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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 25. Rudolstadt, 23. März 1847.

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[Spaltenumbruch] leichtfertiges Urtheil eines -- wie es scheint -- schon ziemlich bejahr-
ten Mannes. Ganz besonders scheint er es sich zur Aufgabe gemacht
zu haben, alle bisher über Teras erschienenen Werke als unrichtig
zu bezeichnen -- er nennt aber keins, sondern verurtheilt sie in Bausch
und Bogen -- und hierin verfährt er mit einer Consequenz, die einer
besseren Sache würdig wäre. So nennt er, der ganz Texas un-
fruchtbar findet, die Jnsel Galveston, welche Jeder, der sie betritt,
für unfruchtbar erklärt, fruchtbar, -- weil Gras und Gesträuche
darauf zu finden. Drei Bäume, von welchen Jemand berichtet, daß
sie sich auf der genannten Jnsel befinden, und die auch wir uns zu-
fällig erinnern, vor zwei Jahren etwa noch dort gesehen zu haben,
vermißt er, und benutzt diesen kleinlichen Umstand ebenfalls als kräf-
tigen Beweis für die Unrichtigkeit der bisherigen Berichte über Teras!
Ebenso irreleitend wie die ganze Broschüre, -- wir nehmen den größten
Theil der Seereise = Bemerkungen nicht aus, -- ist die lithographische
Skizze von Galveston, welche ungefähr 2 Dutzend Häuser aufweiset
und es der Phantasie des Lesers überläßt, sich die übrigen dreihundert
hinzuzudenken.

Zur Belustigung der Leser seien uns noch ein Paar Worte über
das traurige Werkchen erlaubt, dann wollen wir es mit Vergnügen
der Vergessenheit übergeben. Wie vorhin erwähnt, löste sich die Gesell-
schaft bei ihrer Ankunft in Galveston auf, und die Abtrünnigen be-
mächtigten sich mit Gewalt ihres Antheils -- vielleicht auch mehr --
an den mitgebrachten, auf gemeinschaftliche Rechnung gekauften, ver-
schiedenen Sachen. Hr. v. S. wollte sich polizeilicher Hülfe dagegen
bedienen; da er aber hörte, "daß solche nur dadurch möglich sei, daß
ein Constabel herbeigeholt würde, und daß er in der freien Republik
erst seine Eigenthumsrechte auf die von ihm als die seinigen beanspruch-
ten Sachen nachweisen müsse," bevor er sie wieder erhalten könnte,
so ließ er sie fahren. Was soll man von solcher Aeußerung denken?
Muß man denn nicht in der ganzen Welt, wenn man polizeiliche
Hülfe haben will, Polizeimannschaft ( in Amerika Constable
genannt ) requiriren, und von dem, was man reclamirt, sich als
Eigenthümer ausweisen?! -- Jn Houston will der Verf. eine, nach
seinen Ansichten bessere Rechtspflege, als in Galveston gefunden haben;
was sehr gegen Houston sprechen würde, wüßte man nicht, daß die
Justiz sich in beiden Städten vollkommen gleich und ihre Handhabung
ebenfalls dieselbe ist. Am Schlusse gibt er uns einen Wegweiser von
Houston bis in Gegenden, die er selbst nicht betrat; diesem
Umstande haben wir es vielleicht zu verdanken, daß er so ziemlich
richtig ausfiel.

   

Neueste Karte von Texas mit Eintheilung in die
verschiedenen Grafschaften.
Nach den besten ame-
rikanischen Hülfsmitteln entworfen. Bremen, C. Schüne-
mann 's Sortimentsbuchhandlung. 1 / 4 Rl.

