Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

durch den Flügelschlag, sondern ein Sprung von der Aerosta-
tik zurück zur reinen Aviatik.

Lassen wir dem Ballon sein Wirkungsfeld, welches überall
da ist, wo es sich darum handelt, einen hohen Umschauposten
in Form des gefesselten Ballons zu errichten, oder in hoher Luft-
reise sich mit dem Winde dahinwehen zu lassen! Die Zwecke
der Flugtechnik aber sind andere. Die Luftschiffahrt im
eigentlichen Sinne kann uns nur nützen, wenn wir schnell
und sicher durch die Luft dahin gelangen, wohin wir wollen
und nicht dahin, wohin der Wind will.

In der Erreichung dieses Zieles hat der Ballon uns doch
wohl nur gestört.

Dieser störende Einfluss wird aber aufhören, und man
wird es um so ernster nehmen mit den Aufgaben, die zu
lösen sind, da nicht nur vieles, sondern fast alles nachzuholen
bleibt.

Auch die Techniker werden sich einigen und aus ihrer
vornehmen Reserve heraustreten; denn es ist heute unverkenn-
bar, dass sich gegenwärtig das Interesse wieder mehr und
mehr dem aktiven Fliegen zuwendet, und so haben wir denn
auch diesen Zeitpunkt für geeignet gehalten, dasjenige, was
wir an Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben, der
Öffentlichkeit zu übergeben.


40. Berechnung der Flugarbeit.

Es soll nun an einem grösseren Vogel die Berechnung
seiner Flugarbeit unter Anwendung der in diesem Werke
niedergelegten Anschauungen durchgeführt werden. Wir er-
halten dadurch ein Beispiel für die praktische Benutzung der
Luftwiderstandswerte vogelflügelähnlicher Körper, deren Be-
kanntmachung ein Hauptzweck dieses Werkes ist.

Über die Diagramme ist noch im allgemeinen zu sagen,
dass bei den zu Grunde liegenden Versuchen besondere Sorg-

durch den Flügelschlag, sondern ein Sprung von der Aerosta-
tik zurück zur reinen Aviatik.

Lassen wir dem Ballon sein Wirkungsfeld, welches überall
da ist, wo es sich darum handelt, einen hohen Umschauposten
in Form des gefesselten Ballons zu errichten, oder in hoher Luft-
reise sich mit dem Winde dahinwehen zu lassen! Die Zwecke
der Flugtechnik aber sind andere. Die Luftschiffahrt im
eigentlichen Sinne kann uns nur nützen, wenn wir schnell
und sicher durch die Luft dahin gelangen, wohin wir wollen
und nicht dahin, wohin der Wind will.

In der Erreichung dieses Zieles hat der Ballon uns doch
wohl nur gestört.

Dieser störende Einfluſs wird aber aufhören, und man
wird es um so ernster nehmen mit den Aufgaben, die zu
lösen sind, da nicht nur vieles, sondern fast alles nachzuholen
bleibt.

Auch die Techniker werden sich einigen und aus ihrer
vornehmen Reserve heraustreten; denn es ist heute unverkenn-
bar, daſs sich gegenwärtig das Interesse wieder mehr und
mehr dem aktiven Fliegen zuwendet, und so haben wir denn
auch diesen Zeitpunkt für geeignet gehalten, dasjenige, was
wir an Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben, der
Öffentlichkeit zu übergeben.


40. Berechnung der Flugarbeit.

Es soll nun an einem gröſseren Vogel die Berechnung
seiner Flugarbeit unter Anwendung der in diesem Werke
niedergelegten Anschauungen durchgeführt werden. Wir er-
halten dadurch ein Beispiel für die praktische Benutzung der
Luftwiderstandswerte vogelflügelähnlicher Körper, deren Be-
kanntmachung ein Hauptzweck dieses Werkes ist.

