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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Der Scorpionen Gift würckt/ wenn der Sonne Rad
Jm Löwen seinen Lauff/ des Hund-Stern's Einfluß hat/
Zweyfache Schädligkeit.
Laelius. Gar recht! vom Hanno stammet
Sein Ehweib/ den darumb Carchedan hat verdammet/
135Weil ein gezähmter Löw' ihm an der Seite gieng.
Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring
Zwey Löwen leget an/ zwey Könige bethöret/
Die Ammon bethet an/ die Rom zeither geehret/
Die Welt in Krieg verflicht.
Syphax. Sie hat den Syphax nicht
140Gekirrt. Jch war behext. Jch hab' ihr Augen-Licht
Andächtiger verehrt als Lybien die Sonne.
Jhr Antlitz war mein Trost/ ihr Anblick meine Wonne/
Mein Wünschen war ihr Heil/ und kurtz/ sie war mein Gott/
Mein Hertz' ihr Heyligthumb. Jtzt braucht sie meinen Spott
145Zum Ruder ihres Heils/ zu Flügeln ihres Glückes/
Schätzt meine Fessel nicht werth eines süsses Blickes/
Küßt meinen Feind und lacht/ wenn meine Ketten schwirrn.
Dem Vogel aber weh/ der sich läßt Beeren kirrn/
Die ihm ihr Liebreitz stellt! Gewiß auch Rom wird fühlen/
150Daß Klipp' und Syrten sind/ wo Sophonisben spielen.
Seh' aber ich bey ihr den Meineyd Straff' ausstehn/
Wil ich vergnügt nach Rom in schweren Fesseln gehn.
Hauptm. Fürst Masanissa komt den Scipio zu grüssen.
Scipio. Wir wünschen hoch erfreut ihn in den Arm zu schlüssen.
155Daß man den Syphax bald verschaff' in sein Gemach.

Masanissa. Scipio. Laelius Eine Menge
Römer. Eine Menge Masanißischer
Kriegs-Obristen. Eine Menge
Numidischer Gefangenen.
Masan. Beglückter Scipio/ der Himmel gebe nach
Daß er gantz Africa bald kniend für ihm sehe!
Daß sein Gelückes-Wind bald Caceaben verwehe!
Den schön und kostbarn Staub in Meer und Felder streu'!
160Was Masanissens Hand und unverrückte Tren'
Hier
SOPHONISBE.
Der Scorpionen Gift wuͤrckt/ wenn der Sonne Rad
Jm Loͤwen ſeinen Lauff/ des Hund-Stern’s Einfluß hat/
Zweyfache Schaͤdligkeit.
Lælius. Gar recht! vom Hanno ſtam̃et
Sein Ehweib/ den darumb Carchedan hat verdammet/
135Weil ein gezaͤhmter Loͤw’ ihm an der Seite gieng.
Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring
Zwey Loͤwen leget an/ zwey Koͤnige bethoͤret/
Die Ammon bethet an/ die Rom zeither geehret/
Die Welt in Krieg verflicht.
Syphax. Sie hat den Syphax nicht
140Gekirrt. Jch war behext. Jch hab’ ihr Augen-Licht
Andaͤchtiger verehrt als Lybien die Sonne.
Jhr Antlitz war mein Troſt/ ihr Anblick meine Wonne/
Mein Wuͤnſchen war ihr Heil/ und kurtz/ ſie war mein Gott/
Mein Hertz’ ihr Heyligthumb. Jtzt braucht ſie meinen Spott
145Zum Ruder ihres Heils/ zu Fluͤgeln ihres Gluͤckes/
Schaͤtzt meine Feſſel nicht werth eines ſuͤſſes Blickes/
Kuͤßt meinen Feind und lacht/ wenn meine Ketten ſchwirrn.
Dem Vogel aber weh/ der ſich laͤßt Beeren kirrn/
Die ihm ihr Liebreitz ſtellt! Gewiß auch Rom wird fuͤhlen/
150Daß Klipp’ und Syrten ſind/ wo Sophonisben ſpielen.
Seh’ aber ich bey ihr den Meineyd Straff’ ausſtehn/
Wil ich vergnuͤgt nach Rom in ſchweren Feſſeln gehn.
Hauptm. Fuͤrſt Maſaniſſa komt den Scipio zu gruͤſſen.
Scipio. Wir wuͤnſchen hoch erfreut ihn in den Arm zu ſchluͤſſen.
155Daß man den Syphax bald verſchaff’ in ſein Gemach.

