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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] licher Streich dem Spartacus alsbald einen
grossen Zulauff der Leibeigenen zu wege brach-
te. Die Römer schickten alsofort den Varinius
Glaber mit zwey Legionen und vielen Hülffs-
Völckern gegen sie nicht so wol als Feinde/ als
wieder Räuber; welche den Furius mit seinem
in zwey tausend Römern bestehenden Vortrab
schlugen; iedoch sich einer Flucht anmasten/ und
auf den Berg Vesuvius sich wieder verbargen.
Als sie aber der Stadtvogt Glaber darauf be-
lägerte/ ließ sich Granicus mit zwey tausend
Deutschen an langen aus Wieten zusammen
geknüpfften Stricken des Nachts von denen
steilesten Klippen herunter. Wie nun Spar-
tacus und die andern Heerführer nach Mitter-
nacht vorwerts das Römische Läger/ und den
sicher schlaffenden Glaber anfielen/ kam ihm
Granicus hinterrücks so unverhofft/ als wenn
ein Feind vom Himmel ins Läger fiele/ auf den
Hals; und brachte alles/ ehe sich die Römer
einst recht zur Gegenwehr stellten/ in die
Flucht. Spartacus erwischte auch den Stadt-
Vogt schon beym Rocke; also: daß er mit ge-
nauer Noth/ und Hinterlassung seines Pferdes
sich nach Herculaneum auffs Tyrrhenische
Meer flüchtete; sein gantzes Heer aber dem
Feinde zum Raube und Abschlachtung im Sti-
che ließ. Nicht besser gieng es dem Publius
Valerius/ welcher mit genauer Noth nach Ca-
pua entran. Nach diesen Siegen/ und vielen
täglich zuwachsenden Verstärckungen/ theilten
sie sich unter ihren Heerführern in vier Theil;
eroberten die Städte Cora/ Nola/ Nuceria/
Metapont/ der Thurier Stadt; ja Spartacus
überfiel in Lucanien bey Saline den Coßimius
so unvermuthet: daß er ihn bey nahe im Bade
erwischt hätte. Wie er denn samt seinem mei-
sten Volcke gefangen/ und das Lager erobert
ward. Den Varinius schlug er auch zum an-
dern mahl/ und eroberte das Pferd mit denen
Bürgermeister-Beilen/ und andern Kennzei-
chen seiner Würde; welche Spartacus hernach
[Spaltenumbruch] für sich gebrauchte. Dem Crixus aber/ welcher
in Apulien einbrach/ und sich des Seehafens
Agasus bemeistern wolte/ begegneten beyde
Römische Bürgermeister mit einem starcken
Heere unter dem Gebürge Garganus/ auf des-
sen höchster dem Priester Calchas gewiedmeten
Spitze Crixus einen schwartzen Wieder opfer-
te; und als er auf desselben Felle einschlieff/ träu-
mende sahe/ wie ihn ein Adler auf seinen Flü-
geln biß ins Gestirne führete. Weil er denn
wieder die Eigenschafft dieser Wahrsagung
durch des Priesters heuchlerische Veranlassung
diesen Traum auf einen vorstehenden Sieg aus-
deutete/ die Deutschen und Gallier auch mit
Gewalt auf eine Schlacht drangen; entschloß
er sich mit den Feinden zu schlagen; da doch sein
Kriegs-Volck nur mit schlechten ledernen oder
aus zusammen geflochtenen Rutten gemachten
Schilden/ und aus schlechtem Eisen der Fessel
umgeschmiedeten Degen/ die Reuterey aber nur
mit gemeinen Feld- und Acker-Pferden verse-
hen war. Gleichwol wehrte sich Crixus auffs
eusserste; er ward aber endlich mit der Helffte
seines Heeres erlegt; wiewol keiner fast unge-
rochen starb/ sechs tausend Römer tod blieben/
und wol zweymahl so viel verwundet wurden.
