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Allgemeine Zeitung. Nr. 333. München, 1. Dezember 1890.

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Abendblatt Nr. 333. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Seite 5.


gegeben; die für morgen, den 2. December, im k. Residenz-
theater
angesetzte Vorstellung "Die beiden Leonoren" fällt aus.

* Münchener Verein für Luftschifffahrt.

Mittwoch,
3. December, 8 Uhr Abends findet im Restaurant Platzl, über
1 Stiege, der Vortrag des Herrn Premierlieutenants v. Parseval
"über das Flugproblem" statt.




Unter dem Vorsitze des Regierungs-
präsidenten von Oberfranken, v. Burchtorff, constituirte sich heute das
während der letzten Landrathsverhandlungen zur Feier des 70. Ge-
burtstages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten in Aussicht genommene
Kreiscomite. Der Berathung desselben lag die von der Haupt- und
Residenzstadt München ergangene Einladung zu Grunde, nach welcher
alle Kreise des Königreichs bei der Huldigung und Feier in München
vertreten sein und jede Stadt einen Festwagen stellen sollte, der die in
derselben hauptsächlich vertretene gewerbliche oder künstlerische Richtung
charakterisirt. Der heute in Bayreuth tagende Landrathsausschuß, zu
dessen Sitzung sich seitens Bambergs Hr. Justizrath und Vorstand des
Gemeindecollegiums Dr. Schmitt, sowie der 2. Bürgermeister Herd --
als Stellvertreter für den erkrankten 1. Bürgermeister -- und Dom-
capitular Keller dorthin begeben hatten, faßte folgenden Beschluß:
1) Eine Deputation, bestehend aus den HH. Bürgermeistern von Bam-
berg, Bayreuth und Hof, als Kreisdelegirte zur Landesversammlung nach
München zu senden; 2) sich an der Münchener Feier zwar zu betheiligen,
aber gegen den projectirten Festwagen im Münchener Festzuge --
Blumenwagen -- zu protestiren, da der Monat März hiezu nicht ge-
eignet; 3) eine künstlerisch ausgestattete Adresse an Se. kgl. Hoheit ab-
zusenden, in welcher dem allerhöchsten Jubilar die Glückwünsche des
oberfränkischen Kreises dargebracht werden; die Kunstgewerbe Bambergs
und Bayreuths sollen an der Herstellung dieser Adresse mitwirken;
4) eine Luitpold-Kreisstiftung aus freien Beiträgen für Oberfranken
ins Leben zu rufen; und 5) alle anderen Städte und Dorfschaften sollen
veranlaßt werden, den Jubeltag durch entsprechende Festacte in den
Schulen zu feiern. -- Die Wahl der Ersatzmänner für das Ge-
meindecollegium verlief sehr ruhig und bei schwacher Wahlbetheiligung.
Aufgefallen ist es, daß bei beiden Wahlen -- Wahl der Gemeinde-
bevollmächtigten und deren Ersatzmänner -- kein Protestant als Candidat
aufgestellt und deßhalb auch nicht gewählt wurde. Hierauf soll bei der
Wahl der zwei fehlenden Magistratsräthe Rücksicht genommen werden.


Tel. Bis jetzt wurde im hiesigen
städtischen Krankenhause bei 14 Patienten die Dr. Koch'sche Lymphe
in Anwendung gebracht. Die Reactionserscheinungen nach den Ein-
spritzungen stimmten mit den Angaben Professor Dr. Kochs genau
überein.



Verschiedenes.

Tel. Der heutigen Demonstration des
Dr. Prior an mit dem Koch'schen Heilmittel behandelten Tuber-
culosen
wohnte eine größere Anzahl englischer und amerikanischer
Aerzte bei. Die von Dr. Prior beobachteten Wirkungen des Heil-
mittels stimmen durchweg mit den anderweitig gemachten Wahr-
nehmungen überein. -- In Folge des noch andauernden starken
Schneefalls
treffen fast alle Eisenbahnzüge sehr verspätet
ein. Durch die theilweisen Verkehrsablenkungen von den rechts-
rheinischen auf die linksrheinischen Bahnen sind letztere derartig
überfüllt, daß die Annahme von Gütern über Rheinhausen nach
Finnentrop und darüber hinaus beschränkt ist. Auf den östlichen
Linien des Directionsbezirks Elberfeld und nach Thüringen sind
die Verkehrsstörungen so erheblich, daß die Annahme von Gütern
theilweise eingestellt wurde. -- Der Rheinisch-Westfälische Kranken-
cassentag, der im Gürzenich unter dem Vorsitze des Oberbürger-
meisters Bollmann (Bochum) tagte, nahm die vom Referenten,
Redacteur Dr. Schmitz (Berlin) begründeten Abänderungsvor-
schläge der Commission zum Krankenversicherungs-
gesetz
an, stellte den zweiten Punkt der Tagesordnung betreffend
die Einziehung der Invaliden- und Altersversicherungsbeiträge
seitens der Krankencassen zurück und nahm alsdann eine von Dr.
Busch (Crefeld) empfohlene Resolution an, nach welcher die Er-
richtung von Lungenheilanstalten empfohlen und dem Professor Koch
der Dank für seine Entdeckung telegraphisch ausgesprochen wird.


Der jetzt hier lebende langjährige
frühere Haushosmeister und Reisebegleiter des in Paris ermordeten
Generals Seliwestrow, Namens Müller, tritt in einem
Schreiben an die "Dresdner Nachrichten" den Verunglimpfungen
des Generals entgegen und theilt mit, Seliwestrow habe schon im
Jahre 1878 die Androhung seines Todes innerhalb 12 Jahren
erhalten.


Kgl. Hoftheater. Mit Adolf
Wenzel, der gestern Abend im hiesigen Katharinen-Hospital eines
sanften Todes verschied, ist wieder einer vom alten Stamm unsrer
Hofbühne dahingegangen. Seit dem Jahre 1848 bis zu Beginn
dieses Jahres hat er dem Institut als actives Mitglied angehört;
seine Leistungen als feuriger Liebhaber in den Dramen unsrer
Classiker, als Bonvivant im Lustspiel, wie als Charakterdarsteller
und Vertreter älterer Rollen werden dem Publicum lange unver-
gessen bleiben und zu wehmüthigen Vergleichen mit der Gegenwart
herausfordern. Wenzel, der auch seinerzeit bei den Muster-
vorstellungen in München mitwirkte, war ein Künstler von seltener
Geistesbildung, ein Mensch voll unverwüstlichen Humors und selbst-
losester Herzensgüte. Die Gunst, in der er als Künstler beim
Publicum stand, bezeugte am deutlichsten sein 40jähriges Dienst-
jubiläum, das er vor zwei Jahren in der Rolle des Hans Lange
beging. Nicht geringer aber waren die Sympathien, die er sich
als Mensch in den weitesten Kreisen zu erwerben gewußt und die
namentlich bei dem schweren Geschick, das ihn, den scheinbar ewig
Jungen und Rüstigen, im März dieses Jahres traf, in rührender
Weise zu Tage traten. Noch kaum von der Influenza genesen,
wurde er auf der Probe von einem Ohnmachtsanfall heimgesucht,
der sich später als die Folge einer geschwächten Herzthätigkeit
herausstellte. Die hiedurch veranlaßte Störung des Blutumlaufs
machte im Mai eine Amputation des linken Beines nöthig, und
eine Zeit lang schien es nach glücklich durchgesührter Operation,
als ob der Künstler, wenn auch künftighin nur mehr als Invalide,
dem Leben erhalten bleiben sollte. Allein diese Hoffnung erwies
sich nur zu bald als eine trügerische, indem auch das rechte, bisher
gesunde Bein in Mitleidenschaft gezogen wurde und die zunehmende
Schwäche des Kranken eine Genesung nicht mehr erwarten ließ.
So war denn ein sanftes Ende, wie er es nun gefunden, das
Beste, was ihm seine Freunde wünschen konnten. Wenzel hat ein
Alter von fast 65 Jahren erreicht, um mindestens ein Jahrzehnt
jünger erschien er jedoch Allen, die seinen Umgang genossen, und
erst die letzte schwere Leidenszeit hat diesen trügerischen Schein
einigermaßen zerstört, obwohl auch sie die seltene Frische seines
Geistes nicht dauernd zu trüben vermocht hat. Der Verstorbene
hinterläßt eine Wittwe, die einst hochgefeierte sentimentale Lieb-
haberin unsrer Hofbühne, Louise Sieber, mit der er im Anfang
der sechziger Jahre den Bund der Ehe schloß. Sie gehört heute
noch zu den verdienstvollsten Mitgliedern dieser Bühne. Die
einzige dieser Ehe entsprossene Tochter ist mit dem Schauspieler
Karl Peppler in Prag, der, gleich Wenzel selbst, eine Erfolg ver-
heißende Officierscarriere dem stärkeren Drang zur Kunst geopfert,
glücklich verheirathet. Aber weit über den Kreis seiner nächsten
Familienangehörigen hinaus wird dem Dahingegangenen ein freund-
liches Gedächtniß bewahrt bleiben.