Diese, wie der Titel schon sagt, nach den besten amerikanischen
Hülfsmitteln entworfene und mit großem Fleiße und seltener Genauig-
keit ausgearbeitete Specialkarte ist unstreitig die beste, welche bisher
über Texas erschien. Wir können sie daher mit gutem Gewissen so-
wohl den Auswanderern nach jenem Staate, als auch allen denen,
welche sich aus politischen oder anderen Rücksichten für Texas interessiren,
empfehlen. Ein, auf demselben Blatte befindliches Kärtchen im kleineren
Maaßstabe zeigt uns außerdem noch Teras, und die angränzenden
Staaten, nämlich Mexiko und den südlichsten und südwestlichsten Theil
der Union.

   
[Spaltenumbruch]
Ueber Schiffs = Contracte.

" Der Jahresbericht der deutschen Gesellschaft in Newyork ( schreibt
ein Menschenfreund an den Herausgeber ) in No. 22. Jhres Blattes
ist in der That beherzigenswerth. Aber haben Sie ihn denn auch
beherzigt? -- Der Punkt, welcher besonders hervorgehoben wird, daß
Hamburger und Bremer Rheder vorm Jahre sich an die Contracte ihrer
Agenten nicht banden, vielmehr diese Papiere den Leuten aus den Händen
spielten und sie dann willkürlich behandelten, verdient Jhre ganz be-
sondere Aufmerksamkeit. Alle Auswanderer sollten wiederholt von Jhnen
belehrt werden, wie wichtig es sei, daß sie die Contractscheine in den
Händen behalten, um, im Falle unstatthafter Zumuthungen, sofort
oder auch noch von Amerika aus solche Ungebühr vor die rechte Schmiede
bringen und sich Genugthuung verschaffen zu können. Sehr wirksam
würde es auch sein, wenn alle Beschwerden über Contractswidrigkeiten,
Ueberfüllung der Schiffe, schlechte oder mangelhafte Verproviantirung,
harte Behandlung u. dgl. in Jhrer Zeitung veröffentlicht und diejenigen
Herren, welche sich so gewissenslos an ihren Mitmenschen versündigen,
namhaft gemacht würden; wenn die Herren Agenten nicht nur darauf
Bedacht nähmen, daß sie, sondern auch darauf, mit wem sie Ge-
schäfte machen ec.

Zusatz der Redaction. Den hier angedeuteten Uebelständen kräftigst
entgegenzuarbeiten, gehört von vornherein zu unseren Hauptaufgaben,
und wir sind stets bereit, unter der Rubrik:

Beschwerdebuch

alle verbürgten Rügen, zum allgemeinen Besten, in diesen Blättern
gratis aufzunehmen, und dadurch den Seepassagedienst gleichsam
einer ähnlichen Ueberwachung zu unterwerfen, wie sie auf dem Con-
tinente die Postanstalten sich selbst auferlegt haben.

Gesetze und Verordnungen.

Berlin, 10. März. Nr. 9. des Postamtblattes enthält eine
unterm 28. v. M. ergangene Verfügung des Generalpostmeisters, wo-
nach die gedruckten Anerbietungen des Hauses Delrue & Comp.
in Dünkirchen zur Ueberschiffung preußischer Auswanderer nach
Amerika unter Kreuzband mit den preußischen Posten nicht befördert
werden sollen. Die bei der Aufgabe erkannten sind zurückzuweisen,
die unter den angekommenen Briefen oder im Briefkasten vorgefundenen
an die Polizeibehörde abzuliefern.

Vermischte Nachrichten.

Stuttgart. Das Regierungsblatt enthält die Bekanntmachung
von der Aufstellung eines Hauptagenten für den "Verein zur Beför-
derung deutscher Auswanderer nach Amerika," so wie eines andern
für die Eigenthümer "der 16 regelmäßigen Postschiffe zwischen London
und Newyork."

