Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neu-ankommender Currier. Nr. 2836, Wien, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein anders auß Wienn/ vom 15. November.

Ihro Majestät die verwittibte Königin in Pohlen/ nach-
deme Sie/ wegen ihrer in dem Königreich Pohlen hinterlasse-
ner Einkünfften/ eine Richtigkeit gepflogen/ haben ihre Reyß
von dannen nach Rom angetretten/ und seynd bereits in denen
Kayserl: Erblanden angelangt/ dardurch Sie dann ihre Reyß
gegen Tyrol fortsetzen; Ihro Kayserl. Majestät haben anbe-
fohlen/ selbige aller Orthen/ mit geziemenden Complimenten
zu empfangen/ und haben Deroselben 2. Senfften nacher Znaim
entgegen geschickt/ umb sich derselben über das Tyrolische Ge-
bürg zu bedienen; Sonsten melden die letztere Schreiben auß
Pohlen/ daß Ihro Königl. Majestät von Lemberg nach War-
schau auffgebrochen/ und daß über Moscau verlaute/ daß der
Czaar alldorten glücklich angelangt/ es will aber anbey das
bißhero außgesprengte Gerücht/ als ob die Tartaren an dem
Perecop zwey mahl von denen Moscowittern geschlagen und in
die Flucht getrieben worden/ nicht confirmirt/ sondern vielmehr
dieses von dannen berichtet worden/ daß die Moscow. Armee/
in Ermanglung deß Solds/ sich in schlechtem Stand befinde/
derowegen dann der Czaar gegen seine Prioren sich sehr un-
willig erweisen solle. Auß Hungarn seynd vom 1. dieses von
Carlowitz fernere Brieff eingeloffen/ mit welchen die beschehene
Außwechselung der sambtlichen Plenipotentzen bestättiget
wird/ und wurde nun an Erbauung deß Conferentz-Hauses
starck von beeden Seiten gearbeitet/ und lassen sich die Türcken
verlauten/ als ob sie willens wären/ mit Ende dieses Monats
die Sache zu terminieren/ massen sie nicht länger subsistiren kön-
ten/ welche dann auch vor sie keine Wohnungen erbauet hät-
ten/ sondern nur unter denen Gezelten sich auffhielten. In-
dessen ist der Tartar-Cham mit seinen Trouppen über die Wal-
lachey nach Hauß gegangen/ und hat sich auch der Groß Ve-
zier mit der Armee/ welche nun auch ehistens außeinander ge-
hen/ und in die Winter-Quartier verlegt werden solle/ hinunter

nach

Ein anders auß Wienn/ vom 15. November.

Ihro Majestät die verwittibte Königin in Pohlen/ nach-
deme Sie/ wegen ihrer in dem Königreich Pohlen hinterlasse-
ner Einkünfften/ eine Richtigkeit gepflogen/ haben ihre Reyß
von dannen nach Rom angetretten/ und seynd bereits in denen
Kayserl: Erblanden angelangt/ dardurch Sie dann ihre Reyß
gegen Tyrol fortsetzen; Ihro Kayserl. Majestät haben anbe-
fohlen/ selbige aller Orthen/ mit geziemenden Complimenten
zu empfangen/ und haben Deroselben 2. Senfften nacher Znaim
entgegen geschickt/ umb sich derselben über das Tyrolische Ge-
bürg zu bedienen; Sonsten melden die letztere Schreiben auß
Pohlen/ daß Ihro Königl. Majestät von Lemberg nach War-
schau auffgebrochen/ und daß über Moscau verlaute/ daß der
Czaar alldorten glücklich angelangt/ es will aber anbey das
bißhero außgesprengte Gerücht/ als ob die Tartaren an dem
Perecop zwey mahl von denen Moscowittern geschlagen und in
die Flucht getrieben worden/ nicht confirmirt/ sondern vielmehr
dieses von dannen berichtet worden/ daß die Moscow. Armee/
in Ermanglung deß Solds/ sich in schlechtem Stand befinde/
derowegen dann der Czaar gegen seine Prioren sich sehr un-
willig erweisen solle. Auß Hungarn seynd vom 1. dieses von
Carlowitz fernere Brieff eingeloffen/ mit welchen die beschehene
Außwechselung der sambtlichen Plenipotentzen bestättiget
wird/ und wurde nun an Erbauung deß Conferentz-Hauses
starck von beeden Seiten gearbeitet/ und lassen sich die Türcken
verlauten/ als ob sie willens wären/ mit Ende dieses Monats
die Sache zu terminieren/ massen sie nicht länger subsistiren kön-
ten/ welche dann auch vor sie keine Wohnungen erbauet hät-
ten/ sondern nur unter denen Gezelten sich auffhielten. In-
dessen ist der Tartar-Cham mit seinen Trouppen über die Wal-
lachey nach Hauß gegangen/ und hat sich auch der Groß Ve-
zier mit der Armee/ welche nun auch ehistens außeinander ge-
hen/ und in die Winter-Quartier verlegt werden solle/ hinunter

