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Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

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nothwendige Bemerkung: Sie können unmög-
lich durch blosse Vernunft-Schlüsse, ohne Er-
fahrungen, gehoben werden. Diese allein
werden die Nebel zerstreuen -- die höchst-
wichtige Warheit in das vollste Licht setzen:
Die Natur bietet dem Menschen-Ge-
schlecht ein allgemeines Heil- und Ver-
wahrungs-Mittel gegen alle Krankheiten
an
.

Der Mensch ist von Natur Beobachter.
Von der Geburt an ists seine einige Beschäff-
tigung, um den Gebrauch seiner Glieder ken-
nen zu lernen. Würde ihm nicht das Auge
unnützlich seyn, wenn ihn nicht die Natur
gleich anfänglich antriebe, die kleinste Verän-
derungen, deren dasselbe fähig ist, zu bemer-
ken. Abwechselnder Genuß und Mangel lehren
ihn das Daseyn des Lichts und seine verschie-
dene Grade kennen, aber nie würde er von
Weite, Grösse und Gestalt der Gegenstände
einige Känntniß erhalten, wenn er nicht die
Eindrücke der übrigen Empfindungs-Werkzeu-
ge damit vergliche, verbände, und einen
durch den andern berichtigte. Der größte
Theil seiner Empfindungen sind demnach Re-
sultate seines Nachdenkens, über die vereinig-
te Eindrücke seiner Empfindungs-Werkzeuge.

nothwendige Bemerkung: Sie koͤnnen unmoͤg-
lich durch bloſſe Vernunft-Schluͤſſe, ohne Er-
fahrungen, gehoben werden. Dieſe allein
werden die Nebel zerſtreuen — die hoͤchſt-
wichtige Warheit in das vollſte Licht ſetzen:
Die Natur bietet dem Menſchen-Ge-
ſchlecht ein allgemeines Heil- und Ver-
wahrungs-Mittel gegen alle Krankheiten
an
.

Der Menſch iſt von Natur Beobachter.
Von der Geburt an iſts ſeine einige Beſchaͤff-
tigung, um den Gebrauch ſeiner Glieder ken-
nen zu lernen. Wuͤrde ihm nicht das Auge
unnuͤtzlich ſeyn, wenn ihn nicht die Natur
gleich anfaͤnglich antriebe, die kleinſte Veraͤn-
derungen, deren daſſelbe faͤhig iſt, zu bemer-
ken. Abwechſelnder Genuß und Mangel lehren
ihn das Daſeyn des Lichts und ſeine verſchie-
dene Grade kennen, aber nie wuͤrde er von
Weite, Groͤſſe und Geſtalt der Gegenſtaͤnde
einige Kaͤnntniß erhalten, wenn er nicht die
Eindruͤcke der uͤbrigen Empfindungs-Werkzeu-
ge damit vergliche, verbaͤnde, und einen
durch den andern berichtigte. Der groͤßte
Theil ſeiner Empfindungen ſind demnach Re-
ſultate ſeines Nachdenkens, uͤber die vereinig-
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[5/0009] nothwendige Bemerkung: Sie koͤnnen unmoͤg- lich durch bloſſe Vernunft-Schluͤſſe, ohne Er- fahrungen, gehoben werden. Dieſe allein werden die Nebel zerſtreuen — die hoͤchſt- wichtige Warheit in das vollſte Licht ſetzen: Die Natur bietet dem Menſchen-Ge- ſchlecht ein allgemeines Heil- und Ver- wahrungs-Mittel gegen alle Krankheiten an. Der Menſch iſt von Natur Beobachter. Von der Geburt an iſts ſeine einige Beſchaͤff- tigung, um den Gebrauch ſeiner Glieder ken- nen zu lernen. Wuͤrde ihm nicht das Auge unnuͤtzlich ſeyn, wenn ihn nicht die Natur gleich anfaͤnglich antriebe, die kleinſte Veraͤn- derungen, deren daſſelbe faͤhig iſt, zu bemer- ken. Abwechſelnder Genuß und Mangel lehren ihn das Daſeyn des Lichts und ſeine verſchie- dene Grade kennen, aber nie wuͤrde er von Weite, Groͤſſe und Geſtalt der Gegenſtaͤnde einige Kaͤnntniß erhalten, wenn er nicht die Eindruͤcke der uͤbrigen Empfindungs-Werkzeu- ge damit vergliche, verbaͤnde, und einen durch den andern berichtigte. Der groͤßte Theil ſeiner Empfindungen ſind demnach Re- ſultate ſeines Nachdenkens, uͤber die vereinig- te Eindruͤcke ſeiner Empfindungs-Werkzeuge.

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Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/9>, abgerufen am 28.03.2024.