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Die Bayerische Presse. Nr. 265. Würzburg, 5. November 1850.

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[Spaltenumbruch] vollkommen auf dem Boden des Rechts bewegen,
während die Preußen, die niemand rief, gegen
deren Einmischung vielmehr der Landesfürst förm-
lich protestirte, nicht das mindeste Recht haben,
in die kurhessische Angelegenheit sich zu mengen.
Wir hoffen darum noch immer auf einen fried-
lichen Ausgang. Mitten unter den einziehenden
bayerischen Truppen sehen wir heute ganze Schaa-
ren beurlaubter kurhessischer Soldaten, ein recht
schmerzlicher Anblick für uns; jene, trotz des
mühsamen Marsches auf den durch den Regen
grundlos gewordenen Straßen, munter voll krie-
gerischen Eifers und guter Haltung, ihrer ern-
sten Bestimmung, deren Ausgang noch jedem un-
bekannt, entgegenziehend; diese still und in sich
gekehrt, den Stab in der Hand, der Heimat zu-
wandern!

   

Aus dem Hauptquartier an der eisenach=hes-
sischen Grenze, 2. Nov. Gestern Abends ist die
Ordre zum Einrücken in Kurhessen und zwar zu-
nächst in Fulda eingetroffen. Jn Folge dessen ist
das in Eisenach stationirte Bataillon sammt dem
Generalstabe heute früh mittelst Extrazuges nach
Gerstungen, um von da noch heute bis Hünfeld
zu gehen und morgen in Fulda einzutreffen. Zu
ihm wird der größere Theil der auf der Linie
von Gerstungen bis Geisa stationirten Truppen
stoßen. -- Der Eilmarsch bezweckt den heranrü-
ckenden Bayern zuvorzukommen. Doch zweifeln
die HH. vom Generalstabe selbst, ob sie Befehl
zum Zurückdrängen derselben erhalten würden, wie
denn auch die Bayern noch keinen zum Angriff
erhalten haben.

Kassel, 3. Nov. Jm Ganzen befinden sich
gegenwärtig, mit den gestern eingerückten Truppen,
wenigstens 8000 Mann hier. Das Kommando
führt General v. Tiezen und Generalmajor v.
Koch.

Hanau, 3. Nov. Jn Folge des ergangenen
Befehls, bis heute Nachmittag um 2 Uhr die
Waffen ec. abzuliefern, wurde eine größere Zahl
derselben nach dem Neustädtischen Rathhause ge-
bracht und daselbst in Empfang genommen. Nach-
mittags stellte sich ein Theil der hiesigen königl.
bayerischen Besatzung, Jnfanterie und Cavallerie,
auf dem Markte auf. Die Kanonen wurden be-
spannt und ziemlich starke Jnfanterie= und Ca-
valleriepatrouillen durchzogen die verschiedenen Stra-
ßen der Stadt, während kleinere Pikets vor den-
jenigen Häusern sich aufstellten, in denen die Con-
trole wegen Ablieferung der Waffen vorgenommen
wurde, was der Reihe nach in allen Straßen
theils schon geschah, theils noch geschehen wird.
Durch diese militärische Bewegung kam eine grö-
ßere Lebhaftigkeit in die sonst am Sonntag ziem-
lich stillen Straßen unserer Stadt. Da gestern
bereits ein Theil von den hier verbliebenen Trup-
pen weiter marschirt ist, wonach die hiesige Be-
satzung nur noch aus etwa 2300 Mann besteht,
wurden theilweise Umquartierungen, resp. Ver-
minderungen einzelner Einquartierungen vorge-
nommen. Die Hauptwache ist mit 60 bis 70
Mann, der Bahnhof mit 30 bis 40 Mann und
die Wachen der Hauptthore verhältnißmäßig be-
setzt. Jm übrigen waltet die größte Ruhe und
die Wirthschaftslocale sind ebenso stark als ge-
wöhnlich am Sonntage besucht.

   

Hanau, 3. Nov. Das hiesige Obergerecht
hat seine Auflehnung gegen die Gesetze auch auf
die Anordnungen der Bundesbehörde ausgedehnt,
und auf den Befehl des Bundeskommissärs wegen
sofortiger Erhebung der Stempel durch das Ober-
gericht und die Untergerichte, ablehnend verfügt,
und sich nur dazu bequemt, jenen Befehl den Un-
tergerichten "nachrichtlich" mitzutheilen. Jn der
Nichtberechtigung des Commissärs und der den
Befehl zersetzenden Verfügung des Obergerichts,
die wir auch von anderer Seite bestätigt finden,
ist zugleich wieder jene, unsern faulen Zuständen
eigene rabulistische Zweideutigkeit zu erkennen,
welche um jede Widerspänstigkeit ein quasilegales
Mäntelchen zu hängen sucht.

