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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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ge Musik, so wie jetzt in München. Dafür
schoß ich brav Soldaten todt, wenn 's Feuer an-
gieng. Jm Grund ists einerley, und man könnts
auch eine Jagd nennen, wenn's Wildpret, das
man jagt, nur nicht wieder schösse. Sie haben
mich auch brav kriegt, und ich mußte tüchtig
schweissen. Sehn Sie, da hab ich 'ne Kugel
durch den Arm kriegt, und 'n Streisschuß in d'
Waden. Es that, meiner Seel! verteufelt weh,
und ich konnt zwey Monat lang nicht auf dem
Fuß stehn. Aber ich drehte mich hübsch um, und schoß
den Kerl auf d' Herzgrub, daß er umsank, wie
ein Bock. Zwey Monat lang hatt ichs gut, bey
meinem Schwährvater seliger, das war ein gu-
ter Kamerad, aber als ich seine Tochter auftrieb,
und zum Weib nahm, da wars aus; ich gieng
mit ihr heim, und seitdem hab ich hier schon
was ehrliches geschossen.

Silberling. So haben ja Ew. Gnaden recht
sonderbare Avanturen gehabt; in der That!

Veit. Das glaub ich, man könnt ein ganz
Buch von mir schreiben, wenn mans so recht wüß-
te. Viel hab ich aber auch wieder vergessen. --
Potz Element! wir vergessen ja das Trinken ganz
drüber. Frisch eingeschenkt, und ang'stossen! Es



ge Muſik, ſo wie jetzt in Muͤnchen. Dafuͤr
ſchoß ich brav Soldaten todt, wenn ’s Feuer an-
gieng. Jm Grund iſts einerley, und man koͤnnts
auch eine Jagd nennen, wenn’s Wildpret, das
man jagt, nur nicht wieder ſchoͤſſe. Sie haben
mich auch brav kriegt, und ich mußte tuͤchtig
ſchweiſſen. Sehn Sie, da hab ich ’ne Kugel
durch den Arm kriegt, und ’n Streiſſchuß in d’
Waden. Es that, meiner Seel! verteufelt weh,
und ich konnt zwey Monat lang nicht auf dem
Fuß ſtehn. Aber ich drehte mich huͤbſch um, und ſchoß
den Kerl auf d’ Herzgrub, daß er umſank, wie
ein Bock. Zwey Monat lang hatt ichs gut, bey
meinem Schwaͤhrvater ſeliger, das war ein gu-
ter Kamerad, aber als ich ſeine Tochter auftrieb,
und zum Weib nahm, da wars aus; ich gieng
mit ihr heim, und ſeitdem hab ich hier ſchon
was ehrliches geſchoſſen.

Silberling. So haben ja Ew. Gnaden recht
ſonderbare Avanturen gehabt; in der That!

Veit. Das glaub ich, man koͤnnt ein ganz
Buch von mir ſchreiben, wenn mans ſo recht wuͤß-
te. Viel hab ich aber auch wieder vergeſſen. —
Potz Element! wir vergeſſen ja das Trinken ganz
druͤber. Friſch eingeſchenkt, und ang’ſtoſſen! Es

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[271/0275] ge Muſik, ſo wie jetzt in Muͤnchen. Dafuͤr ſchoß ich brav Soldaten todt, wenn ’s Feuer an- gieng. Jm Grund iſts einerley, und man koͤnnts auch eine Jagd nennen, wenn’s Wildpret, das man jagt, nur nicht wieder ſchoͤſſe. Sie haben mich auch brav kriegt, und ich mußte tuͤchtig ſchweiſſen. Sehn Sie, da hab ich ’ne Kugel durch den Arm kriegt, und ’n Streiſſchuß in d’ Waden. Es that, meiner Seel! verteufelt weh, und ich konnt zwey Monat lang nicht auf dem Fuß ſtehn. Aber ich drehte mich huͤbſch um, und ſchoß den Kerl auf d’ Herzgrub, daß er umſank, wie ein Bock. Zwey Monat lang hatt ichs gut, bey meinem Schwaͤhrvater ſeliger, das war ein gu- ter Kamerad, aber als ich ſeine Tochter auftrieb, und zum Weib nahm, da wars aus; ich gieng mit ihr heim, und ſeitdem hab ich hier ſchon was ehrliches geſchoſſen. Silberling. So haben ja Ew. Gnaden recht ſonderbare Avanturen gehabt; in der That! Veit. Das glaub ich, man koͤnnt ein ganz Buch von mir ſchreiben, wenn mans ſo recht wuͤß- te. Viel hab ich aber auch wieder vergeſſen. — Potz Element! wir vergeſſen ja das Trinken ganz druͤber. Friſch eingeſchenkt, und ang’ſtoſſen! Es

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/275>, abgerufen am 15.05.2024.