Auch in Mannheim ist ein Verein zusammengetreten und
viele Ehrenmänner, wie Jtzstein, Helmenreich, Mathy, Dr.
Weller, Regierungsrath Schmidt, Assessor Lamey, Dr. Ober-
müller,
die Kfl. Jörger, Giulini, haben sich an die Spitze des-
selben gestellt, um 1 ) den Auswanderern ihre Güter um einen
Mittelpreis abzukaufen und beim Wiederverkauf zu arron-
diren,
2 ) die Auswanderer sicher und ebenfalls für einen
Mittelpreis hinüberzugeleiten,
3 ) dabei so viel zu erübri-
gen, daß man auch arme Leute hinüberschaffen kann.
--
Ebenso verspricht der Darmstädter "Nationalverein" für die Folge

[Spaltenumbruch] leichtfertiges Urtheil eines -- wie es scheint -- schon ziemlich bejahr-
ten Mannes. Ganz besonders scheint er es sich zur Aufgabe gemacht
zu haben, alle bisher über Teras erschienenen Werke als unrichtig
zu bezeichnen -- er nennt aber keins, sondern verurtheilt sie in Bausch
und Bogen -- und hierin verfährt er mit einer Consequenz, die einer
besseren Sache würdig wäre. So nennt er, der ganz Texas un-
fruchtbar findet, die Jnsel Galveston, welche Jeder, der sie betritt,
für unfruchtbar erklärt, fruchtbar, -- weil Gras und Gesträuche
darauf zu finden. Drei Bäume, von welchen Jemand berichtet, daß
sie sich auf der genannten Jnsel befinden, und die auch wir uns zu-
fällig erinnern, vor zwei Jahren etwa noch dort gesehen zu haben,
vermißt er, und benutzt diesen kleinlichen Umstand ebenfalls als kräf-
tigen Beweis für die Unrichtigkeit der bisherigen Berichte über Teras!
Ebenso irreleitend wie die ganze Broschüre, -- wir nehmen den größten
Theil der Seereise = Bemerkungen nicht aus, -- ist die lithographische
Skizze von Galveston, welche ungefähr 2 Dutzend Häuser aufweiset
und es der Phantasie des Lesers überläßt, sich die übrigen dreihundert
hinzuzudenken.

Zur Belustigung der Leser seien uns noch ein Paar Worte über
das traurige Werkchen erlaubt, dann wollen wir es mit Vergnügen
der Vergessenheit übergeben. Wie vorhin erwähnt, löste sich die Gesell-
schaft bei ihrer Ankunft in Galveston auf, und die Abtrünnigen be-
mächtigten sich mit Gewalt ihres Antheils -- vielleicht auch mehr --
an den mitgebrachten, auf gemeinschaftliche Rechnung gekauften, ver-
schiedenen Sachen. Hr. v. S. wollte sich polizeilicher Hülfe dagegen
bedienen; da er aber hörte, „daß solche nur dadurch möglich sei, daß
ein Constabel herbeigeholt würde, und daß er in der freien Republik
erst seine Eigenthumsrechte auf die von ihm als die seinigen beanspruch-
ten Sachen nachweisen müsse,“ bevor er sie wieder erhalten könnte,
so ließ er sie fahren. Was soll man von solcher Aeußerung denken?
Muß man denn nicht in der ganzen Welt, wenn man polizeiliche
Hülfe haben will, Polizeimannschaft ( in Amerika Constable
genannt ) requiriren, und von dem, was man reclamirt, sich als
Eigenthümer ausweisen?! -- Jn Houston will der Verf. eine, nach
seinen Ansichten bessere Rechtspflege, als in Galveston gefunden haben;
was sehr gegen Houston sprechen würde, wüßte man nicht, daß die
Justiz sich in beiden Städten vollkommen gleich und ihre Handhabung
ebenfalls dieselbe ist. Am Schlusse gibt er uns einen Wegweiser von
Houston bis in Gegenden, die er selbst nicht betrat; diesem
Umstande haben wir es vielleicht zu verdanken, daß er so ziemlich
richtig ausfiel.

   

Neueste Karte von Texas mit Eintheilung in die
verschiedenen Grafschaften.
Nach den besten ame-
rikanischen Hülfsmitteln entworfen. Bremen, C. Schüne-
mann 's Sortimentsbuchhandlung. 1 / 4 Rl.

