Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

Bild:
<< vorherige Seite


vorhin schon erwehnet, daß solche theils mit Spie-
len, Jagen, Tantzen allerhand Lustbarkeiten, und
wenn mans im Lichte besiehet, auch zum Theil mit
allerley listigen Erfindungen u. d. g. feinen Sachen
zugebracht werde. Lasset uns aber einmahl die
verschiedene Arten dieser Lustbarkeiten ins beson-
dere ein wenig betrachten; und erstlich, was das
Spielen betrifft, deucht mich, daß solches Kindern,
welche noch nicht sonderliches nützliches verrichten
können, gewisser massen wohl erlaubet werden
könne; wobey vornehmlich auf den Zweck und die
Weise des Spielens zu sehen; bey welcher die Art,
wo eine mäßige Bewegung, oder Aufmercksamkeit
und Aufmunterung des Verstandes gebrauchet
wird, vor andern zu erwehlen sind. Die meiste
erwachsene honete Leute bedienen sich desselben meh-
rentheils, die lange Weile oder Zeit zu vertreiben;
oder besser zu sagen, die edle Zeit, die wohl nützli-
cher anzuwenden wäre, zu verderben. Denn hat
wohl ein vernünfftiger Mensch keine bessere Gele-
genheit die Zeit mit einer nützlichen und dabey doch
angenehmen Occupation zuzubringen? Ob es sol-
chen gezieme, welche ihre Seeligkeit mit Furcht
und Zittern schaffen sollen, lasse ich einen jeden,
der einen Schritt in das innere Heiligthum gethan
hat, selbsten beurtheilen. Was diejenige betrifft,
welche aus Gewinnsucht spielen, (bey welchen es
auch selten ohne listige und betrügliche Griffe ab-
zugehen pfleget) sind dergleichen auch selbst bey der
ehrbaren Welt veracht und verhasst.
Modestin.


