Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

Eintritt gab, ist ungewiß; die Syssitien, als Abtheilun-
gen des Staats, waren allerdings auf Geschlechterver-
bindung gegründet 1, hier ist aber von kleineren Genossen-
schaften in denselben, von etwa funfzehn Männern, die
Rede. Eine solche Genossenschaft war ein kleiner Staat in
sich 2, aristokratisch organisirt 3; nur störte kein Vorrecht
die Gleichheit der Lebensart. Noch festergezogen aber
wurde jenes Band freundlicher Gemeinschaft durch den
beständigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu
dem kärglichen Hauptmahle den schmackhaftern Nach-
tisch (epaiklon), den aber Niemand kaufen durfte,
hinzulieferte 4: wovon die kopis zu unterscheiden, ein
Opfermahl, das ein Einzelner bei bestimmten Gelegen-
heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte,
besonders aber die Könige einlud 5. Dagegen ist der
Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und
trübseligen Mahlzeit erst durch den Gegensatz späteren

1 S. oben S. 237. Hierauf bezieht sich auch Dion. Hal.
2, 23. p. 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne-
benmann in der Schlacht zu verlassen, mit dem man libirt
und geopfert
.
2 Persäos bei Ath. 4, 141 f.
3 Plut.
Qu. Sympos. 7, 9. p. 332. nennt sie in gewissem Sinne bouleu-
teria apoRReta kai sunedria aristokratika und vergleicht sie
mit dem Prytaneion und Thesmothesion Athens.
4 Oben
S. 202. Für die Knaben war das einzige epaiklon, ein in Lor-
beerblättern (kammatides) gebackner Teig von Gerstengeaupe, in
Oel geknetet (amphimantora, amphitoroi Hes.); ein solcher Kuchen
hieß kamma, der Bestimmung nach pallikhiar. Meurs. Misc. Lac.
1, 12.
5 S. bei Athen. 4, 138 b. vgl. Herod. 6, 57. Der-
gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia
und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre en
Amuklaio, Epilykos koralisko bei Ath. 140 a. Eine kopis be-
schreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. Klinai men epta kai
tosai trapesdai Makonidon arton epistephoisai Lino te sasa-
mo te ken pelikhnais Paidessi khrusokolla,

Eintritt gab, iſt ungewiß; die Syſſitien, als Abtheilun-
gen des Staats, waren allerdings auf Geſchlechterver-
bindung gegruͤndet 1, hier iſt aber von kleineren Genoſſen-
ſchaften in denſelben, von etwa funfzehn Maͤnnern, die
Rede. Eine ſolche Genoſſenſchaft war ein kleiner Staat in
ſich 2, ariſtokratiſch organiſirt 3; nur ſtoͤrte kein Vorrecht
die Gleichheit der Lebensart. Noch feſtergezogen aber
wurde jenes Band freundlicher Gemeinſchaft durch den
beſtaͤndigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu
dem kaͤrglichen Hauptmahle den ſchmackhaftern Nach-
tiſch (ἐπάικλον), den aber Niemand kaufen durfte,
hinzulieferte 4: wovon die κοπὶς zu unterſcheiden, ein
Opfermahl, das ein Einzelner bei beſtimmten Gelegen-
heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte,
beſonders aber die Koͤnige einlud 5. Dagegen iſt der
Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und
truͤbſeligen Mahlzeit erſt durch den Gegenſatz ſpaͤteren

1 S. oben S. 237. Hierauf bezieht ſich auch Dion. Hal.
2, 23. p. 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne-
benmann in der Schlacht zu verlaſſen, mit dem man libirt
und geopfert
.
2 Perſaͤos bei Ath. 4, 141 f.
3 Plut.
Qu. Sympos. 7, 9. p. 332. nennt ſie in gewiſſem Sinne βουλευ-
τἠϱια ἀπόῥῥητα καὶ συνέδϱια ἀϱιστοκϱατικά und vergleicht ſie
mit dem Prytaneion und Thesmotheſion Athens.
4 Oben
S. 202. Fuͤr die Knaben war das einzige ἐπάἲκλον, ein in Lor-
beerblaͤttern (καμματίδες) gebackner Teig von Gerſtengeaupe, in
Oel geknetet (ἀμφιμἀντοϱα, ἀμφίτοϱοι Heſ.); ein ſolcher Kuchen
hieß κάμμα, der Beſtimmung nach παλλιχιάϱ. Meurs. Misc. Lac.
1, 12.