Spartacus/ Granicus/ und Oenomaus zohen
sich hierauf mit des Crixus Uberbleibung zu-
sammen. Und weil es ihnen an tauglicher Rü-
stung/ ja nunmehr an Lebens-Mitteln gebrach/
sie auch leicht wahrnahmen: daß sie in diesem
engen Winckel Jtaliens nicht in die Länge den
Schwall der grossen Römischen Macht aus-
tauern/ weniger die nunmehr der gantzen Welt
zu Kopffe wachsende Macht der Römer/ an der
so viel mächtige Könige die Hörner zerstossen
hätten/ über einen Hauffen werffen würden;
entschlossen sie sich über das Apenninische Ge-
bürge in Gallien/ und von dar in ihr Vaterland
zu eilen. Weil diß aber wegen des ihnen auf dem
Halse sitzenden Varinius nicht ohne grosse Ge-
fahr öffentlich zu vollziehen war; stellte er auff

dem

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] licher Streich dem Spartacus alsbald einen
groſſen Zulauff der Leibeigenen zu wege brach-
te. Die Roͤmer ſchickten alſofort den Varinius
Glaber mit zwey Legionen und vielen Huͤlffs-
Voͤlckern gegen ſie nicht ſo wol als Feinde/ als
wieder Raͤuber; welche den Furius mit ſeinem
in zwey tauſend Roͤmern beſtehenden Vortrab
ſchlugen; iedoch ſich einer Flucht anmaſten/ und
auf den Berg Veſuvius ſich wieder verbargen.
Als ſie aber der Stadtvogt Glaber darauf be-
laͤgerte/ ließ ſich Granicus mit zwey tauſend
Deutſchen an langen aus Wieten zuſammen
geknuͤpfften Stricken des Nachts von denen
ſteileſten Klippen herunter. Wie nun Spar-
tacus und die andern Heerfuͤhrer nach Mitter-
nacht vorwerts das Roͤmiſche Laͤger/ und den
ſicher ſchlaffenden Glaber anfielen/ kam ihm
Granicus hinterruͤcks ſo unverhofft/ als wenn
ein Feind vom Himmel ins Laͤger fiele/ auf den
Hals; und brachte alles/ ehe ſich die Roͤmer
einſt recht zur Gegenwehr ſtellten/ in die
Flucht. Spartacus erwiſchte auch den Stadt-
Vogt ſchon beym Rocke; alſo: daß er mit ge-
nauer Noth/ und Hinterlaſſung ſeines Pferdes
ſich nach Herculaneum auffs Tyrrheniſche
Meer fluͤchtete; ſein gantzes Heer aber dem
Feinde zum Raube und Abſchlachtung im Sti-
che ließ. Nicht beſſer gieng es dem Publius
Valerius/ welcher mit genauer Noth nach Ca-
pua entran. Nach dieſen Siegen/ und vielen
taͤglich zuwachſenden Verſtaͤrckungen/ theilten
ſie ſich unter ihren Heerfuͤhrern in vier Theil;
eroberten die Staͤdte Cora/ Nola/ Nuceria/
Metapont/ der Thurier Stadt; ja Spartacus
uͤberfiel in Lucanien bey Saline den Coßimius
ſo unvermuthet: daß er ihn bey nahe im Bade
erwiſcht haͤtte. Wie er denn ſamt ſeinem mei-
ſten Volcke gefangen/ und das Lager erobert
ward. Den Varinius ſchlug er auch zum an-
dern mahl/ und eroberte das Pferd mit denen
Buͤrgermeiſter-Beilen/ und andern Kennzei-
chen ſeiner Wuͤrde; welche Spartacus hernach
[Spaltenumbruch] fuͤr ſich gebrauchte. Dem Crixus aber/ welcher
in Apulien einbrach/ und ſich des Seehafens
Agaſus bemeiſtern wolte/ begegneten beyde
Roͤmiſche Buͤrgermeiſter mit einem ſtarcken
Heere unter dem Gebuͤrge Garganus/ auf deſ-
