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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Zweytes Buch. Cap. VI.

Hingegen verlieren solche Vergabungen ihre Krafft.
Wie dieses
Geschenck
seine Kraft
verliere.
1. Wann die besorgte Gefahr/ umb welcher willen die
Vergabung gemacht worden/ verschwunden/ und der Ver-
gaber solcher entgangen/ und demnach die Vergabung wi-
derrufft. 2. Wann der Vergaber die Persohn überlebt/
deren er die Vergabung gemacht hatte; 3. Jn solchen
Fehlen mag der Vergaber das Geschenck/ wanns auch
schon wäre übergeben worden/ von dem/ welchem ers über-
geben/ oder seinen Erben zuruck forderen/ und darmit als
mit seinem eigenen Gut nach belieben schalten und walten.

Was Ge-
schenck un-
der den Le-
benden
seye.

Die Gaab oder G'schenck under den Lebenden ist ei-
ne freywillige Verehrung/ welche alsobald gültig/ und
nach der Zeit nicht wiederruffen werden kan/ aussert hienach
beschriebenen Fählen.

Was zu de-
rer Gültig-
keit erfor-
derlich.

Zu der Gültigkeit dieser Gattung Gaaben oder Ge-
schencken werden eben die Eigenschafften erforderet/ die
hieoben bey der Vergabung von Todswegen beschrieben
sind/ und dann noch darüber auß 1. Daß der Geber un-
wiederrrüfflich das Geschenck eigenthumlich vergebe.
2. Daß der Geber nicht einen solchen nahmhafften Theil
seiner Mittlen vergabe/ dardurch er in Mangel gerathe/
und dem gemeinen Wesen zur Erhaltung auff falle.

Hingegen können nach denen gemeinen Rechten disere
Jn was
Fählen sie
wiederruff-
lich.
Gattung Gaaben oder Geschenck under den Lebenden in
folgenden Fählen wiederruffen werden. 1. Wann der
Geber grosse Schmach oder Schaden von dem/ welchem
er dergleichen G'schenck gethan/ erlitten/ und sich also gros-
ser Undanckbarkeit ab ihme zu erklagen hat; 2. Wann der
Geber in grossen Mangel gerathen wurde/ und der so hie-
vor von ihme beschenckt worden/ und im Vermögen wäre/
ihme keine erkanntliche Beyhülff leistete: 3. Wann der

Geber/
Zweytes Buch. Cap. VI.

Hingegen verlieren ſolche Vergabungen ihre Krafft.
Wie dieſes
Geſchenck
ſeine Kraft
verliere.
1. Wann die beſorgte Gefahr/ umb welcher willen die
Vergabung gemacht worden/ verſchwunden/ und der Ver-
gaber ſolcher entgangen/ und demnach die Vergabung wi-
derꝛufft. 2. Wann der Vergaber die Perſohn uͤberlebt/
deren er die Vergabung gemacht hatte; 3. Jn ſolchen
Fehlen mag der Vergaber das Geſchenck/ wanns auch
ſchon waͤre uͤbergeben worden/ von dem/ welchem ers uͤber-
geben/ oder ſeinen Erben zuruck forderen/ und darmit als
mit ſeinem eigenen Gut nach belieben ſchalten und walten.

Was Ge-
ſchenck un-
der den Le-
benden
ſeye.

Die Gaab oder G’ſchenck under den Lebenden iſt ei-
ne freywillige Verehrung/ welche alſobald guͤltig/ und
nach der Zeit nicht wiederꝛuffen werden kan/ auſſert hienach
beſchriebenen Faͤhlen.

Was zu de-
rer Guͤltig-
keit erfor-
derlich.

Zu der Guͤltigkeit dieſer Gattung Gaaben oder Ge-
ſchencken werden eben die Eigenſchafften erforderet/ die
hieoben bey der Vergabung von Todswegen beſchrieben
ſind/ und dann noch daruͤber auß 1. Daß der Geber un-
wiederꝛruͤfflich das Geſchenck eigenthumlich vergebe.
2. Daß der Geber nicht einen ſolchen nahmhafften Theil
ſeiner Mittlen vergabe/ dardurch er in Mangel gerathe/
und dem gemeinen Weſen zur Erhaltung auff falle.

Hingegen koͤnnen nach denen gemeinen Rechten diſere
Jn was
Faͤhlen ſie
wiederꝛuff-
lich.
Gattung Gaaben oder Geſchenck under den Lebenden in
folgenden Faͤhlen wiederꝛuffen werden. 1. Wann der
Geber groſſe Schmach oder Schaden von dem/ welchem
er dergleichen G’ſchenck gethan/ erlitten/ und ſich alſo groſ-
ſer Undanckbarkeit ab ihme zu erklagen hat; 2. Wann der
Geber in groſſen Mangel gerathen wurde/ und der ſo hie-
vor von ihme beſchenckt worden/ und im Vermoͤgen waͤre/
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[56/0072] Zweytes Buch. Cap. VI. Hingegen verlieren ſolche Vergabungen ihre Krafft. 1. Wann die beſorgte Gefahr/ umb welcher willen die Vergabung gemacht worden/ verſchwunden/ und der Ver- gaber ſolcher entgangen/ und demnach die Vergabung wi- derꝛufft. 2. Wann der Vergaber die Perſohn uͤberlebt/ deren er die Vergabung gemacht hatte; 3. Jn ſolchen Fehlen mag der Vergaber das Geſchenck/ wanns auch ſchon waͤre uͤbergeben worden/ von dem/ welchem ers uͤber- geben/ oder ſeinen Erben zuruck forderen/ und darmit als mit ſeinem eigenen Gut nach belieben ſchalten und walten. Wie dieſes Geſchenck ſeine Kraft verliere. Die Gaab oder G’ſchenck under den Lebenden iſt ei- ne freywillige Verehrung/ welche alſobald guͤltig/ und nach der Zeit nicht wiederꝛuffen werden kan/ auſſert hienach beſchriebenen Faͤhlen. Zu der Guͤltigkeit dieſer Gattung Gaaben oder Ge- ſchencken werden eben die Eigenſchafften erforderet/ die hieoben bey der Vergabung von Todswegen beſchrieben ſind/ und dann noch daruͤber auß 1. Daß der Geber un- wiederꝛruͤfflich das Geſchenck eigenthumlich vergebe. 2. Daß der Geber nicht einen ſolchen nahmhafften Theil ſeiner Mittlen vergabe/ dardurch er in Mangel gerathe/ und dem gemeinen Weſen zur Erhaltung auff falle. Hingegen koͤnnen nach denen gemeinen Rechten diſere Gattung Gaaben oder Geſchenck under den Lebenden in folgenden Faͤhlen wiederꝛuffen werden. 1. Wann der Geber groſſe Schmach oder Schaden von dem/ welchem er dergleichen G’ſchenck gethan/ erlitten/ und ſich alſo groſ- ſer Undanckbarkeit ab ihme zu erklagen hat; 2. Wann der Geber in groſſen Mangel gerathen wurde/ und der ſo hie- vor von ihme beſchenckt worden/ und im Vermoͤgen waͤre/ ihme keine erkanntliche Beyhuͤlff leiſtete: 3. Wann der Geber/ Jn was Faͤhlen ſie wiederꝛuff- lich.

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/72>, abgerufen am 15.05.2024.