   

Fulda, 3. Nov. Das preußische Militär ver-
schiedener Waffen, welches von gestern auf heute
übernachtet hat ist heute Morgen bis auf eine halbe
[Spaltenumbruch] Stunde vor Neuhof ( 3 Stunden von hier nach
Hanau zu ) vorgerückt und andere Truppen, preu-
ßische Jnfanterie, Kuirassiere und Artillerie, sind
wieder eingerückt. Wie freundlich die Preußen
gesinnt sind, kann man daraus ermessen, daß sie
nicht nur die Thüren der hiesigen Jnfanterieca-
serne, sondern sogar auch die des Marstalls im
hiesigen kurfürstlichen Schlosse mit Aerten einge-
schmissen und sich in Besitz dieser Räumlichkeiten
gesetzt haben. Die Truppenmasse, welche im Au-
genblick zwischen Hünfeld und Neuhof sich bewegt,
mag nach einem ungefähren Ueberschlag an 8000
Mann betragen. Die Bayern sind heute in Neu-
hof eingerückt. Cheveanrlegers bilden ihre äußerste
Spitze und grüne Husaren die der Preußen. Zwi-
schen beiden Truppen liegt eine Distanze von kaum
einer halben Stunde.

   

Hanau, 4. Nov. Es haben uns jetzt alle
bayer. Truppen verlassen, um zu der Hauptmacht
bei Schlüchtern zu stoßen, blos 2 Bat. Fußvolk,
1 Schwadron Reiter und eine halbe Batterie sind
im Augenblick noch hier, indeß werden stündlich
neue Truppen, darunter auch Oesterreicher, von
Würzburg und Heilbronn her erwartet.

Frankfurt, 4. Nov. Wie wir vernehmen,
hat General v. d. Gröben, nachdem er in Hessen
eingerückt, an die kurfürstl. Regierung ein Schrei-
ben gerichtet, in welchem er in den höflichsten
Ausdrücken diesen Einmarsch anzeigt, und als
Zweck desselben die Besetzung der Preußen zuste-
henden Etappenstraße angibt, sowie beifügt, daß
er sich in keinerlei Weise in die innern Angele-
genheiten des Kurstaates mischen werde. Auf die-
ses Schreiben und die Nachrichten hin, daß Kassel
und Fulda wirklich durch preußische Truppen be-
setzt seien, hat die kurfürstliche Regierung sofort
feierliche Verwahrung gegen einen solch gewalt-
thätigen Eingriff in die Unabhängigkeit des Staa-
tes und in die Selbstständigkeit der kurfürstlichen
Regierung erhoben, und ihrem Gesandten in Ber-
lin den Befehl gegeben, sofort diese Stadt zu
verlassen, auch hat sie sogleich alle Verbindungen
mit dem bei der kurfürstlichen Regierung beglau-
bigten kgl. preußischen Gesandten förmlich abge-
brochen. Ferner vernimmt man, daß die kurfürst-
liche Regierung sich gestern noch an den deut-
schen Bund um Schutz und Hilfe gewandt hat.

   

