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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Respiration und Ernährung.

Gleichgültig, welche Ansicht man auch über die Entstehung
der fetten Bestandtheile des Thierkörpers haben mag, soviel
ist unläugbar gewiß, daß die Wurzeln und Kräuter, welche
die Kuh verzehrt, keine Butter enthalten, daß in dem Heu
und der Nahrung des Rindviehs kein Ochsentalg, in der
Kartoffelschlempe, welche die Schweine bekommen, kein Schwei-
neschmalz und in dem Futter der Gänse und des Geflügels
kein Gänsefett oder Kapaunenfett enthalten ist. Die großen
Massen von Fett in dem Körper dieser Thiere erzeugt ihr
Organismus, und aus dieser Thatsache, ihrem wahren Werthe
nach anerkannt, muß geschlossen werden, daß von den Bestand-
theilen der genossenen Nahrung eine gewisse Quantität
Sauerstoff in irgend einer Form austritt, denn ohne eine
solche Ausscheidung von Sauerstoff kann kein Fett aus irgend
einem Bestandtheil der Nahrung gebildet werden.

Die chemische Analyse giebt auf die bestimmteste Weise
zu erkennen, daß in den Nahrungsmitteln, die ein Thier ver-
zehrt, sich eine gewisse Menge Kohlenstoff und Sauerstoff be-
finden, die, in Aequivalenten ausgedrückt, folgende Reihe
bilden.

Im Pflanzenfibrin, -Albumin, -Casein
sind enthalten auf 120 Aeq. Kohlenstoff 36 Aeq. Sauerstoff
Im Amylon " " " 120 " " 100 " "
Im Rohrzucker " " " 120 " " 110 " "
Im Traubenzucker " " " 120 " " 140 " "
Im Gummi " " " 120 " " 110 " "
Im Milchzucker " " " 120 " " 120 " "

Reſpiration und Ernährung.

Gleichgültig, welche Anſicht man auch über die Entſtehung
der fetten Beſtandtheile des Thierkörpers haben mag, ſoviel
iſt unläugbar gewiß, daß die Wurzeln und Kräuter, welche
die Kuh verzehrt, keine Butter enthalten, daß in dem Heu
und der Nahrung des Rindviehs kein Ochſentalg, in der
Kartoffelſchlempe, welche die Schweine bekommen, kein Schwei-
neſchmalz und in dem Futter der Gänſe und des Geflügels
kein Gänſefett oder Kapaunenfett enthalten iſt. Die großen
Maſſen von Fett in dem Körper dieſer Thiere erzeugt ihr
Organismus, und aus dieſer Thatſache, ihrem wahren Werthe
nach anerkannt, muß geſchloſſen werden, daß von den Beſtand-
theilen der genoſſenen Nahrung eine gewiſſe Quantität
Sauerſtoff in irgend einer Form austritt, denn ohne eine
ſolche Ausſcheidung von Sauerſtoff kann kein Fett aus irgend
einem Beſtandtheil der Nahrung gebildet werden.

Die chemiſche Analyſe giebt auf die beſtimmteſte Weiſe
zu erkennen, daß in den Nahrungsmitteln, die ein Thier ver-
zehrt, ſich eine gewiſſe Menge Kohlenſtoff und Sauerſtoff be-
finden, die, in Aequivalenten ausgedrückt, folgende Reihe
bilden.

Im Pflanzenfibrin, -Albumin, -Caſein
ſind enthalten auf 120 Aeq. Kohlenſtoff 36 Aeq. Sauerſtoff
Im Amylon » » » 120 » » 100 » »
Im Rohrzucker » » » 120 » » 110 » »
Im Traubenzucker » » » 120 » » 140 » »
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[87/0111] Reſpiration und Ernährung. Gleichgültig, welche Anſicht man auch über die Entſtehung der fetten Beſtandtheile des Thierkörpers haben mag, ſoviel iſt unläugbar gewiß, daß die Wurzeln und Kräuter, welche die Kuh verzehrt, keine Butter enthalten, daß in dem Heu und der Nahrung des Rindviehs kein Ochſentalg, in der Kartoffelſchlempe, welche die Schweine bekommen, kein Schwei- neſchmalz und in dem Futter der Gänſe und des Geflügels kein Gänſefett oder Kapaunenfett enthalten iſt. Die großen Maſſen von Fett in dem Körper dieſer Thiere erzeugt ihr Organismus, und aus dieſer Thatſache, ihrem wahren Werthe nach anerkannt, muß geſchloſſen werden, daß von den Beſtand- theilen der genoſſenen Nahrung eine gewiſſe Quantität Sauerſtoff in irgend einer Form austritt, denn ohne eine ſolche Ausſcheidung von Sauerſtoff kann kein Fett aus irgend einem Beſtandtheil der Nahrung gebildet werden. Die chemiſche Analyſe giebt auf die beſtimmteſte Weiſe zu erkennen, daß in den Nahrungsmitteln, die ein Thier ver- zehrt, ſich eine gewiſſe Menge Kohlenſtoff und Sauerſtoff be- finden, die, in Aequivalenten ausgedrückt, folgende Reihe bilden. Im Pflanzenfibrin, -Albumin, -Caſein ſind enthalten auf 120 Aeq. Kohlenſtoff 36 Aeq. Sauerſtoff Im Amylon » » » 120 » » 100 » » Im Rohrzucker » » » 120 » » 110 » » Im Traubenzucker » » » 120 » » 140 » » Im Gummi » » » 120 » » 110 » » Im Milchzucker » » » 120 » » 120 » »

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/111>, abgerufen am 30.04.2024.