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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Der chemische Proceß der

Nun sind aber in allen fetten Substanzen im Mittel auf 120
Aeq. Kohlenstoff nur 10 Aeq. Sauerstoff enthalten.

Da nun der Kohlenstoff der fetten Bestandtheile des Thier-
körpers von den Nahrungsmitteln stammt, indem es keine
andere Quelle giebt, die ihn liefern könnte, so ist klar, in
der Voraussetzung, das Fett entstehe aus Albumin, Fibrin
oder Casein, daß für je 120 Aeq. Kohlenstoff, die sich als
Fett abgelagert haben, 26 Aeq. Sauerstoff von den Bestand-
theilen dieser Nahrungsmittel austreten müssen, es ist ferner
klar, daß, wenn wir annehmen, das Fett entstehe aus Amylon,
90 Aeq., aus Zucker 100 und aus Milchzucker 110 Aeq.
Sauerstoff abgeschieden werden müssen.

Es giebt also nur einen einzigen Weg, auf welchem die
Fettbildung im Thierkörper möglich ist, und dieser ist absolut
der nämliche, auf welchem die Fettbildung in den Pflanzen
vor sich geht, es ist eine Scheidung und Trennung des Sauer-
stoffs von den Bestandtheilen der Nahrungsmittel.

Der Kohlenstoff, den wir in den Samen und Früchten
der Pflanzen in der Form von Oel und Fett abgelagert
finden, er war früher ein Bestandtheil der Atmosphäre, er
wurde als Kohlensäure von der Pflanze aufgenommen. Sein
Uebergang in Fett wurde unter Mitwirkung des Lichtes durch
die vegetative Lebensthätigkeit bewirkt, der größte Theil des
Sauerstoffs dieser Kohlensäure kehrte als Sauerstoffgas in
die Luft zurück *) 20).


*) Ueber die Bildung des Wachses aus Honig bei den Bienen siehe Anhang.
Der chemiſche Proceß der

Nun ſind aber in allen fetten Subſtanzen im Mittel auf 120
Aeq. Kohlenſtoff nur 10 Aeq. Sauerſtoff enthalten.

Da nun der Kohlenſtoff der fetten Beſtandtheile des Thier-
körpers von den Nahrungsmitteln ſtammt, indem es keine
andere Quelle giebt, die ihn liefern könnte, ſo iſt klar, in
der Vorausſetzung, das Fett entſtehe aus Albumin, Fibrin
oder Caſein, daß für je 120 Aeq. Kohlenſtoff, die ſich als
Fett abgelagert haben, 26 Aeq. Sauerſtoff von den Beſtand-
theilen dieſer Nahrungsmittel austreten müſſen, es iſt ferner
klar, daß, wenn wir annehmen, das Fett entſtehe aus Amylon,
90 Aeq., aus Zucker 100 und aus Milchzucker 110 Aeq.
Sauerſtoff abgeſchieden werden müſſen.

Es giebt alſo nur einen einzigen Weg, auf welchem die
Fettbildung im Thierkörper möglich iſt, und dieſer iſt abſolut
der nämliche, auf welchem die Fettbildung in den Pflanzen
vor ſich geht, es iſt eine Scheidung und Trennung des Sauer-
ſtoffs von den Beſtandtheilen der Nahrungsmittel.

Der Kohlenſtoff, den wir in den Samen und Früchten
der Pflanzen in der Form von Oel und Fett abgelagert
finden, er war früher ein Beſtandtheil der Atmoſphäre, er
wurde als Kohlenſäure von der Pflanze aufgenommen. Sein
Uebergang in Fett wurde unter Mitwirkung des Lichtes durch
die vegetative Lebensthätigkeit bewirkt, der größte Theil des
Sauerſtoffs dieſer Kohlenſäure kehrte als Sauerſtoffgas in
die Luft zurück *) 20).


*) Ueber die Bildung des Wachſes aus Honig bei den Bienen ſiehe Anhang.
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[88/0112] Der chemiſche Proceß der Nun ſind aber in allen fetten Subſtanzen im Mittel auf 120 Aeq. Kohlenſtoff nur 10 Aeq. Sauerſtoff enthalten. Da nun der Kohlenſtoff der fetten Beſtandtheile des Thier- körpers von den Nahrungsmitteln ſtammt, indem es keine andere Quelle giebt, die ihn liefern könnte, ſo iſt klar, in der Vorausſetzung, das Fett entſtehe aus Albumin, Fibrin oder Caſein, daß für je 120 Aeq. Kohlenſtoff, die ſich als Fett abgelagert haben, 26 Aeq. Sauerſtoff von den Beſtand- theilen dieſer Nahrungsmittel austreten müſſen, es iſt ferner klar, daß, wenn wir annehmen, das Fett entſtehe aus Amylon, 90 Aeq., aus Zucker 100 und aus Milchzucker 110 Aeq. Sauerſtoff abgeſchieden werden müſſen. Es giebt alſo nur einen einzigen Weg, auf welchem die Fettbildung im Thierkörper möglich iſt, und dieſer iſt abſolut der nämliche, auf welchem die Fettbildung in den Pflanzen vor ſich geht, es iſt eine Scheidung und Trennung des Sauer- ſtoffs von den Beſtandtheilen der Nahrungsmittel. Der Kohlenſtoff, den wir in den Samen und Früchten der Pflanzen in der Form von Oel und Fett abgelagert finden, er war früher ein Beſtandtheil der Atmoſphäre, er wurde als Kohlenſäure von der Pflanze aufgenommen. Sein Uebergang in Fett wurde unter Mitwirkung des Lichtes durch die vegetative Lebensthätigkeit bewirkt, der größte Theil des Sauerſtoffs dieſer Kohlenſäure kehrte als Sauerſtoffgas in die Luft zurück *) 20). *) Ueber die Bildung des Wachſes aus Honig bei den Bienen ſiehe Anhang.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/112>, abgerufen am 28.04.2024.