Frankfurt, 4. Nov. Der kurhessische Ge-
sandte in Berlin, Herr v. Dörnberg, ist abbern-
fen. Die Verwahrung lautet wie folgt: Die kgl.
preuß. Regierung hat durch kgl. preuß. Truppen
die Grenzen des Kurfürstenthums Hessen über-
schritten und am heutigen Tage Kassel, die Haupt-
und Residenzstadt Sr. kgl. Hoheit des Kurfürsten
von Hessen, militärisch besetzen lassen und durch
das abschriftlich anliegende Schreiben des k. preuß.
kommandirenden Generals, Grafen von der Grö-
ben, der kurfürstl. Staatsregierung hiervon Kennt-
niß gegeben. Ebenso hat ein Einmarsch königl.
preuß. Truppen in die Provinz Fulda stattgefun-
den. -- Sowohl dieser Einmarsch königl. preuß.
Truppen, als auch die Besatzung kurhessischer Ge-
bietstheile durch dieselben, hat ungeachtet der durch
die Note des kurfürstlichen Ministeriums des Aeu-
ßern vom 23. Sept. dieses Jahres dem königl.
preußischen Ministerium des Aeußern ausgespro-
chenen vorläufigen Verwahrung, ohne eine deß-
halbige Requisition seitens der kurfürstlichen Re-
gierung und gegen deren Willen stattgefunden.
Durch diese Handlungsweise der königl. preußischen
Regierung ist die Unabhängigkeit und Unverletz-
barkeit des Kurfürstenthums, welche demselben
durch das deutsche Bundesrecht, als einem deut-
schen Bundesstaate, gewährleistet ist, beeinträch-
tigt worden. -- Jm Auftrag und im Namen
Sr. königl. Hoheit des Kurfürsten von Hessen er-
klärt das kurfürstl. Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten, daß es allerhöchstdenselben zu-
stehende Rechte gewahrt wissen will, legt gegen
die Verletzung der Souveränetät Sr. königl.
Hoheit des Kurfürsten hiermit feierliche Verwah-
rung ein und beruft sich auf die Vertretung und
den Schutz des durchlauchtigsten deutschen Bun-
des.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Vor Rendsburg, 28. Okt. Man hofft hier
auf einen baldigen Winter, um den Angriff über
die festgefrornen Moore, Sümpfe und Gräben
ausführen zu können. Das klingt recht schön,
wenn nicht zu der Zeit dann auch das ganze
Terrain um ein Bedeutendes erweitert würde und
die Dänen bei ihrer großen Zahl dieses Terrain
überall besser besetzen könnten. Die Macht der
dänischen Armee ist seit den letzten 14 Tagen
enorm verstärkt worden, alle Reservemannschaften
und bis jetzt einerercirten Rekruten aus Dänemark
und Nordschleswig sind zur Armee herangezogen,
so daß dieselbe mindestens eine Stärke von 42
bis 45,000 Mann zählt. Außerdem wird aber
Tag und Nacht an den Befestigungen des Cen-
trums und des rechten Flügels gearbeitet, so wie
an den Verbindungspunkten derselben bei Helling-
beck und an den Verbindungspunkten des Centrums
mit dem linken Flügel. Der linke Flügel bei
Missunde ist zu jeder Jahreszeit gesichert wegen
seiner Stellung hinter der Schlei. Nun wird sich
in einigen Wochen die ganze Linie von Eckern-
förde bis Friedrichstadt in einem Vertheidigungs-
zustand befinden, wie ihn eine mit kriegswissen-
schaftlichen Talenten ausgerüstete Armee in einer
Zeit von 4 Monaten, bei fast ununterbrochener
Ruhe, auszuführen im Stande ist. Lange Jn-
santerie=Schanzen, hinter welchen hohe Wälle sich
befinden, die mit Geschütz vom schwersten Kaliber
bespickt, wechseln mit zahlreichen Blockhäusern, vor
welchen Sternschanzen, Redouten und Laufgräben
angebracht sind, alle Werke mit genauer Be-
rechnung angelegt, so daß eins das andere er-
gänzt. Auf der ganzen Linie befinden sich in den
Wällen und Schanzen wohl 600 bis 800 schwere
Geschütze, die man von Kopenhagen zu Schiffe
nach Flensburg gebracht hat und die meistens von
alten Kriegsschiffen herrühren. -- Unter diesen
Umständen ist, auch wenn das gehoffte Frostwet-
ter eintreten sollte, nicht viel Günstiges für die
schleswig=holstein'sche Armee zu erwarten. Möchte
man also noch vor dieser Zeit die Sache in Frie-
den zu Ende bringen! --

Deutschland.

Frankfurt, 30. Okt. Man ist durchaus im
Ungewissen darüber, wie das neue hannöv. Mi-
nisterium sich zur Bundesfrage stellen werde. Den
Premierminister v. Münchhausen hält man für
entschieden und treu; ebenso den Kriegsminister,
General Jakobi. Dagegen befürchtet man, daß
Lindemann und Mayer nur noch im erhöhten
Maße die Bedenklichkeit theilen werden, welche
Stüve der Ausführung des Bundehbeschlusses in
Bezug auf Kurhessen entgegengesetzt hat. Der
hannöv. Bundestagsgesandte Detmold ist in einer
höchst unangenehmen Situation. Er hatte sich
nach einem heftigen Kampfe der Meinung der
übrigen Bundestagsgesandten gefügt, und auf ei-
gene Verantwortlichkeit Namens Hannovers seine
Zustimmung zu dem Bundesbeschlusse gegeben.
Die Nothwendigkeit desselben hatte er auch gewiß
nicht verkannt; wohl aber mochte es ihm nicht
unbekannt sein, wie sehr die Popularität seines
Freundes und Vorgesetzten Stüve durch ein Zu-
rückziehen auf den Bundesbeschluß vom 28. Juni
1832 gefährdet.

Frankfurt, 3. Nov., Nachmittags 3 Uhr.
So eben treffen die Quartiermacher des seither
in Karlsruhe stehenden k. preußischen 28. Jnf. -
Regiments hier ein und verkünden uns für mor-
gen die Ankunft zweier Bataillone und für über-
morgen des 3. Bataillons des genannten Regi-
ments. Auch 2 Schwadronen vom 6. Uhlanen-
regiment sind bereits angekündigt. Wie es heißt,
sollen aus Baden überhaupt in diesen Tagen 4000
Mann preuß. Truppen hier eintreffen. Die Be-

[Spaltenumbruch] vollkommen auf dem Boden des Rechts bewegen,
während die Preußen, die niemand rief, gegen
deren Einmischung vielmehr der Landesfürst förm-
lich protestirte, nicht das mindeste Recht haben,
in die kurhessische Angelegenheit sich zu mengen.
Wir hoffen darum noch immer auf einen fried-
lichen Ausgang. Mitten unter den einziehenden
bayerischen Truppen sehen wir heute ganze Schaa-
ren beurlaubter kurhessischer Soldaten, ein recht
schmerzlicher Anblick für uns; jene, trotz des
mühsamen Marsches auf den durch den Regen
grundlos gewordenen Straßen, munter voll krie-
gerischen Eifers und guter Haltung, ihrer ern-
sten Bestimmung, deren Ausgang noch jedem un-
bekannt, entgegenziehend; diese still und in sich
gekehrt, den Stab in der Hand, der Heimat zu-
wandern!