In der letzten Nacht ist
der in weiten Kreisen bekannte Professor a. D. Steudel hier
[Spaltenumbruch] gestorben. Von dem Verstorbenen rühren all' die sauber
gearbeiteten und sehr zuverlässigen Orientirungskarten für die Ge-
birgsansichten von allen möglichen Plätzen am Seeufer her, so von
der Waldburg, von Friedrichshafen, Ravensburg, Waldsee, Meldegg,
Pfänder, vom Nollen u. s. w.; auch war Steudel der Verfasser
eines beliebten Wegweifers für den Bodensee und Umgebung; er
war bedeutend als Geolog und hinterläßt sehr schöne Sammlungen.
Mit dem verewigten Fürsten von Hohenzollern stand er im engsten
Verkehr und die von ihm gesammelten Briefe enthalten sehr inter-
essante Beweise für die hohe Einsicht und deutsche Gesinnung des
fürstlichen Freundes. Hier lebte er als Privatmann, nahm aber
unausgesetzt an allen Tagesfragen politischer und wissenschaftlicher
Art den lebhastesten Antheil, besonders nützlich machte er sich noch
im Laufe der letzten Zeit durch die Betheiligung an der wissen-
schaftlichen Erforschung des Bodensees, welchem Unternehmen er
seine vieljährigen Beobachtungen und umfassenden Kenntnisse bereit-
willig zur Verfügung stellte. Mit Steudel, der 68 Jahre alt
wurde, begraben wir wieder einen der ebenso bescheidenen als ge-
lehrten Schwaben, dem es behaglicher war als noch keine Eisen-
bahnen existirten und die Wanderungen zu Fuß unternommen wurden.


Tel. Von dem beim Raubmorde
auf der Warschau-Bromberger Bahn geraubten Gelde sind unweit
der Station Pniewo 10,000 Rubel, in die Erde vergraben, auf-
gefunden worden. Nach den bisherigen Ermittelungen sind die
Raubmörder in das Ausland geflüchtet und sollen sich in der
Gegend von Frankfurt a. O. verborgen halten.



Telegraphische Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die Arbeiterschutzcommission
des Reichstags
hat heute ihre Arbeiten wieder aufge-
nommen und ist in die zweite Lesung der Gewerbe-
ordnungsnovelle
eingetreten. Die Berathungen nehmen
nun schneller ihren Fortgang, da über die neuen Anträge
eine Verständigung zwischen den Nationalliberalen, der Reichs-
partei, den Conservativen, dem Centrum und den Freisinnigen
erzielt ist und die Amendements gemeinsam von diesen Parteien
gestellt sind. Die Socialdemokraten verzichten auf die Wieder-
aufnahme ihrer in der ersten Lesung abgelehnten Anträge.


Die deutschen Delegirten zu den
Handelsvertragsverhandlungen sind gestern und heute
hier angekommen. Es sind dies die HH. Jordan, deutscher
Generalconsul in London, für das Auswärtige Amt der Geheime
Legationsrath Frhr. v. Lindenfels, für das Reichsamt des
Innern der Geheime Oberregierungsrath Huber, für das
preußische Handelsministerium der Oberregierungsrath Mosler,
ferner Regierungsrath Henle und der bayerische General-
director für Zölle, v. May; auch ein sächsischer Beamter ist an-
wesend. Die Verhandlungen sollen morgen beginnen.


Wie verlautet, hat der oberste
Sanitätsrath beschlossen, die ambulatorische Behandlung mit der
Koch'schen Lymphe nur dann zu gestatten, wenn die fortgesetzte
Behandlung des Kranken nach der Impfung durch einen Arzt sicher-
gestellt ist. Jede Impfung ist der politischen Behörde anzuzeigen.
Die officielle Publication der Beschlüsse des Sanitätsraths erfolgt
morgen in der "Wiener Zeitung", die ausführliche Begründung
Donnerstag im Organ des obersten Sanitätsraths "Oesterreichisches
Sanitätswesen".


Der Kaiser ist heute Morgen in
Miramar angekommen und begab sich zu Wagen in das Schloß.
Nachdem die Yacht "Miramar" mit der Kaiserin an Bord in
Folge der Bora nicht vor dem Schloß Miramar, sondern in
der Bucht von Muggia vor Anker gegangen war, begab sich
der Kaiser mittelst Dampfbarcasse dorthin. Die Majestäten
fuhren durch die Stadt nach dem Schloß, von dem Publicum
ehrerbietigst begrüßt.


Der im Justizministerium vorbereitete
Eherechts-Entwurf führt die nicht-obligatorische Civil-
ehe
ein. Parteien einer und derselben Confession werden ihre Ehe
vor dem competenten Geistlichen schließen, nur bei Mischehen wird
die Trauung vor dem Civilbeamten stattfinden können, falls ein
kirchliches Hinderniß obwalten sollte. Hingegen werden die Auf-
lösung der Ehe und alle hiemit verbundenen Fragen ausschließlich
der Competenz der Civilgerichte unterliegen.


Der neugewählte Nationalrath wurde
von Vonmatt als Alterspräsident, der Ständerath von dem ab-
tretenden Präsidenten Muheim eröffnet. Beide sprachen ihre
Freude über die friedliche Gestaltung der Tessiner Angelegenheit
aus. Der Ständerath wählte zum Präsidenten Kellersberger
aus Aargau, zum Vicepräsidenten Göttisheim aus Basel,
beide radical; der Nationalrath wählt sein Bureau morgen.


Die Regierung beabsichtigt die Bil-
dung eines aus allen Parteien bestehenden Ausschusses zur
Auffindung der geeignetsten Formel für die Verfassungs-
revision
.


Bei der gestrigen Stichwahl in
Clignancourt wurde der possibilistische Arbeitercandidat Lavy mit
3220 Stimmen gewählt. Lissagaray erhielt 2121 Stimmen. Es
handelte sich um die Ersetzung des verstorbenen Joffrin.


Professor Bacelli unterwarf gestern zum
ersten Male zwei Lupuskranke auf der hiesigen Klinik der Koch'-
schen Behandlung
mit dem regelmäßigen Erfolge. -- Die
liberale Presse lobt das Amnestie-Decret (vgl. unten. D. N.),
durch welches auch der socialistische Deputirte Costa straffrei ge-
worden ist.



Telegramme des Wolss'schen Bureaus.

Die Fernsprech-Verbindung mit
Cuxhaven ist zum Betrieb eingerichtet.


Dem "Westfälischen Merkur" zu-
folge hat Frhr. v. Schorlemer-Alst sein Reichstagsmandat
wegen nicht unbedenklicher Erkrankung niedergelegt.


Die Genehmigung des Reichskanz-
lers zu der Verfügung des Unterstaatssecretärs v. Schraut über
die Einfuhr italienischen Rindviehs in die Schlachthäuser
der größeren Städte des Reichslandes ist ertheilt worden.


Der Kaiser ist heute Abend nach
Miramar abgereist.


Die ungarischen socialdemokratischen
Organe kündigen an, daß am 7. und 8. December der Partei-
tag der ungarischen Socialdemokraten in Pest statt-
sinden wird.


Nach Telegrammen des "Pesti Hirlap"
und des "Neuen Pester Journals" aus Gran wird in kirchlichen
Kreisen die Verordnung des Cultusministers betreffend die Mischehen
bezüglich der Uebermittelung der Matrikelauszüge im Wege der
Verwaltungsbehörden als entschieden den Dogmen wider-
sprechend
erachtet und daher für nicht vollstreckbar erklärt. Das
[Spaltenumbruch] "Neue Pester Journal" folgert daraus, daß es den Katholiken un-
bedingt verboten sei, Mischehen einzugehen.


Der katholische Klerus von
Cork erklärt sich gegen Parnell; ebenso sprachen
sich die Erzbischöfe von Dublin und Cashel für die
Nothwendigkeit des Rücktritts Parnells aus
. Man
glaubt, daß in der heutigen Sitzung der irischen Fraction
sich die Mehrheit gegen Parnell entscheiden, daß letzterer aber
auch fernerhin die Führerschaft der ihm treu bleibenden 22
Deputirten behalten werde. Gladstone gab der Hoffnung
Ausdruck, daß die Verbindung der liberalen Partei und der
irischen Nationalisten ohne Parnell auch ferner bestehen bleibe.
-- Aus Chicago wird berichtet: Dillon und O'Brien er-
ließen ein Manifest, welches es für unmöglich erklärt, daß
Parnell fernerhin der Parteiführer bleibe. Auch tadeln sie den
feindlichen Ton des Parnell'schen Manifestes gegen Gladstone,
Morley und das englische Volk. -- Parnell ist gestern nach
Cork abgereist, um die Meinung seiner Wähler zu hören. In
Cork soll ihm ein großer Empfang bereitet werden. -- Morley
veröffentlicht einen Brief, in welchem er in Abrede stellt,
Parnell eine Stelle angeboten zu haben; er habe sich nur
darüber unterrichten wollen, ob Parnell bei dem Entschlusse
vom Jahre 1880 beharre, keinen Posten unter der englischen
Regierung anzunehmen. Was Gladstone's Vorschläge vom
Jahre 1889 betreffe, so glaubt Morley, Parnell habe keine
Einwendung gegen diese erhoben.


Morell Mackenzie hat in seinem Spital
in Gegenwart zahlreicher Aerzte an zwei Lupuskranken und einem
an Kehlkopfschwindsucht Leidenden Impfungen mit der Koch'schen
Lymphe
vorgenommen.


Nach hier eingegangener Meldung
beschloß ein zu dem Ende zusammengetretener Verein hervor-
ragender Persönlichkeiten der Hyerischen Inseln, dem Geheim-
rath Professor Dr. Koch in Berlin ein Etablissement für die
Aufnahme und Behandlung von Tuberculofen anzubieten, bezw. zur
Verfügung zu stellen.


Wie der "Temps" meldet, werden
der militärischen Mission, welche Frankreich zu den Leichen-
feierlichkeiten nach Holland
entsendet, angehören: General
Derrecagaies und Contreadmiral Dorlodot des Essarts, sowie
Oberst Chamoin als Vertreter des Präsidenten Carnot. Die
Mission soll morgen Abend abreisen. -- Wie die Staatsdepot-
und Consignationscasse ausweist, haben die gewöhnlichen und
die Nationalsparcassen im Laufe des Monats November für
23,600,000 Francs französische Renten angekauft.


