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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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erster Abschnitt.
überhaupt den Gottes-Frieden handhabete; so mogte
er auch die Bruchfälle davon, oder das Sühn-Opfer
und Sühnde-Geld (e) haben. Und solchergestalt
konnte sein Unterhalt auf mancherley Art bestimmet
seyn, ohne daß er eine Allode oder ein Wehrgut be-
sitzen mogte.

(a) Lucos & nemora consecrant. TAC. G. c. 9. Arborum illis
cultus & amnium colliumque & vallium. AGATH. hist. L. I.

S. KEYSLER in ant. Sept. p. 62. Es ist nicht ganz un-
wahrscheinlich, daß man später diese Gottes-Rechte folgen-
der gestalt in Regalien verwandelt habe: Reges ante Clo-
doveum sibi sylvarum atque aquarum, avium bestiarumque
& aliorum quoque elementorum finxisse formas, ipsasque ut
Deum coluisse, eisque sacrifieia delibare consuetos. GREG.
TVR. II.
10. Die Heiligung ersetzte solcher gestalt den
bannum regium super foresto. Von den Salz-Quellen sagt
TAC. Ann. XIII. 57. Religione insita eos maxime locos pro-
pinquare coelo, precesque mortalium a deis nusquam propius
auditi. Inde indulgentia numinum illo in amne, illisque
sylvis salem provenire --
(b) Dieses scheinet mir der erste und wahre Grund zu seyn,
welcher zu mehrer Heiligkeit mit vielen Ceremonien ver-
hüllet wurde. Man könnte die Stelle des CLAVD. in
laud. Stil. I. v. 228,
wenn er das überwundene Deutsch-
land so vorstellet,
Vt procul Hercyniae per vasta silentia lunae
Venati tuto liceat; lucosque vetusta
Relligione truces, & robora numinis instar
Barbarici nostrae feriant impune bipennes.
gar artig dahin deuten, als wenn der Wild-Friede nun
aufgehoben; und die Mahl-Axt nicht mehr abzuwarten
wäre. Doch ist der wahre Sinn wohl anders.
(c) De omnibus fere controversiis publicis privatisque Druidae
constituunt --- Si de hereditate si de finibus controversia est
decernunt. --- CAES. de B. G. VI.
Dies gilt nun zwar
bloß von den Galliern, und Cäsar konnte mit Recht sa-

erſter Abſchnitt.
uͤberhaupt den Gottes-Frieden handhabete; ſo mogte
er auch die Bruchfaͤlle davon, oder das Suͤhn-Opfer
und Suͤhnde-Geld (e) haben. Und ſolchergeſtalt
konnte ſein Unterhalt auf mancherley Art beſtimmet
ſeyn, ohne daß er eine Allode oder ein Wehrgut be-
ſitzen mogte.

(a) Lucos & nemora conſecrant. TAC. G. c. 9. Arborum illis
cultus & amnium colliumque & vallium. AGATH. hiſt. L. I.

S. KEYSLER in ant. Sept. p. 62. Es iſt nicht ganz un-
wahrſcheinlich, daß man ſpaͤter dieſe Gottes-Rechte folgen-
der geſtalt in Regalien verwandelt habe: Reges ante Clo-
doveum ſibi ſylvarum atque aquarum, avium beſtiarumque
& aliorum quoque elementorum finxiſſe formas, ipſasque ut
Deum coluiſſe, eisque ſacrifieia delibare conſuetos. GREG.
TVR. II.
10. Die Heiligung erſetzte ſolcher geſtalt den
bannum regium ſuper foreſto. Von den Salz-Quellen ſagt
TAC. Ann. XIII. 57. Religione inſita eos maxime locos pro-
pinquare cœlo, precesque mortalium a deis nuſquam propius
auditi. Inde indulgentia numinum illo in amne, illisque
ſylvis ſalem provenire --
(b) Dieſes ſcheinet mir der erſte und wahre Grund zu ſeyn,
welcher zu mehrer Heiligkeit mit vielen Ceremonien ver-
huͤllet wurde. Man koͤnnte die Stelle des CLAVD. in
laud. Stil. I. v. 228,
wenn er das uͤberwundene Deutſch-
land ſo vorſtellet,
Vt procul Hercyniæ per vaſta ſilentia lunæ
Venati tuto liceat; lucosque vetuſta
Relligione truces, & robora numinis inſtar
Barbarici noſtræ ferìant impune bipennes.
gar artig dahin deuten, als wenn der Wild-Friede nun
aufgehoben; und die Mahl-Axt nicht mehr abzuwarten
waͤre. Doch iſt der wahre Sinn wohl anders.
(c) De omnibus fere controverſiis publicis privatisque Druidæ
conſtituunt --- Si de hereditate ſi de finibus controverſia eſt
decernunt. --- CAES. de B. G. VI.
Dies gilt nun zwar
bloß von den Galliern, und Caͤſar konnte mit Recht ſa-
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[77/0107] erſter Abſchnitt. uͤberhaupt den Gottes-Frieden handhabete; ſo mogte er auch die Bruchfaͤlle davon, oder das Suͤhn-Opfer und Suͤhnde-Geld ⁽e⁾ haben. Und ſolchergeſtalt konnte ſein Unterhalt auf mancherley Art beſtimmet ſeyn, ohne daß er eine Allode oder ein Wehrgut be- ſitzen mogte. ⁽a⁾ Lucos & nemora conſecrant. TAC. G. c. 9. Arborum illis cultus & amnium colliumque & vallium. AGATH. hiſt. L. I. S. KEYSLER in ant. Sept. p. 62. Es iſt nicht ganz un- wahrſcheinlich, daß man ſpaͤter dieſe Gottes-Rechte folgen- der geſtalt in Regalien verwandelt habe: Reges ante Clo- doveum ſibi ſylvarum atque aquarum, avium beſtiarumque & aliorum quoque elementorum finxiſſe formas, ipſasque ut Deum coluiſſe, eisque ſacrifieia delibare conſuetos. GREG. TVR. II. 10. Die Heiligung erſetzte ſolcher geſtalt den bannum regium ſuper foreſto. Von den Salz-Quellen ſagt TAC. Ann. XIII. 57. Religione inſita eos maxime locos pro- pinquare cœlo, precesque mortalium a deis nuſquam propius auditi. Inde indulgentia numinum illo in amne, illisque ſylvis ſalem provenire -- ⁽b⁾ Dieſes ſcheinet mir der erſte und wahre Grund zu ſeyn, welcher zu mehrer Heiligkeit mit vielen Ceremonien ver- huͤllet wurde. Man koͤnnte die Stelle des CLAVD. in laud. Stil. I. v. 228, wenn er das uͤberwundene Deutſch- land ſo vorſtellet, Vt procul Hercyniæ per vaſta ſilentia lunæ Venati tuto liceat; lucosque vetuſta Relligione truces, & robora numinis inſtar Barbarici noſtræ ferìant impune bipennes. gar artig dahin deuten, als wenn der Wild-Friede nun aufgehoben; und die Mahl-Axt nicht mehr abzuwarten waͤre. Doch iſt der wahre Sinn wohl anders. ⁽c⁾ De omnibus fere controverſiis publicis privatisque Druidæ conſtituunt --- Si de hereditate ſi de finibus controverſia eſt decernunt. --- CAES. de B. G. VI. Dies gilt nun zwar bloß von den Galliern, und Caͤſar konnte mit Recht ſa- gen,

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/107>, abgerufen am 02.05.2024.