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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
gen, daß die Druiden daselbst de hereditate & finibus rich-
teten, nach dem der plebs daselbst in servorum locum ge-
diehen war; und bereits in curia domini Recht nahm;
mithin bloß von adlichen Erbschaften, wobey sie die
Stelle der Austräge vertreten mogten, die Rede seyn
konnte. Von Sachsen aber gilt dieses nur mit gehöri-
riger Ermässigung.
(d) Jn dem bekannten Indiculo paganiarum Synod. Lipt. v. 742
heißt es: de incertis locis quae colunt pro sanctis. Man
deutet dieses gemeiniglich auf Unstede. S. ECKHARD.
in Comm. de R. Fr. or. T. I. p.
426. Allein wenn jetzt
zwey Marken wegen ihrer Gränzen in Streit sind; so
macht man den Raum, worüber beyde Theile nicht eins
werden können, zur Streit-Mark. Beyde Theile
müssen sich dessen mit Holzhauen und Plaggen-schaufeln
enthalten. Das beyderseitige Vieh aber kann das was
darauf wächst mit dem Munde theilen. Und dies scheint
mir obiges weit besser zu erläutern; denn hier werden
incerta loca geheiligt. Vermuthlich geschahe dieses aber
ehedem mit mehrer Ceremonie und von dem Priester;
weil ein Theil dem andern die Heiligung nicht gestattet
haben würde. Von den Wild-Frieden in grossen Wäl-
dern muß ich noch anmerkeu, daß solcher schwerlich ad
jus regium
gekommen seyn würde, falls er nicht vorher
ad jura sacerdotis gehöret. Den ordentlichen Lauf der
Sache nach, hätte das Wild in den Mark-Frieden ge-
hören, und der Holzgraf solches unter sein Verbot neh-
men müssen. Weil aber solches nur eine Mark um-
schliessen kann; und bey der Wildbahn in weitläufigen
Gegenden und grossen Wäldern mehrere Marken und
Jnnungen interessirt waren: so muste ein höherer Friede,
welchen alle zu verehren schuldig waren eintreten. Carl
der Grosse und die Christliche Religion sprengten den
Gottes-Frieden; und so war es begreiflich, daß der ban-
nus regius in locum vacuum
trat, und absque violatione
juris privatorum,
eintreten konnte.
(e) S. §. 21. n. d. Wenn ein Verbannter wieder in den
Oſnabruͤckſche Geſchichte
gen, daß die Druiden daſelbſt de hereditate & finibus rich-
teten, nach dem der plebs daſelbſt in ſervorum locum ge-
diehen war; und bereits in curia domini Recht nahm;
mithin bloß von adlichen Erbſchaften, wobey ſie die
Stelle der Austraͤge vertreten mogten, die Rede ſeyn
konnte. Von Sachſen aber gilt dieſes nur mit gehoͤri-
riger Ermaͤſſigung.
(d) Jn dem bekannten Indiculo paganiarum Synod. Lipt. v. 742
heißt es: de incertis locis quæ colunt pro ſanctis. Man
deutet dieſes gemeiniglich auf Unſtede. S. ECKHARD.
in Comm. de R. Fr. or. T. I. p.