Anläßlich der gestrigen Schlußsitzung
des Katholikencongresses in Nantes hielt Bischof
Freppel
eine Predigt, worin er seine Zuhörer aufforderte, die
Revolution und deren Principien rastlos zu bekämpfen und der
Kirche hiedurch zum Siege zu verhelfen.


In einer gestern vor zahlreichen Aerzten
abgehaltenen Vorlesung bestätigte Professor Cornil auf Grund
seiner Beobachtungen die von Koch beschriebenen Reactionserfchei-
nungen vollständig. Am nächsten Sonntag wird Cornil in einem
Vortrage über den weiteren Verlauf seiner Versuche berichten.
Heute sind in den hiesigen Spitälern die ersten Impfungen an
zwei mit Tuberculose behafteten Personen erfolgt.


Eine heute erlassene königliche Verord-
nung gestattet die Einfuhr gesalzener, geräucherter oder auf
irgendwelche andere Weise conservirter deutscher Fleischwaaren
nach Italien,
sofern dieselben mit einem Gesundheitszeug-
niß deutscher Behörden
versehen sind.


Von den gestrigen Stichwahlen sind
fünf Ergebnisse bekannt, und zwar erscheinen vier ministerielle Can-
didaten und ein Radicaler gewählt.


Nach einer Meldung der "Agenzia
Stefani" hat der König ein Amnestiedecret unterzeichnet,
durch welches Personen begnadigt werden, welche wegen Preß-
vergehens
und einiger anderer Vergehen und Uebertretun-
gen, einschließlich politischer Demonstrationen,
verurtheilt waren. Das Decret begnadigt ferner Stellungs-
flüchtige, die vor dem 1. Januar 1851 geboren sind.


Der Kronprinz von
Griechenland wird Mitte der nächsten Woche hier zum Besuch
erwartet. -- Nach Meldungen aus Rostow am Don ist der Don
zugesroren und die Schifffahrt geschlossen.


Der König hat gestern die Präsi-
denten der Kammer und des Senats
empfangen. Eine
Entscheidung ist noch nicht getroffen. Rosetti ist vor der Um-
wandlung des Cabinets zum Bankgouverneur ernannt worden.


Der türkische Gesandte Feridun
Bey ist zu längerem Urlaub abgereist und begibt sich zuerst nach
Konstantinopel, sodann nach Nizza.


Wie die "Agence de
Constantinople" meldet, wäre von der Pforte beabsichtigt,
an die hiesigen Vertreter der ausländischen Mächte ein
Circularschreiben des Inhalts zu richten, daß die Pforte
angesichts der constatirten Theilnahme fremder Unter-
thanen an den jüngsten Kundgebungen gegen die
Regierung
entschlossen sei, in jedem Wiederholungsfalle die
Ausweisung der betreffenden Unterthanen zu verlangen.
Die Pforte werde zu diesem Schritt durch den Umstand ver-
anlaßt, daß bei der jüngst in Smyrna in der Angelegenheit
des griechischen Patriarchats veranstalteten Kundgebung etwa
ein Drittel der Theilnehmer aus griechischen Unter-
thanen
bestanden habe.


Major v. Wissmann ist hier eingetroffen.
-- Die Engländer haben das Protectorat über Witu
proclamirt.


Dillon, O'Brien, sowie andere
irische Delegirte trafen gestern hier ein und wurden en-
thusiastisch empfangen. Am Abend wurden zwei Meetings abge-
halten, von denen das eine von fast 10,000 Personen besucht war.
Von den Theilnehmern wurden Sammlungen für die irische Sache
veranstaltet. Dillon, O'Brien und mehrere Andere hielten Reden.
Alsdann wurden Resolutionen angenommen, in denen die Sym-
pathie für die Home-Rule-Sache ausgesprochen und derselben Unter-
stützung zugesagt wird; in denselben wurden auch die ausgezeich-
neten Dienste Parnells anerkannt. Dillon und O'Brien hatten von
dem Briefe Gladstone's an Morley bereits Kenntniß, äußerten sich
jedoch über denselben nicht.


Das von den irischen Deputirten
Dillon und O'Brien erlassene Manifest erklärt die Noth-
wendigkeit, zwischen Parnell einerseits und der
Vernichtung der irischen Sache andrerseits wählen
zu müssen
. Das Manifest Parnells lasse die letzte Hoffnung
schwinden, ihn als Führer beizubehalten. Die Methode, mit
welcher Parnell, den Ursprung der gegenwärtigen unglücklichen
Lage ignorirend, die Verantwortlichkeit Gladstone und Morley
aufzubürden suche, könne nicht gebilligt werden. Parnell habe
ein übereiltes, fatales Verfahren eingeschlagen, bei welchem
man ihm aus Rücksichten für das Wohl Irlands nicht folgen
dürfte.

Abendblatt Nr. 333. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Seite 5.


gegeben; die für morgen, den 2. December, im k. Reſidenz-
theater
angeſetzte Vorſtellung „Die beiden Leonoren“ fällt aus.

* Münchener Verein für Luftſchifffahrt.

Mittwoch,
3. December, 8 Uhr Abends findet im Reſtaurant Platzl, über
1 Stiege, der Vortrag des Herrn Premierlieutenants v. Parſeval
„über das Flugproblem“ ſtatt.




Unter dem Vorſitze des Regierungs-
präſidenten von Oberfranken, v. Burchtorff, conſtituirte ſich heute das
während der letzten Landrathsverhandlungen zur Feier des 70. Ge-
burtstages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten in Ausſicht genommene
Kreiscomité. Der Berathung desſelben lag die von der Haupt- und
Reſidenzſtadt München ergangene Einladung zu Grunde, nach welcher
alle Kreiſe des Königreichs bei der Huldigung und Feier in München
vertreten ſein und jede Stadt einen Feſtwagen ſtellen ſollte, der die in
derſelben hauptſächlich vertretene gewerbliche oder künſtleriſche Richtung
charakteriſirt. Der heute in Bayreuth tagende Landrathsausſchuß, zu
deſſen Sitzung ſich ſeitens Bambergs Hr. Juſtizrath und Vorſtand des
Gemeindecollegiums Dr. Schmitt, ſowie der 2. Bürgermeiſter Herd —
als Stellvertreter für den erkrankten 1. Bürgermeiſter — und Dom-
capitular Keller dorthin begeben hatten, faßte folgenden Beſchluß:
1) Eine Deputation, beſtehend aus den HH. Bürgermeiſtern von Bam-
berg, Bayreuth und Hof, als Kreisdelegirte zur Landesverſammlung nach
München zu ſenden; 2) ſich an der Münchener Feier zwar zu betheiligen,
aber gegen den projectirten Feſtwagen im Münchener Feſtzuge —
Blumenwagen — zu proteſtiren, da der Monat März hiezu nicht ge-
eignet; 3) eine künſtleriſch ausgeſtattete Adreſſe an Se. kgl. Hoheit ab-
zuſenden, in welcher dem allerhöchſten Jubilar die Glückwünſche des
oberfränkiſchen Kreiſes dargebracht werden; die Kunſtgewerbe Bambergs
und Bayreuths ſollen an der Herſtellung dieſer Adreſſe mitwirken;
4) eine Luitpold-Kreisſtiftung aus freien Beiträgen für Oberfranken
ins Leben zu rufen; und 5) alle anderen Städte und Dorfſchaften ſollen
veranlaßt werden, den Jubeltag durch entſprechende Feſtacte in den
Schulen zu feiern. — Die Wahl der Erſatzmänner für das Ge-
meindecollegium verlief ſehr ruhig und bei ſchwacher Wahlbetheiligung.
Aufgefallen iſt es, daß bei beiden Wahlen — Wahl der Gemeinde-
bevollmächtigten und deren Erſatzmänner — kein Proteſtant als Candidat
aufgeſtellt und deßhalb auch nicht gewählt wurde. Hierauf ſoll bei der
Wahl der zwei fehlenden Magiſtratsräthe Rückſicht genommen werden.


Tel. Bis jetzt wurde im hieſigen
ſtädtiſchen Krankenhauſe bei 14 Patienten die Dr. Koch’ſche Lymphe
in Anwendung gebracht. Die Reactionserſcheinungen nach den Ein-
ſpritzungen ſtimmten mit den Angaben Profeſſor Dr. Kochs genau
überein.



Verſchiedenes.

Tel. Der heutigen Demonſtration des
Dr. Prior an mit dem Koch’ſchen Heilmittel behandelten Tuber-
culoſen
wohnte eine größere Anzahl engliſcher und amerikaniſcher
Aerzte bei. Die von Dr. Prior beobachteten Wirkungen des Heil-
mittels ſtimmen durchweg mit den anderweitig gemachten Wahr-
nehmungen überein. — In Folge des noch andauernden ſtarken
Schneefalls
treffen faſt alle Eiſenbahnzüge ſehr verſpätet
ein. Durch die theilweiſen Verkehrsablenkungen von den rechts-
rheiniſchen auf die linksrheiniſchen Bahnen ſind letztere derartig
überfüllt, daß die Annahme von Gütern über Rheinhauſen nach
Finnentrop und darüber hinaus beſchränkt iſt. Auf den öſtlichen
Linien des Directionsbezirks Elberfeld und nach Thüringen ſind
die Verkehrsſtörungen ſo erheblich, daß die Annahme von Gütern
theilweiſe eingeſtellt wurde. — Der Rheiniſch-Weſtfäliſche Kranken-
caſſentag, der im Gürzenich unter dem Vorſitze des Oberbürger-
meiſters Bollmann (Bochum) tagte, nahm die vom Referenten,
Redacteur Dr. Schmitz (Berlin) begründeten Abänderungsvor-
ſchläge der Commiſſion zum Krankenverſicherungs-
geſetz
an, ſtellte den zweiten Punkt der Tagesordnung betreffend
die Einziehung der Invaliden- und Altersverſicherungsbeiträge
ſeitens der Krankencaſſen zurück und nahm alsdann eine von Dr.
Buſch (Crefeld) empfohlene Reſolution an, nach welcher die Er-
richtung von Lungenheilanſtalten empfohlen und dem Profeſſor Koch
der Dank für ſeine Entdeckung telegraphiſch ausgeſprochen wird.