   

Aus dem Hauptquartier an der eisenach=hes-
sischen Grenze, 2. Nov. Gestern Abends ist die
Ordre zum Einrücken in Kurhessen und zwar zu-
nächst in Fulda eingetroffen. Jn Folge dessen ist
das in Eisenach stationirte Bataillon sammt dem
Generalstabe heute früh mittelst Extrazuges nach
Gerstungen, um von da noch heute bis Hünfeld
zu gehen und morgen in Fulda einzutreffen. Zu
ihm wird der größere Theil der auf der Linie
von Gerstungen bis Geisa stationirten Truppen
stoßen. -- Der Eilmarsch bezweckt den heranrü-
ckenden Bayern zuvorzukommen. Doch zweifeln
die HH. vom Generalstabe selbst, ob sie Befehl
zum Zurückdrängen derselben erhalten würden, wie
denn auch die Bayern noch keinen zum Angriff
erhalten haben.

Kassel, 3. Nov. Jm Ganzen befinden sich
gegenwärtig, mit den gestern eingerückten Truppen,
wenigstens 8000 Mann hier. Das Kommando
führt General v. Tiezen und Generalmajor v.
Koch.

Hanau, 3. Nov. Jn Folge des ergangenen
Befehls, bis heute Nachmittag um 2 Uhr die
Waffen ec. abzuliefern, wurde eine größere Zahl
derselben nach dem Neustädtischen Rathhause ge-
bracht und daselbst in Empfang genommen. Nach-
mittags stellte sich ein Theil der hiesigen königl.
bayerischen Besatzung, Jnfanterie und Cavallerie,
auf dem Markte auf. Die Kanonen wurden be-
spannt und ziemlich starke Jnfanterie= und Ca-
valleriepatrouillen durchzogen die verschiedenen Stra-
ßen der Stadt, während kleinere Pikets vor den-
jenigen Häusern sich aufstellten, in denen die Con-
trole wegen Ablieferung der Waffen vorgenommen
wurde, was der Reihe nach in allen Straßen
theils schon geschah, theils noch geschehen wird.
Durch diese militärische Bewegung kam eine grö-
ßere Lebhaftigkeit in die sonst am Sonntag ziem-
lich stillen Straßen unserer Stadt. Da gestern
bereits ein Theil von den hier verbliebenen Trup-
pen weiter marschirt ist, wonach die hiesige Be-
satzung nur noch aus etwa 2300 Mann besteht,
wurden theilweise Umquartierungen, resp. Ver-
minderungen einzelner Einquartierungen vorge-
nommen. Die Hauptwache ist mit 60 bis 70
Mann, der Bahnhof mit 30 bis 40 Mann und
die Wachen der Hauptthore verhältnißmäßig be-
setzt. Jm übrigen waltet die größte Ruhe und
die Wirthschaftslocale sind ebenso stark als ge-
wöhnlich am Sonntage besucht.

   

Hanau, 3. Nov. Das hiesige Obergerecht
hat seine Auflehnung gegen die Gesetze auch auf
die Anordnungen der Bundesbehörde ausgedehnt,
und auf den Befehl des Bundeskommissärs wegen
sofortiger Erhebung der Stempel durch das Ober-
gericht und die Untergerichte, ablehnend verfügt,
und sich nur dazu bequemt, jenen Befehl den Un-
tergerichten „nachrichtlich“ mitzutheilen. Jn der
Nichtberechtigung des Commissärs und der den
Befehl zersetzenden Verfügung des Obergerichts,
die wir auch von anderer Seite bestätigt finden,
ist zugleich wieder jene, unsern faulen Zuständen
eigene rabulistische Zweideutigkeit zu erkennen,
welche um jede Widerspänstigkeit ein quasilegales
Mäntelchen zu hängen sucht.

   

Fulda, 3. Nov. Das preußische Militär ver-
schiedener Waffen, welches von gestern auf heute
übernachtet hat ist heute Morgen bis auf eine halbe
[Spaltenumbruch] Stunde vor Neuhof ( 3 Stunden von hier nach
Hanau zu ) vorgerückt und andere Truppen, preu-
ßische Jnfanterie, Kuirassiere und Artillerie, sind
wieder eingerückt. Wie freundlich die Preußen
gesinnt sind, kann man daraus ermessen, daß sie
nicht nur die Thüren der hiesigen Jnfanterieca-
serne, sondern sogar auch die des Marstalls im
hiesigen kurfürstlichen Schlosse mit Aerten einge-
schmissen und sich in Besitz dieser Räumlichkeiten
gesetzt haben. Die Truppenmasse, welche im Au-
genblick zwischen Hünfeld und Neuhof sich bewegt,
mag nach einem ungefähren Ueberschlag an 8000
Mann betragen. Die Bayern sind heute in Neu-
hof eingerückt. Cheveanrlegers bilden ihre äußerste
Spitze und grüne Husaren die der Preußen. Zwi-
schen beiden Truppen liegt eine Distanze von kaum
einer halben Stunde.