5 S. bei Athen. 4, 138 b. vgl. Herod. 6, 57. Der-
gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia
und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre ἐν
Ἀμυκλαίω, Epilykos κωϱαλίσκῳ bei Ath. 140 a. Eine κοπὶς be-
ſchreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. Κλίναι μὲν έπτὰ καὶ
τόσαι τϱάπεσδαι Μακωνίδων ἄϱτων ἐπιστεφοῖσαι Λίνω τε σασά-
μω τε κἠν πελίχναις Παίδεσσι χϱυσοκόλλα,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0283" n="277"/>
Eintritt gab, i&#x017F;t ungewiß; die Sy&#x017F;&#x017F;itien, als Abtheilun-<lb/>
gen des Staats, waren allerdings auf Ge&#x017F;chlechterver-<lb/>
bindung gegru&#x0364;ndet <note place="foot" n="1">S. oben S. 237. Hierauf bezieht &#x017F;ich auch Dion. Hal.<lb/>
2, 23. <hi rendition="#aq">p.</hi> 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne-<lb/>
benmann in der Schlacht zu verla&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#g">mit dem man libirt<lb/>
und geopfert</hi>.</note>, hier i&#x017F;t aber von kleineren Geno&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften in den&#x017F;elben, von etwa funfzehn Ma&#x0364;nnern, die<lb/>
Rede. Eine &#x017F;olche Geno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft war ein kleiner Staat in<lb/>
&#x017F;ich <note place="foot" n="2">Per&#x017F;a&#x0364;os bei Ath. 4, 141 f.</note>, ari&#x017F;tokrati&#x017F;ch organi&#x017F;irt <note place="foot" n="3">Plut.<lb/><hi rendition="#aq">Qu. Sympos. 7, 9. p.</hi> 332. nennt &#x017F;ie in gewi&#x017F;&#x017F;em Sinne &#x03B2;&#x03BF;&#x03C5;&#x03BB;&#x03B5;&#x03C5;-<lb/>
&#x03C4;&#x1F20;&#x03F1;&#x03B9;&#x03B1; &#x1F00;&#x03C0;&#x03CC;&#x1FE5;&#x1FE5;&#x03B7;&#x03C4;&#x03B1; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C3;&#x03C5;&#x03BD;&#x03AD;&#x03B4;&#x03F1;&#x03B9;&#x03B1; &#x1F00;&#x03F1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BA;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AC; und vergleicht &#x017F;ie<lb/>
mit dem Prytaneion und Thesmothe&#x017F;ion Athens.</note>; nur &#x017F;to&#x0364;rte kein Vorrecht<lb/>
die Gleichheit der Lebensart. Noch fe&#x017F;tergezogen aber<lb/>
wurde jenes Band freundlicher Gemein&#x017F;chaft durch den<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu<lb/>
dem ka&#x0364;rglichen Hauptmahle den &#x017F;chmackhaftern Nach-<lb/>
ti&#x017F;ch (&#x1F10;&#x03C0;&#x03AC;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BD;), den aber Niemand kaufen durfte,<lb/>
hinzulieferte <note place="foot" n="4">Oben<lb/>
S. 202. Fu&#x0364;r die Knaben war das einzige &#x1F10;&#x03C0;&#x03AC;&#x1F32;&#x03BA;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BD;, ein in Lor-<lb/>
beerbla&#x0364;ttern (&#x03BA;&#x03B1;&#x03BC;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B5;&#x03C2;) gebackner Teig von Ger&#x017F;tengeaupe, in<lb/>
Oel geknetet (&#x1F00;&#x03BC;&#x03C6;&#x03B9;&#x03BC;&#x1F00;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03F1;&#x03B1;, &#x1F00;&#x03BC;&#x03C6;&#x03AF;&#x03C4;&#x03BF;&#x03F1;&#x03BF;&#x03B9; He&#x017F;.); ein &#x017F;olcher Kuchen<lb/>
hieß &#x03BA;&#x03AC;&#x03BC;&#x03BC;&#x03B1;, der Be&#x017F;timmung nach &#x03C0;&#x03B1;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C7;&#x03B9;&#x03AC;&#x03F1;. Meurs. <hi rendition="#aq">Misc. Lac.</hi><lb/>
1, 12.</note>: wovon die &#x03BA;&#x03BF;&#x03C0;&#x1F76;&#x03C2; zu unter&#x017F;cheiden, ein<lb/>
Opfermahl, das ein Einzelner bei be&#x017F;timmten Gelegen-<lb/>
heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte,<lb/>
be&#x017F;onders aber die Ko&#x0364;nige einlud <note place="foot" n="5">S. bei Athen. 4, 138 <hi rendition="#aq">b.</hi> vgl. Herod. 6, 57. Der-<lb/>
gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia<lb/>
und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre &#x1F10;&#x03BD;<lb/>
