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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 6. Die sechste Quelle
den, anbey des Gebets und Lobs GOttes niema-
len vergessen, auch bey der Erlernung allerley
Künsten und Wissenschafften die Betrachtung der
Heiligen Schrifft nicht aus der Acht lassen, mit-
hin in keine Sache, wodurch die Lust am Wort
JEsu erkrancken und Schaden leiden möchte, all-
zustarck hinein fallen, und sonsten dem Teuffel in
kein Netz einsitzen solle. Neben dem, daß das Ge-
heimniß der Gottseligkeit nicht minder, als das
Geheimniß der Bosheit, und die Tieffen des Sa-
tans ein erleuchtet Aug und wachsames Hertz er-
fordern, in so fern man nicht am ungefälschten
Licht, an der innigen Liebe und Wohlgefallen des
Vaters, an der Heiligung und am Himmelreich
Abbruch erfahren will.

§. 11.

Bey diesem Anlaß aber muß ich auch noch
etwas denen Alten sagen: Sitzest du, Alter,
in Sünden gefangener an den Wasser-Flüssen Ba-
bylons, und weinest bitterlich, daß dir in deinen
Kinder- und Jugend-Jahren nichts dergleichen zu
deinem Heyl angezeiget, und deswegen so viele in-
nerliche Gnaden-Züge, durch die Betriegereyen
und Verführungen der Schlange verwahrloset
worden, so erkenne dieses als einen der gefährlich-
sten Räncken des Teuffels, der dir dein ehmaliges
Jugend-Leben unter die Nasen zu reiben suchet,
und es tausendmal wiederholet, nur deine Seele zu
quälen, und wider die allerheiligste Vorsehung auf-
rührisch, einfolglich von dem guten GOtt abwen-

dig

Cap. 6. Die ſechſte Quelle
den, anbey des Gebets und Lobs GOttes niema-
len vergeſſen, auch bey der Erlernung allerley
Kuͤnſten und Wiſſenſchafften die Betrachtung der
Heiligen Schrifft nicht aus der Acht laſſen, mit-
hin in keine Sache, wodurch die Luſt am Wort
JEſu erkrancken und Schaden leiden moͤchte, all-
zuſtarck hinein fallen, und ſonſten dem Teuffel in
kein Netz einſitzen ſolle. Neben dem, daß das Ge-
heimniß der Gottſeligkeit nicht minder, als das
Geheimniß der Bosheit, und die Tieffen des Sa-
tans ein erleuchtet Aug und wachſames Hertz er-
fordern, in ſo fern man nicht am ungefaͤlſchten
Licht, an der innigen Liebe und Wohlgefallen des
Vaters, an der Heiligung und am Himmelreich
Abbruch erfahren will.

§. 11.

Bey dieſem Anlaß aber muß ich auch noch
etwas denen Alten ſagen: Sitzeſt du, Alter,
in Suͤnden gefangener an den Waſſer-Fluͤſſen Ba-
bylons, und weineſt bitterlich, daß dir in deinen
Kinder- und Jugend-Jahren nichts dergleichen zu
deinem Heyl angezeiget, und deswegen ſo viele in-
nerliche Gnaden-Zuͤge, durch die Betriegereyen
und Verfuͤhrungen der Schlange verwahrloſet
worden, ſo erkenne dieſes als einen der gefaͤhrlich-
ſten Raͤncken des Teuffels, der dir dein ehmaliges
Jugend-Leben unter die Naſen zu reiben ſuchet,
und es tauſendmal wiederholet, nur deine Seele zu
quaͤlen, und wider die allerheiligſte Vorſehung auf-
ruͤhriſch, einfolglich von dem guten GOtt abwen-

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[322/0340] Cap. 6. Die ſechſte Quelle den, anbey des Gebets und Lobs GOttes niema- len vergeſſen, auch bey der Erlernung allerley Kuͤnſten und Wiſſenſchafften die Betrachtung der Heiligen Schrifft nicht aus der Acht laſſen, mit- hin in keine Sache, wodurch die Luſt am Wort JEſu erkrancken und Schaden leiden moͤchte, all- zuſtarck hinein fallen, und ſonſten dem Teuffel in kein Netz einſitzen ſolle. Neben dem, daß das Ge- heimniß der Gottſeligkeit nicht minder, als das Geheimniß der Bosheit, und die Tieffen des Sa- tans ein erleuchtet Aug und wachſames Hertz er- fordern, in ſo fern man nicht am ungefaͤlſchten Licht, an der innigen Liebe und Wohlgefallen des Vaters, an der Heiligung und am Himmelreich Abbruch erfahren will. §. 11. Bey dieſem Anlaß aber muß ich auch noch etwas denen Alten ſagen: Sitzeſt du, Alter, in Suͤnden gefangener an den Waſſer-Fluͤſſen Ba- bylons, und weineſt bitterlich, daß dir in deinen Kinder- und Jugend-Jahren nichts dergleichen zu deinem Heyl angezeiget, und deswegen ſo viele in- nerliche Gnaden-Zuͤge, durch die Betriegereyen und Verfuͤhrungen der Schlange verwahrloſet worden, ſo erkenne dieſes als einen der gefaͤhrlich- ſten Raͤncken des Teuffels, der dir dein ehmaliges Jugend-Leben unter die Naſen zu reiben ſuchet, und es tauſendmal wiederholet, nur deine Seele zu quaͤlen, und wider die allerheiligſte Vorſehung auf- ruͤhriſch, einfolglich von dem guten GOtt abwen- dig

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/340>, abgerufen am 30.04.2024.