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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Der glückliche Kauffmanns-Diener.
wann solche ihnen nur hätte zu theil werden können;
Dieser wäre eines armen Taglöhners Sohn/ jener
gar ein Findling oder Waysen-Kind gewesen/ und
nunmehro zu einem so hohen Grad der Ehre und
des Reichthums gedyen.

Bey diesen und dergleichen Reden füget man
auch wohl die Ursachen und Mittel mit an/ wo-
durch ein solcher Mensch zu dem glückseeligen Stand
gedyen/ in welchem er jetzt lebet; als man sagt: Er
habe sichs von Jugend auf sauer werden lassen/
seye in seinen Verrichtungen emsig und acurat, sei-
nem Herrn getreu und gehorsam/ dabey ein Feind/
böser Gesellschafft und eines debauchanten Lebens
gewesen; er habe mit wenigen angefangen/ es wä-
re ihm aber dieses oder jenes unverhofft zu gefallen/
die damalige Zeiten hätten ihm favorisiret; das
Glück wäre ihm durch eine gute Heyrath/ reiche
Erbschafft/ stattliche Commissiones, und derglei-
chen/ fast in Schooß gelauffen. Wobey man aber
dem göttlichen Seegen allein die Ehre zu geben/
und selbigem den grösten Theil solcher zeitlicher Glück-
seeligkeit eines Menschen zu zuschreiben/ gemeiniglich
vergißt/ da doch ohne solchen ein Petrus die gantze
Nacht vergeblich arbeitet; indem allein der See-
gen GOttes ist/ welcher reich machtet ohne Mühe.

Diesen göttl. Seegen muß sich nun ein jeder
Kauffmanns-Diener/ der von geringen Stand zur
zeitlichen Glückseeligkeit gelangen will/ recommandiret
seyn lassen; es wird aber solcher durch wahre Furcht
GOttes/ und Vertrauen auf denselben/ wie auch
durch eine seinen Geboten gemässe Aufführung erlan-
get; Zwar glücket es denen Gottlosen/ ja gar Athei-

sten/

Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener.
wann ſolche ihnen nur haͤtte zu theil werden koͤnnen;
Dieſer waͤre eines armen Tagloͤhners Sohn/ jener
gar ein Findling oder Wayſen-Kind geweſen/ und
nunmehro zu einem ſo hohen Grad der Ehre und
des Reichthums gedyen.

Bey dieſen und dergleichen Reden fuͤget man
auch wohl die Urſachen und Mittel mit an/ wo-
durch ein ſolcher Menſch zu dem gluͤckſeeligen Stand
gedyen/ in welchem er jetzt lebet; als man ſagt: Er
habe ſichs von Jugend auf ſauer werden laſſen/
ſeye in ſeinen Verrichtungen emſig und acurat, ſei-
nem Herꝛn getreu und gehorſam/ dabey ein Feind/
boͤſer Geſellſchafft und eines debauchanten Lebens
geweſen; er habe mit wenigen angefangen/ es waͤ-
re ihm aber dieſes oder jenes unverhofft zu gefallen/
die damalige Zeiten haͤtten ihm favoriſiret; das
Gluͤck waͤre ihm durch eine gute Heyrath/ reiche
Erbſchafft/ ſtattliche Commiſſiones, und derglei-
chen/ faſt in Schooß gelauffen. Wobey man aber
dem goͤttlichen Seegen allein die Ehre zu geben/
uñ ſelbigem den groͤſten Theil ſolcher zeitlicher Gluͤck-
ſeeligkeit eines Menſchen zu zuſchreiben/ gemeiniglich
vergißt/ da doch ohne ſolchen ein Petrus die gantze
Nacht vergeblich arbeitet; indem allein der See-
gen GOttes iſt/ welcher reich machtet ohne Muͤhe.

Dieſen goͤttl. Seegen muß ſich nun ein jeder
Kauffmanns-Diener/ der von geringen Stand zur
zeitlichẽ Gluͤckſeeligkeit gelangen will/ recom̃andiret
ſeyn laſſen; es wird aber ſolcher durch wahre Furcht
GOttes/ und Vertrauen auf denſelben/ wie auch
durch eine ſeinen Geboten gemaͤſſe Auffuͤhꝛung erlan-
get; Zwar gluͤcket es denen Gottloſen/ ja gar Athei-

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[477/0503] Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. wann ſolche ihnen nur haͤtte zu theil werden koͤnnen; Dieſer waͤre eines armen Tagloͤhners Sohn/ jener gar ein Findling oder Wayſen-Kind geweſen/ und nunmehro zu einem ſo hohen Grad der Ehre und des Reichthums gedyen. Bey dieſen und dergleichen Reden fuͤget man auch wohl die Urſachen und Mittel mit an/ wo- durch ein ſolcher Menſch zu dem gluͤckſeeligen Stand gedyen/ in welchem er jetzt lebet; als man ſagt: Er habe ſichs von Jugend auf ſauer werden laſſen/ ſeye in ſeinen Verrichtungen emſig und acurat, ſei- nem Herꝛn getreu und gehorſam/ dabey ein Feind/ boͤſer Geſellſchafft und eines debauchanten Lebens geweſen; er habe mit wenigen angefangen/ es waͤ- re ihm aber dieſes oder jenes unverhofft zu gefallen/ die damalige Zeiten haͤtten ihm favoriſiret; das Gluͤck waͤre ihm durch eine gute Heyrath/ reiche Erbſchafft/ ſtattliche Commiſſiones, und derglei- chen/ faſt in Schooß gelauffen. Wobey man aber dem goͤttlichen Seegen allein die Ehre zu geben/ uñ ſelbigem den groͤſten Theil ſolcher zeitlicher Gluͤck- ſeeligkeit eines Menſchen zu zuſchreiben/ gemeiniglich vergißt/ da doch ohne ſolchen ein Petrus die gantze Nacht vergeblich arbeitet; indem allein der See- gen GOttes iſt/ welcher reich machtet ohne Muͤhe. Dieſen goͤttl. Seegen muß ſich nun ein jeder Kauffmanns-Diener/ der von geringen Stand zur zeitlichẽ Gluͤckſeeligkeit gelangen will/ recom̃andiret ſeyn laſſen; es wird aber ſolcher durch wahre Furcht GOttes/ und Vertrauen auf denſelben/ wie auch durch eine ſeinen Geboten gemaͤſſe Auffuͤhꝛung erlan- get; Zwar gluͤcket es denen Gottloſen/ ja gar Athei- ſten/

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/503>, abgerufen am 07.05.2024.