Humanismus. das, was er für seinen Beruf zu lernen und zu thun hat, meistens keine Zeit mehr läßt, an jener höhern Bildung des Geistes für eine an- dre Welt mit Ernst und Erfolg zu arbeiten.
Philanthropinismus. ten betriebene Bildung ihn mit der Welt fremd lasse, für das eigentliche Handeln untauglich ma- che, und ihn wohl gar auf den Abweg schwärme- rischer Ideen und dar- aus entspringenden un- thätigen Lebens ver- leite.
II. Ueber die Mittel des Erziehungs- unterrichts,
a. die Unterrichtsgegenstände betreffend.
[Spaltenumbruch]
1. Der Erziehungsun- terricht bedarf für seinen Zweck nicht viele Un- terrichtsgegenstände; wodurch der Lehrling nur zerstreut und an gründ- lichem Lernen gehin- dert wird: dafür muß der Lehrling in den wenige- ren Unterrichtsgegen- ständen bis zur höch- sten Stufe der Kennt-
1. Der Erziehungsun- terricht kann sich, bei der täglich wachsenden Aus- dehnung des unermeßlichen Reiches des Wissenswür- digen, nicht mehr darauf beschränken, den Lehrling die ganze Erziehungsperio- de hindurch mit einigen wenigen Gegenstän- den aufzuhalten, es muß vielmehr darauf gesehen
Dritter Abſchnitt.
Humaniſmus. das, was er fuͤr ſeinen Beruf zu lernen und zu thun hat, meiſtens keine Zeit mehr laͤßt, an jener hoͤhern Bildung des Geiſtes fuͤr eine an- dre Welt mit Ernſt und Erfolg zu arbeiten.
Philanthropiniſmus. ten betriebene Bildung ihn mit der Welt fremd laſſe, fuͤr das eigentliche Handeln untauglich ma- che, und ihn wohl gar auf den Abweg ſchwaͤrme- riſcher Ideen und dar- aus entſpringenden un- thaͤtigen Lebens ver- leite.
II. Ueber die Mittel des Erziehungs- unterrichts,
a. die Unterrichtsgegenſtände betreffend.
[Spaltenumbruch]
1. Der Erziehungsun- terricht bedarf fuͤr ſeinen Zweck nicht viele Un- terrichtsgegenſtaͤnde; wodurch der Lehrling nur zerſtreut und an gruͤnd- lichem Lernen gehin- dert wird: dafuͤr muß der Lehrling in den wenige- ren Unterrichtsgegen- ſtaͤnden bis zur hoͤch- ſten Stufe der Kennt-
1. Der Erziehungsun- terricht kann ſich, bei der taͤglich wachſenden Aus- dehnung des unermeßlichen Reiches des Wiſſenswuͤr- digen, nicht mehr darauf beſchraͤnken, den Lehrling die ganze Erziehungsperio- de hindurch mit einigen wenigen Gegenſtaͤn- den aufzuhalten, es muß vielmehr darauf geſehen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0090"n="78"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt</hi>.</fw><lb/><table><row><cell><hirendition="#c">Humaniſmus.</hi><lb/>
das, was er fuͤr ſeinen<lb/>
Beruf zu lernen und zu<lb/>
thun hat, meiſtens keine<lb/>
Zeit mehr laͤßt, an jener<lb/><hirendition="#g">hoͤhern Bildung des<lb/>
Geiſtes fuͤr eine an-<lb/>
dre Welt</hi> mit Ernſt und<lb/>
Erfolg zu arbeiten.</cell><cell><hirendition="#c">Philanthropiniſmus.</hi><lb/><hirendition="#g">ten</hi> betriebene Bildung<lb/>
ihn mit der <hirendition="#g">Welt</hi> fremd<lb/>
laſſe, fuͤr das eigentliche<lb/><hirendition="#g">Handeln</hi> untauglich ma-<lb/>
che, und ihn wohl gar auf<lb/>
den Abweg <hirendition="#g">ſchwaͤrme-<lb/>
riſcher Ideen</hi> und dar-<lb/>
aus entſpringenden <hirendition="#g">un-<lb/>
thaͤtigen Lebens</hi> ver-<lb/>
leite.</cell></row></table></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head><hirendition="#aq">II.</hi><lb/><hirendition="#g">Ueber die Mittel des Erziehungs-<lb/>
unterrichts,</hi></head><lb/><divn="6"><head><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a.</hi></hi> die Unterrichtsgegenſtände betreffend.</head><lb/><cb/><table><row><cell>1. Der Erziehungsun-<lb/>
terricht bedarf fuͤr ſeinen<lb/>
Zweck <hirendition="#g">nicht viele Un-<lb/>
terrichtsgegenſtaͤnde;</hi><lb/>
wodurch der Lehrling nur<lb/>
zerſtreut und an <hirendition="#g">gruͤnd-<lb/>
lichem Lernen</hi> gehin-<lb/>
dert wird: dafuͤr muß der<lb/>
Lehrling in den <hirendition="#g">wenige-<lb/>
ren Unterrichtsgegen-<lb/>ſtaͤnden</hi> bis zur <hirendition="#g">hoͤch-<lb/>ſten Stufe der Kennt-</hi></cell><cell> 1. Der Erziehungsun-<lb/>
terricht kann ſich, bei der<lb/>
taͤglich wachſenden Aus-<lb/>
dehnung des unermeßlichen<lb/>
Reiches des Wiſſenswuͤr-<lb/>
digen, nicht mehr darauf<lb/>
beſchraͤnken, den Lehrling<lb/>
die ganze Erziehungsperio-<lb/>
de hindurch mit <hirendition="#g">einigen<lb/>
wenigen Gegenſtaͤn-<lb/>
den</hi> aufzuhalten, es muß<lb/>
vielmehr darauf geſehen</cell></row></table></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[78/0090]
Dritter Abſchnitt.
Humaniſmus.
das, was er fuͤr ſeinen
Beruf zu lernen und zu
thun hat, meiſtens keine
Zeit mehr laͤßt, an jener
hoͤhern Bildung des
Geiſtes fuͤr eine an-
dre Welt mit Ernſt und
Erfolg zu arbeiten. Philanthropiniſmus.
ten betriebene Bildung
ihn mit der Welt fremd
laſſe, fuͤr das eigentliche
Handeln untauglich ma-
che, und ihn wohl gar auf
den Abweg ſchwaͤrme-
riſcher Ideen und dar-
aus entſpringenden un-
thaͤtigen Lebens ver-
leite.
II.
Ueber die Mittel des Erziehungs-
unterrichts,
a. die Unterrichtsgegenſtände betreffend.
1. Der Erziehungsun-
terricht bedarf fuͤr ſeinen
Zweck nicht viele Un-
terrichtsgegenſtaͤnde;
wodurch der Lehrling nur
zerſtreut und an gruͤnd-
lichem Lernen gehin-
dert wird: dafuͤr muß der
Lehrling in den wenige-
ren Unterrichtsgegen-
ſtaͤnden bis zur hoͤch-
ſten Stufe der Kennt- 1. Der Erziehungsun-
terricht kann ſich, bei der
taͤglich wachſenden Aus-
dehnung des unermeßlichen
Reiches des Wiſſenswuͤr-
digen, nicht mehr darauf
beſchraͤnken, den Lehrling
die ganze Erziehungsperio-
de hindurch mit einigen
wenigen Gegenſtaͤn-
den aufzuhalten, es muß
vielmehr darauf geſehen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/90>, abgerufen am 25.02.2021.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2021. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.