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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Gegenden mit übertrugen. Wir finden an der Küste
hin einen Tempel Poseidons, dessen Sohn Byzas selbst
hieß, dann der Demeter und Kora, weiter die Skiro-
nischen Felsen, ein Isthmisches Vorgebirge mit dem
Grabe eines Megarischen Heros Hipposthenes, auf dem
hohen Vorgebirge Metopon den Tempel Apollons, dann
einen Altar eines angeblichen Heros Saron, der sich
auf den Saronischen Meerbusen bezog 1. -- So ent-
fremdete sich überhaupt Byzanz nie seinen Peloponnesi-
schen Vorfahren, wenn es auch eine große Anzahl Nach-
colonisten (epoikous) aufnahm 2, und über Thrakische
Unterthanen gebot. Auch der herrschende Dialekt, der
in Volksbeschlüssen sich noch findet, blieb sehr lange der
Dorische 3. -- Die Byzantier gründeten mit Chalke-
don zusammen, in der Zeit der Expedition des Dareios
gegen die Skythen, oder des Xerxes gegen Griechen-
land, Mesambria am Pontos 4, welches Andere
als eine Colonie der Megarer selbst betrachten; die
auch schon vor der Anlegung von Byzanz Selym-
bria
gegründet hatten 5, und wahrscheinlich von dort
aus mit den Samiern zu Perinthos Krieg führten 6, als

1 S. Dionyf. Einiges davon auch bei Hesych. Sonst noch
Athena Ekbasia -- Artemis Diktynna (auch Lucifera in piscinis)
Ajax Telamonios nebst Achill -- Rhea -- Hekate u. Tyche -- Dios-
kuren -- Amphiaraos en sukais, Aphrodite die Ruhige und Pande-
mos.
2 mit denen auch Kriege vorfielen. Aristot. 5, 2, 10.
3 S. außer den Beschlüssen bei Demosth. Constantin. Porph.
Them. 1. S. 1452. in Meursii Opp.
4 Metambrianon und
Mesambrianon auf Münzen.
5 nach Skymn. Ch. 714.
6 Plut. Qu. Gr. 57. Aeginet. p. 67. Es ist wahrscheinlich,
daß Perinth damals auch Dorische Einw. erhielt, weil es von den
Byzantiern (Demosth. vom Kranze S. 255.) eine verwandte Stadt
genannt wird, und Herakleskultus dort herrschte. Vgl. Panofka
res Samiorum S. 22., wo indeß mehrere Stellen falsch bezogen
sind.

Gegenden mit uͤbertrugen. Wir finden an der Kuͤſte
hin einen Tempel Poſeidons, deſſen Sohn Byzas ſelbſt
hieß, dann der Demeter und Kora, weiter die Skiro-
niſchen Felſen, ein Iſthmiſches Vorgebirge mit dem
Grabe eines Megariſchen Heros Hippoſthenes, auf dem
hohen Vorgebirge Metopon den Tempel Apollons, dann
einen Altar eines angeblichen Heros Saron, der ſich
auf den Saroniſchen Meerbuſen bezog 1. — So ent-
fremdete ſich uͤberhaupt Byzanz nie ſeinen Peloponneſi-
ſchen Vorfahren, wenn es auch eine große Anzahl Nach-
coloniſten (ἐποίκους) aufnahm 2, und uͤber Thrakiſche
Unterthanen gebot. Auch der herrſchende Dialekt, der
in Volksbeſchluͤſſen ſich noch findet, blieb ſehr lange der
Doriſche 3. — Die Byzantier gruͤndeten mit Chalke-
don zuſammen, in der Zeit der Expedition des Dareios
gegen die Skythen, oder des Xerxes gegen Griechen-
land, Meſambria am Pontos 4, welches Andere
als eine Colonie der Megarer ſelbſt betrachten; die
auch ſchon vor der Anlegung von Byzanz Selym-
bria
gegruͤndet hatten 5, und wahrſcheinlich von dort
aus mit den Samiern zu Perinthos Krieg fuͤhrten 6, als