Maſaniſſa. Scipio. Lælius Eine Menge
Roͤmer. Eine Menge Maſanißiſcher
Kriegs-Obriſten. Eine Menge
Numidiſcher Gefangenen.
Maſan. Begluͤckter Scipio/ der Himmel gebe nach
Daß er gantz Africa bald kniend fuͤr ihm ſehe!
Daß ſein Geluͤckes-Wind bald Caceaben verwehe!
Den ſchoͤn und koſtbarn Staub in Meer und Felder ſtreu’!
160Was Maſaniſſens Hand und unverruͤckte Tren’
Hier
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[62/0099] SOPHONISBE. Der Scorpionen Gift wuͤrckt/ wenn der Sonne Rad Jm Loͤwen ſeinen Lauff/ des Hund-Stern’s Einfluß hat/ Zweyfache Schaͤdligkeit. Lælius. Gar recht! vom Hanno ſtam̃et Sein Ehweib/ den darumb Carchedan hat verdammet/ Weil ein gezaͤhmter Loͤw’ ihm an der Seite gieng. Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring Zwey Loͤwen leget an/ zwey Koͤnige bethoͤret/ Die Ammon bethet an/ die Rom zeither geehret/ Die Welt in Krieg verflicht. Syphax. Sie hat den Syphax nicht Gekirrt. Jch war behext. Jch hab’ ihr Augen-Licht Andaͤchtiger verehrt als Lybien die Sonne. Jhr Antlitz war mein Troſt/ ihr Anblick meine Wonne/ Mein Wuͤnſchen war ihr Heil/ und kurtz/ ſie war mein Gott/ Mein Hertz’ ihr Heyligthumb. Jtzt braucht ſie meinen Spott Zum Ruder ihres Heils/ zu Fluͤgeln ihres Gluͤckes/ Schaͤtzt meine Feſſel nicht werth eines ſuͤſſes Blickes/ Kuͤßt meinen Feind und lacht/ wenn meine Ketten ſchwirrn. Dem Vogel aber weh/ der ſich laͤßt Beeren kirrn/ Die ihm ihr Liebreitz ſtellt! Gewiß auch Rom wird fuͤhlen/ Daß Klipp’ und Syrten ſind/ wo Sophonisben ſpielen. Seh’ aber ich bey ihr den Meineyd Straff’ ausſtehn/ Wil ich vergnuͤgt nach Rom in ſchweren Feſſeln gehn. Hauptm. Fuͤrſt Maſaniſſa komt den Scipio zu gruͤſſen. Scipio. Wir wuͤnſchen hoch erfreut ihn in den Arm zu ſchluͤſſen. Daß man den Syphax bald verſchaff’ in ſein Gemach. Maſaniſſa. Scipio. Lælius Eine Menge Roͤmer. Eine Menge Maſanißiſcher Kriegs-Obriſten. Eine Menge Numidiſcher Gefangenen. Maſan. Begluͤckter Scipio/ der Himmel gebe nach Daß er gantz Africa bald kniend fuͤr ihm ſehe! Daß ſein Geluͤckes-Wind bald Caceaben verwehe! Den ſchoͤn und koſtbarn Staub in Meer und Felder ſtreu’! Was Maſaniſſens Hand und unverruͤckte Tren’ Hier

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/99>, abgerufen am 05.05.2024.