Über die Diagramme ist noch im allgemeinen zu sagen,
daſs bei den zu Grunde liegenden Versuchen besondere Sorg-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0174" n="158"/>
durch den Flügelschlag, sondern ein <hi rendition="#g">Sprung</hi> von der Aerosta-<lb/>
tik zurück zur <hi rendition="#g">reinen Aviatik</hi>.</p><lb/>
        <p>Lassen wir dem Ballon sein Wirkungsfeld, welches überall<lb/>
da ist, wo es sich darum handelt, einen hohen Umschauposten<lb/>
in Form des gefesselten Ballons zu errichten, oder in hoher Luft-<lb/>
reise sich mit dem Winde dahinwehen zu lassen! Die Zwecke<lb/>
der Flugtechnik aber sind andere. Die Luftschiffahrt im<lb/>
eigentlichen Sinne kann uns nur nützen, wenn wir schnell<lb/>
und sicher durch die Luft dahin gelangen, wohin <hi rendition="#g">wir</hi> wollen<lb/>
und nicht dahin, wohin der <hi rendition="#g">Wind</hi> will.</p><lb/>
        <p>In der Erreichung dieses Zieles hat der Ballon uns doch<lb/>
wohl nur gestört.</p><lb/>
        <p>Dieser störende Einflu&#x017F;s wird aber aufhören, und man<lb/>
wird es um so ernster nehmen mit den Aufgaben, die zu<lb/>
lösen sind, da nicht nur vieles, sondern fast alles nachzuholen<lb/>
bleibt.</p><lb/>
        <p>Auch die Techniker werden sich einigen und aus ihrer<lb/>
vornehmen Reserve heraustreten; denn es ist heute unverkenn-<lb/>
bar, da&#x017F;s sich gegenwärtig das Interesse wieder mehr und<lb/>
mehr dem aktiven Fliegen zuwendet, und so haben wir denn<lb/>
auch diesen Zeitpunkt für geeignet gehalten, dasjenige, was<lb/>
wir an Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben, der<lb/>
Öffentlichkeit zu übergeben.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">40. Berechnung der Flugarbeit.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Es soll nun an einem grö&#x017F;seren Vogel die Berechnung<lb/>
seiner Flugarbeit unter Anwendung der in diesem Werke<lb/>
niedergelegten Anschauungen durchgeführt werden. Wir er-<lb/>
halten dadurch ein Beispiel für die praktische Benutzung der<lb/>
Luftwiderstandswerte vogelflügelähnlicher Körper, deren Be-<lb/>
kanntmachung ein Hauptzweck dieses Werkes ist.</p><lb/>
        <p>Über die Diagramme ist noch im allgemeinen zu sagen,<lb/>
da&#x017F;s bei den zu Grunde liegenden Versuchen besondere Sorg-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0174] durch den Flügelschlag, sondern ein Sprung von der Aerosta- tik zurück zur reinen Aviatik. Lassen wir dem Ballon sein Wirkungsfeld, welches überall da ist, wo es sich darum handelt, einen hohen Umschauposten in Form des gefesselten Ballons zu errichten, oder in hoher Luft- reise sich mit dem Winde dahinwehen zu lassen! Die Zwecke der Flugtechnik aber sind andere. Die Luftschiffahrt im eigentlichen Sinne kann uns nur nützen, wenn wir schnell und sicher durch die Luft dahin gelangen, wohin wir wollen und nicht dahin, wohin der Wind will. In der Erreichung dieses Zieles hat der Ballon uns doch wohl nur gestört. Dieser störende Einfluſs wird aber aufhören, und man wird es um so ernster nehmen mit den Aufgaben, die zu lösen sind, da nicht nur vieles, sondern fast alles nachzuholen bleibt. Auch die Techniker werden sich einigen und aus ihrer vornehmen Reserve heraustreten; denn es ist heute unverkenn- bar, daſs sich gegenwärtig das Interesse wieder mehr und mehr dem aktiven Fliegen zuwendet, und so haben wir denn auch diesen Zeitpunkt für geeignet gehalten, dasjenige, was wir an Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben, der Öffentlichkeit zu übergeben. 40. Berechnung der Flugarbeit. Es soll nun an einem gröſseren Vogel die Berechnung seiner Flugarbeit unter Anwendung der in diesem Werke niedergelegten Anschauungen durchgeführt werden. Wir er- halten dadurch ein Beispiel für die praktische Benutzung der Luftwiderstandswerte vogelflügelähnlicher Körper, deren Be- kanntmachung ein Hauptzweck dieses Werkes ist. Über die Diagramme ist noch im allgemeinen zu sagen, daſs bei den zu Grunde liegenden Versuchen besondere Sorg-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/174
Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/174>, abgerufen am 19.04.2024.