Der jetzt hier lebende langjährige
frühere Haushoſmeiſter und Reiſebegleiter des in Paris ermordeten
Generals Seliweſtrow, Namens Müller, tritt in einem
Schreiben an die „Dresdner Nachrichten“ den Verunglimpfungen
des Generals entgegen und theilt mit, Seliweſtrow habe ſchon im
Jahre 1878 die Androhung ſeines Todes innerhalb 12 Jahren
erhalten.


Kgl. Hoftheater. Mit Adolf
Wenzel, der geſtern Abend im hieſigen Katharinen-Hoſpital eines
ſanften Todes verſchied, iſt wieder einer vom alten Stamm unſrer
Hofbühne dahingegangen. Seit dem Jahre 1848 bis zu Beginn
dieſes Jahres hat er dem Inſtitut als actives Mitglied angehört;
ſeine Leiſtungen als feuriger Liebhaber in den Dramen unſrer
Claſſiker, als Bonvivant im Luſtſpiel, wie als Charakterdarſteller
und Vertreter älterer Rollen werden dem Publicum lange unver-
geſſen bleiben und zu wehmüthigen Vergleichen mit der Gegenwart
herausfordern. Wenzel, der auch ſeinerzeit bei den Muſter-
vorſtellungen in München mitwirkte, war ein Künſtler von ſeltener
Geiſtesbildung, ein Menſch voll unverwüſtlichen Humors und ſelbſt-
loſeſter Herzensgüte. Die Gunſt, in der er als Künſtler beim
Publicum ſtand, bezeugte am deutlichſten ſein 40jähriges Dienſt-
jubiläum, das er vor zwei Jahren in der Rolle des Hans Lange
beging. Nicht geringer aber waren die Sympathien, die er ſich
als Menſch in den weiteſten Kreiſen zu erwerben gewußt und die
namentlich bei dem ſchweren Geſchick, das ihn, den ſcheinbar ewig
Jungen und Rüſtigen, im März dieſes Jahres traf, in rührender
Weiſe zu Tage traten. Noch kaum von der Influenza geneſen,
wurde er auf der Probe von einem Ohnmachtsanfall heimgeſucht,
der ſich ſpäter als die Folge einer geſchwächten Herzthätigkeit
herausſtellte. Die hiedurch veranlaßte Störung des Blutumlaufs
machte im Mai eine Amputation des linken Beines nöthig, und
eine Zeit lang ſchien es nach glücklich durchgeſührter Operation,
als ob der Künſtler, wenn auch künftighin nur mehr als Invalide,
dem Leben erhalten bleiben ſollte. Allein dieſe Hoffnung erwies
ſich nur zu bald als eine trügeriſche, indem auch das rechte, bisher
geſunde Bein in Mitleidenſchaft gezogen wurde und die zunehmende
Schwäche des Kranken eine Geneſung nicht mehr erwarten ließ.
So war denn ein ſanftes Ende, wie er es nun gefunden, das
Beſte, was ihm ſeine Freunde wünſchen konnten. Wenzel hat ein
Alter von faſt 65 Jahren erreicht, um mindeſtens ein Jahrzehnt
jünger erſchien er jedoch Allen, die ſeinen Umgang genoſſen, und
erſt die letzte ſchwere Leidenszeit hat dieſen trügeriſchen Schein
einigermaßen zerſtört, obwohl auch ſie die ſeltene Friſche ſeines
Geiſtes nicht dauernd zu trüben vermocht hat. Der Verſtorbene
hinterläßt eine Wittwe, die einſt hochgefeierte ſentimentale Lieb-
haberin unſrer Hofbühne, Louiſe Sieber, mit der er im Anfang
der ſechziger Jahre den Bund der Ehe ſchloß. Sie gehört heute
noch zu den verdienſtvollſten Mitgliedern dieſer Bühne. Die
einzige dieſer Ehe entſproſſene Tochter iſt mit dem Schauſpieler
Karl Peppler in Prag, der, gleich Wenzel ſelbſt, eine Erfolg ver-
heißende Officierscarrière dem ſtärkeren Drang zur Kunſt geopfert,
glücklich verheirathet. Aber weit über den Kreis ſeiner nächſten
Familienangehörigen hinaus wird dem Dahingegangenen ein freund-
liches Gedächtniß bewahrt bleiben.


In der letzten Nacht iſt
der in weiten Kreiſen bekannte Profeſſor a. D. Steudel hier
[Spaltenumbruch] geſtorben. Von dem Verſtorbenen rühren all’ die ſauber
gearbeiteten und ſehr zuverläſſigen Orientirungskarten für die Ge-
birgsanſichten von allen möglichen Plätzen am Seeufer her, ſo von
der Waldburg, von Friedrichshafen, Ravensburg, Waldſee, Meldegg,
Pfänder, vom Nollen u. ſ. w.; auch war Steudel der Verfaſſer
eines beliebten Wegweifers für den Bodenſee und Umgebung; er
war bedeutend als Geolog und hinterläßt ſehr ſchöne Sammlungen.
Mit dem verewigten Fürſten von Hohenzollern ſtand er im engſten
Verkehr und die von ihm geſammelten Briefe enthalten ſehr inter-
eſſante Beweiſe für die hohe Einſicht und deutſche Geſinnung des
fürſtlichen Freundes. Hier lebte er als Privatmann, nahm aber
unausgeſetzt an allen Tagesfragen politiſcher und wiſſenſchaftlicher
Art den lebhaſteſten Antheil, beſonders nützlich machte er ſich noch
im Laufe der letzten Zeit durch die Betheiligung an der wiſſen-
ſchaftlichen Erforſchung des Bodenſees, welchem Unternehmen er
ſeine vieljährigen Beobachtungen und umfaſſenden Kenntniſſe bereit-
willig zur Verfügung ſtellte. Mit Steudel, der 68 Jahre alt
wurde, begraben wir wieder einen der ebenſo beſcheidenen als ge-
lehrten Schwaben, dem es behaglicher war als noch keine Eiſen-
bahnen exiſtirten und die Wanderungen zu Fuß unternommen wurden.


Tel. Von dem beim Raubmorde
auf der Warſchau-Bromberger Bahn geraubten Gelde ſind unweit
der Station Pniewo 10,000 Rubel, in die Erde vergraben, auf-
gefunden worden. Nach den bisherigen Ermittelungen ſind die
Raubmörder in das Ausland geflüchtet und ſollen ſich in der
Gegend von Frankfurt a. O. verborgen halten.



Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die Arbeiterſchutzcommiſſion
des Reichstags
hat heute ihre Arbeiten wieder aufge-
nommen und iſt in die zweite Leſung der Gewerbe-
ordnungsnovelle
eingetreten. Die Berathungen nehmen
nun ſchneller ihren Fortgang, da über die neuen Anträge
eine Verſtändigung zwiſchen den Nationalliberalen, der Reichs-
partei, den Conſervativen, dem Centrum und den Freiſinnigen
erzielt iſt und die Amendements gemeinſam von dieſen Parteien
geſtellt ſind. Die Socialdemokraten verzichten auf die Wieder-
aufnahme ihrer in der erſten Leſung abgelehnten Anträge.


Die deutſchen Delegirten zu den
Handelsvertragsverhandlungen ſind geſtern und heute
hier angekommen. Es ſind dies die HH. Jordan, deutſcher
Generalconſul in London, für das Auswärtige Amt der Geheime
Legationsrath Frhr. v. Lindenfels, für das Reichsamt des
Innern der Geheime Oberregierungsrath Huber, für das
preußiſche Handelsminiſterium der Oberregierungsrath Mosler,
ferner Regierungsrath Henle und der bayeriſche General-
director für Zölle, v. May; auch ein ſächſiſcher Beamter iſt an-
weſend. Die Verhandlungen ſollen morgen beginnen.


Wie verlautet, hat der oberſte
Sanitätsrath beſchloſſen, die ambulatoriſche Behandlung mit der
Koch’ſchen Lymphe nur dann zu geſtatten, wenn die fortgeſetzte
Behandlung des Kranken nach der Impfung durch einen Arzt ſicher-
geſtellt iſt. Jede Impfung iſt der politiſchen Behörde anzuzeigen.
Die officielle Publication der Beſchlüſſe des Sanitätsraths erfolgt
morgen in der „Wiener Zeitung“, die ausführliche Begründung
Donnerſtag im Organ des oberſten Sanitätsraths „Oeſterreichiſches
Sanitätsweſen“.


Der Kaiſer iſt heute Morgen in
Miramar angekommen und begab ſich zu Wagen in das Schloß.
Nachdem die Yacht „Miramar“ mit der Kaiſerin an Bord in
Folge der Bora nicht vor dem Schloß Miramar, ſondern in
der Bucht von Muggia vor Anker gegangen war, begab ſich
der Kaiſer mittelſt Dampfbarcaſſe dorthin. Die Majeſtäten
fuhren durch die Stadt nach dem Schloß, von dem Publicum
ehrerbietigſt begrüßt.