vorhin ſchon erwehnet, daß ſolche theils mit Spie-
len, Jagen, Tantzen allerhand Luſtbarkeiten, und
wenn mans im Lichte beſiehet, auch zum Theil mit
allerley liſtigen Erfindungen u. d. g. feinen Sachen
zugebracht werde. Laſſet uns aber einmahl die
verſchiedene Arten dieſer Luſtbarkeiten ins beſon-
dere ein wenig betrachten; und erſtlich, was das
Spielen betrifft, deucht mich, daß ſolches Kindern,
welche noch nicht ſonderliches nuͤtzliches verrichten
koͤnnen, gewiſſer maſſen wohl erlaubet werden
koͤnne; wobey vornehmlich auf den Zweck und die
Weiſe des Spielens zu ſehen; bey welcher die Art,
wo eine maͤßige Bewegung, oder Aufmerckſamkeit
und Aufmunterung des Verſtandes gebrauchet
wird, vor andern zu erwehlen ſind. Die meiſte
erwachſene honete Leute bedienen ſich deſſelben meh-
rentheils, die lange Weile oder Zeit zu vertreiben;
oder beſſer zu ſagen, die edle Zeit, die wohl nuͤtzli-
cher anzuwenden waͤre, zu verderben. Denn hat
wohl ein vernuͤnfftiger Menſch keine beſſere Gele-
genheit die Zeit mit einer nuͤtzlichen und dabey doch
angenehmen Occupation zuzubringen? Ob es ſol-
chen gezieme, welche ihre Seeligkeit mit Furcht
und Zittern ſchaffen ſollen, laſſe ich einen jeden,
der einen Schritt in das innere Heiligthum gethan
hat, ſelbſten beurtheilen. Was diejenige betrifft,
welche aus Gewinnſucht ſpielen, (bey welchen es
auch ſelten ohne liſtige und betruͤgliche Griffe ab-
zugehen pfleget) ſind dergleichen auch ſelbſt bey der
ehrbaren Welt veracht und verhaſſt.
Modeſtin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0138" n="132"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
vorhin &#x017F;chon erwehnet, daß &#x017F;olche theils mit Spie-<lb/>
len, Jagen, Tantzen allerhand Lu&#x017F;tbarkeiten, und<lb/>
wenn mans im Lichte be&#x017F;iehet, auch zum Theil mit<lb/>
allerley li&#x017F;tigen Erfindungen u. d. g. feinen Sachen<lb/>
zugebracht werde. La&#x017F;&#x017F;et uns aber einmahl die<lb/>
ver&#x017F;chiedene Arten die&#x017F;er Lu&#x017F;tbarkeiten ins be&#x017F;on-<lb/>
dere ein wenig betrachten; und er&#x017F;tlich, was das<lb/>
Spielen betrifft, deucht mich, daß &#x017F;olches Kindern,<lb/>
welche noch nicht &#x017F;onderliches nu&#x0364;tzliches verrichten<lb/>
ko&#x0364;nnen, gewi&#x017F;&#x017F;er ma&#x017F;&#x017F;en wohl erlaubet werden<lb/>
ko&#x0364;nne; wobey vornehmlich auf den Zweck und die<lb/>
Wei&#x017F;e des Spielens zu &#x017F;ehen; bey welcher die Art,<lb/>
wo eine ma&#x0364;ßige Bewegung, oder Aufmerck&#x017F;amkeit<lb/>
und Aufmunterung des Ver&#x017F;tandes gebrauchet<lb/>
wird, vor andern zu erwehlen &#x017F;ind. Die mei&#x017F;te<lb/>
erwach&#x017F;ene <hi rendition="#aq">honete</hi> Leute bedienen &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben meh-<lb/>
rentheils, die lange Weile oder Zeit zu vertreiben;<lb/>
oder be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;agen, die edle Zeit, die wohl nu&#x0364;tzli-<lb/>
cher anzuwenden wa&#x0364;re, zu verderben. Denn hat<lb/>
wohl ein vernu&#x0364;nfftiger Men&#x017F;ch keine be&#x017F;&#x017F;ere Gele-<lb/>
genheit die Zeit mit einer nu&#x0364;tzlichen und dabey doch<lb/>
angenehmen <hi rendition="#aq">Occupation</hi> zuzubringen? Ob es &#x017F;ol-<lb/>
chen gezieme, welche ihre Seeligkeit mit Furcht<lb/>
und Zittern &#x017F;chaffen &#x017F;ollen, la&#x017F;&#x017F;e ich einen jeden,<lb/>
der einen Schritt in das innere Heiligthum gethan<lb/>
hat, &#x017F;elb&#x017F;ten beurtheilen. Was diejenige betrifft,<lb/>
welche aus Gewinn&#x017F;ucht &#x017F;pielen, (bey welchen es<lb/>
auch &#x017F;elten ohne li&#x017F;tige und betru&#x0364;gliche Griffe ab-<lb/>
zugehen pfleget) &#x017F;ind dergleichen auch &#x017F;elb&#x017F;t bey der<lb/>
ehrbaren Welt veracht und verha&#x017F;&#x017F;t.</p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Mode&#x017F;tin.</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0138] vorhin ſchon erwehnet, daß ſolche theils mit Spie- len, Jagen, Tantzen allerhand Luſtbarkeiten, und wenn mans im Lichte beſiehet, auch zum Theil mit allerley liſtigen Erfindungen u. d. g. feinen Sachen zugebracht werde. Laſſet uns aber einmahl die verſchiedene Arten dieſer Luſtbarkeiten ins beſon- dere ein wenig betrachten; und erſtlich, was das Spielen betrifft, deucht mich, daß ſolches Kindern, welche noch nicht ſonderliches nuͤtzliches verrichten koͤnnen, gewiſſer maſſen wohl erlaubet werden koͤnne; wobey vornehmlich auf den Zweck und die Weiſe des Spielens zu ſehen; bey welcher die Art, wo eine maͤßige Bewegung, oder Aufmerckſamkeit und Aufmunterung des Verſtandes gebrauchet wird, vor andern zu erwehlen ſind. Die meiſte erwachſene honete Leute bedienen ſich deſſelben meh- rentheils, die lange Weile oder Zeit zu vertreiben; oder beſſer zu ſagen, die edle Zeit, die wohl nuͤtzli- cher anzuwenden waͤre, zu verderben. Denn hat wohl ein vernuͤnfftiger Menſch keine beſſere Gele- genheit die Zeit mit einer nuͤtzlichen und dabey doch angenehmen Occupation zuzubringen? Ob es ſol- chen gezieme, welche ihre Seeligkeit mit Furcht und Zittern ſchaffen ſollen, laſſe ich einen jeden, der einen Schritt in das innere Heiligthum gethan hat, ſelbſten beurtheilen. Was diejenige betrifft, welche aus Gewinnſucht ſpielen, (bey welchen es auch ſelten ohne liſtige und betruͤgliche Griffe ab- zugehen pfleget) ſind dergleichen auch ſelbſt bey der ehrbaren Welt veracht und verhaſſt. Modeſtin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/138
Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/138>, abgerufen am 29.04.2024.