Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Kapitel.
zur Behandlung derartiger Aufgaben ausbildeten. Diese
Forscher bemerkten, was auch schon Kepler aufge-
fallen war, dass eine Grösse y, welche von einer
andern x abhängt, in der Nähe ihrer grössten und
kleinsten Werthe im allgemeinen ein eigenthümliches
Verhalten zeigt. Stellen wir x als Abscisse und y als
Ordinate dar, so wird, wenn y mit dem Wachsen von x
durch einen Maximalwerth hindurchgeht, das Steigen
in ein Fallen übergehen, beim Minimalwerth umge-
kehrt das Fallen in ein Steigen. Die Nachbarwerthe
des Maximal- oder Minimalwerthes werden also einan-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 221.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 222.
der sehr nahe liegen, und die betreffenden Curven-
tangenten werden der Abscissenaxe parallel werden.
Zur Auffindung der Maximal- oder Minimalwerthe sucht
man demnach diese Paralleltangenten auf.

Diese Tangentenmethode lässt sich auch unmittelbar
in die Rechnung übersetzen. Soll z. B. von einer ge-
gebenen Linie a ein Stück x derart abgeschnitten wer-
den, dass das Product der beiden Abschnitte x und
a--x möglichst gross wird, so betrachten wir dieses
Product x(a--x) als die von x abhängige Grösse y.
Für den Maximalwerth von y wird eine unendlich
kleine Aenderung des x, etwa um [x], keine Aenderung
des y nach sich ziehen. Wir finden also den betreffen-
den Werth des x, indem wir setzen
[Formel 1] oder
[Formel 2] oder
[Formel 3] .

Viertes Kapitel.
zur Behandlung derartiger Aufgaben ausbildeten. Diese
Forscher bemerkten, was auch schon Kepler aufge-
fallen war, dass eine Grösse y, welche von einer
andern x abhängt, in der Nähe ihrer grössten und
kleinsten Werthe im allgemeinen ein eigenthümliches
Verhalten zeigt. Stellen wir x als Abscisse und y als
Ordinate dar, so wird, wenn y mit dem Wachsen von x
durch einen Maximalwerth hindurchgeht, das Steigen
in ein Fallen übergehen, beim Minimalwerth umge-
kehrt das Fallen in ein Steigen. Die Nachbarwerthe
des Maximal- oder Minimalwerthes werden also einan-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 221.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 222.
der sehr nahe liegen, und die betreffenden Curven-
tangenten werden der Abscissenaxe parallel werden.
Zur Auffindung der Maximal- oder Minimalwerthe sucht
man demnach diese Paralleltangenten auf.

Diese Tangentenmethode lässt sich auch unmittelbar
in die Rechnung übersetzen. Soll z. B. von einer ge-
gebenen Linie a ein Stück x derart abgeschnitten wer-
den, dass das Product der beiden Abschnitte x und
a—x möglichst gross wird, so betrachten wir dieses
Product x(a—x) als die von x abhängige Grösse y.
Für den Maximalwerth von y wird eine unendlich
kleine Aenderung des x, etwa um [ξ], keine Aenderung
des y nach sich ziehen. Wir finden also den betreffen-
den Werth des x, indem wir setzen
[Formel 1] oder
[Formel 2] oder
[Formel 3] .

