Indes hatte der Consistorialrath G. . . . an an den sich Reiser schon vorher gewandt hatte, für ihn ausgemacht, daß er die sogenannte Neustäd¬ ter Schule unentgeldlich besuchen könnte. --- Al¬ lein der Pastor M. . . sagte, daß dürfe nun nicht geschehen; er solle, bis er konfirmirt würde noch von seinem Sohne unterrichtet werden, damit er als¬ dann sogleich die höhere Schule auf der Altstadt be¬ suchen könne, wo der Direktor sich seiner annehmen wolle; und wegen der Eifersucht, die zwischen den beiden Schulen zu herrschen pflegte, würde er besser thun, wenn er jene nicht zuerst besuchte. --- Dieß mußte Reiser dem Konsistorialrath G. . . selber sa¬ gen, um den freien Unterricht, welchen er ihm verschaft hatte, abzulehnen, worüber denn der¬ selbe sehr empfindlich wurde, und Reisern erst hart anredete, ihn aber doch zuletzt wieder mit der Aufmunterung entließ, daß er sich auf andre Wei¬ se dennoch seiner annehmen wolle.
So schien nun an Reisers Schicksale, um den sich vorher niemand bekümmert hatte, auf einmal alles Theil zu nehmen. --- Er hörte von Eifer¬ sucht der Schulen seinetwegen sprechen. --- Der Konsistorialrath G. . . und der Pastor M. . . schie¬
Indes hatte der Conſiſtorialrath G. . . . an an den ſich Reiſer ſchon vorher gewandt hatte, fuͤr ihn ausgemacht, daß er die ſogenannte Neuſtaͤd¬ ter Schule unentgeldlich beſuchen koͤnnte. --- Al¬ lein der Paſtor M. . . ſagte, daß duͤrfe nun nicht geſchehen; er ſolle, bis er konfirmirt wuͤrde noch von ſeinem Sohne unterrichtet werden, damit er als¬ dann ſogleich die hoͤhere Schule auf der Altſtadt be¬ ſuchen koͤnne, wo der Direktor ſich ſeiner annehmen wolle; und wegen der Eiferſucht, die zwiſchen den beiden Schulen zu herrſchen pflegte, wuͤrde er beſſer thun, wenn er jene nicht zuerſt beſuchte. --- Dieß mußte Reiſer dem Konſiſtorialrath G. . . ſelber ſa¬ gen, um den freien Unterricht, welchen er ihm verſchaft hatte, abzulehnen, woruͤber denn der¬ ſelbe ſehr empfindlich wurde, und Reiſern erſt hart anredete, ihn aber doch zuletzt wieder mit der Aufmunterung entließ, daß er ſich auf andre Wei¬ ſe dennoch ſeiner annehmen wolle.
So ſchien nun an Reiſers Schickſale, um den ſich vorher niemand bekuͤmmert hatte, auf einmal alles Theil zu nehmen. --- Er hoͤrte von Eifer¬ ſucht der Schulen ſeinetwegen ſprechen. --- Der Konſiſtorialrath G. . . und der Paſtor M. . . ſchie¬
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Indes hatte der Conſiſtorialrath G. . . . an
an den ſich Reiſer ſchon vorher gewandt hatte, fuͤr
ihn ausgemacht, daß er die ſogenannte Neuſtaͤd¬
ter Schule unentgeldlich beſuchen koͤnnte. --- Al¬
lein der Paſtor M. . . ſagte, daß duͤrfe nun nicht
geſchehen; er ſolle, bis er konfirmirt wuͤrde noch von
ſeinem Sohne unterrichtet werden, damit er als¬
dann ſogleich die hoͤhere Schule auf der Altſtadt be¬
ſuchen koͤnne, wo der Direktor ſich ſeiner annehmen
wolle; und wegen der Eiferſucht, die zwiſchen den
beiden Schulen zu herrſchen pflegte, wuͤrde er beſſer
thun, wenn er jene nicht zuerſt beſuchte. --- Dieß
mußte Reiſer dem Konſiſtorialrath G. . . ſelber ſa¬
gen, um den freien Unterricht, welchen er ihm
verſchaft hatte, abzulehnen, woruͤber denn der¬
ſelbe ſehr empfindlich wurde, und Reiſern erſt
hart anredete, ihn aber doch zuletzt wieder mit der
Aufmunterung entließ, daß er ſich auf andre Wei¬
ſe dennoch ſeiner annehmen wolle.
So ſchien nun an Reiſers Schickſale, um den
ſich vorher niemand bekuͤmmert hatte, auf einmal
alles Theil zu nehmen. --- Er hoͤrte von Eifer¬
ſucht der Schulen ſeinetwegen ſprechen. --- Der
Konſiſtorialrath G. . . und der Paſtor M. . . ſchie¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/25>, abgerufen am 17.06.2024.
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