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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
§. 7. Heffti-
ges Flehen
um eine
unermü-
dete, un-
zertheilte,
reine
Glau-
bens Be-
gierde
nach JE-
SU.

Entzünde und erhalte in uns ein unersättliches Sehnen nach dir
Tag und Nacht, ziehe uns dir nach, du holdseeliger GOtt-Mensch,
daß wir deine heilige Arten und Eigenschafften allein lieben, und
sonst nichts darneben, daß unser Gemüth unaufhörlich darmit umge-
he, wie wir doch augenblicklich gute Perlen einkauffen, himmlische,
göttliche Begierden stäts einsammlen mögen. Du allein, guter
GOTT! verkauffst wahrlich recht gute Perlen, Ach ich bitte dich
durch deine grosse Barmhertzigkeit, um der allerheiligsten Wunden
deines Sohns willen, binde mich durch deine Krafft, mit deiner
ewigen Liebe, daß ich von nun an niemanden nichts mehr abkauffe als
dir allein, dann du bist GOtt, und hast uns sehr lieb, und was von
dir selbs kommt, das gilt in alle Ewigkeit: O! daß wir dich allein in uns
würcken lassen, und nicht das mindeste an Forcht, Hoffnung, Be-
gierd, Freud, Traurigkeit, Angst um etwas anders geben als um
deine himmlische Seegen und Kräfften; Schaffe in uns solchen Geist
und Hertz, das sich um das Leben JEsu deines Sohns in uns allein be-
kümmere, es ist sonst keine gute Perl, welche unsers Kummers werth
seye; Bringt doch aller andere Kummer um Gesundheit, Ehre und
Reputation, nichts als Unruh, Qual und Verdruß, und ist weit
thörichter gehandlet, als wann ein Kauffmann sich um den stincken-
den Schnecken und harte Muschel bekümmerte; und die unschätzbare
§. 8. Sorg-
same
Forcht
sich unter
denen Be-
trogenen
zu finden,
an dem
Tag, da
der HErr
alles ge-
nau durch-
schauen
wird.
Perl fahren liesse, gib daß wir nur deine Ehr und Jnteresse suchen,
daß unser Hertz ein sauber, rein Gold seye, damit nur die schöne
Perl wohl logieret und beherberget werde, und herrlich gläntze, so
wird uns jede Schmeltzung wohl freuen nur um JEsus willen, daß
etwas Jhme geziemendes in uns gefunden werde.

Erlöse und bewahre uns gnädiglich von dem so gar gefährlichen
eitelen Wahn, wir haben das schon, worvon sich grosse Heilige noch
weit entfernt zu seyn mit vielen Thränen bekennt, dann dieser selbs
Betrug, man habe das jenige bereits in Händen, was man nur noch
als von ferne erblicket, nichts als ein höchst nachtheiliges Eigen-Ge-
fallen ausgebähren kan, daß man von dem stets nöthigen Nachjagen
nach der Heiligung abläßt, und unter die Betrüger oder betrogene
Banquerouten-Macher gerathet.

§. 9. Bitte
um Weiß-
heit und
Gnade,

Ach HErr JEsu Christe! Wie könnten wir nunmehro in dem ewi-
gen Wohl baden und schwimmen, wann wir deine Kostbarkeit von
Jugend auf erkannt, und den Betriegeren nichts abgenommen hät-

ten;
Betrachtungen
§. 7. Heffti-
ges Flehen
um eine
unermuͤ-
dete, un-
zertheilte,
reine
Glau-
bens Be-
gierde
nach JE-
SU.

Entzuͤnde und erhalte in uns ein unerſaͤttliches Sehnen nach dir
Tag und Nacht, ziehe uns dir nach, du holdſeeliger GOtt-Menſch,
daß wir deine heilige Arten und Eigenſchafften allein lieben, und
ſonſt nichts darneben, daß unſer Gemuͤth unaufhoͤrlich darmit umge-
he, wie wir doch augenblicklich gute Perlen einkauffen, himmliſche,
goͤttliche Begierden ſtaͤts einſammlen moͤgen. Du allein, guter
GOTT! verkauffſt wahrlich recht gute Perlen, Ach ich bitte dich
durch deine groſſe Barmhertzigkeit, um der allerheiligſten Wunden
deines Sohns willen, binde mich durch deine Krafft, mit deiner
ewigen Liebe, daß ich von nun an niemanden nichts mehr abkauffe als
dir allein, dann du biſt GOtt, und haſt uns ſehr lieb, und was von
dir ſelbs kommt, das gilt in alle Ewigkeit: O! daß wir dich allein in uns
wuͤrcken laſſen, und nicht das mindeſte an Forcht, Hoffnung, Be-
gierd, Freud, Traurigkeit, Angſt um etwas anders geben als um
deine himmliſche Seegen und Kraͤfften; Schaffe in uns ſolchen Geiſt
und Hertz, das ſich um das Leben JEſu deines Sohns in uns allein be-
kuͤmmere, es iſt ſonſt keine gute Perl, welche unſers Kummers werth
ſeye; Bringt doch aller andere Kummer um Geſundheit, Ehre und
Reputation, nichts als Unruh, Qual und Verdruß, und iſt weit
thoͤrichter gehandlet, als wann ein Kauffmann ſich um den ſtincken-
den Schnecken und harte Muſchel bekuͤmmerte; und die unſchaͤtzbare
§. 8. Sorg-
ſame
Forcht
ſich unter
denen Be-
trogenen
zu finden,
an dem
Tag, da
der HErr
alles ge-
nau durch-
ſchauen
wird.
Perl fahren lieſſe, gib daß wir nur deine Ehr und Jntereſſe ſuchen,
daß unſer Hertz ein ſauber, rein Gold ſeye, damit nur die ſchoͤne
Perl wohl logieret und beherberget werde, und herrlich glaͤntze, ſo
wird uns jede Schmeltzung wohl freuen nur um JEſus willen, daß
etwas Jhme geziemendes in uns gefunden werde.