Der im Juſtizminiſterium vorbereitete
Eherechts-Entwurf führt die nicht-obligatoriſche Civil-
ehe
ein. Parteien einer und derſelben Confeſſion werden ihre Ehe
vor dem competenten Geiſtlichen ſchließen, nur bei Miſchehen wird
die Trauung vor dem Civilbeamten ſtattfinden können, falls ein
kirchliches Hinderniß obwalten ſollte. Hingegen werden die Auf-
löſung der Ehe und alle hiemit verbundenen Fragen ausſchließlich
der Competenz der Civilgerichte unterliegen.


Der neugewählte Nationalrath wurde
von Vonmatt als Alterspräſident, der Ständerath von dem ab-
tretenden Präſidenten Muheim eröffnet. Beide ſprachen ihre
Freude über die friedliche Geſtaltung der Teſſiner Angelegenheit
aus. Der Ständerath wählte zum Präſidenten Kellersberger
aus Aargau, zum Vicepräſidenten Göttisheim aus Baſel,
beide radical; der Nationalrath wählt ſein Bureau morgen.


Die Regierung beabſichtigt die Bil-
dung eines aus allen Parteien beſtehenden Ausſchuſſes zur
Auffindung der geeignetſten Formel für die Verfaſſungs-
reviſion
.


Bei der geſtrigen Stichwahl in
Clignancourt wurde der poſſibiliſtiſche Arbeitercandidat Lavy mit
3220 Stimmen gewählt. Liſſagaray erhielt 2121 Stimmen. Es
handelte ſich um die Erſetzung des verſtorbenen Joffrin.


Profeſſor Bacelli unterwarf geſtern zum
erſten Male zwei Lupuskranke auf der hieſigen Klinik der Koch’-
ſchen Behandlung
mit dem regelmäßigen Erfolge. — Die
liberale Preſſe lobt das Amneſtie-Decret (vgl. unten. D. N.),
durch welches auch der ſocialiſtiſche Deputirte Coſta ſtraffrei ge-
worden iſt.



Telegramme des Wolſſ’ſchen Bureaus.

Die Fernſprech-Verbindung mit
Cuxhaven iſt zum Betrieb eingerichtet.


Dem „Weſtfäliſchen Merkur“ zu-
folge hat Frhr. v. Schorlemer-Alſt ſein Reichstagsmandat
wegen nicht unbedenklicher Erkrankung niedergelegt.


Die Genehmigung des Reichskanz-
lers zu der Verfügung des Unterſtaatsſecretärs v. Schraut über
die Einfuhr italieniſchen Rindviehs in die Schlachthäuſer
der größeren Städte des Reichslandes iſt ertheilt worden.


Der Kaiſer iſt heute Abend nach
Miramar abgereist.


Die ungariſchen ſocialdemokratiſchen
Organe kündigen an, daß am 7. und 8. December der Partei-
tag der ungariſchen Socialdemokraten in Peſt ſtatt-
ſinden wird.


Nach Telegrammen des „Peſti Hirlap“
und des „Neuen Peſter Journals“ aus Gran wird in kirchlichen
Kreiſen die Verordnung des Cultusminiſters betreffend die Miſchehen
bezüglich der Uebermittelung der Matrikelauszüge im Wege der
Verwaltungsbehörden als entſchieden den Dogmen wider-
ſprechend
erachtet und daher für nicht vollſtreckbar erklärt. Das
[Spaltenumbruch] „Neue Peſter Journal“ folgert daraus, daß es den Katholiken un-
bedingt verboten ſei, Miſchehen einzugehen.


Der katholiſche Klerus von
Cork erklärt ſich gegen Parnell; ebenſo ſprachen
ſich die Erzbiſchöfe von Dublin und Caſhel für die
Nothwendigkeit des Rücktritts Parnells aus
. Man
glaubt, daß in der heutigen Sitzung der iriſchen Fraction
ſich die Mehrheit gegen Parnell entſcheiden, daß letzterer aber
auch fernerhin die Führerſchaft der ihm treu bleibenden 22
Deputirten behalten werde. Gladſtone gab der Hoffnung
Ausdruck, daß die Verbindung der liberalen Partei und der
iriſchen Nationaliſten ohne Parnell auch ferner beſtehen bleibe.
— Aus Chicago wird berichtet: Dillon und O’Brien er-
ließen ein Manifeſt, welches es für unmöglich erklärt, daß
Parnell fernerhin der Parteiführer bleibe. Auch tadeln ſie den
feindlichen Ton des Parnell’ſchen Manifeſtes gegen Gladſtone,
Morley und das engliſche Volk. — Parnell iſt geſtern nach
Cork abgereist, um die Meinung ſeiner Wähler zu hören. In
Cork ſoll ihm ein großer Empfang bereitet werden. — Morley
veröffentlicht einen Brief, in welchem er in Abrede ſtellt,
Parnell eine Stelle angeboten zu haben; er habe ſich nur
darüber unterrichten wollen, ob Parnell bei dem Entſchluſſe
vom Jahre 1880 beharre, keinen Poſten unter der engliſchen
Regierung anzunehmen. Was Gladſtone’s Vorſchläge vom
Jahre 1889 betreffe, ſo glaubt Morley, Parnell habe keine
Einwendung gegen dieſe erhoben.


Morell Mackenzie hat in ſeinem Spital
in Gegenwart zahlreicher Aerzte an zwei Lupuskranken und einem
an Kehlkopfſchwindſucht Leidenden Impfungen mit der Koch’ſchen
Lymphe
vorgenommen.


Nach hier eingegangener Meldung
beſchloß ein zu dem Ende zuſammengetretener Verein hervor-
ragender Perſönlichkeiten der Hyeriſchen Inſeln, dem Geheim-
rath Profeſſor Dr. Koch in Berlin ein Etabliſſement für die
Aufnahme und Behandlung von Tuberculofen anzubieten, bezw. zur
Verfügung zu ſtellen.


Wie der „Temps“ meldet, werden
der militäriſchen Miſſion, welche Frankreich zu den Leichen-
feierlichkeiten nach Holland
entſendet, angehören: General
Derrecagaies und Contreadmiral Dorlodot des Eſſarts, ſowie
Oberſt Chamoin als Vertreter des Präſidenten Carnot. Die
Miſſion ſoll morgen Abend abreiſen. — Wie die Staatsdépôt-
und Conſignationscaſſe ausweist, haben die gewöhnlichen und
die Nationalſparcaſſen im Laufe des Monats November für
23,600,000 Francs franzöſiſche Renten angekauft.


Anläßlich der geſtrigen Schlußſitzung
des Katholikencongreſſes in Nantes hielt Biſchof
Freppel
eine Predigt, worin er ſeine Zuhörer aufforderte, die
Revolution und deren Principien raſtlos zu bekämpfen und der
Kirche hiedurch zum Siege zu verhelfen.


In einer geſtern vor zahlreichen Aerzten
abgehaltenen Vorleſung beſtätigte Profeſſor Cornil auf Grund
ſeiner Beobachtungen die von Koch beſchriebenen Reactionserfchei-
nungen vollſtändig. Am nächſten Sonntag wird Cornil in einem
Vortrage über den weiteren Verlauf ſeiner Verſuche berichten.
Heute ſind in den hieſigen Spitälern die erſten Impfungen an
zwei mit Tuberculoſe behafteten Perſonen erfolgt.


Eine heute erlaſſene königliche Verord-
nung geſtattet die Einfuhr geſalzener, geräucherter oder auf
irgendwelche andere Weiſe conſervirter deutſcher Fleiſchwaaren
nach Italien,
ſofern dieſelben mit einem Geſundheitszeug-
niß deutſcher Behörden
verſehen ſind.


Von den geſtrigen Stichwahlen ſind
fünf Ergebniſſe bekannt, und zwar erſcheinen vier miniſterielle Can-
didaten und ein Radicaler gewählt.


Nach einer Meldung der „Agenzia
Stefani“ hat der König ein Amneſtiedecret unterzeichnet,
durch welches Perſonen begnadigt werden, welche wegen Preß-
vergehens
und einiger anderer Vergehen und Uebertretun-
gen, einſchließlich politiſcher Demonſtrationen,
verurtheilt waren. Das Decret begnadigt ferner Stellungs-
flüchtige, die vor dem 1. Januar 1851 geboren ſind.


Der Kronprinz von
Griechenland wird Mitte der nächſten Woche hier zum Beſuch
erwartet. — Nach Meldungen aus Roſtow am Don iſt der Don
zugeſroren und die Schifffahrt geſchloſſen.


Der König hat geſtern die Präſi-
denten der Kammer und des Senats
empfangen. Eine
Entſcheidung iſt noch nicht getroffen. Roſetti iſt vor der Um-
wandlung des Cabinets zum Bankgouverneur ernannt worden.


Der türkiſche Geſandte Feridun
Bey iſt zu längerem Urlaub abgereist und begibt ſich zuerſt nach
Konſtantinopel, ſodann nach Nizza.


