Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Abgesehn vom Austausch des Golds mit Waare an seiner Produktions-
quelle, ist das Gold in der Hand jedes Waarenbesitzers die entäusserte Ge-
stalt seiner veräusserten Waare, Produkt des Verkaufs oder der ersten
Waarenmetamorphose
W -- G53). Ideelles Geld oder Werth-
mass
wurde das Gold, weil alle Waaren ihre Werthe in ihm massen und es so
vorstellungsweise zu ihrer entäusserten Gebrauchsgestalt oder Werth-
gestalt machten. Reelles Geld wird es, weil die Waaren durch ihre
allseitige Veräusserung es zu ihrer wirklich entäusserten oder verwandelten
Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Werthgestalt machen.
In ihrer Werthgestalt streift die Waare jede Spur ihres naturwüchsigen
Gebrauchswerths und der besondern nützlichen Arbeit ab, welcher sie den
Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur
unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld
daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Waare. Eine sieht
in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein,
obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, dass die zwei
Goldfüchse, wogegen unser Leineweber seine Waare veräussert, die ver-
wandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand,
W -- G, ist zugleich ihr Kauf, G -- W. Aber als Verkauf der
Leinwand
beginnt dieser Prozess eine Bewegung, die mit seinem Gegen-
theil endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand
endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegentheil begann, mit dem
Verkauf des Weizens. W -- G (Leinwand -- Geld), die erste
Phase von W -- G -- W (Leinwand -- Geld -- Bibel), ist zugleich
G -- W (Geld -- Leinwand), die letzte Phase einer andern Bewegung
W -- G -- W (Weizen -- Geld -- Leinwand). Die erste Meta-
morphose einer Waare
, ihre Verwandlung aus der Waarenform in
Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamorphose
einer andern Waare
, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in
Waare54).


turel et essentiel des societes politiques". Physiocrates, ed.
Daire
, II. Partie, p. 554.)
53) "Pour avoir cet argent, il faut avoir vendu." (l. c. p. 543.)
54) Ausnahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold - resp. Silberproducent,
der sein Produkt austauscht, ohne es vorher verkauft zu haben.

Abgesehn vom Austausch des Golds mit Waare an seiner Produktions-
quelle, ist das Gold in der Hand jedes Waarenbesitzers die entäusserte Ge-
stalt seiner veräusserten Waare, Produkt des Verkaufs oder der ersten
Waarenmetamorphose
W — G53). Ideelles Geld oder Werth-
mass
wurde das Gold, weil alle Waaren ihre Werthe in ihm massen und es so
vorstellungsweise zu ihrer entäusserten Gebrauchsgestalt oder Werth-
gestalt machten. Reelles Geld wird es, weil die Waaren durch ihre
allseitige Veräusserung es zu ihrer wirklich entäusserten oder verwandelten
Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Werthgestalt machen.
In ihrer Werthgestalt streift die Waare jede Spur ihres naturwüchsigen
Gebrauchswerths und der besondern nützlichen Arbeit ab, welcher sie den
Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur
unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld
daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Waare. Eine sieht
in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein,
obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, dass die zwei
Goldfüchse, wogegen unser Leineweber seine Waare veräussert, die ver-
wandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand,
W — G, ist zugleich ihr Kauf, G — W. Aber als Verkauf der
Leinwand
beginnt dieser Prozess eine Bewegung, die mit seinem Gegen-
theil endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand
endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegentheil begann, mit dem
Verkauf des Weizens. W — G (Leinwand — Geld), die erste
Phase von W — G — W (Leinwand — Geld — Bibel), ist zugleich
G — W (Geld — Leinwand), die letzte Phase einer andern Bewegung
W — G — W (Weizen — Geld — Leinwand). Die erste Meta-
morphose einer Waare
, ihre Verwandlung aus der Waarenform in
Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamorphose
einer andern Waare
, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in
Waare54).