ſen hoͤchſter dem Prieſter Calchas gewiedmeten
Spitze Crixus einen ſchwartzen Wieder opfer-
te; und als er auf deſſelben Felle einſchlieff/ traͤu-
mende ſahe/ wie ihn ein Adler auf ſeinen Fluͤ-
geln biß ins Geſtirne fuͤhrete. Weil er denn
wieder die Eigenſchafft dieſer Wahrſagung
durch des Prieſters heuchleriſche Veranlaſſung
dieſen Traum auf einen vorſtehenden Sieg aus-
deutete/ die Deutſchen und Gallier auch mit
Gewalt auf eine Schlacht drangen; entſchloß
er ſich mit den Feinden zu ſchlagen; da doch ſein
Kriegs-Volck nur mit ſchlechten ledernen oder
aus zuſammen geflochtenen Rutten gemachten
Schilden/ und aus ſchlechtem Eiſen der Feſſel
umgeſchmiedeten Degen/ die Reuterey aber nuꝛ
mit gemeinen Feld- und Acker-Pferden verſe-
hen war. Gleichwol wehrte ſich Crixus auffs
euſſerſte; er ward aber endlich mit der Helffte
ſeines Heeres erlegt; wiewol keiner faſt unge-
rochen ſtarb/ ſechs tauſend Roͤmer tod blieben/
und wol zweymahl ſo viel verwundet wurden.
Spartacus/ Granicus/ und Oenomaus zohen
ſich hierauf mit des Crixus Uberbleibung zu-
ſammen. Und weil es ihnen an tauglicher Ruͤ-
ſtung/ ja nunmehr an Lebens-Mitteln gebrach/
ſie auch leicht wahrnahmen: daß ſie in dieſem
engen Winckel Jtaliens nicht in die Laͤnge den
Schwall der groſſen Roͤmiſchen Macht aus-
tauern/ weniger die nunmehr der gantzen Welt
zu Kopffe wachſende Macht der Roͤmer/ an der
ſo viel maͤchtige Koͤnige die Hoͤrner zerſtoſſen
haͤtten/ uͤber einen Hauffen werffen wuͤrden;
entſchloſſen ſie ſich uͤber das Apenniniſche Ge-
buͤrge in Gallien/ und von dar in ihr Vaterland
zu eilen. Weil diß abeꝛ wegen des ihnen auf dem
Halſe ſitzenden Varinius nicht ohne groſſe Ge-
fahr oͤffentlich zu vollziehen war; ſtellte er auff

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[952[954]/1014] Sechſtes Buch licher Streich dem Spartacus alsbald einen groſſen Zulauff der Leibeigenen zu wege brach- te. Die Roͤmer ſchickten alſofort den Varinius Glaber mit zwey Legionen und vielen Huͤlffs- Voͤlckern gegen ſie nicht ſo wol als Feinde/ als wieder Raͤuber; welche den Furius mit ſeinem in zwey tauſend Roͤmern beſtehenden Vortrab ſchlugen; iedoch ſich einer Flucht anmaſten/ und auf den Berg Veſuvius ſich wieder verbargen. Als ſie aber der Stadtvogt Glaber darauf be- laͤgerte/ ließ ſich Granicus mit zwey tauſend Deutſchen an langen aus Wieten zuſammen geknuͤpfften Stricken des Nachts von denen ſteileſten Klippen herunter. Wie nun Spar- tacus und die andern Heerfuͤhrer nach Mitter- nacht vorwerts das Roͤmiſche Laͤger/ und den ſicher ſchlaffenden Glaber anfielen/ kam ihm Granicus hinterruͤcks ſo unverhofft/ als wenn ein Feind vom Himmel ins Laͤger fiele/ auf den Hals; und brachte alles/ ehe ſich die Roͤmer einſt recht zur Gegenwehr ſtellten/ in die Flucht. Spartacus erwiſchte auch den Stadt- Vogt ſchon beym Rocke; alſo: daß er mit ge- nauer Noth/ und Hinterlaſſung ſeines