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0002" n="[2]"/>
        </p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Ein anders auß Wienn/ vom 15. November.</head><lb/>
        <p>Ihro Majestät die verwittibte Königin in Pohlen/ nach-<lb/>
deme Sie/ wegen ihrer in dem Königreich Pohlen hinterlasse-<lb/>
ner Einkünfften/ eine Richtigkeit gepflogen/ haben ihre Reyß<lb/>
von dannen nach Rom angetretten/ und seynd bereits in denen<lb/>
Kayserl: Erblanden angelangt/ dardurch Sie dann ihre Reyß<lb/>
gegen Tyrol fortsetzen; Ihro Kayserl. Majestät haben anbe-<lb/>
fohlen/ selbige aller Orthen/ mit geziemenden Complimenten<lb/>
zu empfangen/ und haben Deroselben 2. Senfften nacher Znaim<lb/>
entgegen geschickt/ umb sich derselben über das Tyrolische Ge-<lb/>
bürg zu bedienen; Sonsten melden die letztere Schreiben auß<lb/>
Pohlen/ daß Ihro Königl. Majestät von Lemberg nach War-<lb/>
schau auffgebrochen/ und daß über Moscau verlaute/ daß der<lb/>
Czaar alldorten glücklich angelangt/ es will aber anbey das<lb/>
bißhero außgesprengte Gerücht/ als ob die Tartaren an dem<lb/>
Perecop zwey mahl von denen Moscowittern geschlagen und in<lb/>
die Flucht getrieben worden/ nicht confirmirt/ sondern vielmehr<lb/>
dieses von dannen berichtet worden/ daß die Moscow. Armee/<lb/>
in Ermanglung deß Solds/ sich in schlechtem Stand befinde/<lb/>
derowegen dann der Czaar gegen seine Prioren sich sehr un-<lb/>
willig erweisen solle. Auß Hungarn seynd vom 1. dieses von<lb/>
Carlowitz fernere Brieff eingeloffen/ mit welchen die beschehene<lb/>
Außwechselung der sambtlichen Plenipotentzen bestättiget<lb/>
wird/ und wurde nun an Erbauung deß Conferentz-Hauses<lb/>
starck von beeden Seiten gearbeitet/ und lassen sich die Türcken<lb/>
verlauten/ als ob sie willens wären/ mit Ende dieses Monats<lb/>
die Sache zu terminieren/ massen sie nicht länger subsistiren kön-<lb/>
ten/ welche dann auch vor sie keine Wohnungen erbauet hät-<lb/>
ten/ sondern nur unter denen Gezelten sich auffhielten. In-<lb/>
dessen ist der Tartar-Cham mit seinen Trouppen über die Wal-<lb/>
lachey nach Hauß gegangen/ und hat sich auch der Groß Ve-<lb/>
zier mit der Armee/ welche nun auch ehistens außeinander ge-<lb/>
hen/ und in die Winter-Quartier verlegt werden solle/ hinunter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] Ein anders auß Wienn/ vom 15. November. Ihro Majestät die verwittibte Königin in Pohlen/ nach- deme Sie/ wegen ihrer in dem Königreich Pohlen hinterlasse- ner Einkünfften/ eine Richtigkeit gepflogen/ haben ihre Reyß von dannen nach Rom angetretten/ und seynd bereits in denen Kayserl: Erblanden angelangt/ dardurch Sie dann ihre Reyß gegen Tyrol fortsetzen; Ihro Kayserl. Majestät haben anbe- fohlen/ selbige aller Orthen/ mit geziemenden Complimenten zu empfangen/ und haben Deroselben 2. Senfften nacher Znaim entgegen geschickt/ umb sich derselben über das Tyrolische Ge- bürg zu bedienen; Sonsten melden die letztere Schreiben auß Pohlen/ daß Ihro Königl. Majestät von Lemberg nach War- schau auffgebrochen/ und daß über Moscau verlaute/ daß der Czaar alldorten glücklich angelangt/ es will aber anbey das bißhero außgesprengte Gerücht/ als ob die Tartaren an dem Perecop zwey mahl von denen Moscowittern geschlagen und in die Flucht getrieben worden/ nicht confirmirt/ sondern vielmehr dieses von dannen berichtet worden/ daß die Moscow. Armee/ in Ermanglung deß Solds/ sich in schlechtem Stand befinde/ derowegen dann der Czaar gegen seine Prioren sich sehr un- willig erweisen solle. Auß Hungarn seynd vom 1. dieses von Carlowitz fernere Brieff eingeloffen/ mit welchen die beschehene Außwechselung der sambtlichen Plenipotentzen bestättiget wird/ und wurde nun an Erbauung deß Conferentz-Hauses starck von beeden Seiten gearbeitet/ und lassen sich die Türcken verlauten/ als ob sie willens wären/ mit Ende dieses Monats die Sache zu terminieren/ massen sie nicht länger subsistiren kön- ten/ welche dann auch vor sie keine Wohnungen erbauet hät- ten/ sondern nur unter denen Gezelten sich auffhielten. In- dessen ist der Tartar-Cham mit seinen Trouppen über die Wal- lachey nach Hauß gegangen/ und hat sich auch der Groß Ve- zier mit der Armee/ welche nun auch ehistens außeinander ge- hen/ und in die Winter-Quartier verlegt werden solle/ hinunter nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Wien und der Verlag Susanna C… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-06-06T16:57:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-06-06T16:57:16Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_ankommender2836_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_ankommender2836_1698/2
Zitationshilfe: Neu-ankommender Currier. Nr. 2836, Wien, 1698, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_ankommender2836_1698/2>, abgerufen am 17.06.2024.