Wie die „Agence de
Conſtantinople“ meldet, wäre von der Pforte beabſichtigt,
an die hieſigen Vertreter der ausländiſchen Mächte ein
Circularſchreiben des Inhalts zu richten, daß die Pforte
angeſichts der conſtatirten Theilnahme fremder Unter-
thanen an den jüngſten Kundgebungen gegen die
Regierung
entſchloſſen ſei, in jedem Wiederholungsfalle die
Ausweiſung der betreffenden Unterthanen zu verlangen.
Die Pforte werde zu dieſem Schritt durch den Umſtand ver-
anlaßt, daß bei der jüngſt in Smyrna in der Angelegenheit
des griechiſchen Patriarchats veranſtalteten Kundgebung etwa
ein Drittel der Theilnehmer aus griechiſchen Unter-
thanen
beſtanden habe.


Major v. Wiſſmann iſt hier eingetroffen.
— Die Engländer haben das Protectorat über Witu
proclamirt.


Dillon, O’Brien, ſowie andere
iriſche Delegirte trafen geſtern hier ein und wurden en-
thuſiaſtiſch empfangen. Am Abend wurden zwei Meetings abge-
halten, von denen das eine von faſt 10,000 Perſonen beſucht war.
Von den Theilnehmern wurden Sammlungen für die iriſche Sache
veranſtaltet. Dillon, O’Brien und mehrere Andere hielten Reden.
Alsdann wurden Reſolutionen angenommen, in denen die Sym-
pathie für die Home-Rule-Sache ausgeſprochen und derſelben Unter-
ſtützung zugeſagt wird; in denſelben wurden auch die ausgezeich-
neten Dienſte Parnells anerkannt. Dillon und O’Brien hatten von
dem Briefe Gladſtone’s an Morley bereits Kenntniß, äußerten ſich
jedoch über denſelben nicht.


Das von den iriſchen Deputirten
Dillon und O’Brien erlaſſene Manifeſt erklärt die Noth-
wendigkeit, zwiſchen Parnell einerſeits und der
Vernichtung der iriſchen Sache andrerſeits wählen
zu müſſen
. Das Manifeſt Parnells laſſe die letzte Hoffnung
ſchwinden, ihn als Führer beizubehalten. Die Methode, mit
welcher Parnell, den Urſprung der gegenwärtigen unglücklichen
Lage ignorirend, die Verantwortlichkeit Gladſtone und Morley
aufzubürden ſuche, könne nicht gebilligt werden. Parnell habe
ein übereiltes, fatales Verfahren eingeſchlagen, bei welchem
man ihm aus Rückſichten für das Wohl Irlands nicht folgen
dürfte.