1 S. Dionyf. Einiges davon auch bei Heſych. Sonſt noch
Athena Ekbaſia — Artemis Diktynna (auch Lucifera in piscinis)
Ajax Telamonios nebſt Achill — Rhea — Hekate u. Tyche — Dios-
kuren — Amphiaraos ἐν συκαῖς, Aphrodite die Ruhige und Pande-
mos.
2 mit denen auch Kriege vorfielen. Ariſtot. 5, 2, 10.
3 S. außer den Beſchluͤſſen bei Demoſth. Conſtantin. Porph.
Them. 1. S. 1452. in Meursii Opp.
4 Μεταμβϱιανων und
Μεσαμβϱιανων auf Muͤnzen.
5 nach Skymn. Ch. 714.
6 Plut. Qu. Gr. 57. Aeginet. p. 67. Es iſt wahrſcheinlich,
daß Perinth damals auch Doriſche Einw. erhielt, weil es von den
Byzantiern (Demoſth. vom Kranze S. 255.) eine verwandte Stadt
genannt wird, und Herakleskultus dort herrſchte. Vgl. Panofka
res Samiorum S. 22., wo indeß mehrere Stellen falſch bezogen
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[121/0151] Gegenden mit uͤbertrugen. Wir finden an der Kuͤſte hin einen Tempel Poſeidons, deſſen Sohn Byzas ſelbſt hieß, dann der Demeter und Kora, weiter die Skiro- niſchen Felſen, ein Iſthmiſches Vorgebirge mit dem Grabe eines Megariſchen Heros Hippoſthenes, auf dem hohen Vorgebirge Metopon den Tempel Apollons, dann einen Altar eines angeblichen Heros Saron, der ſich auf den Saroniſchen Meerbuſen bezog 1. — So ent- fremdete ſich uͤberhaupt Byzanz nie ſeinen Peloponneſi- ſchen Vorfahren, wenn es auch eine große Anzahl Nach- coloniſten (ἐποίκους) aufnahm 2, und uͤber Thrakiſche Unterthanen gebot. Auch der herrſchende Dialekt, der in Volksbeſchluͤſſen ſich noch findet, blieb ſehr lange der Doriſche 3. — Die Byzantier gruͤndeten mit Chalke- don zuſammen, in der Zeit der Expedition des Dareios gegen die Skythen, oder des Xerxes gegen Griechen- land, Meſambria am Pontos 4, welches Andere als eine Colonie der Megarer ſelbſt betrachten; die auch ſchon vor der Anlegung von Byzanz Selym- bria gegruͤndet hatten 5, und wahrſcheinlich von dort aus mit den Samiern zu Perinthos Krieg fuͤhrten 6, als 1 S. Dionyf. Einiges davon auch bei Heſych. Sonſt noch Athena Ekbaſia — Artemis Diktynna (auch Lucifera in piscinis) Ajax Telamonios nebſt Achill — Rhea — Hekate u. Tyche — Dios- kuren — Amphiaraos ἐν συκαῖς, Aphrodite die Ruhige und Pande- mos. 2 mit denen auch Kriege vorfielen. Ariſtot. 5, 2, 10. 3 S. außer den Beſchluͤſſen bei Demoſth. Conſtantin. Porph. Them. 1. S. 1452. in Meursii Opp. 4 Μεταμβϱιανων und Μεσαμβϱιανων auf Muͤnzen. 5 nach Skymn. Ch. 714. 6 Plut. Qu. Gr. 57. Aeginet. p. 67. Es iſt wahrſcheinlich, daß Perinth damals auch Doriſche Einw. erhielt, weil es von den Byzantiern (Demoſth. vom Kranze S. 255.) eine verwandte Stadt genannt wird, und Herakleskultus dort herrſchte. Vgl. Panofka res Samiorum S. 22., wo indeß mehrere Stellen falſch bezogen ſind.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/151>, abgerufen am 29.04.2024.