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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] schauer abzugeben/ ohne welche alle solche Ge-
pränge kaltsinnig und unnütze sind.

Sie hatten sich mit der Frühmahlzeit kaum
vergnüget/ die Sonne stand gleich in der Mitte
des zwar früh-wölckichten/ nunmehr aber ei-
nem blau-hellen Tuche gantz ähnlichen Him-
mels/ und mühte mit ihren güldenen Strahlen
sich diesen prächtigen Einzug; derogleichen
vielleicht viel Zeit in Deutschland nicht gesehen
worden war/ noch herrlicher zu machen; als sich
der Vortrab dem Burg-Thor näherte; der in
tausend leichten Reutern bestand/ welche alle
sehr lange gerade empor gehaltene Lantzen/ und
daran oben rothe und blaue Fähnlein führten/
mit welchen die anmuthige Lufft auch ihr Lust-
Spiel hatte. Alle diese begrüsten oberwehnte
Fürstlichen Zuschauer mit Neigung ihrer Lan-
tzen; die für iedem Hauffen vorreitende Trom-
peter und Heerpaucker aber mit ihrem kriegri-
schen Gethöne. Diesen folgten tausend Che-
ruskische Fußknechte; welche mit ihren grossen
und meist entblösten Leibern halbe Riesen ab-
bildeten; und nichts minder mit ihren ungeheu-
ren Streitkolben/ als sauersehenden Antlitzern
denen Zuschauern gleichsam ein Schrecken ein-
jagten; ungeachtet sie dißmahl ihre denen Fein-
den unverträgliche Anblicke mit einer gezwun-
genen Freundligkeit zu miltern sich bemüheten;
ob schon die für ihnen hergehenden Krummhörner
auch bey diesem Freuden-Feyer sie zur Rache
wieder die Feinde aufzumuntern schienen. Mas-
sen sie denn auch ihre Narben von denen em-
pfangenen Wunden mit aller hand Farben und
Merckmahlen/ als Kennzeichen ihrer Tapfer-
keit/ bemercket hatten. Hierauff liessen sich
hundert kohlschwartze Mohren auf schneeweis-
sen Pferden sehen/ welche meist in dem Römi-
schen Läger waren gefangen worden. Um ihre
Stirnen hatten sie weiß silberne Bünde; um
den Halß Halßb änder von Kugeln aus Perlen-
Mutter/ um den mitlern Leib Serische Schür-
tzen/ an der Seiten einen güldenen Köcher/ über
[Spaltenumbruch] der Achsel bunde Bogen/ in der rechten Hand
einen Pfeil drey Ellen lang. Auf der Ferse
folgten den Mohren fünfhundert Cimbern und
Svionen; welche alle schneeweiße gekrausete
Haare hatten/ und mit weißen Bären. Häuten
bedeckt waren/ aber auf kohlschwartzen Pferden
ritten. Hinter ihnen kam eine herrlich aufge-
putzte Cimbrische Fürstin; welche des Catten
Hertzog Arpus Gemahlin mit sich gebracht/ auf
einem Wagen/ der auf Art eines Nachen ge-
macht/ die Räder auch gantz verborgen waren/
und von zwey flüchtigen Renn-Thieren gezo-
gen ward. Sie begleiteten in sechs andern sol-
chen Wagen Cimbrische streitbare Frauen;
welche alle als Amazonen unter den Kriegs-
Leuten aufziehen wolten; und daher sich auch
mit Waffen auffs beste ausgerüstet hatten. Nach
diesen erschienen fünfhundert Catten mit Luchs-
und so viel Sicambrer mit Wolffs-Fellen be-
deckt/ die alle im mitlern Finger einen stähler-
nen Ring/ in der Hand zwey hackichte Spiesse/
an der Seite breite Schwerdter trugen. Und
hierauff folgten tausend Cheruskische Reisigen/
alle mit gläntzenden Pantzern bekleidet; die für
sich dicke viereckichte unter dem rechten Arme
feste gemachte Pantzer-stecher/ und in Fäusten
spitzige Wurff-Spiesse führten. Diese wur-
den abgelöset/ von zweyhundert nackten Rin-
gern/ derer Leiber über und über von einge-
schmiertem Oele gliessen/ und von dreyhundert
Fechtern/ welche wie jene mit allerhand seltza-
men Stellungen/ also diese mit dem Gefechte
ihrer Schlacht-Schwerdter den Zuschauern
Kurtzweil machten; wie denn auch dreyhundert
Quaden zu Pferde mit ihrer Sarmatischen
Tracht/ und Geschwindigkeit bald auf/ bald
von Pferden zu springen/ und dreyßig der sel-
tzamsten mit Gold und silbernen Decken beleg-
ten Hand-Pferde ihre Augen mercklich an sich
gezogen hätten; wenn nicht die Cheruskische/
und ein Theil der Sicamber- und Cattischen
Ritterschafft; die sich von der Römischen Beute

über

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] ſchauer abzugeben/ ohne welche alle ſolche Ge-
praͤnge kaltſinnig und unnuͤtze ſind.