426. Allein wenn jetzt
zwey Marken wegen ihrer Graͤnzen in Streit ſind; ſo
macht man den Raum, woruͤber beyde Theile nicht eins
werden koͤnnen, zur Streit-Mark. Beyde Theile
muͤſſen ſich deſſen mit Holzhauen und Plaggen-ſchaufeln
enthalten. Das beyderſeitige Vieh aber kann das was
darauf waͤchſt mit dem Munde theilen. Und dies ſcheint
mir obiges weit beſſer zu erlaͤutern; denn hier werden
incerta loca geheiligt. Vermuthlich geſchahe dieſes aber
ehedem mit mehrer Ceremonie und von dem Prieſter;
weil ein Theil dem andern die Heiligung nicht geſtattet
haben wuͤrde. Von den Wild-Frieden in groſſen Waͤl-
dern muß ich noch anmerkeu, daß ſolcher ſchwerlich ad
jus regium
gekommen ſeyn wuͤrde, falls er nicht vorher
ad jura ſacerdotis gehoͤret. Den ordentlichen Lauf der
Sache nach, haͤtte das Wild in den Mark-Frieden ge-
hoͤren, und der Holzgraf ſolches unter ſein Verbot neh-
men muͤſſen. Weil aber ſolches nur eine Mark um-
ſchlieſſen kann; und bey der Wildbahn in weitlaͤufigen
Gegenden und groſſen Waͤldern mehrere Marken und
Jnnungen intereſſirt waren: ſo muſte ein hoͤherer Friede,
welchen alle zu verehren ſchuldig waren eintreten. Carl
der Groſſe und die Chriſtliche Religion ſprengten den
Gottes-Frieden; und ſo war es begreiflich, daß der ban-
nus regius in locum vacuum
trat, und absque violatione
juris privatorum,
eintreten konnte.
(e) S. §. 21. n. d. Wenn ein Verbannter wieder in den
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[78/0108] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ gen, daß die Druiden daſelbſt de hereditate & finibus rich- teten, nach dem der plebs daſelbſt in ſervorum locum ge- diehen war; und bereits in curia domini Recht nahm; mithin bloß von adlichen Erbſchaften, wobey ſie die Stelle der Austraͤge vertreten mogten, die Rede ſeyn konnte. Von Sachſen aber gilt dieſes nur mit gehoͤri- riger Ermaͤſſigung. ⁽d⁾ Jn dem bekannten Indiculo paganiarum Synod. Lipt. v. 742 heißt es: de incertis locis quæ colunt pro ſanctis. Man deutet dieſes gemeiniglich auf Unſtede. S. ECKHARD. in Comm. de R. Fr. or. T. I. p. 426. Allein wenn jetzt zwey Marken wegen ihrer Graͤnzen in Streit ſind; ſo macht man den Raum, woruͤber beyde Theile nicht eins werden koͤnnen, zur Streit-Mark. Beyde Theile muͤſſen ſich deſſen mit Holzhauen und Plaggen-ſchaufeln enthalten. Das beyderſeitige Vieh aber kann das was darauf waͤchſt mit dem Munde theilen. Und dies ſcheint mir obiges weit beſſer zu erlaͤutern; denn hier werden incerta loca geheiligt. Vermuthlich geſchahe dieſes aber ehedem mit mehrer Ceremonie und von dem Prieſter; weil ein Theil dem andern die Heiligung nicht geſtattet haben wuͤrde. Von den Wild-Frieden in groſſen Waͤl- dern muß ich noch anmerkeu, daß ſolcher ſchwerlich ad jus regium gekommen ſeyn wuͤrde, falls er nicht vorher ad jura ſacerdotis gehoͤret. Den ordentlichen Lauf der Sache nach, haͤtte das Wild in den Mark-Frieden ge- hoͤren, und der Holzgraf ſolches unter ſein Verbot neh- men muͤſſen. Weil aber ſolches nur eine Mark um- ſchlieſſen kann; und bey der Wildbahn in weitlaͤufigen Gegenden und groſſen Waͤldern mehrere Marken und Jnnungen intereſſirt waren: ſo muſte ein hoͤherer Friede, welchen alle zu verehren ſchuldig waren eintreten. Carl der Groſſe und die Chriſtliche Religion ſprengten den Gottes-Frieden; und ſo war es begreiflich, daß der ban- nus regius in locum vacuum trat, und absque violatione juris privatorum, eintreten konnte. ⁽e⁾ S. §. 21. n. d. Wenn ein Verbannter wieder in den Frie-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/108>, abgerufen am 28.04.2024.