   

Hanau, 4. Nov. Es haben uns jetzt alle
bayer. Truppen verlassen, um zu der Hauptmacht
bei Schlüchtern zu stoßen, blos 2 Bat. Fußvolk,
1 Schwadron Reiter und eine halbe Batterie sind
im Augenblick noch hier, indeß werden stündlich
neue Truppen, darunter auch Oesterreicher, von
Würzburg und Heilbronn her erwartet.

Frankfurt, 4. Nov. Wie wir vernehmen,
hat General v. d. Gröben, nachdem er in Hessen
eingerückt, an die kurfürstl. Regierung ein Schrei-
ben gerichtet, in welchem er in den höflichsten
Ausdrücken diesen Einmarsch anzeigt, und als
Zweck desselben die Besetzung der Preußen zuste-
henden Etappenstraße angibt, sowie beifügt, daß
er sich in keinerlei Weise in die innern Angele-
genheiten des Kurstaates mischen werde. Auf die-
ses Schreiben und die Nachrichten hin, daß Kassel
und Fulda wirklich durch preußische Truppen be-
setzt seien, hat die kurfürstliche Regierung sofort
feierliche Verwahrung gegen einen solch gewalt-
thätigen Eingriff in die Unabhängigkeit des Staa-
tes und in die Selbstständigkeit der kurfürstlichen
Regierung erhoben, und ihrem Gesandten in Ber-
lin den Befehl gegeben, sofort diese Stadt zu
verlassen, auch hat sie sogleich alle Verbindungen
mit dem bei der kurfürstlichen Regierung beglau-
bigten kgl. preußischen Gesandten förmlich abge-
brochen. Ferner vernimmt man, daß die kurfürst-
liche Regierung sich gestern noch an den deut-
schen Bund um Schutz und Hilfe gewandt hat.

   

Frankfurt, 4. Nov. Der kurhessische Ge-
sandte in Berlin, Herr v. Dörnberg, ist abbern-
fen. Die Verwahrung lautet wie folgt: Die kgl.
preuß. Regierung hat durch kgl. preuß. Truppen
die Grenzen des Kurfürstenthums Hessen über-
schritten und am heutigen Tage Kassel, die Haupt-
und Residenzstadt Sr. kgl. Hoheit des Kurfürsten
von Hessen, militärisch besetzen lassen und durch
das abschriftlich anliegende Schreiben des k. preuß.
kommandirenden Generals, Grafen von der Grö-
ben, der kurfürstl. Staatsregierung hiervon Kennt-
niß gegeben. Ebenso hat ein Einmarsch königl.
preuß. Truppen in die Provinz Fulda stattgefun-
den. -- Sowohl dieser Einmarsch königl. preuß.
Truppen, als auch die Besatzung kurhessischer Ge-
bietstheile durch dieselben, hat ungeachtet der durch
die Note des kurfürstlichen Ministeriums des Aeu-
ßern vom 23. Sept. dieses Jahres dem königl.
preußischen Ministerium des Aeußern ausgespro-
chenen vorläufigen Verwahrung, ohne eine deß-
halbige Requisition seitens der kurfürstlichen Re-
gierung und gegen deren Willen stattgefunden.
Durch diese Handlungsweise der königl. preußischen
Regierung ist die Unabhängigkeit und Unverletz-
barkeit des Kurfürstenthums, welche demselben
durch das deutsche Bundesrecht, als einem deut-
schen Bundesstaate, gewährleistet ist, beeinträch-
tigt worden. -- Jm Auftrag und im Namen
Sr. königl. Hoheit des Kurfürsten von Hessen er-
klärt das kurfürstl. Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten, daß es allerhöchstdenselben zu-
stehende Rechte gewahrt wissen will, legt gegen
die Verletzung der Souveränetät Sr. königl.
Hoheit des Kurfürsten hiermit feierliche Verwah-
rung ein und beruft sich auf die Vertretung und
den Schutz des durchlauchtigsten deutschen Bun-
des.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Vor Rendsburg, 28. Okt. Man hofft hier
auf einen baldigen Winter, um den Angriff über
die festgefrornen Moore, Sümpfe und Gräben
ausführen zu können. Das klingt recht schön,
wenn nicht zu der Zeit dann auch das ganze
Terrain um ein Bedeutendes erweitert würde und
die Dänen bei ihrer großen Zahl dieses Terrain
überall besser besetzen könnten. Die Macht der
dänischen Armee ist seit den letzten 14 Tagen
enorm verstärkt worden, alle Reservemannschaften
und bis jetzt einerercirten Rekruten aus Dänemark
und Nordschleswig sind zur Armee herangezogen,
so daß dieselbe mindestens eine Stärke von 42
bis 45,000 Mann zählt. Außerdem wird aber
Tag und Nacht an den Befestigungen des Cen-
trums und des rechten Flügels gearbeitet, so wie
an den Verbindungspunkten derselben bei Helling-
beck und an den Verbindungspunkten des Centrums
mit dem linken Flügel. Der linke Flügel bei
Missunde ist zu jeder Jahreszeit gesichert wegen
seiner Stellung hinter der Schlei. Nun wird sich
in einigen Wochen die ganze Linie von Eckern-
förde bis Friedrichstadt in einem Vertheidigungs-
zustand befinden, wie ihn eine mit kriegswissen-
schaftlichen Talenten ausgerüstete Armee in einer
Zeit von 4 Monaten, bei fast ununterbrochener
Ruhe, auszuführen im Stande ist. Lange Jn-
santerie=Schanzen, hinter welchen hohe Wälle sich
befinden, die mit Geschütz vom schwersten Kaliber
bespickt, wechseln mit zahlreichen Blockhäusern, vor
welchen Sternschanzen, Redouten und Laufgräben
angebracht sind, alle Werke mit genauer Be-
rechnung angelegt, so daß eins das andere er-
gänzt. Auf der ganzen Linie befinden sich in den
Wällen und Schanzen wohl 600 bis 800 schwere
Geschütze, die man von Kopenhagen zu Schiffe
nach Flensburg gebracht hat und die meistens von
alten Kriegsschiffen herrühren. -- Unter diesen
Umständen ist, auch wenn das gehoffte Frostwet-
ter eintreten sollte, nicht viel Günstiges für die
schleswig=holstein'sche Armee zu erwarten. Möchte
man also noch vor dieser Zeit die Sache in Frie-
den zu Ende bringen! --