Sie hatten ſich mit der Fruͤhmahlzeit kaum
vergnuͤget/ die Sonne ſtand gleich in der Mitte
des zwar fruͤh-woͤlckichten/ nunmehr aber ei-
nem blau-hellen Tuche gantz aͤhnlichen Him-
mels/ und muͤhte mit ihren guͤldenen Strahlen
ſich dieſen praͤchtigen Einzug; derogleichen
vielleicht viel Zeit in Deutſchland nicht geſehen
worden war/ noch herꝛlicher zu machen; als ſich
der Vortrab dem Burg-Thor naͤherte; der in
tauſend leichten Reutern beſtand/ welche alle
ſehr lange gerade empor gehaltene Lantzen/ und
daran oben rothe und blaue Faͤhnlein fuͤhrten/
mit welchen die anmuthige Lufft auch ihr Luſt-
Spiel hatte. Alle dieſe begruͤſten oberwehnte
Fuͤrſtlichen Zuſchauer mit Neigung ihrer Lan-
tzen; die fuͤr iedem Hauffen vorreitende Trom-
peter und Heerpaucker aber mit ihrem kriegri-
ſchen Gethoͤne. Dieſen folgten tauſend Che-
ruskiſche Fußknechte; welche mit ihren groſſen
und meiſt entbloͤſten Leibern halbe Rieſen ab-
bildeten; und nichts minder mit ihren ungeheu-
ren Streitkolben/ als ſauerſehenden Antlitzern
denen Zuſchauern gleichſam ein Schrecken ein-
jagten; ungeachtet ſie dißmahl ihre denen Fein-
den unvertraͤgliche Anblicke mit einer gezwun-
genen Freundligkeit zu miltern ſich bemuͤheten;
ob ſchon die fuͤr ihnen hergehenden Krum̃hoͤrner
auch bey dieſem Freuden-Feyer ſie zur Rache
wiedeꝛ die Feinde aufzumunteꝛn ſchienen. Maſ-
ſen ſie denn auch ihre Narben von denen em-
pfangenen Wunden mit aller hand Farben und
Merckmahlen/ als Kennzeichen ihrer Tapfer-
keit/ bemercket hatten. Hierauff lieſſen ſich
hundert kohlſchwartze Mohren auf ſchneeweiſ-
ſen Pferden ſehen/ welche meiſt in dem Roͤmi-
ſchen Laͤger waren gefangen worden. Um ihre
Stirnen hatten ſie weiß ſilberne Buͤnde; um
den Halß Halßb aͤnder von Kugeln aus Perlen-
Mutter/ um den mitlern Leib Seriſche Schuͤr-
tzen/ an der Seiten einen guͤldenen Koͤcher/ uͤber
[Spaltenumbruch] der Achſel bunde Bogen/ in der rechten Hand
einen Pfeil drey Ellen lang. Auf der Ferſe
folgten den Mohren fuͤnfhundert Cimbern und
Svionen; welche alle ſchneeweiße gekrauſete
Haare hatten/ und mit weißen Baͤren. Haͤuten
bedeckt waren/ aber auf kohlſchwartzen Pferden
ritten. Hinter ihnen kam eine herꝛlich aufge-
putzte Cimbriſche Fuͤrſtin; welche des Catten
Hertzog Arpus Gemahlin mit ſich gebracht/ auf
einem Wagen/ der auf Art eines Nachen ge-
macht/ die Raͤder auch gantz verborgen waren/
und von zwey fluͤchtigen Renn-Thieren gezo-
gen ward. Sie begleiteten in ſechs andern ſol-
chen Wagen Cimbriſche ſtreitbare Frauen;
welche alle als Amazonen unter den Kriegs-
Leuten aufziehen wolten; und daher ſich auch
mit Waffen auffs beſte ausgeruͤſtet hatten. Nach