Diese, wie der Titel schon sagt, nach den besten amerikanischen
Hülfsmitteln entworfene und mit großem Fleiße und seltener Genauig-
keit ausgearbeitete Specialkarte ist unstreitig die beste, welche bisher
über Texas erschien. Wir können sie daher mit gutem Gewissen so-
wohl den Auswanderern nach jenem Staate, als auch allen denen,
welche sich aus politischen oder anderen Rücksichten für Texas interessiren,
empfehlen. Ein, auf demselben Blatte befindliches Kärtchen im kleineren
Maaßstabe zeigt uns außerdem noch Teras, und die angränzenden
Staaten, nämlich Mexiko und den südlichsten und südwestlichsten Theil
der Union.

   
[Spaltenumbruch]
Ueber Schiffs = Contracte.

„ Der Jahresbericht der deutschen Gesellschaft in Newyork ( schreibt
ein Menschenfreund an den Herausgeber ) in No. 22. Jhres Blattes
ist in der That beherzigenswerth. Aber haben Sie ihn denn auch
beherzigt? -- Der Punkt, welcher besonders hervorgehoben wird, daß
Hamburger und Bremer Rheder vorm Jahre sich an die Contracte ihrer
Agenten nicht banden, vielmehr diese Papiere den Leuten aus den Händen
spielten und sie dann willkürlich behandelten, verdient Jhre ganz be-
sondere Aufmerksamkeit. Alle Auswanderer sollten wiederholt von Jhnen
belehrt werden, wie wichtig es sei, daß sie die Contractscheine in den
Händen behalten, um, im Falle unstatthafter Zumuthungen, sofort
oder auch noch von Amerika aus solche Ungebühr vor die rechte Schmiede
bringen und sich Genugthuung verschaffen zu können. Sehr wirksam
würde es auch sein, wenn alle Beschwerden über Contractswidrigkeiten,
Ueberfüllung der Schiffe, schlechte oder mangelhafte Verproviantirung,
harte Behandlung u. dgl. in Jhrer Zeitung veröffentlicht und diejenigen
Herren, welche sich so gewissenslos an ihren Mitmenschen versündigen,
namhaft gemacht würden; wenn die Herren Agenten nicht nur darauf
Bedacht nähmen, daß sie, sondern auch darauf, mit wem sie Ge-
schäfte machen ec.

Zusatz der Redaction. Den hier angedeuteten Uebelständen kräftigst
entgegenzuarbeiten, gehört von vornherein zu unseren Hauptaufgaben,
und wir sind stets bereit, unter der Rubrik:

Beschwerdebuch

alle verbürgten Rügen, zum allgemeinen Besten, in diesen Blättern
gratis aufzunehmen, und dadurch den Seepassagedienst gleichsam
einer ähnlichen Ueberwachung zu unterwerfen, wie sie auf dem Con-
tinente die Postanstalten sich selbst auferlegt haben.

Gesetze und Verordnungen.

Berlin, 10. März. Nr. 9. des Postamtblattes enthält eine
unterm 28. v. M. ergangene Verfügung des Generalpostmeisters, wo-
nach die gedruckten Anerbietungen des Hauses Delrue & Comp.
in Dünkirchen zur Ueberschiffung preußischer Auswanderer nach
Amerika unter Kreuzband mit den preußischen Posten nicht befördert
werden sollen. Die bei der Aufgabe erkannten sind zurückzuweisen,
die unter den angekommenen Briefen oder im Briefkasten vorgefundenen
an die Polizeibehörde abzuliefern.

Vermischte Nachrichten.