&#x1F08;&#x03BC;&#x03C5;&#x03BA;&#x03BB;&#x03B1;&#x03AF;&#x03C9;, Epilykos &#x03BA;&#x03C9;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BB;&#x03AF;&#x03C3;&#x03BA;&#x1FF3; bei Ath. 140 <hi rendition="#aq">a.</hi> Eine &#x03BA;&#x03BF;&#x03C0;&#x1F76;&#x03C2; be-<lb/>
&#x017F;chreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. &#x039A;&#x03BB;&#x03AF;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9; &#x03BC;&#x1F72;&#x03BD; &#x03AD;&#x03C0;&#x03C4;&#x1F70; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76;<lb/>
&#x03C4;&#x03CC;&#x03C3;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C4;&#x03F1;&#x03AC;&#x03C0;&#x03B5;&#x03C3;&#x03B4;&#x03B1;&#x03B9; &#x039C;&#x03B1;&#x03BA;&#x03C9;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B4;&#x03C9;&#x03BD; &#x1F04;&#x03F1;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD; &#x1F10;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C6;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C3;&#x03B1;&#x03B9; &#x039B;&#x03AF;&#x03BD;&#x03C9; &#x03C4;&#x03B5; &#x03C3;&#x03B1;&#x03C3;&#x03AC;-<lb/>
&#x03BC;&#x03C9; &#x03C4;&#x03B5; &#x03BA;&#x1F20;&#x03BD; &#x03C0;&#x03B5;&#x03BB;&#x03AF;&#x03C7;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; &#x03A0;&#x03B1;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B5;&#x03C3;&#x03C3;&#x03B9; &#x03C7;&#x03F1;&#x03C5;&#x03C3;&#x03BF;&#x03BA;&#x03CC;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B1;,</note>. Dagegen i&#x017F;t der<lb/>
Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und<lb/>
tru&#x0364;b&#x017F;eligen Mahlzeit er&#x017F;t durch den Gegen&#x017F;atz &#x017F;pa&#x0364;teren<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0283] Eintritt gab, iſt ungewiß; die Syſſitien, als Abtheilun- gen des Staats, waren allerdings auf Geſchlechterver- bindung gegruͤndet 1, hier iſt aber von kleineren Genoſſen- ſchaften in denſelben, von etwa funfzehn Maͤnnern, die Rede. Eine ſolche Genoſſenſchaft war ein kleiner Staat in ſich 2, ariſtokratiſch organiſirt 3; nur ſtoͤrte kein Vorrecht die Gleichheit der Lebensart. Noch feſtergezogen aber wurde jenes Band freundlicher Gemeinſchaft durch den beſtaͤndigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu dem kaͤrglichen Hauptmahle den ſchmackhaftern Nach- tiſch (ἐπάικλον), den aber Niemand kaufen durfte, hinzulieferte 4: wovon die κοπὶς zu unterſcheiden, ein Opfermahl, das ein Einzelner bei beſtimmten Gelegen- heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte, beſonders aber die Koͤnige einlud 5. Dagegen iſt der Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und truͤbſeligen Mahlzeit erſt durch den Gegenſatz ſpaͤteren 1 S. oben S. 237. Hierauf bezieht ſich auch Dion. Hal. 2, 23. p. 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne- benmann in der Schlacht zu verlaſſen, mit dem man libirt und geopfert. 2 Perſaͤos bei Ath. 4, 141 f. 3 Plut. Qu. Sympos. 7, 9. p. 332. nennt ſie in gewiſſem Sinne βουλευ- τἠϱια ἀπόῥῥητα καὶ συνέδϱια ἀϱιστοκϱατικά und vergleicht ſie mit dem Prytaneion und Thesmotheſion Athens. 4 Oben S. 202. Fuͤr die Knaben war das einzige ἐπάἲκλον, ein in Lor- beerblaͤttern (καμματίδες) gebackner Teig von Gerſtengeaupe, in Oel geknetet (ἀμφιμἀντοϱα, ἀμφίτοϱοι Heſ.); ein ſolcher Kuchen hieß κάμμα, der Beſtimmung nach παλλιχιάϱ. Meurs. Misc. Lac. 1, 12. 5 S. bei Athen. 4, 138 b. vgl. Herod. 6, 57. Der- gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre ἐν Ἀμυκλαίω, Epilykos κωϱαλίσκῳ bei Ath. 140 a. Eine κοπὶς be- ſchreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. Κλίναι μὲν έπτὰ καὶ τόσαι τϱάπεσδαι Μακωνίδων ἄϱτων ἐπιστεφοῖσαι Λίνω τε σασά- μω τε κἠν πελίχναις Παίδεσσι χϱυσοκόλλα,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/283
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/283>, abgerufen am 30.04.2024.