dieſen erſchienen fuͤnfhundert Catten mit Luchs-
und ſo viel Sicambrer mit Wolffs-Fellen be-
deckt/ die alle im mitlern Finger einen ſtaͤhler-
nen Ring/ in der Hand zwey hackichte Spieſſe/
an der Seite breite Schwerdter trugen. Und
hierauff folgten tauſend Cheruskiſche Reiſigen/
alle mit glaͤntzenden Pantzern bekleidet; die fuͤr
ſich dicke viereckichte unter dem rechten Arme
feſte gemachte Pantzer-ſtecher/ und in Faͤuſten
ſpitzige Wurff-Spieſſe fuͤhrten. Dieſe wur-
den abgeloͤſet/ von zweyhundert nackten Rin-
gern/ derer Leiber uͤber und uͤber von einge-
ſchmiertem Oele glieſſen/ und von dreyhundert
Fechtern/ welche wie jene mit allerhand ſeltza-
men Stellungen/ alſo dieſe mit dem Gefechte
ihrer Schlacht-Schwerdter den Zuſchauern
Kurtzweil machten; wie denn auch dreyhundert
Quaden zu Pferde mit ihrer Sarmatiſchen
Tracht/ und Geſchwindigkeit bald auf/ bald
von Pferden zu ſpringen/ und dreyßig der ſel-
tzamſten mit Gold und ſilbernen Decken beleg-
ten Hand-Pferde ihre Augen mercklich an ſich
gezogen haͤtten; wenn nicht die Cheruskiſche/
und ein Theil der Sicamber- und Cattiſchen
Ritterſchafft; die ſich von der Roͤmiſchen Beute

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[1162[1164]/1226] Siebendes Buch ſchauer abzugeben/ ohne welche alle ſolche Ge- praͤnge kaltſinnig und unnuͤtze ſind. Sie hatten ſich mit der Fruͤhmahlzeit kaum vergnuͤget/ die Sonne ſtand gleich in der Mitte des zwar fruͤh-woͤlckichten/ nunmehr aber ei- nem blau-hellen Tuche gantz aͤhnlichen Him- mels/ und muͤhte mit ihren guͤldenen Strahlen ſich dieſen praͤchtigen Einzug; derogleichen vielleicht viel Zeit in Deutſchland nicht geſehen worden war/ noch herꝛlicher zu machen; als ſich der Vortrab dem Burg-Thor naͤherte; der in tauſend leichten Reutern beſtand/ welche alle ſehr lange gerade empor gehaltene Lantzen/ und daran oben rothe und blaue Faͤhnlein fuͤhrten/ mit welchen die anmuthige Lufft auch ihr Luſt- Spiel hatte. Alle dieſe begruͤſten oberwehnte Fuͤrſtlichen Zuſchauer mit Neigung ihrer Lan- tzen; die fuͤr iedem Hauffen vorreitende Trom- peter und Heerpaucker aber mit ihrem kriegri- ſchen Gethoͤne. Dieſen folgten tauſend Che- ruskiſche Fußknechte; welche mit ihren groſſen und meiſt entbloͤſten Leibern halbe Rieſen ab- bildeten; und nichts minder mit ihren ungeheu- ren Streitkolben/ als ſauerſehenden Antlitzern denen Zuſchauern gleichſam ein Schrecken ein- jagten; ungeachtet ſie dißmahl ihre denen Fein- den unvertraͤgliche Anblicke mit einer gezwun- genen Freundligkeit zu miltern ſich bemuͤheten; ob ſchon die fuͤr ihnen hergehenden Krum̃hoͤrner auch bey dieſem Freuden-Feyer ſie