Pferdes ſich nach Herculaneum auffs Tyrrheniſche Meer fluͤchtete; ſein gantzes Heer aber dem Feinde zum Raube und Abſchlachtung im Sti- che ließ. Nicht beſſer gieng es dem Publius Valerius/ welcher mit genauer Noth nach Ca- pua entran. Nach dieſen Siegen/ und vielen taͤglich zuwachſenden Verſtaͤrckungen/ theilten ſie ſich unter ihren Heerfuͤhrern in vier Theil; eroberten die Staͤdte Cora/ Nola/ Nuceria/ Metapont/ der Thurier Stadt; ja Spartacus uͤberfiel in Lucanien bey Saline den Coßimius ſo unvermuthet: daß er ihn bey nahe im Bade erwiſcht haͤtte. Wie er denn ſamt ſeinem mei- ſten Volcke gefangen/ und das Lager erobert ward. Den Varinius ſchlug er auch zum an- dern mahl/ und eroberte das Pferd mit denen Buͤrgermeiſter-Beilen/ und andern Kennzei- chen ſeiner Wuͤrde; welche Spartacus hernach fuͤr ſich gebrauchte. Dem Crixus aber/ welcher in Apulien einbrach/ und ſich des Seehafens Agaſus bemeiſtern wolte/ begegneten beyde Roͤmiſche Buͤrgermeiſter mit einem ſtarcken Heere unter dem Gebuͤrge Garganus/ auf deſ- ſen hoͤchſter dem Prieſter Calchas gewiedmeten Spitze Crixus einen ſchwartzen Wieder opfer- te; und als er auf deſſelben Felle einſchlieff/ traͤu- mende ſahe/ wie ihn ein Adler auf ſeinen Fluͤ- geln biß ins Geſtirne fuͤhrete. Weil er denn wieder die Eigenſchafft dieſer Wahrſagung durch des Prieſters heuchleriſche Veranlaſſung dieſen Traum auf einen vorſtehenden Sieg aus- deutete/ die Deutſchen und Gallier auch mit Gewalt auf eine Schlacht drangen; entſchloß er ſich mit den Feinden zu ſchlagen; da doch ſein Kriegs-Volck nur mit ſchlechten ledernen oder aus zuſammen geflochtenen Rutten gemachten Schilden/ und aus ſchlechtem Eiſen der Feſſel umgeſchmiedeten Degen/ die Reuterey aber nuꝛ mit gemeinen Feld- und Acker-Pferden verſe- hen war. Gleichwol wehrte ſich Crixus auffs euſſerſte; er ward aber endlich mit der Helffte ſeines Heeres erlegt; wiewol keiner faſt unge- rochen ſtarb/ ſechs tauſend Roͤmer tod blieben/ und wol zweymahl ſo viel verwundet wurden. Spartacus/ Granicus/ und Oenomaus zohen ſich hierauf mit des Crixus Uberbleibung zu- ſammen. Und weil es ihnen an tauglicher Ruͤ- ſtung/ ja nunmehr an Lebens-Mitteln gebrach/ ſie auch leicht wahrnahmen: daß ſie in dieſem engen Winckel Jtaliens nicht in die Laͤnge den Schwall der groſſen Roͤmiſchen Macht aus- tauern/ weniger die nunmehr der gantzen Welt zu Kopffe wachſende Macht der Roͤmer/ an der ſo viel maͤchtige Koͤnige die Hoͤrner zerſtoſſen haͤtten/ uͤber einen Hauffen werffen wuͤrden; entſchloſſen ſie ſich uͤber das Apenniniſche Ge- buͤrge in Gallien/ und von dar in ihr Vaterland zu eilen. Weil diß abeꝛ wegen des ihnen auf dem Halſe ſitzenden Varinius nicht ohne groſſe Ge- fahr oͤffentlich zu vollziehen war; ſtellte er auff dem

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 952[954]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1014>, abgerufen am 08.05.2024.