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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
dig zu machen: Laß dich darum ja nicht verstri-
cken, damit du nicht, indem du dem Vergangenen
nachsinnest, dich im Gegenwärtigen noch weit
schlimmer aufführest. Dann dis ist des Ertz-Ver-
führers verfluchter Tuck, daß er immer die ge-
genwärtige Zeit, Gelegenheit und Gnade wegzu-
stehlen trachtet, als welches er bis ins höchste Al-
ter treibet, und dadurch nur allzugewonnen Spiel
krieget. Halte dich demnach nicht länger mit dem
auf, was vorbey, und nicht mehr zu verbessern
ist, sondern brauche die noch heute dir angebotene
Gnade desto sorgfältiger zu deiner Seelen Erret-
tung, und ziehe jede Viertel-Stunde Heyls-begie-
rig zu Ehren. Jst die Sünde durch so lange Ge-
wohnheit in dir eingerostet, so daß du immer
vergebens dich bemühest, das Schloß deiner Ge-
fängniß umzudrehen und zu eröffnen, mithin kein
Auskommen aus demselben vor dir sehen kanst, so
bitte um etliche Tropffen vom Oel der Heilig-
keit/
Ps. 89, 21. welches JEsus auch für dich
ohne Maaß empfangen; das wird dann dein Hertz
und Willen schon gelencksam machen, daß das
jämmerlich-versäumte aus dem Uberfluß seiner
Wunden wieder eingebracht und ersetzt werden
mag. Lasse aber auch alsdann deinen Eifer desto
feuriger werden, an vielen jungen Gemüthern da-
hin zu arbeiten, daß sie die Stelle deiner unselig-
verlohrnen Jugend vertreten, und ins Werck setzen
mögen, was du anjetzo wünschest, in vorigen jun-
gen Jahren gethan zu haben.

§. 12.
X 2

der Verfuͤhrung der Jugend.
dig zu machen: Laß dich darum ja nicht verſtri-
cken, damit du nicht, indem du dem Vergangenen
nachſinneſt, dich im Gegenwaͤrtigen noch weit
ſchlimmer auffuͤhreſt. Dann dis iſt des Ertz-Ver-
fuͤhrers verfluchter Tuck, daß er immer die ge-
genwaͤrtige Zeit, Gelegenheit und Gnade wegzu-
ſtehlen trachtet, als welches er bis ins hoͤchſte Al-
ter treibet, und dadurch nur allzugewonnen Spiel
krieget. Halte dich demnach nicht laͤnger mit dem
auf, was vorbey, und nicht mehr zu verbeſſern
iſt, ſondern brauche die noch heute dir angebotene
Gnade deſto ſorgfaͤltiger zu deiner Seelen Erret-
tung, und ziehe jede Viertel-Stunde Heyls-begie-
rig zu Ehren. Jſt die Suͤnde durch ſo lange Ge-
wohnheit in dir eingeroſtet, ſo daß du immer
vergebens dich bemuͤheſt, das Schloß deiner Ge-
faͤngniß umzudrehen und zu eroͤffnen, mithin kein
Auskommen aus demſelben vor dir ſehen kanſt, ſo
bitte um etliche Tropffen vom Oel der Heilig-
keit/
Pſ. 89, 21. welches JEſus auch fuͤr dich
ohne Maaß empfangen; das wird dann dein Hertz
und Willen ſchon gelenckſam machen, daß das
jaͤmmerlich-verſaͤumte aus dem Uberfluß ſeiner
Wunden wieder eingebracht und erſetzt werden
mag. Laſſe aber auch alsdann deinen Eifer deſto
feuriger werden, an vielen jungen Gemuͤthern da-
hin zu arbeiten, daß ſie die Stelle deiner unſelig-
verlohrnen Jugend vertreten, und ins Werck ſetzen
moͤgen, was du anjetzo wuͤnſcheſt, in vorigen jun-
gen Jahren gethan zu haben.

§. 12.
X 2
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[323/0341] der Verfuͤhrung der Jugend. dig zu machen: Laß dich darum ja nicht verſtri- cken, damit du nicht, indem du dem Vergangenen nachſinneſt, dich im Gegenwaͤrtigen noch weit ſchlimmer auffuͤhreſt. Dann dis iſt des Ertz-Ver- fuͤhrers verfluchter Tuck, daß er immer die ge- genwaͤrtige Zeit, Gelegenheit und Gnade wegzu- ſtehlen trachtet, als welches er bis ins hoͤchſte Al- ter treibet, und dadurch nur allzugewonnen Spiel krieget. Halte dich demnach nicht laͤnger mit dem auf, was vorbey, und nicht mehr zu verbeſſern iſt, ſondern brauche die noch heute dir angebotene Gnade deſto ſorgfaͤltiger zu deiner Seelen Erret- tung, und ziehe jede Viertel-Stunde Heyls-begie- rig zu Ehren. Jſt die Suͤnde durch ſo lange Ge- wohnheit in dir eingeroſtet, ſo daß du immer vergebens dich bemuͤheſt, das Schloß deiner Ge- faͤngniß umzudrehen und zu eroͤffnen, mithin kein Auskommen aus demſelben vor dir ſehen kanſt, ſo bitte um etliche Tropffen vom Oel der Heilig- keit/ Pſ. 89, 21. welches JEſus auch fuͤr dich ohne Maaß empfangen; das wird dann dein Hertz und Willen ſchon gelenckſam machen, daß das jaͤmmerlich-verſaͤumte aus dem Uberfluß ſeiner Wunden wieder eingebracht und erſetzt werden mag. Laſſe aber auch alsdann deinen Eifer deſto feuriger werden, an vielen jungen Gemuͤthern da- hin zu arbeiten, daß ſie die Stelle deiner unſelig- verlohrnen Jugend vertreten, und ins Werck ſetzen moͤgen, was du anjetzo wuͤnſcheſt, in vorigen jun- gen Jahren gethan zu haben. §. 12. X 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/341>, abgerufen am 30.04.2024.