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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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des Reichscammergerichts
ner bessern Absicht errichtet werden, als zu dem vorgedachten
großen Zwecke, woran Haupt und Gliedern insgemein gele-
gen, und mit welchem die edle deutsche Freyheit stehen oder
fallen muß.

Zwar wird man einwenden, daß bey einem solchen Impost
alle englische Waaren gar bald gänzlich zurück bleiben, und
unsre deutschen Fabriken, welche bereits würklich den engli-
schen in vielen Arten von Waaren gleich kommen, den Markt
allein haben würden. Allein ohne zu gedenken, daß wir so
wie hier oben bereits gezeiget, keine Auflage von 35 p. C. zu
machen gebrauchen, sondern mit dem zehnten Theil zukom-
men können, und daß hierdurch die englischen Manufacturen
vermuthlich nicht ganz zurück gehalten werden dürften: so
wird zu der Zeit, wenn wir erst so glücklich seyn werden, die
fremden Wollenwaaren gänzlich entbehren zu können, sich
noch allemal ein patriotisches Project wieder finden, wodurch
dieses minus in der zu errichtenden Reichscasse ersetzet werden
kan; und vielleicht sind wir zu der Zeit gar so glücklich, daß
mittlerweile alle unsre alten Processe abgethan, und die
neuen mit wenigern Kosten durchgebracht werden können.
Außerdem aber werden noch immer so viel americanische Pro-
ducten aus den noch unbeschwerten englischen Colonien zu uns
kommen, woran wir uns erholen können, daß kein gänzlicher
Ausfall eher zu befürchten, als bis alle unsre Heiden den
schönsten Toback tragen, und unsre Berge mit Mahagoni-
eichen bewachsen seyn werden. Und gegen diese Zeit denke
ich, sind wir so reich, daß wir auch Flotten in der See ha-
ben, und uns den Unterhalt für das Cammergericht von den
zinsbaren Inseln einschicken lassen können.

Ueberhaupt aber würde die deutsche Handlung und Manu-
factur ein ganz neues Leben bekommen, wenn dieselbe durch

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des Reichscammergerichts
ner beſſern Abſicht errichtet werden, als zu dem vorgedachten
großen Zwecke, woran Haupt und Gliedern insgemein gele-
gen, und mit welchem die edle deutſche Freyheit ſtehen oder
fallen muß.

Zwar wird man einwenden, daß bey einem ſolchen Impoſt
alle engliſche Waaren gar bald gaͤnzlich zuruͤck bleiben, und
unſre deutſchen Fabriken, welche bereits wuͤrklich den engli-
ſchen in vielen Arten von Waaren gleich kommen, den Markt
allein haben wuͤrden. Allein ohne zu gedenken, daß wir ſo
wie hier oben bereits gezeiget, keine Auflage von 35 p. C. zu
machen gebrauchen, ſondern mit dem zehnten Theil zukom-
men koͤnnen, und daß hierdurch die engliſchen Manufacturen
vermuthlich nicht ganz zuruͤck gehalten werden duͤrften: ſo
wird zu der Zeit, wenn wir erſt ſo gluͤcklich ſeyn werden, die
fremden Wollenwaaren gaͤnzlich entbehren zu koͤnnen, ſich
noch allemal ein patriotiſches Project wieder finden, wodurch
dieſes minus in der zu errichtenden Reichscaſſe erſetzet werden
kan; und vielleicht ſind wir zu der Zeit gar ſo gluͤcklich, daß
mittlerweile alle unſre alten Proceſſe abgethan, und die
neuen mit wenigern Koſten durchgebracht werden koͤnnen.
Außerdem aber werden noch immer ſo viel americaniſche Pro-
ducten aus den noch unbeſchwerten engliſchen Colonien zu uns
kommen, woran wir uns erholen koͤnnen, daß kein gaͤnzlicher
Ausfall eher zu befuͤrchten, als bis alle unſre Heiden den
ſchoͤnſten Toback tragen, und unſre Berge mit Mahagoni-
eichen bewachſen ſeyn werden. Und gegen dieſe Zeit denke
ich, ſind wir ſo reich, daß wir auch Flotten in der See ha-
ben, und uns den Unterhalt fuͤr das Cammergericht von den
zinsbaren Inſeln einſchicken laſſen koͤnnen.

Ueberhaupt aber wuͤrde die deutſche Handlung und Manu-
factur ein ganz neues Leben bekommen, wenn dieſelbe durch

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[453/0471] des Reichscammergerichts ner beſſern Abſicht errichtet werden, als zu dem vorgedachten großen Zwecke, woran Haupt und Gliedern insgemein gele- gen, und mit welchem die edle deutſche Freyheit ſtehen oder fallen muß. Zwar wird man einwenden, daß bey einem ſolchen Impoſt alle engliſche Waaren gar bald gaͤnzlich zuruͤck bleiben, und unſre deutſchen Fabriken, welche bereits wuͤrklich den engli- ſchen in vielen Arten von Waaren gleich kommen, den Markt allein haben wuͤrden. Allein ohne zu gedenken, daß wir ſo wie hier oben bereits gezeiget, keine Auflage von 35 p. C. zu machen gebrauchen, ſondern mit dem zehnten Theil zukom- men koͤnnen, und daß hierdurch die engliſchen Manufacturen vermuthlich nicht ganz zuruͤck gehalten werden duͤrften: ſo wird zu der Zeit, wenn wir erſt ſo gluͤcklich ſeyn werden, die fremden Wollenwaaren gaͤnzlich entbehren zu koͤnnen, ſich noch allemal ein patriotiſches Project wieder finden, wodurch dieſes minus in der zu errichtenden Reichscaſſe erſetzet werden kan; und vielleicht ſind wir zu der Zeit gar ſo gluͤcklich, daß mittlerweile alle unſre alten Proceſſe abgethan, und die neuen mit wenigern Koſten durchgebracht werden koͤnnen. Außerdem aber werden noch immer ſo viel americaniſche Pro- ducten aus den noch unbeſchwerten engliſchen Colonien zu uns kommen, woran wir uns erholen koͤnnen, daß kein gaͤnzlicher Ausfall eher zu befuͤrchten, als bis alle unſre Heiden den ſchoͤnſten Toback tragen, und unſre Berge mit Mahagoni- eichen bewachſen ſeyn werden. Und gegen dieſe Zeit denke ich, ſind wir ſo reich, daß wir auch Flotten in der See ha- ben, und uns den Unterhalt fuͤr das Cammergericht von den zinsbaren Inſeln einſchicken laſſen koͤnnen. Ueberhaupt aber wuͤrde die deutſche Handlung und Manu- factur ein ganz neues Leben bekommen, wenn dieſelbe durch gemein- F f 3

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/471>, abgerufen am 27.04.2024.