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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien.
kann den Gehalt an den eigentlichen organischen Basen ziem-
lich genau nach der Menge von fixen Basen beurtheilen, die
nach der Einäscherung zurückbleiben.

Einem Maximum der ersteren entspricht ein Minimum der
andern, gerade so wie es in der That stattfinden muß, wenn
sie sich gegenseitig nach ihren Aequivalenten vertreten.

Wir wissen, daß die meisten Opiumsorten Meconsäure, ge-
bunden an die veränderlichsten Mengen von Narcotin, Morphin,
Codein etc. enthalten, stets vermindert sich die Quantität der
einen mit dem Zunehmen der andern. Die kleinste Menge
Morphin finden wir stets begleitet von einem Maximum von
Narcotin.

In manchen Opiumsorten läßt sich keine Spur Meconsäure
entdecken *), aber die Säure fehlt deshalb nicht, sie ist in die-
sem Fall durch eine anorganische Säure, durch Schwefelsäure ver-
treten und auch hier zeigt sich in den Sorten, wo beide vor-
handen sind, daß sie zu einander stets in einem gewissen Ver-
hältnisse stehen.

Wenn aber, wie in dem Safte des Mohns sich herauszu-
stellen scheint, eine organische Säure in einer Pflanze vertreten
sein kann durch eine anorganische, ohne daß die Entwickelung
der Pflanze darunter leidet, so muß dieß in um so höherem
Grade bei den anorganischen Basen stattfinden können.

Finden die Wurzeln der Pflanze, die eine Base, in hinrei-
chender Menge vor, so wird sie um so weniger von der an-
dern nehmen.

Im Zustande der Cultur, wo von außen her auf die Hervor-
bringung und Erzeugung einzelner Bestandtheile und besonderer

*) Robiquet bekam in einer Behandlung von 300 Lb Opium keine
Spur meconsauren Kalk, während andere Sorten ihm sehr beträcht-
liche Quantitäten davon gaben. (Ann. de chim. LIII. p. 425.)

Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.
kann den Gehalt an den eigentlichen organiſchen Baſen ziem-
lich genau nach der Menge von fixen Baſen beurtheilen, die
nach der Einäſcherung zurückbleiben.

Einem Maximum der erſteren entſpricht ein Minimum der
andern, gerade ſo wie es in der That ſtattfinden muß, wenn
ſie ſich gegenſeitig nach ihren Aequivalenten vertreten.

Wir wiſſen, daß die meiſten Opiumſorten Meconſäure, ge-
bunden an die veränderlichſten Mengen von Narcotin, Morphin,
Codein ꝛc. enthalten, ſtets vermindert ſich die Quantität der
einen mit dem Zunehmen der andern. Die kleinſte Menge
Morphin finden wir ſtets begleitet von einem Maximum von
Narcotin.

In manchen Opiumſorten läßt ſich keine Spur Meconſäure
entdecken *), aber die Säure fehlt deshalb nicht, ſie iſt in die-
ſem Fall durch eine anorganiſche Säure, durch Schwefelſäure ver-
treten und auch hier zeigt ſich in den Sorten, wo beide vor-
handen ſind, daß ſie zu einander ſtets in einem gewiſſen Ver-
hältniſſe ſtehen.

Wenn aber, wie in dem Safte des Mohns ſich herauszu-
ſtellen ſcheint, eine organiſche Säure in einer Pflanze vertreten
ſein kann durch eine anorganiſche, ohne daß die Entwickelung
der Pflanze darunter leidet, ſo muß dieß in um ſo höherem
Grade bei den anorganiſchen Baſen ſtattfinden können.

Finden die Wurzeln der Pflanze, die eine Baſe, in hinrei-
chender Menge vor, ſo wird ſie um ſo weniger von der an-
dern nehmen.

Im Zuſtande der Cultur, wo von außen her auf die Hervor-
bringung und Erzeugung einzelner Beſtandtheile und beſonderer

*) Robiquet bekam in einer Behandlung von 300 ℔ Opium keine
Spur meconſauren Kalk, während andere Sorten ihm ſehr beträcht-
liche Quantitäten davon gaben. (Ann. de chim. LIII. p. 425.)
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[93/0111] Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. kann den Gehalt an den eigentlichen organiſchen Baſen ziem- lich genau nach der Menge von fixen Baſen beurtheilen, die nach der Einäſcherung zurückbleiben. Einem Maximum der erſteren entſpricht ein Minimum der andern, gerade ſo wie es in der That ſtattfinden muß, wenn ſie ſich gegenſeitig nach ihren Aequivalenten vertreten. Wir wiſſen, daß die meiſten Opiumſorten Meconſäure, ge- bunden an die veränderlichſten Mengen von Narcotin, Morphin, Codein ꝛc. enthalten, ſtets vermindert ſich die Quantität der einen mit dem Zunehmen der andern. Die kleinſte Menge Morphin finden wir ſtets begleitet von einem Maximum von Narcotin. In manchen Opiumſorten läßt ſich keine Spur Meconſäure entdecken *), aber die Säure fehlt deshalb nicht, ſie iſt in die- ſem Fall durch eine anorganiſche Säure, durch Schwefelſäure ver- treten und auch hier zeigt ſich in den Sorten, wo beide vor- handen ſind, daß ſie zu einander ſtets in einem gewiſſen Ver- hältniſſe ſtehen. Wenn aber, wie in dem Safte des Mohns ſich herauszu- ſtellen ſcheint, eine organiſche Säure in einer Pflanze vertreten ſein kann durch eine anorganiſche, ohne daß die Entwickelung der Pflanze darunter leidet, ſo muß dieß in um ſo höherem Grade bei den anorganiſchen Baſen ſtattfinden können. Finden die Wurzeln der Pflanze, die eine Baſe, in hinrei- chender Menge vor, ſo wird ſie um ſo weniger von der an- dern nehmen. Im Zuſtande der Cultur, wo von außen her auf die Hervor- bringung und Erzeugung einzelner Beſtandtheile und beſonderer *) Robiquet bekam in einer Behandlung von 300 ℔ Opium keine Spur meconſauren Kalk, während andere Sorten ihm ſehr beträcht- liche Quantitäten davon gaben. (Ann. de chim. LIII. p. 425.)

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/111>, abgerufen am 28.04.2024.