens- burg zu eroͤfnen Gelegenheit ſuchte. Dieſer um Reich und Vaterland ſowol, als um die Geſchichte deſſelben wohlverdiente Herr, erbot nach ſeiner Gewogenheit gegen gelehrte Bemuͤhun- gen, aus ſeiner zahlreichen Buͤcherſamlung nicht nur denjenigen Vorrath ſeiner Abſchriften an, die hiermit zuſammen gehalten worden, ſondern auch dasjenige Manuſcript, woraus die Luͤcke der vier Blaͤtter in der Gruberiſchen Ausgabe ergaͤnzet wer- den koͤnnen; ohne der uͤbrigen Befoͤrderung zu erwehnen, deren dieſes ſchoͤne Werk durch ſeine Hand gewuͤrdiget iſt, welche Verdienſte hier mit oͤffentlichem Dank ganz gehorſamſt zu ruͤh- men mich pflichtmaͤßig verbunden achte. Den c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/11
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/11>, abgerufen am 26.04.2024.