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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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einen Theil des Geldes im Ankauf von Webern aus, den andern Theil
in Wollengarn, Wollenmaschinerie u. s. w. Aber die Leute, von
denen er das Garn und die Maschinerie kauft, zahlen wieder mit einem
Theil davon Arbeit u. s. w., bis die ganzen 2000 Pfd. St. in Zahlung
von Arbeitslohn verausgabt sind, oder das ganze durch die 2000 Pfd. St.
repräsentirte Produkt durch produktive Arbeiter verzehrt ist. Man
sieht: die ganze Wucht dieses Arguments liegt in dem Wort "u. s. w.",
das uns von Pontius zu Pilatus schickt. In der That, A. Smith
bricht die Untersuchung grade da ab, wo ihre Schwierigkeit beginnt31).
Im dritten Kapitel des zweiten Buchs werde ich die Analyse
des wirklichen Zusammenhangs geben. Es wird sich dort zeigen, dass
A. Smith's auf alle seine Nachfolger vererbtes Dogma die politische Oeko-
nomie verhindert hat auch nur den Elementarmechanismus des gesellschaft-
lichen Reproduktionsprozesses zu begreifen32).

Im ersten Abschnitt dieses Kapitels betrachteten wir den ganzen
Mehrwerth, resp. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtions-
fonds des Kapitalisten
, in diesem Abschnitt bisher nur als seinen
Accumulationsfonds. Er ist aber weder nur das eine, noch das

31) Trotz seiner "Logik" kommt Herr J. St. Mill nirgendwo auch nur
solcher fehlerhaften Analyse seiner Vorgänger auf die Sprünge, welche selbst
innerhalb des bürgerlichen Horizonts, vom reinen Fachstandpunkt aus, nach Be-
richtigung schreit. Ueberall registrirt er mit schülermässigem Dogmatismus
die Gedankenwirren seiner Meister. Auch hier: "The capital itself in the
long run becomes entirely wages, and when replaced by the sale of produce
becomes wages again."
32) A. Smith hat in der Darstellung des Reproduktionsprozesses, daher auch
der Accumulation, nach mancher Seite hin nicht nur keine Fortschritte, sondern
entschiedene Rückschritte gemacht im Vergleich zu seinen Vorgängern, nament-
lich den Physiokraten. Mit seiner im Text erwähnten Illusion hängt das eben-
falls von ihm der politischen Oekonomie vererbte, wahrhaft fabelhafte Dogma zu-
sammen, dass der Preis der Waaren aus Arbeitslohn, Profit (Zins) und
Grundrente, also bloss aus Arbeitslohn und Mehrwerth zusammengesetzt
ist. Von dieser Basis ausgehend, gesteht wenigstens Storch naiv: "Il est im-
possible
de resoudre le prix necessaire dans ses elemens les plus simples."
(Storch l. c. Petersb. Edit. 1815, t. I, p. 140, Note.) Eine schöne ökonomische
Wissenschaft, die es für unmöglich erklärt, den Preis der Waaren auf seine
einfachsten Elemente zu analysiren! Das Nähere hierüber wird man erörtert finden
im 7. Kap. des dritten Buchs.

einen Theil des Geldes im Ankauf von Webern aus, den andern Theil
in Wollengarn, Wollenmaschinerie u. s. w. Aber die Leute, von
denen er das Garn und die Maschinerie kauft, zahlen wieder mit einem
Theil davon Arbeit u. s. w., bis die ganzen 2000 Pfd. St. in Zahlung
von Arbeitslohn verausgabt sind, oder das ganze durch die 2000 Pfd. St.
repräsentirte Produkt durch produktive Arbeiter verzehrt ist. Man
sieht: die ganze Wucht dieses Arguments liegt in dem Wort „u. s. w.“,
das uns von Pontius zu Pilatus schickt. In der That, A. Smith
bricht die Untersuchung grade da ab, wo ihre Schwierigkeit beginnt31).
Im dritten Kapitel des zweiten Buchs werde ich die Analyse
des wirklichen Zusammenhangs geben. Es wird sich dort zeigen, dass
A. Smith’s auf alle seine Nachfolger vererbtes Dogma die politische Oeko-
nomie verhindert hat auch nur den Elementarmechanismus des gesellschaft-
lichen Reproduktionsprozesses zu begreifen32).