Deutschland.

Frankfurt, 30. Okt. Man ist durchaus im
Ungewissen darüber, wie das neue hannöv. Mi-
nisterium sich zur Bundesfrage stellen werde. Den
Premierminister v. Münchhausen hält man für
entschieden und treu; ebenso den Kriegsminister,
General Jakobi. Dagegen befürchtet man, daß
Lindemann und Mayer nur noch im erhöhten
Maße die Bedenklichkeit theilen werden, welche
Stüve der Ausführung des Bundehbeschlusses in
Bezug auf Kurhessen entgegengesetzt hat. Der
hannöv. Bundestagsgesandte Detmold ist in einer
höchst unangenehmen Situation. Er hatte sich
nach einem heftigen Kampfe der Meinung der
übrigen Bundestagsgesandten gefügt, und auf ei-
gene Verantwortlichkeit Namens Hannovers seine
Zustimmung zu dem Bundesbeschlusse gegeben.
Die Nothwendigkeit desselben hatte er auch gewiß
nicht verkannt; wohl aber mochte es ihm nicht
unbekannt sein, wie sehr die Popularität seines
Freundes und Vorgesetzten Stüve durch ein Zu-
rückziehen auf den Bundesbeschluß vom 28. Juni
1832 gefährdet.

Frankfurt, 3. Nov., Nachmittags 3 Uhr.
So eben treffen die Quartiermacher des seither
in Karlsruhe stehenden k. preußischen 28. Jnf. -
Regiments hier ein und verkünden uns für mor-
gen die Ankunft zweier Bataillone und für über-
morgen des 3. Bataillons des genannten Regi-
ments. Auch 2 Schwadronen vom 6. Uhlanen-
regiment sind bereits angekündigt. Wie es heißt,
sollen aus Baden überhaupt in diesen Tagen 4000
Mann preuß. Truppen hier eintreffen. Die Be-