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[5/0005] Abendblatt Nr. 333. München, Montag Allgemeine Zeitung 1. December 1890. Seite 5. gegeben; die für morgen, den 2. December, im k. Reſidenz- theater angeſetzte Vorſtellung „Die beiden Leonoren“ fällt aus. * Münchener Verein für Luftſchifffahrt. Mittwoch, 3. December, 8 Uhr Abends findet im Reſtaurant Platzl, über 1 Stiege, der Vortrag des Herrn Premierlieutenants v. Parſeval „über das Flugproblem“ ſtatt. &#xfffc; Bamberg, 29. Nov. Unter dem Vorſitze des Regierungs- präſidenten von Oberfranken, v. Burchtorff, conſtituirte ſich heute das während der letzten Landrathsverhandlungen zur Feier des 70. Ge- burtstages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten in Ausſicht genommene Kreiscomité. Der Berathung desſelben lag die von der Haupt- und Reſidenzſtadt München ergangene Einladung zu Grunde, nach welcher alle Kreiſe des Königreichs bei der Huldigung und Feier in München vertreten ſein und jede Stadt einen Feſtwagen ſtellen ſollte, der die in derſelben hauptſächlich vertretene gewerbliche oder künſtleriſche Richtung charakteriſirt. Der heute in Bayreuth tagende Landrathsausſchuß, zu deſſen Sitzung ſich ſeitens Bambergs Hr. Juſtizrath und Vorſtand des Gemeindecollegiums Dr. Schmitt, ſowie der 2. Bürgermeiſter Herd — als Stellvertreter für den erkrankten 1. Bürgermeiſter — und Dom- capitular Keller dorthin begeben hatten, faßte folgenden Beſchluß: 1) Eine Deputation, beſtehend aus den HH. Bürgermeiſtern von Bam- berg, Bayreuth und Hof, als Kreisdelegirte zur Landesverſammlung nach München zu ſenden; 2) ſich an der Münchener Feier zwar zu betheiligen, aber gegen den projectirten Feſtwagen im Münchener Feſtzuge — Blumenwagen — zu proteſtiren, da der Monat März hiezu nicht ge- eignet; 3) eine künſtleriſch ausgeſtattete Adreſſe an Se. kgl. Hoheit ab- zuſenden, in welcher dem allerhöchſten Jubilar die Glückwünſche des oberfränkiſchen Kreiſes dargebracht werden; die Kunſtgewerbe Bambergs und Bayreuths ſollen an der Herſtellung dieſer Adreſſe mitwirken; 4) eine Luitpold-Kreisſtiftung aus freien Beiträgen für Oberfranken ins Leben zu rufen; und 5) alle anderen Städte und Dorfſchaften ſollen veranlaßt werden, den Jubeltag durch entſprechende Feſtacte in den Schulen zu feiern. — Die Wahl der Erſatzmänner für das Ge- meindecollegium verlief ſehr ruhig und bei ſchwacher Wahlbetheiligung. Aufgefallen iſt es, daß bei beiden Wahlen — Wahl der Gemeinde- bevollmächtigten und deren Erſatzmänner — kein Proteſtant als Candidat aufgeſtellt und deßhalb auch nicht gewählt wurde. Hierauf ſoll bei der Wahl der zwei fehlenden Magiſtratsräthe Rückſicht genommen werden. ⊥ Augsburg, 1. Dec. Tel. Bis jetzt wurde im hieſigen ſtädtiſchen Krankenhauſe bei 14 Patienten die Dr. Koch’ſche Lymphe in Anwendung gebracht. Die Reactionserſcheinungen nach den Ein- ſpritzungen ſtimmten mit den Angaben Profeſſor Dr. Kochs genau überein. Verſchiedenes. (*) Köln, 30. Nov. Tel. Der heutigen Demonſtration des Dr. Prior an mit dem Koch’ſchen Heilmittel behandelten Tuber- culoſen wohnte eine größere Anzahl engliſcher und amerikaniſcher Aerzte bei. Die von Dr. Prior beobachteten Wirkungen des Heil- mittels ſtimmen durchweg mit den anderweitig gemachten Wahr- nehmungen überein. — In Folge des noch andauernden ſtarken Schneefalls treffen faſt alle Eiſenbahnzüge ſehr verſpätet ein. Durch die theilweiſen Verkehrsablenkungen von den rechts- rheiniſchen auf die linksrheiniſchen Bahnen ſind letztere derartig überfüllt, daß die Annahme von Gütern über Rheinhauſen nach Finnentrop und darüber hinaus beſchränkt iſt. Auf den öſtlichen Linien des Directionsbezirks Elberfeld und nach Thüringen ſind die Verkehrsſtörungen ſo erheblich, daß die Annahme von Gütern theilweiſe eingeſtellt wurde. — Der Rheiniſch-Weſtfäliſche Kranken- caſſentag, der im Gürzenich unter dem Vorſitze des Oberbürger- meiſters Bollmann (Bochum) tagte, nahm die vom Referenten, Redacteur Dr. Schmitz (Berlin) begründeten Abänderungsvor- ſchläge der Commiſſion zum Krankenverſicherungs- geſetz an, ſtellte den zweiten Punkt der Tagesordnung betreffend die Einziehung der Invaliden- und Altersverſicherungsbeiträge ſeitens der Krankencaſſen zurück und nahm alsdann eine von Dr. Buſch (Crefeld) empfohlene Reſolution an, nach welcher die Er- richtung von Lungenheilanſtalten empfohlen und dem Profeſſor Koch der Dank für ſeine Entdeckung telegraphiſch ausgeſprochen wird. &#xfffc; Dresden, 1. Dec. Tel. Der jetzt hier lebende langjährige frühere Haushoſmeiſter und Reiſebegleiter des in Paris ermordeten Generals Seliweſtrow, Namens Müller, tritt in einem Schreiben an die „Dresdner Nachrichten“ den Verunglimpfungen des Generals entgegen und theilt mit, Seliweſtrow habe ſchon im Jahre 1878 die Androhung ſeines Todes innerhalb 12 Jahren erhalten. ck. Stuttgart, 29. Nov. Kgl. Hoftheater. Mit Adolf Wenzel, der geſtern Abend im hieſigen Katharinen-Hoſpital eines ſanften Todes verſchied, iſt wieder einer vom alten Stamm unſrer Hofbühne dahingegangen. Seit dem Jahre 1848 bis zu Beginn dieſes Jahres hat er dem Inſtitut als actives Mitglied angehört; ſeine Leiſtungen als feuriger Liebhaber in den Dramen unſrer Claſſiker, als Bonvivant im Luſtſpiel, wie als Charakterdarſteller und Vertreter älterer Rollen werden dem Publicum lange unver- geſſen bleiben und zu wehmüthigen Vergleichen mit der Gegenwart herausfordern. Wenzel, der auch ſeinerzeit bei den Muſter- vorſtellungen in München mitwirkte, war ein Künſtler von ſeltener Geiſtesbildung, ein Menſch voll unverwüſtlichen Humors und ſelbſt- loſeſter Herzensgüte. Die Gunſt, in der er als Künſtler beim Publicum ſtand, bezeugte am deutlichſten ſein 40jähriges Dienſt- jubiläum, das er vor zwei Jahren in der Rolle des Hans Lange beging. Nicht geringer aber waren die Sympathien, die er ſich als Menſch in den weiteſten Kreiſen zu erwerben gewußt und die namentlich bei dem ſchweren Geſchick, das ihn, den ſcheinbar ewig Jungen und Rüſtigen, im März dieſes Jahres traf, in rührender Weiſe zu Tage traten. Noch kaum von der Influenza geneſen, wurde er auf der Probe von einem Ohnmachtsanfall heimgeſucht, der ſich ſpäter als die Folge einer geſchwächten Herzthätigkeit herausſtellte. Die hiedurch veranlaßte Störung des Blutumlaufs machte im Mai eine Amputation des linken Beines nöthig, und eine Zeit lang ſchien es nach glücklich durchgeſührter Operation, als ob der Künſtler, wenn auch künftighin nur mehr als Invalide, dem Leben erhalten bleiben ſollte. Allein dieſe Hoffnung erwies ſich nur zu bald als eine trügeriſche, indem auch das rechte, bisher geſunde Bein in Mitleidenſchaft gezogen wurde und die zunehmende Schwäche des Kranken eine Geneſung nicht mehr erwarten ließ. So war denn ein ſanftes Ende, wie er es nun gefunden, das Beſte, was ihm ſeine Freunde wünſchen konnten. Wenzel hat ein Alter von faſt 65 Jahren erreicht, um mindeſtens ein Jahrzehnt jünger erſchien er jedoch Allen, die ſeinen Umgang genoſſen, und erſt die letzte ſchwere Leidenszeit hat dieſen trügeriſchen Schein einigermaßen zerſtört, obwohl auch ſie die ſeltene Friſche ſeines Geiſtes nicht dauernd zu trüben vermocht hat. Der Verſtorbene hinterläßt eine Wittwe, die einſt hochgefeierte ſentimentale Lieb- haberin unſrer Hofbühne, Louiſe Sieber, mit der er im Anfang der ſechziger Jahre den Bund der Ehe ſchloß. Sie gehört heute noch zu den verdienſtvollſten Mitgliedern dieſer Bühne. Die einzige dieſer Ehe entſproſſene Tochter iſt mit dem Schauſpieler Karl Peppler in Prag, der, gleich Wenzel ſelbſt, eine Erfolg ver- heißende Officierscarrière dem ſtärkeren Drang zur Kunſt geopfert, glücklich verheirathet. Aber weit über den Kreis ſeiner nächſten Familienangehörigen hinaus wird dem Dahingegangenen ein freund- liches Gedächtniß bewahrt bleiben. P. Friedrichshafen, 29. Nov. In der letzten Nacht iſt der in weiten Kreiſen bekannte Profeſſor a. D. Steudel hier geſtorben. Von dem Verſtorbenen rühren all’ die ſauber gearbeiteten und ſehr zuverläſſigen Orientirungskarten für die Ge- birgsanſichten von allen möglichen Plätzen am Seeufer her, ſo von der Waldburg, von Friedrichshafen, Ravensburg, Waldſee, Meldegg, Pfänder, vom Nollen u. ſ. w.; auch war Steudel der Verfaſſer eines beliebten Wegweifers für den Bodenſee und Umgebung; er war bedeutend als Geolog und hinterläßt ſehr ſchöne Sammlungen. Mit dem verewigten Fürſten von Hohenzollern ſtand er im engſten Verkehr und die von ihm geſammelten Briefe enthalten ſehr inter- eſſante Beweiſe für die hohe Einſicht und deutſche Geſinnung des fürſtlichen Freundes. Hier lebte er als Privatmann, nahm aber unausgeſetzt an allen Tagesfragen politiſcher und wiſſenſchaftlicher Art den lebhaſteſten Antheil, beſonders nützlich machte er ſich noch im Laufe der letzten Zeit durch die Betheiligung an der wiſſen- ſchaftlichen Erforſchung des Bodenſees, welchem Unternehmen er ſeine vieljährigen Beobachtungen und umfaſſenden Kenntniſſe bereit- willig zur Verfügung ſtellte. Mit Steudel, der 68 Jahre alt wurde, begraben wir wieder einen der ebenſo beſcheidenen als ge- lehrten Schwaben, dem es behaglicher war als noch keine Eiſen- bahnen exiſtirten und die Wanderungen zu Fuß unternommen wurden. &#xfffc; Warſchau, 1. Dec. Tel. Von dem beim Raubmorde auf der Warſchau-Bromberger Bahn geraubten Gelde ſind unweit der Station Pniewo 10,000 Rubel, in die Erde vergraben, auf- gefunden worden. Nach den bisherigen Ermittelungen ſind die Raubmörder in das Ausland geflüchtet und ſollen ſich in der Gegend von Frankfurt a. O. verborgen halten. Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. &#xfffc; Berlin, 1. Dec. Die Arbeiterſchutzcommiſſion des Reichstags hat heute ihre Arbeiten wieder aufge- nommen und iſt in die zweite Leſung der Gewerbe- ordnungsnovelle eingetreten. Die Berathungen nehmen nun ſchneller ihren Fortgang, da über die neuen Anträge eine Verſtändigung zwiſchen den Nationalliberalen, der Reichs- partei, den Conſervativen, dem Centrum und den Freiſinnigen erzielt iſt und die Amendements gemeinſam von dieſen Parteien geſtellt ſind. Die Socialdemokraten verzichten auf die Wieder- aufnahme ihrer in der erſten Leſung abgelehnten Anträge. &#xfffc; Wien, 1. Dec. Die deutſchen Delegirten zu den Handelsvertragsverhandlungen ſind geſtern und heute hier angekommen. Es ſind dies die HH. Jordan, deutſcher Generalconſul in London, für das Auswärtige Amt der Geheime Legationsrath Frhr. v. Lindenfels, für das Reichsamt des Innern der Geheime Oberregierungsrath Huber, für das preußiſche Handelsminiſterium der Oberregierungsrath Mosler, ferner Regierungsrath Henle und der bayeriſche General- director für Zölle, v. May; auch ein ſächſiſcher Beamter iſt an- weſend. Die Verhandlungen ſollen morgen beginnen. C. B. Wien, 1. Dec. Wie verlautet, hat der oberſte Sanitätsrath beſchloſſen, die ambulatoriſche Behandlung mit der Koch’ſchen Lymphe nur dann zu geſtatten, wenn die fortgeſetzte Behandlung des Kranken nach der Impfung durch einen Arzt ſicher- geſtellt iſt. Jede Impfung iſt der politiſchen Behörde anzuzeigen. Die officielle Publication der Beſchlüſſe des Sanitätsraths erfolgt morgen in der „Wiener Zeitung“, die ausführliche Begründung Donnerſtag im Organ des oberſten Sanitätsraths „Oeſterreichiſches Sanitätsweſen“. C. B. Trieſt, 1. Dec. Der Kaiſer iſt heute Morgen in Miramar angekommen und begab ſich zu Wagen in das Schloß. Nachdem die Yacht „Miramar“ mit der Kaiſerin an Bord in Folge der Bora nicht vor dem Schloß Miramar, ſondern in der Bucht von Muggia vor Anker gegangen war, begab ſich der Kaiſer mittelſt Dampfbarcaſſe dorthin. Die Majeſtäten fuhren durch die Stadt nach dem Schloß, von dem Publicum ehrerbietigſt begrüßt. &#xfffc; Peſt, 1. Dec. Der im Juſtizminiſterium vorbereitete Eherechts-Entwurf führt die nicht-obligatoriſche Civil- ehe ein. Parteien einer und derſelben Confeſſion werden ihre Ehe vor dem competenten Geiſtlichen ſchließen, nur bei Miſchehen wird die Trauung vor dem Civilbeamten ſtattfinden können, falls ein kirchliches Hinderniß obwalten ſollte. Hingegen werden die Auf- löſung der Ehe und alle hiemit verbundenen Fragen ausſchließlich der Competenz der Civilgerichte unterliegen. ⨁ Bern, 1. Dec. Der neugewählte Nationalrath wurde von Vonmatt als Alterspräſident, der Ständerath von dem ab- tretenden Präſidenten Muheim eröffnet. Beide ſprachen ihre Freude über die friedliche Geſtaltung der Teſſiner Angelegenheit aus. Der Ständerath wählte zum Präſidenten Kellersberger aus Aargau, zum Vicepräſidenten Göttisheim aus Baſel, beide radical; der Nationalrath wählt ſein Bureau morgen. □ Brüſſel, 1. Dec. Die Regierung beabſichtigt die Bil- dung eines aus allen Parteien beſtehenden Ausſchuſſes zur Auffindung der geeignetſten Formel für die Verfaſſungs- reviſion. A. H. Paris, 1. Dec. Bei der geſtrigen Stichwahl in Clignancourt wurde der poſſibiliſtiſche Arbeitercandidat Lavy mit 3220 Stimmen gewählt. Liſſagaray erhielt 2121 Stimmen. Es handelte ſich um die Erſetzung des verſtorbenen Joffrin. ♋ Rom, 1. Dec. Profeſſor Bacelli unterwarf geſtern zum erſten Male zwei Lupuskranke auf der hieſigen Klinik der Koch’- ſchen Behandlung mit dem regelmäßigen Erfolge. — Die liberale Preſſe lobt das Amneſtie-Decret (vgl. unten. D. N.), durch welches auch der ſocialiſtiſche Deputirte Coſta ſtraffrei ge- worden iſt. Telegramme des Wolſſ’ſchen Bureaus. (*) Helgoland, 30. Nov. Die Fernſprech-Verbindung mit Cuxhaven iſt zum Betrieb eingerichtet. * Münſter, 1. Dec. Dem „Weſtfäliſchen Merkur“ zu- folge hat Frhr. v. Schorlemer-Alſt ſein Reichstagsmandat wegen nicht unbedenklicher Erkrankung niedergelegt. * Straßburg, 1. Dec. Die Genehmigung des Reichskanz- lers zu der Verfügung des Unterſtaatsſecretärs v. Schraut über die Einfuhr italieniſchen Rindviehs in die Schlachthäuſer der größeren Städte des Reichslandes iſt ertheilt worden. (*) Wien, 30. Nov. Der Kaiſer iſt heute Abend nach Miramar abgereist. (*) Peſt, 29. Nov. Die ungariſchen ſocialdemokratiſchen Organe kündigen an, daß am 7. und 8. December der Partei- tag der ungariſchen Socialdemokraten in Peſt ſtatt- ſinden wird. (*) Peſt, 30. Nov. Nach Telegrammen des „Peſti Hirlap“ und des „Neuen Peſter Journals“ aus Gran wird in kirchlichen Kreiſen die Verordnung des Cultusminiſters betreffend die Miſchehen bezüglich der Uebermittelung der Matrikelauszüge im Wege der Verwaltungsbehörden als entſchieden den Dogmen wider- ſprechend erachtet und daher für nicht vollſtreckbar erklärt. Das „Neue Peſter Journal“ folgert daraus, daß es den Katholiken un- bedingt verboten ſei, Miſchehen einzugehen. * London, 1. Dec. Der katholiſche Klerus von Cork erklärt ſich gegen Parnell; ebenſo ſprachen ſich die Erzbiſchöfe von Dublin und Caſhel für die Nothwendigkeit des Rücktritts Parnells aus. Man glaubt, daß in der heutigen Sitzung der iriſchen Fraction ſich die Mehrheit gegen Parnell entſcheiden, daß letzterer aber auch fernerhin die Führerſchaft der ihm treu bleibenden 22 Deputirten behalten werde. Gladſtone gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Verbindung der liberalen Partei und der iriſchen Nationaliſten ohne Parnell auch ferner beſtehen bleibe. — Aus Chicago wird berichtet: Dillon und O’Brien er- ließen ein Manifeſt, welches es für unmöglich erklärt, daß Parnell fernerhin der Parteiführer bleibe. Auch tadeln ſie den feindlichen Ton des Parnell’ſchen Manifeſtes gegen Gladſtone, Morley und das engliſche Volk. — Parnell iſt geſtern nach Cork abgereist, um die Meinung ſeiner Wähler zu hören. In Cork ſoll ihm ein großer Empfang bereitet werden. — Morley veröffentlicht einen Brief, in welchem er in Abrede ſtellt, Parnell eine Stelle angeboten zu haben; er habe ſich nur darüber unterrichten wollen, ob Parnell bei dem Entſchluſſe vom Jahre 1880 beharre, keinen Poſten unter der engliſchen Regierung anzunehmen. Was Gladſtone’s Vorſchläge vom Jahre 1889 betreffe, ſo glaubt Morley, Parnell habe keine Einwendung gegen dieſe erhoben. * London, 1. Dec. Morell Mackenzie hat in ſeinem Spital in Gegenwart zahlreicher Aerzte an zwei Lupuskranken und einem an Kehlkopfſchwindſucht Leidenden Impfungen mit der Koch’ſchen Lymphe vorgenommen. (*) Paris, 30. Nov. Nach hier eingegangener Meldung beſchloß ein zu dem Ende zuſammengetretener Verein hervor- ragender Perſönlichkeiten der Hyeriſchen Inſeln, dem Geheim- rath Profeſſor Dr. Koch in Berlin ein Etabliſſement für die Aufnahme und Behandlung von Tuberculofen anzubieten, bezw. zur Verfügung zu ſtellen. (*) Paris, 30. Nov. Wie der „Temps“ meldet, werden der militäriſchen Miſſion, welche Frankreich zu den Leichen- feierlichkeiten nach Holland entſendet, angehören: General Derrecagaies und Contreadmiral Dorlodot des Eſſarts, ſowie Oberſt Chamoin als Vertreter des Präſidenten Carnot. Die Miſſion ſoll morgen Abend abreiſen. — Wie die Staatsdépôt- und Conſignationscaſſe ausweist, haben die gewöhnlichen und die Nationalſparcaſſen im Laufe des Monats November für 23,600,000 Francs franzöſiſche Renten angekauft. * Paris, 1. Dec. Anläßlich der geſtrigen Schlußſitzung des Katholikencongreſſes in Nantes hielt Biſchof Freppel eine Predigt, worin er ſeine Zuhörer aufforderte, die Revolution und deren Principien raſtlos zu bekämpfen und der Kirche hiedurch zum Siege zu verhelfen. * Paris, 1. Dec. In einer geſtern vor zahlreichen Aerzten abgehaltenen Vorleſung beſtätigte Profeſſor Cornil auf Grund ſeiner Beobachtungen die von Koch beſchriebenen Reactionserfchei- nungen vollſtändig. Am nächſten Sonntag wird Cornil in einem Vortrage über den weiteren Verlauf ſeiner Verſuche berichten. Heute ſind in den hieſigen Spitälern die erſten Impfungen an zwei mit Tuberculoſe behafteten Perſonen erfolgt. (*) Rom, 30. Nov. Eine heute erlaſſene königliche Verord- nung geſtattet die Einfuhr geſalzener, geräucherter oder auf irgendwelche andere Weiſe conſervirter deutſcher Fleiſchwaaren nach Italien, ſofern dieſelben mit einem Geſundheitszeug- niß deutſcher Behörden verſehen ſind. * Rom, 1. Dec. Von den geſtrigen Stichwahlen ſind fünf Ergebniſſe bekannt, und zwar erſcheinen vier miniſterielle Can- didaten und ein Radicaler gewählt. (*) Rom, 30. Nov. Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ hat der König ein Amneſtiedecret unterzeichnet, durch welches Perſonen begnadigt werden, welche wegen Preß- vergehens und einiger anderer Vergehen und Uebertretun- gen, einſchließlich politiſcher Demonſtrationen, verurtheilt waren. Das Decret begnadigt ferner Stellungs- flüchtige, die vor dem 1. Januar 1851 geboren ſind. (*) Petersburg, 30. Nov. Der Kronprinz von Griechenland wird Mitte der nächſten Woche hier zum Beſuch erwartet. — Nach Meldungen aus Roſtow am Don iſt der Don zugeſroren und die Schifffahrt geſchloſſen. * Bukareſt, 1. Dec. Der König hat geſtern die Präſi- denten der Kammer und des Senats empfangen. Eine Entſcheidung iſt noch nicht getroffen. Roſetti iſt vor der Um- wandlung des Cabinets zum Bankgouverneur ernannt worden. (*) Belgrad, 30. Nov. Der türkiſche Geſandte Feridun Bey iſt zu längerem Urlaub abgereist und begibt ſich zuerſt nach Konſtantinopel, ſodann nach Nizza. (*) Konſtantinopel, 30. Nov. Wie die „Agence de Conſtantinople“ meldet, wäre von der Pforte beabſichtigt, an die hieſigen Vertreter der ausländiſchen Mächte ein Circularſchreiben des Inhalts zu richten, daß die Pforte angeſichts der conſtatirten Theilnahme fremder Unter- thanen an den jüngſten Kundgebungen gegen die Regierung entſchloſſen ſei, in jedem Wiederholungsfalle die Ausweiſung der betreffenden Unterthanen zu verlangen. Die Pforte werde zu dieſem Schritt durch den Umſtand ver- anlaßt, daß bei der jüngſt in Smyrna in der Angelegenheit des griechiſchen Patriarchats veranſtalteten Kundgebung etwa ein Drittel der Theilnehmer aus griechiſchen Unter- thanen beſtanden habe. * Sanſibar, 1. Dec. Major v. Wiſſmann iſt hier eingetroffen. — Die Engländer haben das Protectorat über Witu proclamirt. (*) Chicago, 30. Nov. Dillon, O’Brien, ſowie andere iriſche Delegirte trafen geſtern hier ein und wurden en- thuſiaſtiſch empfangen. Am Abend wurden zwei Meetings abge- halten, von denen das eine von faſt 10,000 Perſonen beſucht war. Von den Theilnehmern wurden Sammlungen für die iriſche Sache veranſtaltet. Dillon, O’Brien und mehrere Andere hielten Reden. Alsdann wurden Reſolutionen angenommen, in denen die Sym- pathie für die Home-Rule-Sache ausgeſprochen und derſelben Unter- ſtützung zugeſagt wird; in denſelben wurden auch die ausgezeich- neten Dienſte Parnells anerkannt. Dillon und O’Brien hatten von dem Briefe Gladſtone’s an Morley bereits Kenntniß, äußerten ſich jedoch über denſelben nicht. * Chicago, 1. Dec. Das von den iriſchen Deputirten Dillon und O’Brien erlaſſene Manifeſt erklärt die Noth- wendigkeit, zwiſchen Parnell einerſeits und der Vernichtung der iriſchen Sache andrerſeits wählen zu müſſen. Das Manifeſt Parnells laſſe die letzte Hoffnung ſchwinden, ihn als Führer beizubehalten. Die Methode, mit welcher Parnell, den Urſprung der gegenwärtigen unglücklichen Lage ignorirend, die Verantwortlichkeit Gladſtone und Morley aufzubürden ſuche, könne nicht gebilligt werden. Parnell habe ein übereiltes, fatales Verfahren eingeſchlagen, bei welchem man ihm aus Rückſichten für das Wohl Irlands nicht folgen dürfte.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 333. München, 1. Dezember 1890, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine333_1890/5>, abgerufen am 17.06.2024.