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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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wo auch eine Phyle Apolloneatis hieß 1. Auch mußte
dies Land von den Straßen nach Olympia und Delphi
-- wohin der Peloponnes mit Anbruche des Frühjahrs
seine Hekatomben schickte 2 -- mehrfach durchschnitten,
schon dadurch Veranlassung zur Anlegung von Tempeln
erhalten, von denen der Onkäische des Apollon ein
Beispiel scheint.

Es versteht sich von selbst, daß der Hauptgott
des Dorischen Namens jetzt auch bald eine vorzügliche
Stelle in dem Nationalfeste erhielt, welches allen Pe-
loponnesiern gleich heilig war, in den Olympien.
Die Gründung dieses Festes ist wahrscheinlich früher,
und gehört in die Achäische Zeit, in welcher die Herr-
schaft der Pelopiden von Pisa und Olympia ausgehend
sich über die ganze Halbinsel ausbreitete; daher die
Eleischen Aetoler, als sie sich die Agonothesie dieser
Spiele anmaßten, zugleich auf Befehl des Orakels
einen Pelopiden aus der Achäischen Helike zu ihrem
Fürsten machen mußten. Auch kann der alte Streit
zwischen dem Olympischen und Isthmischen Dienste,
welcher das Verbot veranlaßte, daß kein Eleer auf
dem Isthmos kämpfen dürfe 4, schwerlich in irgend
einer andern Zeit entstanden sein, als da vor der Do-
rischen Usurpation der Olympische Zeus Hauptgott der
Achäer 5, der Isthmische Poseidon der Joner war.

Aber erst als die Dorier, um nicht blos unter
sich, sondern auch mit den übrigen Peloponnestern we-
nigstens alle vier Jahre in friedlichem Vereine unter
dem Schutze des Gottes zusammen zu treten, das
3)

1 Paus. 8, 53. 1.
2 eros eperkhomenou. Theognis von
Megara V. 755.
4 Ueber diesen Gegen-
satz, auf den sich viele Mythen beziehn, vgl. P. 5, 2, 4. 6, 16, 2.
5 Daß Zeus Hauptgott der Achäer, sieht man aus dem Bundes-
tempel zu Aegion und sonst.
3) P. 5, 4, 2.

wo auch eine Phyle Apolloneatis hieß 1. Auch mußte
dies Land von den Straßen nach Olympia und Delphi
— wohin der Peloponnes mit Anbruche des Fruͤhjahrs
ſeine Hekatomben ſchickte 2 — mehrfach durchſchnitten,
ſchon dadurch Veranlaſſung zur Anlegung von Tempeln
erhalten, von denen der Onkaͤiſche des Apollon ein
Beiſpiel ſcheint.

Es verſteht ſich von ſelbſt, daß der Hauptgott
des Doriſchen Namens jetzt auch bald eine vorzuͤgliche
Stelle in dem Nationalfeſte erhielt, welches allen Pe-
loponneſiern gleich heilig war, in den Olympien.
Die Gruͤndung dieſes Feſtes iſt wahrſcheinlich fruͤher,
und gehoͤrt in die Achaͤiſche Zeit, in welcher die Herr-
ſchaft der Pelopiden von Piſa und Olympia ausgehend
ſich uͤber die ganze Halbinſel ausbreitete; daher die
Eleiſchen Aetoler, als ſie ſich die Agonotheſie dieſer
Spiele anmaßten, zugleich auf Befehl des Orakels
einen Pelopiden aus der Achaͤiſchen Helike zu ihrem
Fuͤrſten machen mußten. Auch kann der alte Streit
zwiſchen dem Olympiſchen und Iſthmiſchen Dienſte,
welcher das Verbot veranlaßte, daß kein Eleer auf
dem Iſthmos kaͤmpfen duͤrfe 4, ſchwerlich in irgend
einer andern Zeit entſtanden ſein, als da vor der Do-
riſchen Uſurpation der Olympiſche Zeus Hauptgott der
Achaͤer 5, der Iſthmiſche Poſeidon der Joner war.

Aber erſt als die Dorier, um nicht blos unter
ſich, ſondern auch mit den uͤbrigen Peloponneſtern we-
nigſtens alle vier Jahre in friedlichem Vereine unter
dem Schutze des Gottes zuſammen zu treten, das
3)

1 Pauſ. 8, 53. 1.
2 ἦϱος ἐπεϱχομἐνου. Theognis von
Megara V. 755.
4 Ueber dieſen Gegen-
ſatz, auf den ſich viele Mythen beziehn, vgl. P. 5, 2, 4. 6, 16, 2.
5 Daß Zeus Hauptgott der Achaͤer, ſieht man aus dem Bundes-
tempel zu Aegion und ſonſt.
3) P. 5, 4, 2.
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[251/0281] wo auch eine Phyle Apolloneatis hieß 1. Auch mußte dies Land von den Straßen nach Olympia und Delphi — wohin der Peloponnes mit Anbruche des Fruͤhjahrs ſeine Hekatomben ſchickte 2 — mehrfach durchſchnitten, ſchon dadurch Veranlaſſung zur Anlegung von Tempeln erhalten, von denen der Onkaͤiſche des Apollon ein Beiſpiel ſcheint. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß der Hauptgott des Doriſchen Namens jetzt auch bald eine vorzuͤgliche Stelle in dem Nationalfeſte erhielt, welches allen Pe- loponneſiern gleich heilig war, in den Olympien. Die Gruͤndung dieſes Feſtes iſt wahrſcheinlich fruͤher, und gehoͤrt in die Achaͤiſche Zeit, in welcher die Herr- ſchaft der Pelopiden von Piſa und Olympia ausgehend ſich uͤber die ganze Halbinſel ausbreitete; daher die Eleiſchen Aetoler, als ſie ſich die Agonotheſie dieſer Spiele anmaßten, zugleich auf Befehl des Orakels einen Pelopiden aus der Achaͤiſchen Helike zu ihrem Fuͤrſten machen mußten. Auch kann der alte Streit zwiſchen dem Olympiſchen und Iſthmiſchen Dienſte, welcher das Verbot veranlaßte, daß kein Eleer auf dem Iſthmos kaͤmpfen duͤrfe 4, ſchwerlich in irgend einer andern Zeit entſtanden ſein, als da vor der Do- riſchen Uſurpation der Olympiſche Zeus Hauptgott der Achaͤer 5, der Iſthmiſche Poſeidon der Joner war. Aber erſt als die Dorier, um nicht blos unter ſich, ſondern auch mit den uͤbrigen Peloponneſtern we- nigſtens alle vier Jahre in friedlichem Vereine unter dem Schutze des Gottes zuſammen zu treten, das 3) 1 Pauſ. 8, 53. 1. 2 ἦϱος ἐπεϱχομἐνου. Theognis von Megara V. 755. 4 Ueber dieſen Gegen- ſatz, auf den ſich viele Mythen beziehn, vgl. P. 5, 2, 4. 6, 16, 2. 5 Daß Zeus Hauptgott der Achaͤer, ſieht man aus dem Bundes- tempel zu Aegion und ſonſt. 3) P. 5, 4, 2.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/281>, abgerufen am 28.04.2024.