turel et essentiel des sociétés politiques“. Physiocrates, ed.
Daire
, II. Partie, p. 554.)
53) „Pour avoir cet argent, il faut avoir vendu.“ (l. c. p. 543.)
54) Ausnahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold - resp. Silberproducent,
der sein Produkt austauscht, ohne es vorher verkauft zu haben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0088" n="69"/>
Abgesehn vom Austausch des Golds mit Waare an seiner Produktions-<lb/>
quelle, ist das Gold in der Hand jedes Waarenbesitzers die entäusserte Ge-<lb/>
stalt seiner veräusserten Waare, Produkt des <hi rendition="#g">Verkaufs</hi> oder der <hi rendition="#g">ersten<lb/>
Waarenmetamorphose</hi> W &#x2014; G<note place="foot" n="53)">&#x201E;Pour avoir cet argent, il faut avoir vendu.&#x201C; (l. c. p. 543.)</note>. Ideelles Geld oder <hi rendition="#g">Werth-<lb/>
mass</hi> wurde das Gold, weil alle Waaren ihre Werthe in ihm massen und es so<lb/><hi rendition="#g">vorstellungsweise</hi> zu ihrer entäusserten Gebrauchsgestalt oder Werth-<lb/>
gestalt machten. <hi rendition="#g">Reelles Geld</hi> wird es, weil die Waaren durch ihre<lb/>
allseitige Veräusserung es zu ihrer wirklich entäusserten oder verwandelten<lb/>
Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Werthgestalt machen.<lb/>
In ihrer Werthgestalt streift die Waare jede Spur ihres naturwüchsigen<lb/>
Gebrauchswerths und der besondern nützlichen Arbeit ab, welcher sie den<lb/>
Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur<lb/>
unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld<lb/>
daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Waare. Eine sieht<lb/>
in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein,<lb/>
obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, dass die zwei<lb/>
Goldfüchse, wogegen unser Leineweber seine Waare veräussert, die ver-<lb/>
wandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand,<lb/>
W &#x2014; G, ist zugleich ihr Kauf, G &#x2014; W. Aber als <hi rendition="#g">Verkauf der<lb/>
Leinwand</hi> beginnt dieser Prozess eine Bewegung, die mit seinem Gegen-<lb/>
theil endet, mit dem <hi rendition="#g">Kauf der Bibel</hi>; als <hi rendition="#g">Kauf der Leinwand</hi><lb/>
endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegentheil begann, mit dem<lb/><hi rendition="#g">Verkauf des Weizens</hi>. W &#x2014; G (Leinwand &#x2014; Geld), die erste<lb/>
Phase von W &#x2014; G &#x2014; W (Leinwand &#x2014; Geld &#x2014; Bibel), ist zugleich<lb/>
G &#x2014; W (Geld &#x2014; Leinwand), die letzte Phase einer andern Bewegung<lb/>
W &#x2014; G &#x2014; W (Weizen &#x2014; Geld &#x2014; Leinwand). Die <hi rendition="#g">erste Meta-<lb/>
morphose einer Waare</hi>, ihre Verwandlung aus der Waarenform in<lb/>
Geld, ist stets zugleich zweite <hi rendition="#g">entgegengesetzte Metamorphose<lb/>
einer andern Waare</hi>, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in<lb/>
Waare<note place="foot" n="54)">Ausnahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold - resp. Silberproducent,<lb/>
der sein Produkt austauscht, ohne es vorher verkauft zu haben.</note>.</p><lb/>
                <p>
                  <note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="52)"><hi rendition="#g">turel et essentiel des sociétés politiques&#x201C;. Physiocrates, ed.<lb/>
Daire</hi>, II. <hi rendition="#g">Partie</hi>, p. 554.)</note>
                </p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0088] Abgesehn vom Austausch des Golds mit Waare an seiner Produktions- quelle, ist das Gold in der Hand jedes Waarenbesitzers die entäusserte Ge- stalt seiner veräusserten Waare, Produkt des Verkaufs oder der ersten Waarenmetamorphose W — G 53). Ideelles Geld oder Werth- mass wurde das Gold, weil alle Waaren ihre Werthe in ihm massen und es so vorstellungsweise zu ihrer entäusserten Gebrauchsgestalt oder Werth- gestalt machten. Reelles Geld wird es, weil die Waaren durch ihre allseitige Veräusserung es zu ihrer wirklich entäusserten oder verwandelten Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Werthgestalt machen. In ihrer Werthgestalt streift die Waare jede Spur ihres naturwüchsigen Gebrauchswerths und der besondern nützlichen Arbeit ab, welcher sie den Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Waare. Eine sieht in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein, obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, dass die zwei Goldfüchse, wogegen unser Leineweber seine Waare veräussert, die ver- wandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand, W — G, ist zugleich ihr Kauf, G — W. Aber als Verkauf der Leinwand beginnt dieser Prozess eine Bewegung, die mit seinem Gegen- theil endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegentheil begann, mit dem Verkauf des Weizens. W — G (Leinwand — Geld), die erste Phase von W — G — W (Leinwand — Geld — Bibel), ist zugleich G — W (Geld — Leinwand), die letzte Phase einer andern Bewegung W — G — W (Weizen — Geld — Leinwand). Die erste Meta- morphose einer Waare, ihre Verwandlung aus der Waarenform in Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamorphose einer andern Waare, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in Waare 54). 52) 53) „Pour avoir cet argent, il faut avoir vendu.“ (l. c. p. 543.) 54) Ausnahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold - resp. Silberproducent, der sein Produkt austauscht, ohne es vorher verkauft zu haben. 52) turel et essentiel des sociétés politiques“. Physiocrates, ed. Daire, II. Partie, p. 554.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/88
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/88>, abgerufen am 02.05.2024.