Stuttgart. Das Regierungsblatt enthält die Bekanntmachung
von der Aufstellung eines Hauptagenten für den „Verein zur Beför-
derung deutscher Auswanderer nach Amerika,“ so wie eines andern
für die Eigenthümer „der 16 regelmäßigen Postschiffe zwischen London
und Newyork.“

Auch in Mannheim ist ein Verein zusammengetreten und
viele Ehrenmänner, wie Jtzstein, Helmenreich, Mathy, Dr.
Weller, Regierungsrath Schmidt, Assessor Lamey, Dr. Ober-
müller,
die Kfl. Jörger, Giulini, haben sich an die Spitze des-
selben gestellt, um 1 ) den Auswanderern ihre Güter um einen
Mittelpreis abzukaufen und beim Wiederverkauf zu arron-
diren,
2 ) die Auswanderer sicher und ebenfalls für einen
Mittelpreis hinüberzugeleiten,
3 ) dabei so viel zu erübri-
gen, daß man auch arme Leute hinüberschaffen kann.
--
Ebenso verspricht der Darmstädter „Nationalverein“ für die Folge

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Ebenso irreleitend wie die ganze Broschüre, -- wir nehmen den größten Theil der Seereise = Bemerkungen nicht aus, -- ist die lithographische Skizze von Galveston, welche ungefähr 2 Dutzend Häuser aufweiset und es der Phantasie des Lesers überläßt, sich die übrigen dreihundert hinzuzudenken. Zur Belustigung der Leser seien uns noch ein Paar Worte über das traurige Werkchen erlaubt, dann wollen wir es mit Vergnügen der Vergessenheit übergeben. Wie vorhin erwähnt, löste sich die Gesell- schaft bei ihrer Ankunft in Galveston auf, und die Abtrünnigen be- mächtigten sich mit Gewalt ihres Antheils -- vielleicht auch mehr -- an den mitgebrachten, auf gemeinschaftliche Rechnung gekauften, ver- schiedenen Sachen. Hr. v. S. wollte sich polizeilicher Hülfe dagegen bedienen; da er aber hörte, „daß solche nur dadurch möglich sei, daß ein Constabel herbeigeholt würde, und daß er in der freien Republik erst seine Eigenthumsrechte auf die von ihm als die seinigen beanspruch- ten Sachen nachweisen müsse,“ bevor er sie wieder erhalten könnte, so ließ er sie fahren. Was soll man von solcher Aeußerung denken? Muß man denn nicht in der ganzen Welt, wenn man polizeiliche Hülfe haben will, Polizeimannschaft ( in Amerika Constable genannt ) requiriren, und von dem, was man reclamirt, sich als Eigenthümer ausweisen?! -- Jn Houston will der Verf. eine, nach seinen Ansichten bessere Rechtspflege, als in Galveston gefunden haben; was sehr gegen Houston sprechen würde, wüßte man nicht, daß die Justiz sich in beiden Städten vollkommen gleich und ihre Handhabung ebenfalls dieselbe ist. Am Schlusse gibt er uns einen Wegweiser von Houston bis in Gegenden, die er selbst nicht betrat; diesem Umstande haben wir es vielleicht zu verdanken, daß er so ziemlich richtig ausfiel. R. Neueste Karte von Texas mit Eintheilung in die verschiedenen Grafschaften. Nach den besten ame- rikanischen Hülfsmitteln entworfen. Bremen, C. Schüne- mann 's Sortimentsbuchhandlung. 1 / 4 Rl. Diese, wie der Titel schon sagt, nach den besten amerikanischen Hülfsmitteln entworfene und mit großem Fleiße und seltener Genauig- keit ausgearbeitete Specialkarte ist unstreitig die beste, welche bisher über Texas erschien. Wir können sie daher mit gutem Gewissen so- wohl den Auswanderern nach jenem Staate, als auch allen denen, welche sich aus politischen oder anderen Rücksichten für Texas interessiren, empfehlen. Ein, auf demselben Blatte befindliches Kärtchen im kleineren Maaßstabe zeigt uns außerdem noch