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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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sätze und Handlungen, hauptsächlich auf gross-
müthige Verläugnungen von Lüsten, Gelüsten,
Capricen, Zorn, Rache u. d. g. versparen.
Dann wird's helfen, dann wird's Frucht bringen;
dann wird der Fürst sich selbst sagen: Diess
Lob hab ich verdient. Zweymal in meinem
Leben habe ich diese himmlische Wonne ge-
nossen, wo ich Kampf und Sieg eines Fürsten
mit sich selbst mit gerührtestem Herzen be-
loben konnte und musste; Thränen der Freude
und eine herzliche Umarmung folgten seiner
Seits nach.

Ja! man kann einem Herrn mit reiner Treue
dienen, ihm willig in allen billigen Dingen gehor-
chen, sein Bestes mit Eifer fördern und mit
Wachsamkeit seinen Schaden verhüten; man
kann von Herzen zu Gott um seinen Seegen und
Leben beten; und doch kann der Fall eintreten,
dass man in seinem ganzen Leben sich nicht be-
wogen und überzeugt findt, ihn zu loben.


Die Grade des Lobens möchten auf Seite
des Gelobten seyn:

Ein guter Fürst. Diss ist das schönste, höch-
ste Lob nach seinem wahren innern Gehalt; al-
lein der unterste Grad des Lobes nach dem ver-

sätze und Handlungen, hauptsächlich auf groſs-
müthige Verläugnungen von Lüsten, Gelüsten,
Capricen, Zorn, Rache u. d. g. versparen.
Dann wird’s helfen, dann wird’s Frucht bringen;
dann wird der Fürst sich selbst sagen: Dieſs
Lob hab ich verdient. Zweymal in meinem
Leben habe ich diese himmlische Wonne ge-
nossen, wo ich Kampf und Sieg eines Fürsten
mit sich selbst mit gerührtestem Herzen be-
loben konnte und muſste; Thränen der Freude
und eine herzliche Umarmung folgten seiner
Seits nach.

Ja! man kann einem Herrn mit reiner Treue
dienen, ihm willig in allen billigen Dingen gehor-
chen, sein Bestes mit Eifer fördern und mit
Wachsamkeit seinen Schaden verhüten; man
kann von Herzen zu Gott um seinen Seegen und
Leben beten; und doch kann der Fall eintreten,
daſs man in seinem ganzen Leben sich nicht be-
wogen und überzeugt findt, ihn zu loben.


Die Grade des Lobens möchten auf Seite
des Gelobten seyn:

Ein guter Fürst. Diſs ist das schönste, höch-
ste Lob nach seinem wahren innern Gehalt; al-
lein der unterste Grad des Lobes nach dem ver-

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[131/0137] sätze und Handlungen, hauptsächlich auf groſs- müthige Verläugnungen von Lüsten, Gelüsten, Capricen, Zorn, Rache u. d. g. versparen. Dann wird’s helfen, dann wird’s Frucht bringen; dann wird der Fürst sich selbst sagen: Dieſs Lob hab ich verdient. Zweymal in meinem Leben habe ich diese himmlische Wonne ge- nossen, wo ich Kampf und Sieg eines Fürsten mit sich selbst mit gerührtestem Herzen be- loben konnte und muſste; Thränen der Freude und eine herzliche Umarmung folgten seiner Seits nach. Ja! man kann einem Herrn mit reiner Treue dienen, ihm willig in allen billigen Dingen gehor- chen, sein Bestes mit Eifer fördern und mit Wachsamkeit seinen Schaden verhüten; man kann von Herzen zu Gott um seinen Seegen und Leben beten; und doch kann der Fall eintreten, daſs man in seinem ganzen Leben sich nicht be- wogen und überzeugt findt, ihn zu loben. Die Grade des Lobens möchten auf Seite des Gelobten seyn: Ein guter Fürst. Diſs ist das schönste, höch- ste Lob nach seinem wahren innern Gehalt; al- lein der unterste Grad des Lobes nach dem ver-

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/137>, abgerufen am 30.04.2024.