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[0002] vollkommen auf dem Boden des Rechts bewegen, während die Preußen, die niemand rief, gegen deren Einmischung vielmehr der Landesfürst förm- lich protestirte, nicht das mindeste Recht haben, in die kurhessische Angelegenheit sich zu mengen. Wir hoffen darum noch immer auf einen fried- lichen Ausgang. Mitten unter den einziehenden bayerischen Truppen sehen wir heute ganze Schaa- ren beurlaubter kurhessischer Soldaten, ein recht schmerzlicher Anblick für uns; jene, trotz des mühsamen Marsches auf den durch den Regen grundlos gewordenen Straßen, munter voll krie- gerischen Eifers und guter Haltung, ihrer ern- sten Bestimmung, deren Ausgang noch jedem un- bekannt, entgegenziehend; diese still und in sich gekehrt, den Stab in der Hand, der Heimat zu- wandern! ( K. Z. ) Aus dem Hauptquartier an der eisenach=hes- sischen Grenze, 2. Nov. Gestern Abends ist die Ordre zum Einrücken in Kurhessen und zwar zu- nächst in Fulda eingetroffen. Jn Folge dessen ist das in Eisenach stationirte Bataillon sammt dem Generalstabe heute früh mittelst Extrazuges nach Gerstungen, um von da noch heute bis Hünfeld zu gehen und morgen in Fulda einzutreffen. Zu ihm wird der größere Theil der auf der Linie von Gerstungen bis Geisa stationirten Truppen stoßen. -- Der Eilmarsch bezweckt den heranrü- ckenden Bayern zuvorzukommen. Doch zweifeln die HH. vom Generalstabe selbst, ob sie Befehl zum Zurückdrängen derselben erhalten würden, wie denn auch die Bayern noch keinen zum Angriff erhalten haben. Kassel, 3. Nov. Jm Ganzen befinden sich gegenwärtig, mit den gestern eingerückten Truppen, wenigstens 8000 Mann hier. Das Kommando führt General v. Tiezen und Generalmajor v. Koch. Hanau, 3. Nov. Jn Folge des ergangenen Befehls, bis heute Nachmittag um 2 Uhr die Waffen ec. abzuliefern, wurde eine größere Zahl derselben nach dem Neustädtischen Rathhause ge- bracht und daselbst in Empfang genommen. Nach- mittags stellte sich ein Theil der hiesigen königl. bayerischen Besatzung, Jnfanterie und Cavallerie, auf dem Markte auf. Die Kanonen wurden be- spannt und ziemlich starke Jnfanterie= und Ca- valleriepatrouillen durchzogen die verschiedenen Stra- ßen der Stadt, während kleinere Pikets vor den- jenigen Häusern sich aufstellten, in denen die Con- trole wegen Ablieferung der Waffen vorgenommen wurde, was der Reihe nach in allen Straßen theils schon geschah, theils noch geschehen wird. Durch diese militärische Bewegung kam eine grö- ßere Lebhaftigkeit in die sonst am Sonntag ziem- lich stillen Straßen unserer Stadt. Da gestern bereits ein Theil von den hier verbliebenen Trup- pen weiter marschirt ist, wonach die hiesige Be- satzung nur noch aus etwa 2300 Mann besteht, wurden theilweise Umquartierungen, resp. Ver- minderungen einzelner Einquartierungen vorge- nommen. Die Hauptwache ist mit 60 bis 70 Mann, der Bahnhof mit 30 bis 40 Mann und die Wachen der Hauptthore verhältnißmäßig be- setzt. Jm übrigen waltet die größte Ruhe und die Wirthschaftslocale sind ebenso stark als ge- wöhnlich am Sonntage besucht. ( F. O.=Z. ) Hanau, 3. Nov. Das hiesige Obergerecht hat seine Auflehnung gegen die Gesetze auch auf die Anordnungen der Bundesbehörde ausgedehnt, und auf den Befehl des Bundeskommissärs wegen sofortiger Erhebung der Stempel durch das Ober- gericht und die Untergerichte, ablehnend verfügt, und sich nur dazu bequemt, jenen Befehl den Un- tergerichten „nachrichtlich“ mitzutheilen. Jn der Nichtberechtigung des Commissärs und der den Befehl zersetzenden Verfügung des Obergerichts, die wir auch von anderer Seite bestätigt finden, ist zugleich wieder jene, unsern faulen Zuständen eigene rabulistische Zweideutigkeit zu erkennen, welche um jede Widerspänstigkeit ein quasilegales Mäntelchen zu hängen sucht. ( K. Z. ) Fulda, 3. Nov. Das preußische Militär ver- schiedener Waffen, welches von gestern auf heute übernachtet hat ist heute Morgen bis auf eine halbe Stunde vor Neuhof ( 3 Stunden von hier nach Hanau zu ) vorgerückt und andere Truppen, preu- ßische Jnfanterie, Kuirassiere und Artillerie, sind wieder eingerückt. Wie freundlich die Preußen gesinnt sind, kann man daraus ermessen, daß sie nicht nur die Thüren der hiesigen Jnfanterieca- serne, sondern sogar auch die des Marstalls im hiesigen kurfürstlichen Schlosse mit Aerten einge- schmissen und sich in Besitz dieser Räumlichkeiten gesetzt haben. Die Truppenmasse, welche im Au- genblick zwischen Hünfeld und Neuhof sich bewegt, mag nach einem ungefähren Ueberschlag an 8000 Mann betragen. Die Bayern sind heute in Neu- hof eingerückt. Cheveanrlegers bilden ihre