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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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chen auf die Hochzeit! Unser Sixt soll seine Regi-
ne
haben; da, dem Herrn da hast du's zuverdanken;
denn ich weiß doch, daß dirs lieb ist, alte Mutter;
nicht wahr?

Die Bäurinn. Ja wohl. Gott sey ewig
Lob und Dank, Franz, daß du dich besonnen hast!
O Herr Pater, da haben Sie ein recht gutes Werk
gethan. Mein armer Sohn wär zu Grund ge-
gangen, und sein Mädel auch. Nun Sixt, wie
ist dirs? Siehst ja so traurig aus, und greinst.

Sixt. Ach Mutter, last's nur seyn! Jch kann
kein Wort sprechen; 's ist des Glücks gar zu viel
auf einmal. Jch weiß wohl, der Herr da nimmts
nicht übel; sieht mir wohl an, daß ich danken woll-
te, wenn ich könnte. Laßt mich nur hinaus! Es
wird schon besser werden in der frischen Luft.

Sixt gieng hinaus, und Siegwart sah ihm
noch durchs Fenster nach. Nun ward Franz bey
seinem Gläschen Wein immer munterer, und tranks
dem P. Anton, und dem jungen Siegwart fleißig
zu. Es that ihm wohl, daß ihn Anton und sein
Weib wegen seines geänderten Entschlusses lobten,
und drüber vergaß er die Bedenklichkeiten wegen
der Ungleichheit des Vermögens völlig. Ein Geist-

F



chen auf die Hochzeit! Unſer Sixt ſoll ſeine Regi-
ne
haben; da, dem Herrn da haſt du’s zuverdanken;
denn ich weiß doch, daß dirs lieb iſt, alte Mutter;
nicht wahr?

Die Baͤurinn. Ja wohl. Gott ſey ewig
Lob und Dank, Franz, daß du dich beſonnen haſt!
O Herr Pater, da haben Sie ein recht gutes Werk
gethan. Mein armer Sohn waͤr zu Grund ge-
gangen, und ſein Maͤdel auch. Nun Sixt, wie
iſt dirs? Siehſt ja ſo traurig aus, und greinſt.

Sixt. Ach Mutter, laſt’s nur ſeyn! Jch kann
kein Wort ſprechen; ’s iſt des Gluͤcks gar zu viel
auf einmal. Jch weiß wohl, der Herr da nimmts
nicht uͤbel; ſieht mir wohl an, daß ich danken woll-
te, wenn ich koͤnnte. Laßt mich nur hinaus! Es
wird ſchon beſſer werden in der friſchen Luft.

Sixt gieng hinaus, und Siegwart ſah ihm
noch durchs Fenſter nach. Nun ward Franz bey
ſeinem Glaͤschen Wein immer munterer, und tranks
dem P. Anton, und dem jungen Siegwart fleißig
zu. Es that ihm wohl, daß ihn Anton und ſein
Weib wegen ſeines geaͤnderten Entſchluſſes lobten,
und druͤber vergaß er die Bedenklichkeiten wegen
der Ungleichheit des Vermoͤgens voͤllig. Ein Geiſt-

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[81/0085] chen auf die Hochzeit! Unſer Sixt ſoll ſeine Regi- ne haben; da, dem Herrn da haſt du’s zuverdanken; denn ich weiß doch, daß dirs lieb iſt, alte Mutter; nicht wahr? Die Baͤurinn. Ja wohl. Gott ſey ewig Lob und Dank, Franz, daß du dich beſonnen haſt! O Herr Pater, da haben Sie ein recht gutes Werk gethan. Mein armer Sohn waͤr zu Grund ge- gangen, und ſein Maͤdel auch. Nun Sixt, wie iſt dirs? Siehſt ja ſo traurig aus, und greinſt. Sixt. Ach Mutter, laſt’s nur ſeyn! Jch kann kein Wort ſprechen; ’s iſt des Gluͤcks gar zu viel auf einmal. Jch weiß wohl, der Herr da nimmts nicht uͤbel; ſieht mir wohl an, daß ich danken woll- te, wenn ich koͤnnte. Laßt mich nur hinaus! Es wird ſchon beſſer werden in der friſchen Luft. Sixt gieng hinaus, und Siegwart ſah ihm noch durchs Fenſter nach. Nun ward Franz bey ſeinem Glaͤschen Wein immer munterer, und tranks dem P. Anton, und dem jungen Siegwart fleißig zu. Es that ihm wohl, daß ihn Anton und ſein Weib wegen ſeines geaͤnderten Entſchluſſes lobten, und druͤber vergaß er die Bedenklichkeiten wegen der Ungleichheit des Vermoͤgens voͤllig. Ein Geiſt- F

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/85>, abgerufen am 30.04.2024.