Teras, und die angränzenden Staaten, nämlich Mexiko und den südlichsten und südwestlichsten Theil der Union. R. Ueber Schiffs = Contracte. „ Der Jahresbericht der deutschen Gesellschaft in Newyork ( schreibt ein Menschenfreund an den Herausgeber ) in No. 22. Jhres Blattes ist in der That beherzigenswerth. Aber haben Sie ihn denn auch beherzigt? -- Der Punkt, welcher besonders hervorgehoben wird, daß Hamburger und Bremer Rheder vorm Jahre sich an die Contracte ihrer Agenten nicht banden, vielmehr diese Papiere den Leuten aus den Händen spielten und sie dann willkürlich behandelten, verdient Jhre ganz be- sondere Aufmerksamkeit. Alle Auswanderer sollten wiederholt von Jhnen belehrt werden, wie wichtig es sei, daß sie die Contractscheine in den Händen behalten, um, im Falle unstatthafter Zumuthungen, sofort oder auch noch von Amerika aus solche Ungebühr vor die rechte Schmiede bringen und sich Genugthuung verschaffen zu können. Sehr wirksam würde es auch sein, wenn alle Beschwerden über Contractswidrigkeiten, Ueberfüllung der Schiffe, schlechte oder mangelhafte Verproviantirung, harte Behandlung u. dgl. in Jhrer Zeitung veröffentlicht und diejenigen Herren, welche sich so gewissenslos an ihren Mitmenschen versündigen, namhaft gemacht würden; wenn die Herren Agenten nicht nur darauf Bedacht nähmen, daß sie, sondern auch darauf, mit wem sie Ge- schäfte machen ec. Zusatz der Redaction. Den hier angedeuteten Uebelständen kräftigst entgegenzuarbeiten, gehört von vornherein zu unseren Hauptaufgaben, und wir sind stets bereit, unter der Rubrik: Beschwerdebuch alle verbürgten Rügen, zum allgemeinen Besten, in diesen Blättern gratis aufzunehmen, und dadurch den Seepassagedienst gleichsam einer ähnlichen Ueberwachung zu unterwerfen, wie sie auf dem Con- tinente die Postanstalten sich selbst auferlegt haben. Gesetze und Verordnungen. Berlin, 10. März. Nr. 9. des Postamtblattes enthält eine unterm 28. v. M. ergangene Verfügung des Generalpostmeisters, wo- nach die gedruckten Anerbietungen des Hauses Delrue & Comp. in Dünkirchen zur Ueberschiffung preußischer Auswanderer nach Amerika unter Kreuzband mit den preußischen Posten nicht befördert werden sollen. Die bei der Aufgabe erkannten sind zurückzuweisen, die unter den angekommenen Briefen oder im Briefkasten vorgefundenen an die Polizeibehörde abzuliefern. Vermischte Nachrichten. Stuttgart. Das Regierungsblatt enthält die Bekanntmachung von der Aufstellung eines Hauptagenten für den „Verein zur Beför- derung deutscher Auswanderer nach Amerika,“ so wie eines andern für die Eigenthümer „der 16 regelmäßigen Postschiffe zwischen London und Newyork.“ Auch in Mannheim ist ein Verein zusammengetreten und viele Ehrenmänner, wie Jtzstein, Helmenreich, Mathy, Dr. Weller, Regierungsrath Schmidt, Assessor Lamey, Dr. Ober- müller, die Kfl. Jörger, Giulini, haben sich an die Spitze des- selben gestellt, um 1 ) den Auswanderern ihre Güter um einen Mittelpreis abzukaufen und beim Wiederverkauf zu arron- diren, 2 ) die Auswanderer sicher und ebenfalls für einen Mittelpreis hinüberzugeleiten, 3 ) dabei so viel zu erübri- gen, daß man auch arme Leute hinüberschaffen kann. -- Ebenso verspricht der Darmstädter „Nationalverein“ für die Folge

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 25. Rudolstadt, 23. März 1847, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer25_1847/6>, abgerufen am 29.04.2024.