äußerste Spitze und grüne Husaren die der Preußen. Zwi- schen beiden Truppen liegt eine Distanze von kaum einer halben Stunde. ( K. Z. ) Hanau, 4. Nov. Es haben uns jetzt alle bayer. Truppen verlassen, um zu der Hauptmacht bei Schlüchtern zu stoßen, blos 2 Bat. Fußvolk, 1 Schwadron Reiter und eine halbe Batterie sind im Augenblick noch hier, indeß werden stündlich neue Truppen, darunter auch Oesterreicher, von Würzburg und Heilbronn her erwartet. Frankfurt, 4. Nov. Wie wir vernehmen, hat General v. d. Gröben, nachdem er in Hessen eingerückt, an die kurfürstl. Regierung ein Schrei- ben gerichtet, in welchem er in den höflichsten Ausdrücken diesen Einmarsch anzeigt, und als Zweck desselben die Besetzung der Preußen zuste- henden Etappenstraße angibt, sowie beifügt, daß er sich in keinerlei Weise in die innern Angele- genheiten des Kurstaates mischen werde. Auf die- ses Schreiben und die Nachrichten hin, daß Kassel und Fulda wirklich durch preußische Truppen be- setzt seien, hat die kurfürstliche Regierung sofort feierliche Verwahrung gegen einen solch gewalt- thätigen Eingriff in die Unabhängigkeit des Staa- tes und in die Selbstständigkeit der kurfürstlichen Regierung erhoben, und ihrem Gesandten in Ber- lin den Befehl gegeben, sofort diese Stadt zu verlassen, auch hat sie sogleich alle Verbindungen mit dem bei der kurfürstlichen Regierung beglau- bigten kgl. preußischen Gesandten förmlich abge- brochen. Ferner vernimmt man, daß die kurfürst- liche Regierung sich gestern noch an den deut- schen Bund um Schutz und Hilfe gewandt hat. ( K. Z. ) Frankfurt, 4. Nov. Der kurhessische Ge- sandte in Berlin, Herr v. Dörnberg, ist abbern- fen. Die Verwahrung lautet wie folgt: Die kgl. preuß. Regierung hat durch kgl. preuß. 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Das klingt recht schön, wenn nicht zu der Zeit dann auch das ganze Terrain um ein Bedeutendes erweitert würde und die Dänen bei ihrer großen Zahl dieses Terrain überall besser besetzen könnten. Die Macht der dänischen Armee ist seit den letzten 14 Tagen enorm verstärkt worden, alle Reservemannschaften und bis jetzt einerercirten Rekruten aus Dänemark und Nordschleswig sind zur Armee herangezogen, so daß dieselbe mindestens eine Stärke von 42 bis 45,000 Mann zählt. Außerdem wird aber Tag und Nacht an den Befestigungen des Cen- trums und des rechten Flügels gearbeitet, so wie an den Verbindungspunkten derselben bei Helling- beck und an den Verbindungspunkten des Centrums mit dem linken Flügel. Der linke Flügel bei Missunde ist zu jeder Jahreszeit gesichert wegen seiner Stellung hinter der Schlei. Nun wird sich in einigen Wochen die ganze Linie von Eckern- förde bis Friedrichstadt in einem Vertheidigungs- zustand befinden, wie ihn eine mit kriegswissen- schaftlichen Talenten ausgerüstete Armee in einer Zeit von 4 Monaten, bei fast ununterbrochener Ruhe, auszuführen im Stande ist. Lange Jn- santerie=Schanzen, hinter welchen hohe Wälle sich befinden, die mit Geschütz vom schwersten Kaliber bespickt, wechseln mit zahlreichen Blockhäusern, vor welchen Sternschanzen, Redouten und Laufgräben angebracht sind, alle Werke mit genauer Be- rechnung angelegt, so daß eins das andere er- gänzt. Auf der ganzen Linie befinden sich in den Wällen und Schanzen wohl 600 bis 800 schwere Geschütze, die man von Kopenhagen zu Schiffe nach Flensburg gebracht hat und die meistens von alten Kriegsschiffen herrühren. -- Unter diesen Umständen ist, auch wenn das gehoffte Frostwet- ter eintreten sollte, nicht viel Günstiges für die schleswig=holstein'sche Armee zu erwarten. Möchte man also noch vor dieser Zeit die Sache in Frie- den zu Ende bringen! -- Deutschland. Frankfurt, 30. Okt. Man ist durchaus im Ungewissen darüber, wie das neue hannöv. Mi- nisterium sich zur Bundesfrage stellen werde. Den Premierminister v. Münchhausen hält man für entschieden und treu; ebenso den Kriegsminister, General Jakobi. Dagegen befürchtet man, daß Lindemann und Mayer nur noch im erhöhten Maße die Bedenklichkeit theilen werden, welche Stüve der Ausführung des Bundehbeschlusses in Bezug auf Kurhessen entgegengesetzt hat. Der hannöv. Bundestagsgesandte Detmold ist in einer höchst unangenehmen Situation. Er hatte sich nach einem heftigen Kampfe der Meinung der übrigen Bundestagsgesandten gefügt, und auf ei- gene Verantwortlichkeit Namens Hannovers seine Zustimmung zu dem Bundesbeschlusse gegeben. 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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 265. Würzburg, 5. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische265_1850/2>, abgerufen am 27.04.2024.