zur Rache wiedeꝛ die Feinde aufzumunteꝛn ſchienen. Maſ- ſen ſie denn auch ihre Narben von denen em- pfangenen Wunden mit aller hand Farben und Merckmahlen/ als Kennzeichen ihrer Tapfer- keit/ bemercket hatten. Hierauff lieſſen ſich hundert kohlſchwartze Mohren auf ſchneeweiſ- ſen Pferden ſehen/ welche meiſt in dem Roͤmi- ſchen Laͤger waren gefangen worden. Um ihre Stirnen hatten ſie weiß ſilberne Buͤnde; um den Halß Halßb aͤnder von Kugeln aus Perlen- Mutter/ um den mitlern Leib Seriſche Schuͤr- tzen/ an der Seiten einen guͤldenen Koͤcher/ uͤber der Achſel bunde Bogen/ in der rechten Hand einen Pfeil drey Ellen lang. Auf der Ferſe folgten den Mohren fuͤnfhundert Cimbern und Svionen; welche alle ſchneeweiße gekrauſete Haare hatten/ und mit weißen Baͤren. Haͤuten bedeckt waren/ aber auf kohlſchwartzen Pferden ritten. Hinter ihnen kam eine herꝛlich aufge- putzte Cimbriſche Fuͤrſtin; welche des Catten Hertzog Arpus Gemahlin mit ſich gebracht/ auf einem Wagen/ der auf Art eines Nachen ge- macht/ die Raͤder auch gantz verborgen waren/ und von zwey fluͤchtigen Renn-Thieren gezo- gen ward. Sie begleiteten in ſechs andern ſol- chen Wagen Cimbriſche ſtreitbare Frauen; welche alle als Amazonen unter den Kriegs- Leuten aufziehen wolten; und daher ſich auch mit Waffen auffs beſte ausgeruͤſtet hatten. Nach dieſen erſchienen fuͤnfhundert Catten mit Luchs- und ſo viel Sicambrer mit Wolffs-Fellen be- deckt/ die alle im mitlern Finger einen ſtaͤhler- nen Ring/ in der Hand zwey hackichte Spieſſe/ an der Seite breite Schwerdter trugen. Und hierauff folgten tauſend Cheruskiſche Reiſigen/ alle mit glaͤntzenden Pantzern bekleidet; die fuͤr ſich dicke viereckichte unter dem rechten Arme feſte gemachte Pantzer-ſtecher/ und in Faͤuſten ſpitzige Wurff-Spieſſe fuͤhrten. Dieſe wur- den abgeloͤſet/ von zweyhundert nackten Rin- gern/ derer Leiber uͤber und uͤber von einge- ſchmiertem Oele glieſſen/ und von dreyhundert Fechtern/ welche wie jene mit allerhand ſeltza- men Stellungen/ alſo dieſe mit dem Gefechte ihrer Schlacht-Schwerdter den Zuſchauern Kurtzweil machten; wie denn auch dreyhundert Quaden zu Pferde mit ihrer Sarmatiſchen Tracht/ und Geſchwindigkeit bald auf/ bald von Pferden zu ſpringen/ und dreyßig der ſel- tzamſten mit Gold und ſilbernen Decken beleg- ten Hand-Pferde ihre Augen mercklich an ſich gezogen haͤtten; wenn nicht die Cheruskiſche/ und ein Theil der Sicamber- und Cattiſchen Ritterſchafft; die ſich von der Roͤmiſchen Beute uͤber

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1162[1164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1226>, abgerufen am 27.04.2024.