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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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nach Makedonien zerstreuten 1. Auch die Tirynthier
flohen zum Theil nach Epidauros, zum Theil nach dem
Dryopischen Orte Halieis, wohin auch die bedrängten
Hermioneer sich flüchteten 2. Denn auch Hermione, wel-
ches Herodot im Perserkriege noch als Dryoper-Stadt
betrachtet 3, wurde nachher von Argeiern eingenom-
men 4. Die andern genannten Städte dagegen waren,
wie wir von Orneä und auch Hysiä wissen, vorher
schon Periöken, Unterthanen von Argos, gewesen, und
wurden jetzt nur zur Vergrößerung der Hauptstadt her-
angezogen (sunoikoi) 5. Die Argeier gewannen durch
diese gewaltsamen Verpflanzungen erstens Sicherung
sowohl gegen auswärtige Feinde, als auch gegen die
vorher so übermüthigen Leibeigenen, und zugleich eine
große Anzahl arbeitsamer und industriöser Einwoh-
ner, welche bei fortdauerndem Frieden bald Wohl-
stand und Reichthum in Argos einführte 6. Sehr

1 Paus. 7, 25, 3. vgl. Diod. 11, 65. -- Merkwürdig, wie
schnell Myken den Athenern in Vergessenheit gerieth. Aeschylos
nennt es nie; die folgenden verwechseln es stets mit Argos. In
Sophokles Elektra herrscht von vorn herein das konfuseste Bild der
Lokalität. vgl. Elmsley zu Eurip. Herakl. V. 188. -- über die
Zerstörung Brunk Anal. T. 2. p. 105. n. 248.
2 Paus. 2,
25, 7. vgl. 2, 17, 5. 8, 46, 2. über die Auswanderung Str. 8.
S. 373 b. und Epboros 6. bei Steph. s. v. Alieis. oti outoi Ti-
runthioi eisin k. t. l. Bei Steph. s. v. Tiruns ist, wie bei Str.
a. O., von Hermioneern in Halieis die Rede. Das Orakel: poi
tu labon kai poi tu kathixo kai poi tu oikesin ekhon aliea te
keklesthai, hat viel seltsames.
3 Herod. 8, 43. Aber auch
noch später setzten die Hermioneer die alten Verbindungen fort. S.
155.
4 Paus. 2, 34, 5. Str. verbindet damit noch die Zerstö-
rung von Asine, die ja aber weit früher trifft. Die Angabe Str.
373 d., daß die Mykenäer Eiones zu ihrem naustathmon gemacht
hätten, muß sich, wenn sie richtig ist, auf die Zeit vor Ol. 75.
beziehn.
5 P. 2, 25, 1.
6 Diod. 12, 75.

nach Makedonien zerſtreuten 1. Auch die Tirynthier
flohen zum Theil nach Epidauros, zum Theil nach dem
Dryopiſchen Orte Halieis, wohin auch die bedraͤngten
Hermioneer ſich fluͤchteten 2. Denn auch Hermione, wel-
ches Herodot im Perſerkriege noch als Dryoper-Stadt
betrachtet 3, wurde nachher von Argeiern eingenom-
men 4. Die andern genannten Staͤdte dagegen waren,
wie wir von Orneaͤ und auch Hyſiaͤ wiſſen, vorher
ſchon Perioͤken, Unterthanen von Argos, geweſen, und
wurden jetzt nur zur Vergroͤßerung der Hauptſtadt her-
angezogen (σύνοικοι) 5. Die Argeier gewannen durch
dieſe gewaltſamen Verpflanzungen erſtens Sicherung
ſowohl gegen auswaͤrtige Feinde, als auch gegen die
vorher ſo uͤbermuͤthigen Leibeigenen, und zugleich eine
große Anzahl arbeitſamer und induſtrioͤſer Einwoh-
ner, welche bei fortdauerndem Frieden bald Wohl-
ſtand und Reichthum in Argos einfuͤhrte 6. Sehr