Erloͤſe und bewahre uns gnaͤdiglich von dem ſo gar gefaͤhrlichen
eitelen Wahn, wir haben das ſchon, worvon ſich groſſe Heilige noch
weit entfernt zu ſeyn mit vielen Thraͤnen bekennt, dann dieſer ſelbs
Betrug, man habe das jenige bereits in Haͤnden, was man nur noch
als von ferne erblicket, nichts als ein hoͤchſt nachtheiliges Eigen-Ge-
fallen ausgebaͤhren kan, daß man von dem ſtets noͤthigen Nachjagen
nach der Heiligung ablaͤßt, und unter die Betruͤger oder betrogene
Banquerouten-Macher gerathet.

§. 9. Bitte
um Weiß-
heit und
Gnade,

Ach HErr JEſu Chriſte! Wie koͤnnten wir nunmehro in dem ewi-
gen Wohl baden und ſchwimmen, wann wir deine Koſtbarkeit von
Jugend auf erkannt, und den Betriegeren nichts abgenommen haͤt-

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[908/1004] Betrachtungen Entzuͤnde und erhalte in uns ein unerſaͤttliches Sehnen nach dir Tag und Nacht, ziehe uns dir nach, du holdſeeliger GOtt-Menſch, daß wir deine heilige Arten und Eigenſchafften allein lieben, und ſonſt nichts darneben, daß unſer Gemuͤth unaufhoͤrlich darmit umge- he, wie wir doch augenblicklich gute Perlen einkauffen, himmliſche, goͤttliche Begierden ſtaͤts einſammlen moͤgen. Du allein, guter GOTT! verkauffſt wahrlich recht gute Perlen, Ach ich bitte dich durch deine groſſe Barmhertzigkeit, um der allerheiligſten Wunden deines Sohns willen, binde mich durch deine Krafft, mit deiner ewigen Liebe, daß ich von nun an niemanden nichts mehr abkauffe als dir allein, dann du biſt GOtt, und haſt uns ſehr lieb, und was von dir ſelbs kommt, das gilt in alle Ewigkeit: O! daß wir dich allein in uns wuͤrcken laſſen, und nicht das mindeſte an Forcht, Hoffnung, Be- gierd, Freud, Traurigkeit, Angſt um etwas anders geben als um deine himmliſche Seegen und Kraͤfften; Schaffe in uns ſolchen Geiſt und Hertz, das ſich um das Leben JEſu deines Sohns in uns allein be- kuͤmmere, es iſt ſonſt keine gute Perl, welche unſers Kummers werth ſeye; Bringt doch aller andere Kummer um Geſundheit, Ehre und Reputation, nichts als Unruh, Qual und Verdruß, und iſt weit thoͤrichter gehandlet, als wann ein Kauffmann ſich um den ſtincken- den Schnecken und harte Muſchel bekuͤmmerte; und die unſchaͤtzbare Perl fahren lieſſe, gib daß wir nur deine Ehr und Jntereſſe ſuchen, daß unſer Hertz ein ſauber, rein Gold ſeye, damit nur die ſchoͤne Perl wohl logieret und beherberget werde, und herrlich glaͤntze, ſo wird uns jede Schmeltzung wohl freuen nur um JEſus willen, daß etwas Jhme geziemendes in uns gefunden werde. §. 8. Sorg- ſame Forcht ſich unter denen Be- trogenen zu finden, an dem Tag, da der HErr alles ge- nau durch- ſchauen wird. Erloͤſe und bewahre uns gnaͤdiglich von dem ſo gar gefaͤhrlichen eitelen Wahn, wir haben das ſchon, worvon ſich groſſe Heilige noch weit entfernt zu ſeyn mit vielen Thraͤnen bekennt, dann dieſer ſelbs Betrug, man habe das jenige bereits in Haͤnden, was man nur noch als von ferne erblicket, nichts als ein hoͤchſt nachtheiliges Eigen-Ge- fallen ausgebaͤhren kan, daß man von dem ſtets noͤthigen Nachjagen nach der Heiligung ablaͤßt, und unter die Betruͤger oder betrogene Banquerouten-Macher gerathet. Ach HErr JEſu Chriſte! Wie koͤnnten wir nunmehro in dem ewi- gen Wohl baden und ſchwimmen, wann wir deine Koſtbarkeit von Jugend auf erkannt, und den Betriegeren nichts abgenommen haͤt- ten;

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1004>, abgerufen am 12.05.2024.