Im ersten Abschnitt dieses Kapitels betrachteten wir den ganzen
Mehrwerth, resp. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtions-
fonds des Kapitalisten
, in diesem Abschnitt bisher nur als seinen
Accumulationsfonds. Er ist aber weder nur das eine, noch das

31) Trotz seiner „Logik“ kommt Herr J. St. Mill nirgendwo auch nur
solcher fehlerhaften Analyse seiner Vorgänger auf die Sprünge, welche selbst
innerhalb des bürgerlichen Horizonts, vom reinen Fachstandpunkt aus, nach Be-
richtigung schreit. Ueberall registrirt er mit schülermässigem Dogmatismus
die Gedankenwirren seiner Meister. Auch hier: „The capital itself in the
long run becomes entirely wages, and when replaced by the sale of produce
becomes wages again.“
32) A. Smith hat in der Darstellung des Reproduktionsprozesses, daher auch
der Accumulation, nach mancher Seite hin nicht nur keine Fortschritte, sondern
entschiedene Rückschritte gemacht im Vergleich zu seinen Vorgängern, nament-
lich den Physiokraten. Mit seiner im Text erwähnten Illusion hängt das eben-
falls von ihm der politischen Oekonomie vererbte, wahrhaft fabelhafte Dogma zu-
sammen, dass der Preis der Waaren aus Arbeitslohn, Profit (Zins) und
Grundrente, also bloss aus Arbeitslohn und Mehrwerth zusammengesetzt
ist. Von dieser Basis ausgehend, gesteht wenigstens Storch naiv: „Il est im-
possible
de résoudre le prix nécessaire dans ses élémens les plus simples.“
(Storch l. c. Petersb. Edit. 1815, t. I, p. 140, Note.) Eine schöne ökonomische
Wissenschaft, die es für unmöglich erklärt, den Preis der Waaren auf seine
einfachsten Elemente zu analysiren! Das Nähere hierüber wird man erörtert finden
im 7. Kap. des dritten Buchs.
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[575/0594] einen Theil des Geldes im Ankauf von Webern aus, den andern Theil in Wollengarn, Wollenmaschinerie u. s. w. Aber die Leute, von denen er das Garn und die Maschinerie kauft, zahlen wieder mit einem Theil davon Arbeit u. s. w., bis die ganzen 2000 Pfd. St. in Zahlung von Arbeitslohn verausgabt sind, oder das ganze durch die 2000 Pfd. St. repräsentirte Produkt durch produktive Arbeiter verzehrt ist. Man sieht: die ganze Wucht dieses Arguments liegt in dem Wort „u. s. w.“, das uns von Pontius zu Pilatus schickt. In der That, A. Smith bricht die Untersuchung grade da ab, wo ihre Schwierigkeit beginnt 31). Im dritten Kapitel des zweiten Buchs werde ich die Analyse des wirklichen Zusammenhangs geben. Es wird sich dort zeigen, dass A. Smith’s auf alle seine Nachfolger vererbtes Dogma die politische Oeko- nomie verhindert hat auch nur den Elementarmechanismus des gesellschaft- lichen Reproduktionsprozesses zu begreifen 32). Im ersten Abschnitt dieses Kapitels betrachteten wir den ganzen Mehrwerth, resp. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtions- fonds des Kapitalisten, in diesem Abschnitt bisher nur als seinen Accumulationsfonds. Er ist aber weder nur das eine, noch das 31) Trotz seiner „Logik“ kommt Herr J. St. Mill nirgendwo auch nur solcher fehlerhaften Analyse seiner Vorgänger auf die Sprünge, welche selbst innerhalb des bürgerlichen Horizonts, vom reinen Fachstandpunkt aus, nach Be- richtigung schreit. Ueberall registrirt er mit schülermässigem Dogmatismus die Gedankenwirren seiner Meister. Auch hier: „The capital itself in the long run becomes entirely wages, and when replaced by the sale of produce becomes wages again.“ 32) A. Smith hat in der Darstellung des Reproduktionsprozesses, daher auch der Accumulation, nach mancher Seite hin nicht nur keine Fortschritte, sondern entschiedene Rückschritte gemacht im Vergleich zu seinen Vorgängern, nament- lich den Physiokraten. Mit seiner im Text erwähnten Illusion hängt das eben- falls von ihm der politischen Oekonomie vererbte, wahrhaft fabelhafte Dogma zu- sammen, dass der Preis der Waaren aus Arbeitslohn, Profit (Zins) und Grundrente, also bloss aus Arbeitslohn und Mehrwerth zusammengesetzt ist. Von dieser Basis ausgehend, gesteht wenigstens Storch naiv: „Il est im- possible de résoudre le prix nécessaire dans ses élémens les plus simples.“ (Storch l. c. Petersb. Edit. 1815, t. I, p. 140, Note.) Eine schöne ökonomische Wissenschaft, die es für unmöglich erklärt, den Preis der Waaren auf seine einfachsten Elemente zu analysiren! Das Nähere hierüber wird man erörtert finden im 7. Kap. des dritten Buchs.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/594>, abgerufen am 16.06.2024.