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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Prouer. lib 2.

Durch Wein wirdt die gestalt verderbt/ deß-
gleichen das Alter/ durch Wein wirdt offtmals
ein Weib bethoret/ dz sie sich nit zu jrem Mann helt.

D. August. de verbis Domini Tract. 48.

So jhr wolt Weiber nemmen/ so haltet auch zu
ewern Weibern. Wie jhr sie wolt finden/ also laßt
euch von jhnen wider finden. Wer lebet/ der nicht
begert ein Keusches Weib zubekommen/ vnd so ei-
ner wil ein Jungfraw nemen/ wer begeret nicht ein
vnberührete. Suchstu nun ein vnberührte/ so sey du
auch vnberührt.

Idem.

Die Männer werden vnwillig/ wann sie hören/
daß ehebrecherische Männer mit ehebrecherischen
Weibern gleiche straff leiden sollen: Da man sol-
che doch billich höher straffen solt/ weil sie die Wei-
ber durch tugent vberwinden/ vnd die Weiber mit
gutem Exempel vnderweisen vnd regiren sollen.
CCXX. Von einem Dorffpriester
vnnd seinem Ehebrecherischem
Weib.

EJn Dorffpriester/ nach dem er seines ersten
Weibs durch den zeitlichen Todt beraubt wor-
den/ nimbt jhm für/ ein ander zu nemen. Ob jhm nu
gleich sein Freund/ Verwanden vnd Kindern das-
selbig widerriethen/ vnd vorgaben/ im fall er sich je
verheurathen wolte/ daß er ein Wittwen/ vnnd nit
ein junges Mägdlein/ wit er vor hette/ freyen solte.
Aber er sahe gern seines Nachbarn Tochter/ wel-
ches ein schön Mägdlein war von sechszehen Ja-
ren. Damit er aber desto bequemer in dieser Sach
verfahren möchte/ bedaucht es jhn rathsam seyn/
den Nachbarn zu Hauß zu suchen/ vnd zu forschen/
wie das Mägdlein gegen jn möchte gesinnet semi.

Da

Prouer. lib 2.

Durch Wein wirdt die geſtalt verderbt/ deß-
gleichen das Alter/ durch Wein wirdt offtmals
ein Weib bethoret/ dz ſie ſich nit zu jrem Mañ helt.

D. Auguſt. de verbis Domini Tract. 48.

So jhr wolt Weiber nemmen/ ſo haltet auch zu
ewern Weibern. Wie jhr ſie wolt finden/ alſo laßt
euch von jhnen wider finden. Wer lebet/ der nicht
begert ein Keuſches Weib zubekommen/ vnd ſo ei-
ner wil ein Jungfraw nemen/ wer begeret nicht ein
vnberuͤhrete. Suchſtu nun ein vnberuͤhrte/ ſo ſey du
auch vnberuͤhrt.

Idem.

Die Maͤnner werden vnwillig/ wann ſie hoͤren/
daß ehebrecheriſche Maͤnner mit ehebrecheriſchen
Weibern gleiche ſtraff leiden ſollen: Da man ſol-
che doch billich hoͤher ſtraffen ſolt/ weil ſie die Wei-
ber durch tugent vberwinden/ vnd die Weiber mit
gutem Exempel vnderweiſen vnd regiren ſollen.
CCXX. Von einem Dorffprieſter
vnnd ſeinem Ehebrecheriſchem
Weib.

EJn Dorffprieſter/ nach dem er ſeines erſten
Weibs durch den zeitlichen Todt beraubt wor-
den/ nimbt jhm fuͤr/ ein ander zu nemen. Ob jhm nu
gleich ſein Freund/ Verwanden vnd Kindern daſ-
ſelbig widerriethen/ vnd vorgaben/ im fall er ſich je
verheurathen wolte/ daß er ein Wittwen/ vnnd nit
ein junges Maͤgdlein/ wit er vor hette/ freyen ſolte.
Aber er ſahe gern ſeines Nachbarn Tochter/ wel-
ches ein ſchoͤn Maͤgdlein war von ſechszehen Ja-
ren. Damit er aber deſto bequemer in dieſer Sach
verfahren moͤchte/ bedaucht es jhn rathſam ſeyn/
den Nachbarn zu Hauß zu ſuchen/ vnd zu forſchen/
wie das Maͤgdlein gegen jn moͤchte geſinnet ſemi.

Da
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[203/0227] Prouer. lib 2. Durch Wein wirdt die geſtalt verderbt/ deß- gleichen das Alter/ durch Wein wirdt offtmals ein Weib bethoret/ dz ſie ſich nit zu jrem Mañ helt. D. Auguſt. de verbis Domini Tract. 48. So jhr wolt Weiber nemmen/ ſo haltet auch zu ewern Weibern. Wie jhr ſie wolt finden/ alſo laßt euch von jhnen wider finden. Wer lebet/ der nicht begert ein Keuſches Weib zubekommen/ vnd ſo ei- ner wil ein Jungfraw nemen/ wer begeret nicht ein vnberuͤhrete. Suchſtu nun ein vnberuͤhrte/ ſo ſey du auch vnberuͤhrt. Idem. Die Maͤnner werden vnwillig/ wann ſie hoͤren/ daß ehebrecheriſche Maͤnner mit ehebrecheriſchen Weibern gleiche ſtraff leiden ſollen: Da man ſol- che doch billich hoͤher ſtraffen ſolt/ weil ſie die Wei- ber durch tugent vberwinden/ vnd die Weiber mit gutem Exempel vnderweiſen vnd regiren ſollen. CCXX. Von einem Dorffprieſter vnnd ſeinem Ehebrecheriſchem Weib. EJn Dorffprieſter/ nach dem er ſeines erſten Weibs durch den zeitlichen Todt beraubt wor- den/ nimbt jhm fuͤr/ ein ander zu nemen. Ob jhm nu gleich ſein Freund/ Verwanden vnd Kindern daſ- ſelbig widerriethen/ vnd vorgaben/ im fall er ſich je verheurathen wolte/ daß er ein Wittwen/ vnnd nit ein junges Maͤgdlein/ wit er vor hette/ freyen ſolte. Aber er ſahe gern ſeines Nachbarn Tochter/ wel- ches ein ſchoͤn Maͤgdlein war von ſechszehen Ja- ren. Damit er aber deſto bequemer in dieſer Sach verfahren moͤchte/ bedaucht es jhn rathſam ſeyn/ den Nachbarn zu Hauß zu ſuchen/ vnd zu forſchen/ wie das Maͤgdlein gegen jn moͤchte geſinnet ſemi. Da

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/227>, abgerufen am 28.04.2024.