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0410" n="398"/><fw place="top" type="header">Viertes Kapitel.</fw><lb/>
zur Behandlung derartiger Aufgaben ausbildeten. Diese<lb/>
Forscher bemerkten, was auch schon Kepler aufge-<lb/>
fallen war, dass eine Grösse <hi rendition="#i">y</hi>, welche von einer<lb/>
andern <hi rendition="#i">x</hi> abhängt, in der Nähe ihrer grössten und<lb/>
kleinsten Werthe im allgemeinen ein eigenthümliches<lb/>
Verhalten zeigt. Stellen wir <hi rendition="#i">x</hi> als Abscisse und <hi rendition="#i">y</hi> als<lb/>
Ordinate dar, so wird, wenn <hi rendition="#i">y</hi> mit dem Wachsen von <hi rendition="#i">x</hi><lb/>
durch einen Maximalwerth hindurchgeht, das Steigen<lb/>
in ein Fallen übergehen, beim Minimalwerth umge-<lb/>
kehrt das Fallen in ein Steigen. Die Nachbarwerthe<lb/>
des Maximal- oder Minimalwerthes werden also einan-<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#i">Fig. 221.</hi></head></figure><lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#i">Fig. 222.</hi></head></figure><lb/>
der sehr <hi rendition="#g">nahe</hi> liegen, und die betreffenden Curven-<lb/>
tangenten werden der Abscissenaxe <hi rendition="#g">parallel</hi> werden.<lb/>
Zur Auffindung der Maximal- oder Minimalwerthe sucht<lb/>
man demnach diese Paralleltangenten auf.</p><lb/>
          <p>Diese <hi rendition="#g">Tangenten</hi>methode lässt sich auch unmittelbar<lb/>
in die Rechnung übersetzen. Soll z. B. von einer ge-<lb/>
gebenen Linie <hi rendition="#i">a</hi> ein Stück <hi rendition="#i">x</hi> derart abgeschnitten wer-<lb/>
den, dass das Product der beiden Abschnitte <hi rendition="#i">x</hi> und<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">a&#x2014;x</hi></hi> möglichst gross wird, so betrachten wir dieses<lb/>
Product <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">x</hi>(<hi rendition="#i">a&#x2014;x</hi>)</hi> als die von <hi rendition="#i">x</hi> abhängige Grösse <hi rendition="#i">y</hi>.<lb/>
Für den Maximalwerth von <hi rendition="#i">y</hi> wird eine unendlich<lb/>
kleine Aenderung des <hi rendition="#i">x</hi>, etwa um <supplied>&#x03BE;</supplied>, keine Aenderung<lb/>
des <hi rendition="#i">y</hi> nach sich ziehen. Wir finden also den betreffen-<lb/>
den Werth des <hi rendition="#i">x</hi>, indem wir setzen<lb/><formula/> oder<lb/><formula/> oder<lb/><formula/>.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0410] Viertes Kapitel. zur Behandlung derartiger Aufgaben ausbildeten. Diese Forscher bemerkten, was auch schon Kepler aufge- fallen war, dass eine Grösse y, welche von einer andern x abhängt, in der Nähe ihrer grössten und kleinsten Werthe im allgemeinen ein eigenthümliches Verhalten zeigt. Stellen wir x als Abscisse und y als Ordinate dar, so wird, wenn y mit dem Wachsen von x durch einen Maximalwerth hindurchgeht, das Steigen in ein Fallen übergehen, beim Minimalwerth umge- kehrt das Fallen in ein Steigen. Die Nachbarwerthe des Maximal- oder Minimalwerthes werden also einan- [Abbildung Fig. 221.] [Abbildung Fig. 222.] der sehr nahe liegen, und die betreffenden Curven- tangenten werden der Abscissenaxe parallel werden. Zur Auffindung der Maximal- oder Minimalwerthe sucht man demnach diese Paralleltangenten auf. Diese Tangentenmethode lässt sich auch unmittelbar in die Rechnung übersetzen. Soll z. B. von einer ge- gebenen Linie a ein Stück x derart abgeschnitten wer- den, dass das Product der beiden Abschnitte x und a—x möglichst gross wird, so betrachten wir dieses Product x(a—x) als die von x abhängige Grösse y. Für den Maximalwerth von y wird eine unendlich kleine Aenderung des x, etwa um ξ, keine Aenderung des y nach sich ziehen. Wir finden also den betreffen- den Werth des x, indem wir setzen [FORMEL] oder [FORMEL] oder [FORMEL].

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/410
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/410>, abgerufen am 08.05.2024.