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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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welchem die Leiche des Marquis stand, und warf sich wie ein Verzweifelter vor der Bahre nieder. So fand ihn wohl nach einer Stunde der alte Cecco und rüttelte ihn mit der wohlgemeinten Ermahnung, seinen Schmerz in christlicher Ergebung zu tragen und den Kaffee nicht kalt werden zu lassen, aus der langen Betäubung auf.

Fünfzehntes Kapitel.

Die Bestattung des Marquis wurde gewissenhaft nach den Andeutungen seiner letzten Augenblicke eingerichtet, und Arthur ergänzte das, was unbestimmt geblieben war, nach dieser und jener gelegentlichen Aeußerung seines abgeschiedenen Freundes. Man bekleidete die blasse Leiche mit dem rosenrothen Atlasrocke, legte sie auf das große Erdkissen und trug sie in einer frühen Morgenstunde, als eben die aufgehende Sonne den Schleier der Nebel von den Gräbern der Via Appia emporhob, nach der Pyramide des Cestius hinaus. Arthur wußte zwar, daß der Marquis ein geborener Katholik war, aber er kannte auch dessen

welchem die Leiche des Marquis stand, und warf sich wie ein Verzweifelter vor der Bahre nieder. So fand ihn wohl nach einer Stunde der alte Cecco und rüttelte ihn mit der wohlgemeinten Ermahnung, seinen Schmerz in christlicher Ergebung zu tragen und den Kaffee nicht kalt werden zu lassen, aus der langen Betäubung auf.

Fünfzehntes Kapitel.

Die Bestattung des Marquis wurde gewissenhaft nach den Andeutungen seiner letzten Augenblicke eingerichtet, und Arthur ergänzte das, was unbestimmt geblieben war, nach dieser und jener gelegentlichen Aeußerung seines abgeschiedenen Freundes. Man bekleidete die blasse Leiche mit dem rosenrothen Atlasrocke, legte sie auf das große Erdkissen und trug sie in einer frühen Morgenstunde, als eben die aufgehende Sonne den Schleier der Nebel von den Gräbern der Via Appia emporhob, nach der Pyramide des Cestius hinaus. Arthur wußte zwar, daß der Marquis ein geborener Katholik war, aber er kannte auch dessen

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[0117] welchem die Leiche des Marquis stand, und warf sich wie ein Verzweifelter vor der Bahre nieder. So fand ihn wohl nach einer Stunde der alte Cecco und rüttelte ihn mit der wohlgemeinten Ermahnung, seinen Schmerz in christlicher Ergebung zu tragen und den Kaffee nicht kalt werden zu lassen, aus der langen Betäubung auf. Fünfzehntes Kapitel. Die Bestattung des Marquis wurde gewissenhaft nach den Andeutungen seiner letzten Augenblicke eingerichtet, und Arthur ergänzte das, was unbestimmt geblieben war, nach dieser und jener gelegentlichen Aeußerung seines abgeschiedenen Freundes. Man bekleidete die blasse Leiche mit dem rosenrothen Atlasrocke, legte sie auf das große Erdkissen und trug sie in einer frühen Morgenstunde, als eben die aufgehende Sonne den Schleier der Nebel von den Gräbern der Via Appia emporhob, nach der Pyramide des Cestius hinaus. Arthur wußte zwar, daß der Marquis ein geborener Katholik war, aber er kannte auch dessen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/117>, abgerufen am 02.05.2024.