1 Pauſ. 7, 25, 3. vgl. Diod. 11, 65. — Merkwuͤrdig, wie
ſchnell Myken den Athenern in Vergeſſenheit gerieth. Aeſchylos
nennt es nie; die folgenden verwechſeln es ſtets mit Argos. In
Sophokles Elektra herrſcht von vorn herein das konfuſeſte Bild der
Lokalitaͤt. vgl. Elmsley zu Eurip. Herakl. V. 188. — uͤber die
Zerſtoͤrung Brunk Anal. T. 2. p. 105. n. 248.
2 Pauſ. 2,
25, 7. vgl. 2, 17, 5. 8, 46, 2. uͤber die Auswanderung Str. 8.
S. 373 b. und Epboros 6. bei Steph. s. v. Ἁλιεῖς. ὅτι οὗτοι Τι-
ϱύνϑιοί εἰσιν κ. τ. λ. Bei Steph. s. v. Τίϱυνς iſt, wie bei Str.
a. O., von Hermioneern in Halieis die Rede. Das Orakel: ποῖ
τὺ λαβὼν καὶ ποῖ τὺ καθίξω καὶ ποῖ τὺ οἴκησιν ἔχων ἀλιέα τε
κεκλῆσϑαι, hat viel ſeltſames.
3 Herod. 8, 43. Aber auch
noch ſpaͤter ſetzten die Hermioneer die alten Verbindungen fort. S.
155.
4 Pauſ. 2, 34, 5. Str. verbindet damit noch die Zerſtoͤ-
rung von Aſine, die ja aber weit fruͤher trifft. Die Angabe Str.
373 d., daß die Mykenaͤer Eiones zu ihrem ναύσταϑμον gemacht
haͤtten, muß ſich, wenn ſie richtig iſt, auf die Zeit vor Ol. 75.
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[175/0205] nach Makedonien zerſtreuten 1. Auch die Tirynthier flohen zum Theil nach Epidauros, zum Theil nach dem Dryopiſchen Orte Halieis, wohin auch die bedraͤngten Hermioneer ſich fluͤchteten 2. Denn auch Hermione, wel- ches Herodot im Perſerkriege noch als Dryoper-Stadt betrachtet 3, wurde nachher von Argeiern eingenom- men 4. Die andern genannten Staͤdte dagegen waren, wie wir von Orneaͤ und auch Hyſiaͤ wiſſen, vorher ſchon Perioͤken, Unterthanen von Argos, geweſen, und wurden jetzt nur zur Vergroͤßerung der Hauptſtadt her- angezogen (σύνοικοι) 5. Die Argeier gewannen durch dieſe gewaltſamen Verpflanzungen erſtens Sicherung ſowohl gegen auswaͤrtige Feinde, als auch gegen die vorher ſo uͤbermuͤthigen Leibeigenen, und zugleich eine große Anzahl arbeitſamer und induſtrioͤſer Einwoh- ner, welche bei fortdauerndem Frieden bald Wohl- ſtand und Reichthum in Argos einfuͤhrte 6. Sehr 1 Pauſ. 7, 25, 3. vgl. Diod. 11, 65. — Merkwuͤrdig, wie ſchnell Myken den Athenern in Vergeſſenheit gerieth. Aeſchylos nennt es nie; die folgenden verwechſeln es ſtets mit Argos. In Sophokles Elektra herrſcht von vorn herein das konfuſeſte Bild der Lokalitaͤt. vgl. Elmsley zu Eurip. Herakl. V. 188. — uͤber die Zerſtoͤrung Brunk Anal. T. 2. p. 105. n. 248. 2 Pauſ. 2, 25, 7. vgl. 2, 17, 5. 8, 46, 2. uͤber die Auswanderung Str. 8. S. 373 b. und Epboros 6. bei Steph. s. v. Ἁλιεῖς. ὅτι οὗτοι Τι- ϱύνϑιοί εἰσιν κ. τ. λ. Bei Steph. s. v. Τίϱυνς iſt, wie bei Str. a. O., von Hermioneern in Halieis die Rede. Das Orakel: ποῖ τὺ λαβὼν καὶ ποῖ τὺ καθίξω καὶ ποῖ τὺ οἴκησιν ἔχων ἀλιέα τε κεκλῆσϑαι, hat viel ſeltſames. 3 Herod. 8, 43. Aber auch noch ſpaͤter ſetzten die Hermioneer die alten Verbindungen fort. S. 155. 4 Pauſ. 2, 34, 5. Str. verbindet damit noch die Zerſtoͤ- rung von Aſine, die ja aber weit fruͤher trifft. Die Angabe Str. 373 d., daß die Mykenaͤer Eiones zu ihrem ναύσταϑμον gemacht haͤtten, muß ſich, wenn ſie richtig iſt, auf die Zeit vor Ol. 75. beziehn. 5 P. 2, 25, 1. 6 Diod. 12, 75.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/205>, abgerufen am 28.04.2024.